Jahrzehnte habe ich die "Zeit" gern und gründlich gelesen. Heute lese ich nur noch selten darin. Wenn ich es tue, wundere ich mich immer darüber, wie man so weitschweifig, so redundant, so inhaltsleer schreiben kann. Das meiste, was auf einer Seite steht, könnte man ohne Informationsverlust in einem Zehn-Zeilen-Artikel unterbringen.
Aber nun gut, wir haben sie weiter abonniert, die "Zeit". Das "Zeit-Magazin" hat Hübsches; neben dem Kreuzworträtsel vor allem "Auf eine Zigarette", die knorrig-lebensweisen Äußerungen unseres letzten großen Rauchers.
Heute nun bekam ich Post von der "Zeit". Post, die zeigt, daß sie ihre Leser für Leser für Trottel hält.
Nein, nicht ihre Leser, sondern ihre potentiellen Leser. Die, die sie gern zu ihren Lesern machen möchte.
schon länger lese ich Dein ausgezeichnetes Blog. Heute musste ich mich einfach im Forum anmelden, denn: Mir ging es bei dieser Mail ganz genau so! Außerdem habe ich dann noch in der Datenschgutzerklärung gelesen, dass die Adresse für das Probeabo bzw. für das Gewinnspiel zu Werbezwecken weiterverkauft wird! Naja, bin trotzdem gespannt auf dieses Literaturmagazin, ein bisschen Abwechslung vom Thalia-Magazin wäre auch mal nett...
Lieber Zettel, das ist ja nun nichts neues, das man als langjähriger Kunde denkt, da kommt nun etwas ganz besonderes, was mir zu teil wird. Nein diese Bauernfängerei ist tagtäglich Gang und Gäbe. Zu Ihrer Freude eine kleine Entschädigung:
Der Blütenzweig
Immer hin und wider Strebt der Blütenzweig im Winde, Immer auf und nieder Strebt mein Herz gleich einem Kinde Zwischen hellen, dunklen Tagen, Zwischen Wollen und Entsagen.
Bis die Blüten sind verweht Und der Zweig in Früchten steht, Bis das Herz, der Kindheit satt, Seine Ruhe hat Und bekennt: voll Lust und nicht vergebens War das unruhvolle Spiel des Lebens.
Zitat von Thomas Pauliaber das Rätsel gibt's doch schon lange im Internet
Ich weiß, lieber Thomas. Aber da bin ich altmodisch: Ich will schon das richtige kleine Heft haben (habe das ZeitMagazin sehr vermißt, als es vorübergehend eingestellt gewesen war). Das wird dann auf einen Schreibblock geklemmt, an dem ein Spezial-Kugelschreiber ist, der nur für diesen Zweck dient.
Und dann geht's ans Rätseln. Wenn ich gut bin, dann brauche ich keinen Buchstaben zu ändern. Wenn ich schlecht bin, dann mußte ich etwas verbessern. Radiert wird nicht, sondern das Falsche wird dann erbarmungslos überschrieben.
Kommt aber zum Glück selten vor. Und wenn es fertig ist, dann kommt ein Haken dran. Ein kleiner, wenn es leicht war. Ein großer, wenn ich es schwer fand. Und schon mal zwei, drei, wenn es sauschwer war. Oder wenn ich besonders oft und laut lachen mußte.
Zitat von ZettelUnd dann geht's ans Rätseln. Wenn ich gut bin, dann brauche ich keinen Buchstaben zu ändern. Wenn ich schlecht bin, dann mußte ich etwas verbessern. Radiert wird nicht, sondern das Falsche wird dann erbarmungslos überschrieben.
Erstaunlich, wie sich unsere Methoden gleichen! Nur das mit dem Hakerl, darauf bin ich nicht gekommen!
Herzlich, Thomas
Nola
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23.09.2008 18:05
#8 RE: Zettels Meckerecke: Dummenfängerei der "Zeit"
In Antwort auf:Und wenn es fertig ist, dann kommt ein Haken dran. Ein kleiner, wenn es leicht war. Ein großer, wenn ich es schwer fand. Und schon mal zwei, drei, wenn es sauschwer war.
Entschuldigung, lieber Zettel, so einfach hatte ich mir die Beantwortung nicht vorgestellt.
In Antwort auf:Und wenn es fertig ist, dann kommt ein Haken dran. Ein kleiner, wenn es leicht war. Ein großer, wenn ich es schwer fand. Und schon mal zwei, drei, wenn es sauschwer war.
Entschuldigung, lieber Zettel, so einfach hatte ich mir die Beantwortung nicht vorgestellt.
Einfach, liebe Nola?
Ich bin erst ziemlich spät eingestiegen, und ich weiß noch genau, wann: Zu Ostern 1990. Da war ich mit dem Zug von Aachen nach einem Dorf bei Frankfurt/Oder unterwegs, und das war auf DDR-Seite eine Tagesreise. Die westlichen Bahnhöfe hatten noch nicht eimal komplette Fahrpläne für die DDR-Nebenstrecken; ich bin also wirklich "herumgezuckelt". Und auf dieser Reise habe ich mein erstes Kreuzworträtsel der "Zeit" gelöst, das dauerte ungefähr so lange wie die Fahrt.
Aber mit der Übung ging es flotter, heute vielleicht eine dreiviertel Stunde (dann war es zu leicht) oder eineinhalb Stunden (dann war es ein gutes Rätsel). Nachschlagen, Googeln usw. ist verboten.
Versuchen Sie's mal, liebe Nola, wenn Sie es nicht schon tun. Es ist wirklich ein gutes Rätsel, was man zB daran merkt, daß es um die vertikale Achse symmetrisch ist und keine Blindfelder enthält.
Und viele Lösungen sind so witzig, daß ich wirklich laut lachen muß; meine Frau weiß dann, womit ich befaßt bin. Nehmen wir mal die ersten beiden waagerechten Fragen im aktuellen Rätsel:
5 Ein Spitzname für den Ärmelverkürzungsaktivisten oder den Ramschhöker? Dem Pilzsammler keineswegs geheuer! (Krempling)
11 Dem Chef direktest unterstellt (Sessel)
oder auch:
36 Schimpft Aufsteher beim ersten Fußkontakt mit unbeheiztem Holzboden? Werden Kugel um Kugel los in heißen Phasen (Eisdielen)
Und manchmal sind's auch nur hübsche Umschreibungen, zum Beispiel senkrecht:
25 Einziger Tagesordnungspunkt auf der Hauptversammlung der Plapperisten und Schwadroneure (Gerede)
27 Verdient an Logistik vorwiegend auf Normalnullniveau (Reeder)
32 Samtauge junior (Kitz)
Bei sowas, liebe Nola, muß ich mal lachen, mal schmunzeln.
Zumal ich als einstiger Pilzsammler weiß, daß das mit dem Kahlen Krempling wirklich so eine Sache ist.
Herzlich, Zettel
Nola
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23.09.2008 19:11
#10 RE: Zettels Meckerecke: Kreuzworträtsel der "Zeit"
Zitat von ZettelZumal ich als einstiger Pilzsammler weiß, daß das mit dem Kahlen Krempling wirklich so eine Sache ist.
Das ist unfair! Ich kann keinen Kahlen Krempling von einem Samtfußkrempling unterscheiden und muß trotzdem darauf kommen! Na, abwarten, wnn mal wieder was aus der EDV kommt!
Herzlich, Thomas
Nola
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23.09.2008 21:07
#12 RE: Zettels Meckerecke: Kreuzworträtsel der "Zeit"
Zitat von Thomas PauliDas ist unfair! Ich kann keinen Kahlen Krempling von einem Samtfußkrempling unterscheiden und muß trotzdem darauf kommen! Na, abwarten, wnn mal wieder was aus der EDV kommt!
Wenn 37 senkrecht daß ist, was ich wegen 41 waagerecht vermute, weiß ich es nicht. Ursprünglich hatte ich auf MEER getippt. Paßt aber nicht.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von califaxWenn 37 senkrecht daß ist, was ich wegen 41 waagerecht vermute, weiß ich es nicht. Ursprünglich hatte ich auf MEER getippt. Paßt aber nicht.
37 senkrecht ist die gute alte Fifa. Und 41 waagerecht der noch gütere und noch ältere Lerneifer. Bei 37 waagerecht fehlt mir leider der letzte Buchstabe - FEH*.
Vermutlich wieder so ein norddeutsches Wort, wie sie Ecksteins Erbe so liebt - Ewer, Reet, Deern usw.
(Naja, und die e's. Viele Vokale, viele e's - darauf steht der Kreuzworträtselkonstrukteur).
Übrigens, da wir hier schon off topic plaudern - wußten Sie, lieber Califax, daß das von Homer verwendete griechische Alphabet das erste war, das alle Vokale schrieb, das man also zum "Gesang" verwenden konnte? Behauptete jedenfalls Raoul Schrott in dieser kürzlichen sehr sehenswerten Diskussion mit Altphilologen und Historikern bei Panzer.
Warum werden eigentlich in vielen alphabetischen Schriften die Vokale nicht geschrieben? (Wäre auch interessant, ein hebräisches oder arabisches Kreuzworträtsel zu sehen ).
Zitat von califaxWenn 37 senkrecht daß ist, was ich wegen 41 waagerecht vermute, weiß ich es nicht. Ursprünglich hatte ich auf MEER getippt. Paßt aber nicht.
37 senkrecht ist die gute alte Fifa. Und 41 waagerecht der noch gütere und noch ältere Lerneifer. Bei 37 waagerecht fehlt mir leider der letzte Buchstabe - FEH*.
Dann hatte meine Frau wohl recht, aber jetzt schläft sie schon, und ich hab es nicht mehr richtig im Kopf. Der letzte Konsonant war ein 'n' oder 'r'. Sie war sich nicht sicher, was genau es war, aber das Wort (eine plattdeutsche Ortsangabe) fiel ihr spontan ein.
Zitat von Zettel Übrigens, da wir hier schon off topic plaudern - wußten Sie, lieber Califax, daß das von Homer verwendete griechische Alphabet das erste war, das alle Vokale schrieb, das man also zum "Gesang" verwenden konnte? Behauptete jedenfalls Raoul Schrott in dieser kürzlichen sehr sehenswerten Diskussion mit Altphilologen und Historikern bei Panzer.
Ich glaube, die habe ich teilweise gesehen. Sehr interessant.
Zitat von Zettel Warum werden eigentlich in vielen alphabetischen Schriften die Vokale nicht geschrieben?
Meine Hypothese:
Weil Konsonanten, wenn man sie zur Übung einzeln ausspricht (oder wenn man sie beim Namen nennt), immer mindestens einen Vokal mitschleppen. Das kann man als Standard für die Schrift benutzen und muss dann nur noch Ausnahmen lernen. Mit der Zeit ändern sich Vokale und Silben, aber die Schreibung ist von Natur aus konservativ.
Und irgendwann stellt man sich seltsame Fragen: Warum schreiben die Deutschen 'ei', wenn sie 'ai' meinen und 'sch' statt des an dieser Stelle stehenden Zischlauts? Warum schreiben die Engländer 'Gloucester', wenn sie 'Gloster' meinen, und wo ist der praktische Buchstabe für die dentalen Frikative hin? Warum haben niederdeutsche Städte so sinnlose Namen wie Bocholt oder Ocholt, wärend der dumme Volksmund ihnen (nur leicht gewandelt) so sinnvolle Namen wie Bohkelt (Boc-Holt = Buchenhain) und Ohkelt (Oac-Holt = Eichenhain) gibt?
Ich glaube, es ist einfach das, was so gern als Sprachverfall verunglimpft wird. Man hat sich eine Schrift ausgedacht, die für die Gelehrten fast selbsterklärend war. Und dann hat sich die verdammte Sprache einfach gewandelt, und die Schrift blieb zurück. Und seitdem ist das Gezeter der Gebildeten unüberhörbar. :)
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Zitat von ZettelWarum werden eigentlich in vielen alphabetischen Schriften die Vokale nicht geschrieben?
Meine Hypothese: Weil Konsonanten, wenn man sie zur Übung einzeln ausspricht (oder wenn man sie beim Namen nennt), immer mindestens einen Vokal mitschleppen. Das kann man als Standard für die Schrift benutzen und muss dann nur noch Ausnahmen lernen.
Das leuchtet mir ein. Die kleinste artikulatorische Einheit ist die Silbe, nicht das Phonem. Was ja auch physiologisch begründet ist - die Phonation (im Sinn von voicing) und die Artikulation gehören zusammen; sie sind zwei Komponenten derselben motorischen Programme. Die reine Phonation (Schwingungen der Stimmlippen ohne eine Modifikation des Luftstroms durch die Artikulatoren) ist ebenso unphysiologisch wie die reine Artikulation (Verwirbelung des Lufstroms durch die Stellung der Artikulatoren).
Zitat von califaxMit der Zeit ändern sich Vokale und Silben, aber die Schreibung ist von Natur aus konservativ.
Gewiß. Mein Lieblingsbeispiel ist das von G.B. Shaw: "Fish" könnte man auch "ghoti" schreiben - gh wie in "laugh", o wie in "women" und ti wie in "mention" ausgesprochen.
Nur: Gab und gibt es denn nicht in den alphabetischen Sprachen, die die Vokale nicht mitschreiben, jede Menge Morpheme, die sich nur im Vokal unterscheiden? Also à la Wand, Wind und wund; gut und geht; Lesung und Lösung. Das gibt es doch sicher auch im Hebräischen, im Arabischen usw., oder?
Zitat von califaxIch glaube, es ist einfach das, was so gern als Sprachverfall verunglimpft wird. Man hat sich eine Schrift ausgedacht, die für die Gelehrten fast selbsterklärend war. Und dann hat sich die verdammte Sprache einfach gewandelt, und die Schrift blieb zurück.
Das erklärt das Auseinanderdriften von Schrift und Phonologie; also daß Sprachen "phonologisch tief" werden wie das Englische oder auch, auf andere Art, das Französische. Aber mir scheint es noch keine hinreichende Erklärung dafür zu sein, daß in den ältesten alphabetischen Schriftsystemen die Vokale nicht geschrieben wurden.
Obwohl mir Ihr Ansatz sehr gefällt, weil er eine ganz neue Perspektive eröffnet: Diese Schriftsysteme wären dann die sozusagen physiologisch natürlichen gewesen, weil sie die natürliche Einheit von Phonation und Artikulation abbilden. Während getrennte Zeichen für Konsonanten und Vokale sie auseianderreißen.Vielleicht könnte man sagen, daß die geschriebenen Vokale sozusagen zunächst so etwas wie hinzugefügte Aussprachehilfen waren? Sagen wir, wie unsere Satzzeichen?
Zitat von Zettel Nur: Gab und gibt es denn nicht in den alphabetischen Sprachen, die die Vokale nicht mitschreiben, jede Menge Morpheme, die sich nur im Vokal unterscheiden? Also à la Wand, Wind und wund; gut und geht; Lesung und Lösung. Das gibt es doch sicher auch im Hebräischen, im Arabischen usw., oder?
Ich weiß es nicht, würde aber darauf wetten. Vielleicht sollte man einfach mal Lila fragen.
Zitat von Zettel
Zitat von califaxIch glaube, es ist einfach das, was so gern als Sprachverfall verunglimpft wird. Man hat sich eine Schrift ausgedacht, die für die Gelehrten fast selbsterklärend war. Und dann hat sich die verdammte Sprache einfach gewandelt, und die Schrift blieb zurück.
[...] Aber mir scheint es noch keine hinreichende Erklärung dafür zu sein, daß in den ältesten alphabetischen Schriftsystemen die Vokale nicht geschrieben wurden.
Das ist es ja auch nicht. Es ist meine persönliche Hypothese, die sich nicht beweisen läßt. Vielleicht gibt es bei den Altsprachlern wenigstens eine Argumentation, die meine Hypothese zerschlägt, indem sie alte Textfragmente zu einer besseren Hypothese zusammenfügt. Ich weiß es leider nicht.
Zitat von Zettel Diese Schriftsysteme wären dann die sozusagen physiologisch natürlichen gewesen, weil sie die natürliche Einheit von Phonation und Artikulation abbilden. Während getrennte Zeichen für Konsonanten und Vokale sie auseianderreißen.Vielleicht könnte man sagen, daß die geschriebenen Vokale sozusagen zunächst so etwas wie hinzugefügte Aussprachehilfen waren? Sagen wir, wie unsere Satzzeichen?
Das ist noch frecher als meine Hypothese. :)
Ich habe irgendwo gelesen, daß man so ähnlich eine Evolution der Buchstaben aus Hyroglyphen herleiten könnte: Silbenzeichen, die die Schwäche von Wortzeichen allmählich ausgleichen. Ich glaube, es ging um die ägyptische Zeichenschrift und um einen Vergleich von japanischen und chinesischen Schriftzeichen. Möglich ist auf jeden Fall, daß die meisten Buchstabenschriften aus Silben- und Wortschriften entstanden sind, bei denen Zahl und Bedeutung der Zeichen immer mehr reduziert wurde: Vom Wort/Begriff zur Silbe zum Buchstaben. Die germanischen Runen würden in dieses Schema passen. Sie sind sowohl religiöse Begriffe wie auch Lautzeichen. Wenn man sich vorstellt, wie hebräische Zeichen aus (möglicherweise auch importierten) Hyroglyphen entstanden sein könnten, kann man sich auch vorstellen, daß sie irgendwann nur noch für gängige Silben und Phrasen standen, die von den Schreibern eben besonders häufig festgehalten werden mussten. Domainspezifische Sprache ist ja stark formalisiert und eingeengt. Daß man sie dann auf Konsonanten reduziert hat, wäre dann die Folge von: - einer höheren Alphabetisierungsrate, durch die man auch ursprünglich nicht niedergeschriebene Lautfolgen, Worte und Wortfolgen auffangen musste - Lautwandel, der ursprünglich für selbstverständlich gehaltene Lautgesetze ad absurdum führte.
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als alter Niedersachse habe ich spontan FEHN (http://de.wikipedia.org/wiki/Fehn) hingeschrieben. Das hieß in unserem Platt auch "Moor". Vermutlich war's egal, ob da nun Pilze wuchsen oder nicht...
Herzlich, Thomas
Pentas
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Beiträge:
24.09.2008 09:19
#21 RE: Zettels Meckerecke: Kreuzworträtsel der "Zeit"
In Antwort auf:Wieviele Bücher ich denn im Jahr lese, wollte man wissen (höchste Kategorie: "Mehr als 15").
Könnte es sein dass die Anzahl der gelesen Bücher ein intellektueller Schwanzvergleich ist? Dicke Bücher haben bis zu den 50-fachen Wortumfang wie manch dünnes Büchlein. Nicht umsonst sind viele Bücher in den Bestsellerlisten eher dünn, aber für das Gebotene teilweise doch noch viel zu dick. Ist doch erstaunlich auf nur 160 Sieten Langeweile aufkommen zu lassen. Dann doch lieber etwas von Heimito von Doderer. Auch teilweise etwas langatmig, aber dann wieder umso fesselnder.
Als Kind hatte ich ganz gerne Bücher von Thomas Brezina gelesen, Lesedauer ca. 80 Minuten. Hatte ich mal Zeit waren das einige Bücher pro Tag. Es hätte aber auch anspruchsvollere Lektüre sein können. An dieser Stelle möchte ich dafür meine Eltern ein wenig schelten.
Diesem Blog und auch dem Forum verdanke ich schon so manch angenehme Lektüre.
Zitat von Pentas.. Bücher in den Bestsellerlisten eher dünn ..
Lieber Pentas,
schon lange hege ich den Verdacht, daß diese Bestsellerlisten von Leuten gelesen werden, die ein Buch verschenken wollen, was dann wieder Verkaufszahlen generiert, die in diesen Listen reflektiert werden. Und weil man ja nix verschenken will, das exotisch ist, orientiert man sich an den vorderen Plätzen, was wiederum einen sich selbst verstärkenden Regelmechanismus erzeugt. Was alles nicht heißt, daß diese Bücher auch gelesen werden...
Dieser Mechanismus gilt für alle modeabhängigen Waren, egal ob es sich dabei um Literaur, Musik, Gemälde, Bekleidung oder Möbeltinktur extra vergine handelt. Ich bin in meinem kurzen Leben schon unglaublich vielen Leuten begegnet, die ganz offen gesagt haben, sie würden immer die Musik hören und kaufen, die gerade in den Top-10 sei. Was der Qualle ihr Rückgrat ist vielen Menschen ihr Charakter.
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In Antwort auf:Wieviele Bücher ich denn im Jahr lese, wollte man wissen (höchste Kategorie: "Mehr als 15").
Könnte es sein dass die Anzahl der gelesen Bücher ein intellektueller Schwanzvergleich ist?
Natürlich ist es das. Und es ist auch eine kommerziell uninteressante Frage, weil sie nur Stückzahlen aber nicht Umsatz abfragt. Ich könnte gar nicht sagen, wieviele Bücher ich pro Jahr lese. Ich lese ode ich lese nicht. Ich brauche da nichts abzuhaken. Der letzte Roman, die ich durchgelesen habe, war "Doktor Schiwago" von Pasternak. Trotz des Umfangs fand ich den Wälzer spannend bis zuletzt. (Die Filme sind trotzdem furchtbar.) Davor waren Hemingways "Über den Fluß und in die Wälder" und Solschenizyns "August 14" dran. Ich befürchte, das ist sehr schlcht für meine Lesequote. Und noch schlechter für mein modisches Bewusstsein. Ich hoffe, man wird mich demnächst noch in die Buchläden lassen. (Hoffentlich bemerkt auch niemand, daß ich meine Bücher oft gebraucht aus dem Sozialkaufhaus beziehe.) Und um auch noch den letzten Rest der ZEIT-Frage zu demontieren: Meist lese ich eh Fach- und Sachbücher. Aber! Ich habe als Kind einmal wahnsinnig viele Bücher gelesen, mindestens 20 pro Woche. Da hatte ich die Comic-Sammlung meiner Schwester erbeutet. Je länger man über sein Leseverhalten nachdenkt, desto klarer wird, daß die Frage nach der Zahl der gelesenen Bücher völlig unsinnig ist.
Aber dieser Unsinn ist in Mode. Bei Diskussionen über den neuesten Sittenverfall der schlimmsten Jugend aller Zeiten wirft man oft genug Leuten, die fast alles in ihrem Leben schriftlich aus dem Netz erfahren, vor, sie würden nicht genug lesen. Der Unterschied von Quantität und Qualität scheint gerade Gebildete vor unüberwindliche intellektuelle Hürden zu stellen.
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