Zitat von Frank2000
In der FAZ ist ein längerer Artikel von Lafontaine. Kann sich jeder selbst ein Bild machen; wobei ich die Trennung zwischen "Sozialisten" und "Kommunisten" als Propaganda betrachte. So im Sinne von "Das sind keine unschuldigen Opfer, sondern Kollateralschäden". Ich habe aber keine Lust, als Kollateralschaden von Lafontaines kommunistischen Träumen zu enden.
Danke, lieber Frank, für den Hinweis auf diesen sehr interessanten Artikel.
Einen Unterschied zwischen Kommunismus und Sozialismus gibt es nicht. Die angeblich von Marx vorgesehene Stufenfolge "Dikatur des Proletariats --> Sozialismus --> Kommunismus" hat dieser nie theoretisch entwickelt; man bezieht sich da immer auf ein paar Randbemerkungen in der "Kritik des Gothaer Programms". Das ist Diamat für Anfänger.
Die kommunistischen Staaten haben sich selbst stets als sozialistisch bezeichnet. Die Kommunisten in der Bundesrepublik sprachen gern vom "real existierenden Sozialismus", in Abgrenzung von irgendwelchen Utopien. In der DDR wurde der "Aufbau des Sozialismus" propagiert, die "allseits entwickelte sozialistische Persönlichkeit".
Wenn heute "Die Linke" den Kommunismus als Sozialismus bezeichnet, dann folgt sie damit nur diesem Sprachgebrauch.
Was nun Oskar Lafontaines Artikel angeht, lieber Frank - vielleicht komme ich noch ausführlich darauf zurück; er scheint mir sehr entlarvend zu sein.
Gelernte Marxisten dürften über ihren Genossen Lafontaine nur den Kopf schütteln und "utopischer Sozialist" murmeln. Denn Lafontaine versucht ja weder eine Analyse des gegenwärtigen Kapitalismus, noch deutet er auch nur an, wie er sich denn den Sozialismus vorstellt, den er entwirft.
Er malt einfach ein Wolkenkuckucksheim aus, in dem alle frisch, fromm, fröhlich, frei und glücklich leben. Und er hat sich dafür - staun, staun - die Zauberformel ausgedacht, vom Kapitalismus die Freiheit und vom Sozialismus die Gerechtigkeit zu übrnehmen. Beides zu gleichen Teilen in einen Mörser, a bisserl stampfen, umrühren - und fertig ist das Paradies auf Erden.
Der alte Marx, der zwar ein Spinner war, aber ein intelligenter, hätte sich über soviel angebliche Naivität kaputtgelacht.
Wenn es denn Naivität ist. Vermutlich ist es eher Dummheit. Lafontaine ist ein genialer Taktiker. Daß er jemals etwas, das ein wenig kompliziert hat, intellektuell erfaßt hat, das hat er noch nie unter Beweis gestellt.
Die alberne Art, wie er Zitate, die er sich hat herauspicken lassen oder vielleicht selbst ergoogelt hat, aneinanderreiht - mal Rousseau, mal Eucken, mal Eisenhower, alle geben sie ihm recht, man faßt es nicht
-, zeigt das Niveau dieses Artikels.
Aber viele werden das doll finden. Denn Lafontaine drückt ja das aus, was viele sich wünschen: Friede, Freude, Eierkuchen.
Herzlich, Zettel