Lieber Zettel, heute morgen auf n-tv erste Berichterstattung. Der amerikanische Journalist Don Jordan wurde interviewt und meinte "für ihn wäre es "gleichstark" ausgegangen. McCain hätte in der Außenpolitik gepunktet und Obama in der Wirtschaftspolitik. Um so erstaunter war er dann, das Umfragen kurz danach besagten: das ca. 63 Prozent für Obama und 27 Prozent für McCain gestimmt hätten. Er wies auch darauf hin, das dieses erste Duell-Ergebnis meist wegweisend für den weiteren Wahlverlauf wäre. Er erinnerte an Nixon und Kennedy. "Ja und nun muß man abwarten".
Zur Zeit läuft die Übersetzung auf Phönix.
edit: Übrigens hat man vergebens darauf gewartet, das McCain "aus der Haut fährt". Diese Punkte hat er dem Gegner nicht überlassen.
Zitat von NolaUm so erstaunter war er dann, das Umfragen kurz danach besagten: das ca. 63 Prozent für Obama und 27 Prozent für McCain gestimmt hätten. Er wies auch darauf hin, das dieses erste Duell-Ergebnis meist wegweisend für den weiteren Wahlverlauf wäre.
Das sind, liebe Nola, natürlich in Wahrheit keine Umfragen.
Kein Institut hat die Ressourcen, um innerhalb weniger Stunden 1000 bis 2000 zufällig ausgewählte Menschen zu interviewen (faktisch muß man dazu ein Vielfaches der Anrufe tätigen, denn der Ausgesuchte ist ja nicht immer erreichbar) - noch dazu in der Nacht! (Als die Debatte um halb fünf deutscher Zeit zu Ende war, war es in New Yor halb elf Abends, in Los Angeles halb acht!).
Also, das ist Humbug. Aber natürlich gezielter Humbug, denn es gibt da - Jordan spielte vermutlich darauf an - einen Rückmeldeeffekt:
Fragt man Zuschauer sofort nach einer Debatte, dann wissen sie oft nicht, wer "gewonnen" hat; sie finden beide mehr oder weniger gleich gut. Dann werden solche "Umfragen" veröffentlicht, es erscheinen Kommentare in den Zeitungen, die TV-Journalisten bewerten die beiden Kandidaten.
Und schwupp! haben immer mehr Zuschauer eine Meinung. So war es 2005, als Merkel und Schröder anfangs fast gleich bewertet wurden, dann aber die SPD-nahen Medien massiv aufdrehten und schon bald eine Mehrheit überzeugt war, daß Schröder "gewonnen" hätte.
CNN hat soeben auch Daten veröffentlicht. Aber dort ist man professionell und sagt, wie sie zustande gekommen sind: Befragung (Opinion Research Poll) nicht einer repräsentativen Stichprobe, sondern eines Panels, in dem noch dazu die Demokraten überrepräsentiert waren!
Und trotzdem sah das Ergebnis nicht so aus wie in der "Umfrage", die Sie zitieren. Sondern bei den Männern lagen die beiden fast gleichauf (48 zu 46 für Obama), und bei den Frauen führte Obama mit 59 zu 31 Prozent. Wie gesagt, bei einem Panel, in dem die Demokraten in der Mehrheit waren, nicht repräsentativ.
Es werden in den nächsten Stunden noch viele solcher "Umfragen" publiziert werden; wie "Spiegel-Online" berichten wird, kann man sich ausmalen.
Eines wird man allerdings sehen müssen: McCain hat nicht mit einem, sagen wir k.o.-Sieg gewonnen. Und den würde er brauchen, weil er in den Umfragen - wenn auch knapp - nach wie vor hinten liegt. Nach meiner Einschätzung hat im Augenblick Obama eine 3 : 1 - Chance, der 44. Präsident zu werden.
Herzlich, Zettel
Nola
(
gelöscht
)
Beiträge:
27.09.2008 12:37
#4 RE: Der 44. Präsident der USA (23): Die Debatte
Zitat von NolaUm so erstaunter war er dann, das Umfragen kurz danach besagten: das ca. 63 Prozent für Obama und 27 Prozent für McCain gestimmt hätten. Er wies auch darauf hin, das dieses erste Duell-Ergebnis meist wegweisend für den weiteren Wahlverlauf wäre.
Das sind, liebe Nola, natürlich in Wahrheit keine Umfragen.
Kein Institut hat die Ressourcen, um innerhalb weniger Stunden 1000 bis 2000 zufällig ausgewählte Menschen zu interviewen (faktisch muß man dazu ein Vielfaches der Anrufe tätigen, denn der Ausgesuchte ist ja nicht immer erreichbar) - noch dazu in der Nacht! (Als die Debatte um halb fünf deutscher Zeit zu Ende war, war es in New Yor halb elf Abends, in Los Angeles halb acht!).
Also, das ist Humbug. Aber natürlich gezielter Humbug, denn es gibt da - Jordan spielte vermutlich darauf an - einen Rückmeldeeffekt:
Fragt man Zuschauer sofort nach einer Debatte, dann wissen sie oft nicht, wer "gewonnen" hat; sie finden beide mehr oder weniger gleich gut. Dann werden solche "Umfragen" veröffentlicht, es erscheinen Kommentare in den Zeitungen, die TV-Journalisten bewerten die beiden Kandidaten.
Das es nur eine erste Zuschauerumfrage war, lieber Zettel, ist schon klar. Aber dennoch gab es eine erste Einschätzung wieder, ob es zum Schneeballeffekt kommt, wird man sehen. Was mich dann natürlich auch noch mal dazu gebracht hat, n-tv, zu "ergoogeln"! Meines Wissens war n-tv zu 50 % CNN und der Rest Holtzbrinck Verlag. Diese 50 % hat Bertelsmann aber schon längst gekauft und Ende 2005 die restlichen 50 % von Time Warner über seine Tochter Turner Broadcasting System, die den TV-Kanal CNN betreibt, gekauft. Also kurzum - RTL
Da kann man also davon ausgehen, das eine konforme Berichterstattung nicht ausbleibt.
Zitat von ZettelCNN hat soeben auch Daten veröffentlicht. Aber dort ist man professionell und sagt, wie sie zustande gekommen sind: Befragung (Opinion Research Poll) nicht einer repräsentativen Stichprobe, sondern eines Panels, in dem noch dazu die Demokraten überrepräsentiert waren! Und trotzdem sah das Ergebnis nicht so aus wie in der "Umfrage", die Sie zitieren. Sondern bei den Männern lagen die beiden fast gleichauf (48 zu 46 für Obama), und bei den Frauen führte Obama mit 59 zu 31 Prozent. Wie gesagt, bei einem Panel, in dem die Demokraten in der Mehrheit waren, nicht repräsentativ.
Inzwischen liegen weitere Reaktionen und Umfragen vor, und es zeichnet sich dieses Bild ab:
Die meisten Experten beurteilen die beiden Kontrahenten als ungefähr gleich erfolgreich, mit Vorteilen für Obama vor allem bei der Wirtschaftspolitik und für McCain bei der Außen- und Sicherheitspolitik. Eine knappe Mehrheit fand insgesamt McCain besser.
Beim Publikum aber ist Obama eindeutig besser angekommen, und zwar nicht aufgrund höherer Kompetenz, sondern weil er sympathischer wirkte. Er wird vor allem als einer beurteilt, der die Sorgen und Nöte des Kleinen Mannes "versteht".
Obama hat das auch dadurch erreicht, daß er - ich habe das in dem Artikel erwähnt - direkt in die Kamera blickte, während McCain, doch auch er ein Profi, unverständlicherweise zu Jim Lehrer sprach, also weg von der Kamera.
Hinzu kamen die populistischen Aussagen Obamas (er werde die Steuern für "95 percent of working families" senken - was genau sind "working families"?). Während McCain, ehrlich wie er ist, an seiner Forderung festhielt, die Unternehmenssteuern zu senken. In dem verlinkten Artikel merkt dazu Nate Silver an, daß das ja ökonomisch vernünftig sein mag, aber daß mit solchen "technokratischen" Aussagen Bush sen. die Wahlen 1992 verloren hätte.
Kurz, Obama hat gewonnen, weil er der König der Herzen war. Und McCain hat verloren, weil er erstens rational argumentiert hat und zweitens kalt und überheblich wirkte.
* Thursday, October 2, 2008, 8 p.m. CDT at Washington University in St. Louis' Field House Gymnasium in St. Louis, Missouri,[14] moderated by Gwen Ifill.
Pikant daran, ist dass am 20.01.2009 (also am Tag der Amtseinführung des neuen Präsidenten), ein Buch von Frau Ifill erscheint: The Breakthrough: Politics and Race in the Age of Obama. http://en.wikipedia.org/wiki/Gwen_Ifill
Und in diesem Buch scheint Frau Ifill nicht wirklich unvoreingenommen zu sein, sondern im Gegenteil ziemlich die Trommel für Obama zu rühren.
Zitat von Amazon.comIn The Breakthrough, veteran journalist Gwen Ifill surveys the American political landscape, shedding new light on the impact of Barack Obama’s stunning presidential campaign and introducing the emerging young African American politicians forging a bold new path to political power…Drawing on interviews with power brokers like Senator Obama, former Secretary of State Colin Powell, Vernon Jordan, the Reverend Jesse Jackson, and many others, as well as her own razor-sharp observations and analysis of such issues as generational conflict and the ‘black enough’ conundrum, Ifill shows why this is a pivotal moment in American history.
Wie kann so jemand die Debatte moderieren? Oder reagiere ich da über?
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