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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 777 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.09.2008 15:37
Marginalie: Wieder ein Somst Antworten

In letzter Zeit ist das Feuilletonistische in ZR a bisserl zu kurz gekommen. Hier ein kleines Feuilleton, recycelt.

tilia Offline



Beiträge: 26

27.09.2008 21:45
#2 RE: Marginalie: Wieder ein Somst Antworten

Die Liebe zum Altweibersommer, dieser goldenen Zwischenjahreszeit, kann ich absolut nachfühlen, lieber Zettel.
Dazu ein Gedicht von Peter Huchel:

Oktober, und die letzte Honigbirne
hat nun zum Fallen ihr Gewicht,
die Mücke im Altweiberzwirne
schmeckt noch wie Blut das letzte Licht,
das langsam saugt das Grün des Ahorns aus,
als ob der Baum von Spinnen stürbe,
mit Blättern, zackig wie die Fledermaus,
gesiedet von der Sonne mürbe.

Durchsüßt ist jedes Sterben von der Luft,
vom roten Rauch der Gladiolen,
bis in den Schlaf der Schwalben wird der Duft
die Traurigkeit des Lichts einholen,
bis in den Schlaf der satten Ackermäuse
poltert die letzte Walnuß ein,
die braun aus schwarzgrünem Gehäuse
ans Licht sprang als ein süßer Stein.

Oktober, und den Bastkorb voll und pfündig
die Magd in Spind und Kammer trägt,
der Garten, nur von ihrem Pflücken windig,
hat sich ins müde Laub gelegt,
und was noch zuckt im weißen Spinnenzwirne,
es flöge gern zurück ins Licht,
das sich vom Ast die letzte Birne,
den süßen Gröps des Herbstes bricht.

(Oktoberlicht)

Tilia

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.09.2008 03:42
#3 RE: Marginalie: Wieder ein Somst Antworten

Danke, liebe Tilia! Schönes Gedicht.

Nur, was ist ein Gröps?

Herzlich, Zettel

tilia Offline



Beiträge: 26

28.09.2008 10:12
#4 RE: Marginalie: Wieder ein Somst Antworten

Gröps kenne ich auch als Grüps - so nennt man hier im Fränkischen den Apfelbutzen .

Tilia

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.09.2008 10:52
#5 RE: Marginalie: Wieder ein Somst Antworten

Zitat von tilia
Gröps kenne ich auch als Grüps - so nennt man hier im Fränkischen den Apfelbutzen .

Ach, ein Krotze! Das hätte Huchel doch gleich schreiben können ...

Krotze jedenfalls hieß das im Odenwald, wo mal ein Bauer mir armem hungrigen Städterkind einen Apfel geschenkt hat, vielleicht 1947 oder 1948, und mich dann ausgeschimpft hat, weil ich den Krotze nicht auch mitgegessen habe.

War ein sogenannter Bohneappel. Die Bäume wuchsen am Straßenrand, und die Ernte wurde jedes Jahr versteigert. Eigentlich für den Äbbelwoi gedacht.

Wahrscheinlich war das auch im Somst.

Herzlich, Zettel

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

29.09.2008 11:35
#6 RE: Marginalie: Wieder ein Somst Antworten

Zitat von Zettel
In letzter Zeit ist das Feuilletonistische in ZR a bisserl zu kurz gekommen. Hier ein kleines Feuilleton, recycelt.



Liegt der Masermontag nicht auch im Somst?

(Der Masermontag ist eine Erfindung von Max Goldt:
Ein anderes Beispiel: "Nein zu Masermontag". Darin erwägt Goldt die Einführung eines vierten "richtig schön gesellschaftslähmenden und wirtschaftsschädigenden Doppel- bis Dreifachfeiertag" zum Beispiel versuchsweise "Ende der dritten Septemberwoche". Dieses Fest solle "Masern" heißen....
http://www.forumromanum.de/member/forum/...adid=1167157969

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.09.2008 12:53
#7 RE: Marginalie: Wieder ein Somst Antworten

Zitat von Dagny
Liegt der Masermontag nicht auch im Somst?
(Der Masermontag ist eine Erfindung von Max Goldt:
Ein anderes Beispiel: "Nein zu Masermontag". Darin erwägt Goldt die Einführung eines vierten "richtig schön gesellschaftslähmenden und wirtschaftsschädigenden Doppel- bis Dreifachfeiertag" zum Beispiel versuchsweise "Ende der dritten Septemberwoche". Dieses Fest solle "Masern" heißen....
http://www.forumromanum.de/member/forum/...adid=1167157969

Ja, liebe Dagny, ich kann bestätigen, daß die dritte Septemberwoche eindeutig im Somst liegt.

Das wäre doch mal schön - herauszufinden, wo der Somst literarisch verarbeitet wurde.

Mein absolutes Lieblingsbuch von Arno Schmidt zum Beispiel, "Abend mit Goldrand", spielt im Somst - an einem warmen Oktobertag.

Herzlich, Zettel

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

14.10.2010 10:08
#8 RE: Marginalie: Wieder ein Somst Antworten

Zitat
So, jetzt muß ich wieder in den Garten, den Somst genießen und die zweite Hälfte des Kreuzworträtsels lösen. (Es ist auch sozusagen geographisch die zweite Hälfte - rechts bin ich durch, aber links hapert es mal wieder)



Das war im Somst 2008, doch Zettel hat, die schönste Jahreszeit nicht mehr bedacht.

Sollte es am „Sarrazinieren“ liegen oder am Islam, an Grünen, Rechten und auch Linken, man könnt in Arbeit fast versinken. Vielleicht der Kopfbahnhof oder Stuttgart21 gar? Hier Eugen Roth und was er sagt:

Der Unschlüssige

Ein Mensch, zum Bahnhof dauerlaufend, mit Seitenstechen, mühsam schnaufend,
sieht auf die Uhr, es wird zu knapp – und augenblichlich macht er schlapp:
enthoben seinem höhern Zwecke, schleicht er jetzt lahm wie eine Schnecke,
nimmt immerhin sich seine Karte, das er den nächsten Zug erwarte.

Und sieht – und meint nicht recht zu sehn – den Zug noch auf dem Bahnsteig stehn.
Mit seinen letzten Lebensgeistern, hofft er nun, es noch zu meistern,
setzt an zum Endspurt im Galoppe, voll Angst, dass doch das Glück ihn foppe,
lässt jäh er sinken Mut und Kraft.

Bis er sich wieder aufgerafft, vergehn Sekunden tödlich tropfend.
Der Mensch mit wilden Pulsen klopfend, fragt sich im Laufen ob er träumt:
Der Zug, den er, an sich, versäumt, steht noch – gesetzt der Fall er sei’s -
ganz ungerührt auf seinem Gleis.

Doch eh der Mensch sich noch im klaren, beginnt der Zug jetzt abzufahren.
Der Mensch kann noch die Tafel lesen, jawohl, es wär sein Zug gewesen.

♥lich Nola

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