Es ist, denke ich, genau vier Wochen vor den Wahlen an der Zeit, eine (bedingte) Prognose zu wagen: Wenn nicht etwas sehr Unerwartetes passiert (ein schlimmer Patzer Obamas; eine große außenpolitische Krise), dann wird Barack Obama der 44. Präsident der USA sein.
Teil 2 enthält weitere, aktuelle Umfrageergebnisse zu Obamas Vorsprung; vor allem aber einen Blick auf Sarah Palin. Vielleicht die Thatcher der USA?
Warum wird einem Sozialdemokraten mehr Wirtschaftskompetenz zugetraut als einem Conservativen? Wo gibts denn sowas?
Ich wundere mich, seit Beginn der ernsthaften Krise, dass Obama in Wirtschaftsfragen besser dasteht als McCain. Sind die USA denn so dem Keynsianismus verfallen, dass eine Mehrheit glaubt, die Politik, Obama koenne im Alleingang die Ersparnisse retten?
Oder laeuft die Gleichung so: Krise ist von denen da oben verschuldet - Obama ist einer von uns und McCain einer von denen?
Zitat von DagnyWarum wird einem Sozialdemokraten mehr Wirtschaftskompetenz zugetraut als einem Conservativen? Wo gibts denn sowas?
Ich wundere mich, seit Beginn der ernsthaften Krise, dass Obama in Wirtschaftsfragen besser dasteht als McCain. Sind die USA denn so dem Keynsianismus verfallen, dass eine Mehrheit glaubt, die Politik, Obama koenne im Alleingang die Ersparnisse retten?
Oder laeuft die Gleichung so: Krise ist von denen da oben verschuldet - Obama ist einer von uns und McCain einer von denen?
Leider nur wenig Zeit, da hier nur ein kurzer Antwortversuch. Das hat extrem viel mit der Beihilfenpolitik der Dems zu tun. Reps neigen dazu zu sagen, das jeder eben fuer sich selbstverantwortlich ist. Sprich, Du hast Dir ein Haus gekauft und danach weiter Kreditkartenschulden gemacht? Gut, das ist dein Problem. Geh arbeiten sei sparsam und bezahle deine schulden. Dems wollen da ehr ihrer Waehlerschaft unter die Arme greifen, Beihilfe hier, Beihilfe da etc. Da versprechen sich natuerlich sehr viele was von. Die Diskussion hatte ich vor kurzem auch in der Familie als wir auf dieses Thema kamen und ein eigentlich Konservativer ploetzlich warme Gefuehle fuer die Dems entwickelte. Mein Einwand das doch gerade die Dems trotz Mehrheit in beiden Haeusern nichts auf die Reihe bekommen haben und das Ansehen zur Zeit noch unter der von Praesident Bush liegen wuerde, kam dann eben na ja die werden uns dann schon ehr ein wenig unter die Arme greifen. Meine Frage was dies denn nun mit Wirtschaftskompetenz zu tun haette, schliesslich haetten ja gerade die Dems dafuer gesorgt das die Banken jedem dahergelaufenen eine Morgage geben mussten wurde erst mit schweigen quittiert und dann mit einem brummen das Gespraech beendet. Yes Sir, war alles was mir dazu einfiel. Nun was will ich damit sagen? Es ist weniger so dass die Waehler Obama in Sachen echter Wirtschaftskompetenz mehr zu trauen sondern mehr im Verteilen von Pflastern und das ist eben das was die meisten Waehler interessiert. Leider...
Zitat von DagnyIch wundere mich, seit Beginn der ernsthaften Krise, dass Obama in Wirtschaftsfragen besser dasteht als McCain. Sind die USA denn so dem Keynsianismus verfallen, dass eine Mehrheit glaubt, die Politik, Obama koenne im Alleingang die Ersparnisse retten?
Oder laeuft die Gleichung so: Krise ist von denen da oben verschuldet - Obama ist einer von uns und McCain einer von denen?
Das frage ich mich auch, liebe Dagny. Ich bin noch auf der Suche nach Umfragedaten, die diese seltsame Präferenz für Obama ausgerechnet in Wirtschaftsfragen erklären.
Ich vermute - vermute! - zweierlei: Erstens wird ja auch in den USA die jetzige Krise dem freien Markt, der "Gier" usw. zugeschrieben, jedenfalls von vielen. Und McCain steht nun mal für Deregulierung, für mehr Freiheit und weniger Staat.
Zweitens ist vielen das Hemd näher als der Rock. Sie sehen vielleicht ein, daß höhere Steuern und Staatsinterventionismus der wirtschaftlichen Entwicklung nicht gut tut (in dieser Hinsicht sind uns ja die USA weit voraus), aber erst mal denken sie an ihr Haus, ihren Job, ihre Krankenversicherung.
Und das (vor allem das dritte Thema, das ja in den USA eine immense Rolle spielt) sind Themen, bei denen man von den Demokraten mehr Hilfe erhofft.
Herzlich, Zettel
PS: Interessant übrigens, daß das, was bei uns unter "Krankenversicherung" läuft, bei den Amis "Health Care" heißt. Dazu könnte man schön über amerikanische und deutsche Mentalität philosophieren.
Ja, so ist es. Aber diese Vorgeschichte der jetzigen Krise scheint ja kaum noch jemanden zu interessieren. Daß am Anfang eben gerade nicht das Versagen des freien Marktes stand, sondern das Versagen von halbstaatlichen Banken, die Hypothekenkredite, zugespitzt gesagt, nach dem Kriterium der Bedürftigkeit statt dem der Kreditwürdigkeit vergaben; dazu ja auch verpflichtet waren.
Ich sehe das wie Auslaender (der es natürlich besser beurteilen kann als ich): Obama wird jetzt McCain vorgezogen, nicht weil man ihm zutraut, langfristig eine bessere Wirtschaftspolitik zu machen. Sondern wiel man von ihm erwartet, daß er kurzfristig die Folgen der jetzigen Krise erträglicher macht.
In der ersten Debatte war McCain - ich habe es damals in einem kleinen Live Ticker beschrieben - derjenige, der klarer argumentierte, der die Fakten besser parat hatte; der also auf der intellektuellen Ebene der Sieger war. In den Umfragen dann erwies sich allerdings Obama als der "Sieger", wenn auch nur recht knapp.
Bei der Debatte letzte Nacht war das anders. Ich habe sie nicht zu Ende gesehen, sondern den Rest nur aufgezeichnet. So sehr hat mich das Auftreten von McCain enttäuscht.
Er war fahrig; lief zum Beispiel, wenn Obama redete, wie ein hyperaktives Kind ständig herum. Er spulte das ab, was man hundertmal von ihm gehört hat. Er machte unglaubwürdige Versprechungen mit seinem ständigen "I know how to ...".
Und vor allem ging er Obama ständig an. Man sah an den grafisch dargestellten Zuschauerreaktionen, wie schlecht das ankam. McCain wirkte rechthaberisch, starr. Und nicht so souverän, wie man das von einem Präsidenten erwartet.
Kurz - er war nicht in Form; wer wollte es ihm verdenken, nach dem Marathon dieses Wahlkampfs.
Auch Obama wirkte angeschlagen. Aber bei ihm zeigte sich das auf eine ander Weise: Er wirkte müde, abgespannt. Aber auch abgeklärt. Er war weniger aggressiv als McCain. Er antwortete zwar vage wie immer, aber nicht so stereotyp wie McCain.
Die Umfrage für CNN bestätigt, daß auch die Zuschauer diesen Eindruck hatten:
55 Prozent sahen Obama als den Besseren, gegenüber 30 Prozent für McCain.
Obama wurde als der stärkere Führer (54 zu 43), als der sympathischere (65 zu 28), der intelligentere (57 zu 25) und als derjenige gesehen, der seine Meinung klarer ausdrückte (60 zu 30).
Von Obama wurde gesagt, daß er Fragen direkter beantwortete (50 zu 37)und daß er sich mehr um die Probleme der Fragesteller kümmerte (Vorsprung von 14 Prozentpunkten).
Das ist eindeutig. McCain hat mit dieser Debatte - leider - nichts getan, um den Vorsprung von Obama zu verringern.
Am bedenklichsten ist, daß in der Frage des "Leadership", der Führungsfähigkeit, Obama mit dieser Debatte weiter an McCain herangerückt ist. Das war bisher in den Augen der Wähler McCains wichtigster Vorzug gewesen.
Er ist im Begriff, ihn zu verspielen, weil er zunehmend sprunghaft wirkt (die Unterbrechung des Wahlkampfs, ohne daß er dann in Washington konsequent am Ball geblieben wäre) und weil die starre, rechthaberische Art, die er immer mehr zeigt, ebenfalls keine Führungsqualitäten signalisiert.
In Antwort auf:Wenn nicht etwas sehr Unerwartetes passiert (...), dann wird Barack Obama der 44. Präsident der USA sein.
Das habe ich ja angesichts der Umfragezahlen auch geglaubt. Und dann aus anderem Grund noch einmal über die letzte Präsidentenwahl nachgelesen.
Und da findet sich bei Wikipedia:
In Antwort auf:Seinen Vorsprung konnte er bis zum Parteitag der Republikaner halten, danach geriet er in Rückstand. Jedoch sahen sämtliche Meinungsforschungsinstitute seit dem ersten TV-Duell mit Präsident Bush am 30. September 2004 Kerry wieder deutlich im Aufwind. In den beiden weiteren Rededuellen am 8. Oktober und am 13. Oktober 2004 konnte er wiederum überzeugen. Die Meinungsforscher sahen John Kerry zwei weitere Male als Sieger.
Und genau so läuft es doch diesmal auch: Obama hat lange geführt, der Republikaner-Parteitag gab eine kurze Hochphase für McCain, dann verlor sich dieser Effekt wieder und die Umfragen - eben auch nach den Duellen - zeigen wieder einen Obama-Vorsprung.
Und am Wahlabend drehte sich dann alles um und Bush gewann sogar sehr deutlich.
Vielleicht ist das Rennen auch diesmal noch völlig offen.
Nola
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17.10.2008 15:07
#9 RE: Der 44. Präsident der USA (24): Obama/Palin werden gewinnen (Teile 1/2)
In Antwort auf:Zitat Zettel Bei der Debatte letzte Nacht war das anders. Ich habe sie nicht zu Ende gesehen, sondern den Rest nur aufgezeichnet. So sehr hat mich das Auftreten von McCain enttäuscht.
Er war fahrig; lief zum Beispiel, wenn Obama redete, wie ein hyperaktives Kind ständig herum. Er spulte das ab, was man hundertmal von ihm gehört hat. Er machte unglaubwürdige Versprechungen mit seinem ständigen "I know how to ...".
Und vor allem ging er Obama ständig an. Man sah an den grafisch dargestellten Zuschauerreaktionen, wie schlecht das ankam. McCain wirkte rechthaberisch, starr. Und nicht so souverän, wie man das von einem Präsidenten erwartet.
Kurz - er war nicht in Form; wer wollte es ihm verdenken, nach dem Marathon dieses Wahlkampfs.
Auch Obama wirkte angeschlagen. Aber bei ihm zeigte sich das auf eine ander Weise: Er wirkte müde, abgespannt. Aber auch abgeklärt. Er war weniger aggressiv als McCain. Er antwortete zwar vage wie immer, aber nicht so stereotyp wie McCain.
Lieber Zettel, so empfand ich das auch. Schade, aber ich glaube sein Alter oder seine Gesundheit oder beides zusammen, machen McCain zu schaffen. Die Wähler aber wünschen sich einen forschen Politiker, dem sie eine gewisse Standhaftigkeit in diesen schlimmen Zeiten zutrauen. Ein "alter" Mann, der es kaum verbergen kann, selbst wenn er einen Marathon-Wahlkampf hinter sich hat, nein, daß weckt nicht die Vorstellung beim Wähler, dieser Mann könne rund um die Uhr Krisenmanagement bewältigen. Ich denke, das Thema ist durch.
Ich habe hier einen älteren Zettel-Beitrag nach vorne geholt, weil hier die Wahlprognose drin war. Beschrieben hat er die zweite TV-Diskussion - gestern war dann die dritte.
Zitat von R.A.Redet Ihr auch von derselben Veranstaltung?
Ich habe hier einen älteren Zettel-Beitrag nach vorne geholt, weil hier die Wahlprognose drin war. Beschrieben hat er die zweite TV-Diskussion - gestern war dann die dritte.
Sie waren, lieber R.A., nach meinem Eindruck beide ähnlich. Was Nola zitiert hat, bezog sich auf die zweite Diskussion. Aber auch in der dritten hat mich McCain enttäuscht.
Beide wirkten frischer als in der zweiten (da war ja auch gerade dieses Krisenmarathon in Washington gewesen). Aber McCain - ich habe es, glaube ich, schon irgendwo geschrieben - machte leider dieselben Fehler wie beim ersten Mal.
Eigentlich unverständlich, daß sein Team ihn nicht besser vorbereitet hatte. Die Wähler interessieren sich jetzt nur für eines: Wie kommen sie mit einigermaßen heiler Haut aus der jeztigen Krise?
Und McCain machte es wie schon zuvor und griff Obama an, wg. Bill Ayers usw. Er hat ja recht - aber welcher Wähler will das jetzt wissen? In dem zweigeteilten Bild sah man auch oft, wie McCain ironisch lächelte, wenn Obama etwas sagte. Auch das zu Recht - aber auch das kam denkbar schlecht an. Und wieder machte McCain den Fehler, nicht in die Kamera zu sprechen, sondern zum Moderator hin.
Das Schlimme, lieber R.A., ist daß er jetzt das verspielt, was seine Hauptstärke gewesen war: Daß er als der bessere Charakter, als der Führungsstärkere dastand.
Obama hat in den letzten Wochen immer mehr an Statur gewonnen. Er beherrscht sich eisern und gibt den ruhigen, sicheren Staatsmann - mit derselben Perfektion, mit der er noch vor ein paar Wochen die gegenteilige Rolle gespielt hat, die des Heilsbringers, der alles in Washington auf den Kopf stellen will.
Gegen dieses Showmanship hat McCain, fürchte ich, keine Chance.
Sie haben die Wahlen vor vier Jahren erwähnt. Es stimmt, daß da lange Zeit Kerry einen Vorsprung hatte und Bush dann kurz vor der Wahl aufholte. Aber dieser Vorsprung lag bei vielleicht zwei oder drei Prozentpunkten. Ich habe mir eben die aktuellen Daten angesehen. CBS/New York Times sieht Obama mit 14 Prozentpunkten vorn! Die anderen mit zwischen 4 und 10 Punkten. FiveThirtyEight, das sehr professionell arbeitet, berechnet die Wahrscheinlichkeit, daß Obama gewinnt, jetzt mit 94,7 Prozent.
Ich stimme Ihnen zu - es kann sich immer noch drehen. Aber wodurch? Seine Chance bei den Debatten hat McCain verspielt. Palin hat die konservativen Wähler mobilisiert, aber das reicht offenkundig nicht. Wo hat er noch Reserven?
Die einzige Gefahr für Obama ist, daß alle mit seinem Erdrutsch-Sieg rechnen und deshalb viele seiner Sympathisanten gar nicht wählen gehen. Deshalb ist jetzt Mobilisierung angesagt. Das ist meines Erachtens der Hintergrund dafür, daß das Obama-Team auf einmal das Thema Rassismus hochspielt.
Herzlich, Zettel
Nola
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17.10.2008 16:22
#13 RE: Der 44. Präsident der USA (24): Obama/Palin werden gewinnen (Teile 1/2)
Ich habe hier einen älteren Zettel-Beitrag nach vorne geholt, weil hier die Wahlprognose drin war. Beschrieben hat er die zweite TV-Diskussion - gestern war dann die dritte.
Also ich meinte das dritte Duell.
Edit:
In Antwort auf:Zitat Zettel Ich stimme Ihnen zu - es kann sich immer noch drehen. Aber wodurch? Seine Chance bei den Debatten hat McCain verspielt. Palin hat die konservativen Wähler mobilisiert, aber das reicht offenkundig nicht. Wo hat er noch Reserven?
Ich glaube, daß eine der ersten lapidaren Aussagen und totale Falscheinschätzung, die McCain zur Finanzkrise gemacht hatte, seine Chancen gekippt hat. Aber gut, vielleicht stellt sich heraus, das die Bürger der USA sich an den zweiten Vornamen Barack Hussein Obama erinnern und auch an die Wahlkampfhilfe, die er einem Mr. Odinga in Kenia gab.
Mr. Odingas Stern war jedoch am aufgehen, als Senator Barack Obama im August 2006 in Kenia auftauchte, um ihn in seinem Wahlkampf zu unterstützen. Senator Obama bestreitet, dass dies der Grund für seine Reise nach Kenia war. Aber seine Handlungen vor Ort und die Berichterstattung der Medien erzählen eine andere Geschichte.
In Antwort auf:In dem zweigeteilten Bild sah man auch oft, wie McCain ironisch lächelte, wenn Obama etwas sagte. Auch das zu Recht - aber auch das kam denkbar schlecht an.
Und schon wieder ein deja vu? (Wikipedia zur letzten Wahl): "Later, a consensus formed among mainstream pollsters and pundits that Kerry won the debate decisively, strengthening what had come to be seen as a weak and troubled campaign.[15] In the days after, coverage focused on Bush's apparent annoyance with Kerry and numerous scowls and negative facial expressions."
In Antwort auf:Aber dieser Vorsprung lag bei vielleicht zwei oder drei Prozentpunkten./quote] Das ist natürlich ein entscheidender Unterschied.
Zitat:Ich stimme Ihnen zu - es kann sich immer noch drehen. Aber wodurch?
Womit hat es Bush damals gedreht? Ich weiß es nicht. Mich hat nur die Ähnlichkeit der Abläufe erstaunt. Auch damals galt eigentlich Kerrys Wahl als sicher (in deutschen Medien sowieso). Und dann hat Bush nicht nur knapp gewonnen, wie bei der ersten Wahl, sondern recht deutlich.
Ich habe damals nicht verstanden (auch nicht wirklich nachgeforscht), was damals den Umschwung verursachte. Deswegen habe ich auch jetzt keine Idee, was noch passieren könnte. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, die Siegeszuversicht der Demokraten ist verfrüht. Und mit einer Rassismus-Kampagne werden sie bestimmt nichts reißen.
Da sieht man nicht nur die aktuellen Umfragewerte und viele anderen Infos, genau auf Staaten heruntergebrochen - sondern man kann rechts oben auf "this day in 2004" umschalten.
Dieser Vergleich ist schon interessant.
Der damalige knappe Vorsprung von Kerry ist wohl nicht mit Obamas großem Vorsprung heute zu vergleichen. Und trotzdem sind es bloß Umfragen, und die waren damals am Ende falsch.
Nola
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17.10.2008 17:12
#16 RE: Der 44. Präsident der USA (24): Obama/Palin werden gewinnen (Teile 1/2)
Man wird mit ihm rechnen müssen, der Vorsprung von Obama wird ihn möglicherweise sogar zur Hochform auflaufen lassen.
Sein Motto, meines übrigens auch, "gib niemals auf".
Nun habe ich, lieber M.Schneider, diesen Artikel gelesen. Sehr interessant und aufschlußreich. ABER - Natürlich (oder war das wieder Absicht?) ist mir diese Passage ins Auge gestochen:
(...) "Presse und Publikum lieben ihn für diese Offenheit und sehen ihm deshalb mehr nach, als es der Brauch ist. Als er einmal witzelte, Chelsea, die Tochter der Clintons, sei so hässlich, weil Janet Reno ihr Vater sei, trat er mit nur zwölf Wörtern in drei Fettnäpfchen: Er beleidigte ein Kind, machte sich lustig über die erste Justizministerin der USA, die überdies an Parkinson leidet, und suggerierte wie die Schmutzpropagandisten der Rechten, Hillary Clinton sei lesbisch".
Diese Art von Humor teile ich da nicht. Zumal eine Justizministerin von diesem Format, derlei Witze nicht verdient hat, siehe Auszug Biographie
JANET RENO geboren am 21. Juli 1938 in Miami, Florida, erste amerikanische Justizministerin, 70. Geburtstag am 21. Juli 2008 Janet Reno, von 1993 bis 2001 die erste Justizministerin der USA, überragt mit ihren gut 1,85 m viele Männer. Kajak fahren, Wandern, Tauchen zog diese mutige, engagierte, uneitle Frau einem Ball im Weißen Haus vor. Auch als Ministerin kümmerte sie sich weiterhin persönlich um Kinder in Brennpunktschulen oder flog in der Touristenklasse, um sich mit den anderen Fluggästen unterhalten zu können. Einen Namen hatte Reno sich in Miami als State Attorney of Dade County, viermal wiedergewählte Chefin der Justizbehörde, gemacht. Ihre Programme für Frauen, Kinder und Jugendliche galten als vorbildlich. Zu einer Art Volksheldin wurde sie, als sie trotz Todesdrohungen zu Gesprächen in die schwarzen Viertel von Miami ging, nachdem ein Freispruch ihrer Behörde Rassenunruhen ausgelöst hatte. Reno galt als besonders unabhängige Justizministerin. Dreimal setzte sie einen Sonderermittler gegen die Clintonregierung ein, u. a. auch in dem Fall Monica Lewinsky. Geradlinig, prinzipientreu und äußerst verantwortungsbewusst, war ihr politisches Zweckdenken eher fremd, was teilweise zu Verstimmungen mit dem Weißen Haus führte.
Zitat von R.A.Der damalige knappe Vorsprung von Kerry ist wohl nicht mit Obamas großem Vorsprung heute zu vergleichen. Und trotzdem sind es bloß Umfragen, und die waren damals am Ende falsch.
Ich würde nicht sagen, daß sie falsch waren, lieber R.A., sondern daß sich die Stimmung in den Tagen vor der Wahl gedreht hat.
Ich habe in Erinnerung, daß ich damals im Schrippe-Forum immer wieder darauf hingewiesen habe, daß in Deutschland einseitig solche Umfragen berichtet wurden, in denen Kerry vorn lag. Tatsächlich war der Abstand so gering, daß mal der eine, mal der andere vorn lag und im Poll of Polls auch damals schon ziemlich lang (nach meiner Erinnerung zwei, drei Wochen) vor der Wahl Bush einen knappen Vorsprung hatte.
Ich bin inzwischen a bisserl Ihrer Frage nachgegangen, was denn Bush am Ende nach vorn gebracht hat, und habe dazu meine Erinnerung mit ein wenig ergoogelten Infos kombiniert.
Es waren ja politisch ruhige Zeiten, im Vergleich zu heute jedenfalls. Im Irak sah noch alles vergleichsweise hoffnungsvoll aus; man arbeitete an der Verfassung, und freie Wahlen standen bevor. Die Wirtschaft stand ganz gut da, es gab keine außenpolitische Krise.
Also drehte es sich überwiegend um die Person der beiden Kandidaten. Und da nun lief es genau umgekehrt wie jetzt: Bush gewann an Statur, und Kerry geriet ins Hintertreffen.
Kerry hatte die Karte Vietnam gespielt - was so weit ging, daß er nach der Nominierung auftrat, salutierte und sagte: I am reporting for duty. Er wollte als Vietnam-Held dastehen, um dadurch beim Thema National Security mit Bush gleichzuziehen.
Und dann stellte sich heraus, daß er so ein Held gar nicht gewesen war. Es traten ehemalige Kameraden auf, die ihn der Lüge bezichtigten, die bezweifelten, daß er seine Auszeichnungen verdient hatte usw.
Zugleich war die Flip Flop Kerry-Kampagne erfolgreich, weil man ihm wohl wirklich nachweisen konnte, daß er mal sich mal so, mal so geäußert und auch widersprüchlich gestimmt hatte.
Und parallel dazu erwies sich der Vorwurf als falsch, Bush hätte sich bei seinem Dienst bei der Nationalgarde Vorteile erschlichen. Das betreffende Dokument wurde als Fälschung entlarvt. Die Zeitung, die es gebracht hatte, mußte sich entschuldigen.
Am Ende hatten wohl einfach mehr Leute Vertrauen in Bush als in Kerry.
Dieser Faktor hätte auch zugunsten von McCain wirken können, der am Anfang des Wahlkampfs viel mehr Vertrauen genoß als Obama. Aber leider haben die McCain-Leute das vergeigt, indem sie McCain nicht daran gehindert haben, mehr als bissiger Terrier aufzutreten denn als der erfahrene, überlegene Staatsmann.
Allerdings muß ich zugeben, daß ich McCain selbst auch vor ein paar Monaten noch positiver gesehen habe als jetzt. Vor allem hatte ich nicht erwartet, daß er so einfallslos immer dasselbe sagen würde.
Und wenn ich nicht Obama als als den Demagogen mit Erlöser-Attitüde erlebt hätte, den er im Vorwahlkampf gegen Clinton darstellte, dann würde ich ihn vermutlich jetzt auch als geeigneter für das Präsidentenamt beurteilen als McCain.
Es ist halt in der Tat wie bei Schröder. Auch der konnte perfekt den Staatsmann spielen, nachdem er zuvor den zornigen Linken gegeben hatte.
Herzlich, Zettel
Nola
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17.10.2008 18:15
#18 RE: Der 44. Präsident der USA (24): Obama/Palin werden gewinnen (Teile 1/2)
In Antwort auf:Lieber Zettel Und wenn ich nicht Obama als als den Demagogen mit Erlöser-Attitüde erlebt hätte, den er im Vorwahlkampf gegen Clinton darstellte, dann würde ich ihn vermutlich jetzt auch als geeigneter für das Präsidentenamt beurteilen als McCain.
Es ist halt in der Tat wie bei Schröder. Auch der konnte perfekt den Staatsmann spielen, nachdem er zuvor den zornigen Linken gegeben hatte.
Spätestens seit dem zweiten Fernsehauftritt, kommt mir immer mehr der Gedanke, daß Hillary Clinton (würde sie jetzt McCain's Position haben) gegen Obama besser aussehen würde. Daß sie einfach der bessere Staatsmann/frau wäre. Erfahren, gestanden und für Krisenbewältigung mehr kompetent als Obama.
Nun habe ich, lieber M.Schneider, diesen Artikel gelesen. Sehr interessant und aufschlußreich. ABER - Natürlich (oder war das wieder Absicht?) ist mir diese Passage ins Auge gestochen:
Keine Absicht,- es war nur ein aufschlußreicher Artikel, der zeigt, man muss mit dem Mann rechnen, auch wenn er manchmal etwas steif wirkt.
Für mich sind beide Kandidaten nicht optimal, aber McCain der ehrlichere und bessere Mann. Ich halte Obama außerdem für einen Mann, der wenn es hart auf hart kommt einknickt.
Herzlich M.Schneider
Nola
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18.10.2008 12:29
#20 RE: Der 44. Präsident der USA (24): Obama/Palin werden gewinnen (Teile 1/2)
Nun habe ich, lieber M.Schneider, diesen Artikel gelesen. Sehr interessant und aufschlußreich. ABER - Natürlich (oder war das wieder Absicht?) ist mir diese Passage ins Auge gestochen:
Keine Absicht,- es war nur ein aufschlußreicher Artikel, der zeigt, man muss mit dem Mann rechnen, auch wenn er manchmal etwas steif wirkt.
Für mich sind beide Kandidaten nicht optimal, aber McCain der ehrlichere und bessere Mann. Ich halte Obama außerdem für einen Mann, der wenn es hart auf hart kommt einknickt.
Herzlich M.Schneider
Lieber M.Schneider, das ist eben meine große Sorge auch. Ich glaube nicht, daß er wirklich im Ernstfall gestanden und klug reagiert. Ich denke nur an seine Äußerungen/Einschätzungen zum Irak und Iran. Gut er muß nichts allein entscheiden, aber die letzte Stimme wird immer seine sein. Auch die in seinen Kinder/Jugendjahren genossene islamische Erziehung über seinen Stiefvater halte ich nicht für unproblematisch. Ja das zählt alles nicht mehr, auch Prediger Wright ist heute kein Thema mehr, für mich schon, weil ich der Meinung bin: Was einen Menschen geformt hat durch seine Erziehung oder ständige Erlebniswelt, prägt jemanden. Man kann so fundamentale Abläufe korrigieren, aber abstreifen kann man es nicht. Für einen zukünftigen Präsidenten der USA ist das ein emotionaler Unsicherheitsfaktor.
In der International Herald Tribune ist im Augenblick ein Kommentar von David Brooks zu lesen, der die unterschütterliche Selbstdisziplin Obamas lobt:
Zitat von IHTWe've been watching Barack Obama for two years now, and in all that time there hasn't been a moment in which he has publicly lost his self-control. (...) Through the debate, he was reassuring and self-composed. McCain, an experienced old hand, would blink furiously over the tension of the moment, but Obama didn't reveal even unconscious signs of nervousness. There was no hint of an unwanted feeling.
They say we are products of our environments, but Obama, the sojourner, seems to go through various situations without being overly touched by them.
So sehe ich Obama auch, nur bewerte ich es anders als Brooks.
Ja, Obama hat eine eiserne Selbstdisziplin. Er nutzt sie aber vor allem, um niemandem zu zeigen, wer er wirklich ist. Ich habe ihn ein Chamäleon genannt. Er hat jede Rolle perfekt gespielt, sie aber auch von einem Moment zum nächsten fallengelassen, wenn eine andere verlangt war.
Wer ihn heute erlebt, der glaubt einen anderen Mann vor sich zu haben als den, der die Massen mit seiner Vision von einer heilen Welt, von der Einigkeit aller Amerikaner zur Raserei brachte. Und der war wieder ein anderer als der bescheidene junge Mann, der auf dem Parteitag der Demokraten 2004 die Keynote Speech hielt.
Er kann das alles, der Obama. Nur - welches Gesicht wird er als Präsident zeigen? Gibt es hinter allen den Masken überhaupt ein Gesicht?
Jetzt weiß ich, wie sich all die Leute in Deutschland 2004 gefühlt haben, die nicht verstehen konnten, wieso die Amerikaner den Cowboy Bush noch einmal gewählt haben . Immer das Positive sehen.
Zitat von GorgasalObama stellt alle Spendenrekorde in den Schatten
Was die deutsche Presse überhaupt nicht irritiert. Hätten die Republikaner so ein Spendenaufkommen, gäbe es große Berichte darüber, daß die Wahl gekauft würde ...
Zitat von GorgasalObama stellt alle Spendenrekorde in den Schatten
Was die deutsche Presse überhaupt nicht irritiert. Hätten die Republikaner so ein Spendenaufkommen, gäbe es große Berichte darüber, daß die Wahl gekauft würde ...
Stimmt, lieber R.A.
Und das berührt ein allgemeines Thema: Wie bringen es eigentlich die linken Obama-Fans fertig, sich auf einmal mit dem US-Kapitalismus anzufreunden, den Obama ja genauso vertritt wie McCain?
Wenn erst einmal Präsident Obama massiven Druck auf Deutschland ausüben wird, Kampftruppen auch in den Süden Afghanistans zu schicken, wenn er - was vermutlich für jeden Präsidenten in den nächsten Jahren anstehen wird - zu verhindern versuchen wird, daß Venezuela ein Bruderstaat des kommunistischen Cuba wird: Wie werden das dann diejenigen bewerten, die sich jetzt vor Obama-Begeisterung kaum einkriegen können?
Zitat von ZettelWie werden das dann diejenigen bewerten, die sich jetzt vor Obama-Begeisterung kaum einkriegen können?
1. Mit McCain/Palin wäre alles noch viel schlimmer, die würden gleich mit Atombomben werfen. 2. Obama tritt ein schweres Erbe an, weil Bush und seine neoliberalen, neokonservativen religiösen Rechten mit ihrem öligen Imperialismus alles zu Grunde gerichtet haben. 3. Alles verleumderisches Gesabbel der weißen europäischen Rassisten. 4. Obama wird Präsident von Kuba und Venezuela.
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