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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 477 mal aufgerufen
 The Outside of the Asylum
califax Offline




Beiträge: 1.502

30.10.2008 16:34
Kultur und so Antworten

Was kommt uns in den Sinn, wenn wir Namen wie Erich Kästner oder Honoré de Balzac hören? Kinderbücher? Altertümliche französische Schwafeleien, die irgendwas mit Hochkulur und so weiter und so weiter und so weiter? Warum nicht „Drei Männer im Schnee“, diese herrlich bekloppte Knallschote, die bis heute jede andere Verwechslungskomödie an die Wand blödelt? Und warum nicht die „Dreißig tolldreisten Geschichten“ (Contes Drolatiques), deren höhnisches Herumstochern zwischen zweideutigen Schlüpfrigkeiten und eindeutigen Obszönitäten jeden pupertierenden Aufschneider aussticht?

Warum müssen wir bei Goethe gähnen? Und seit wann ist Hemingway "seriöse Kunst"? Wer hat ihm das nur angetan?
Eigentlich war es nur ein kurzer Kommentar, und dann wurde es, äh, ein nicht so kurzer Kommentar.

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The Outside of the Asylum

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.093

30.10.2008 16:44
#2 RE: Kultur und so Antworten

Oder Shakespeares Derbheiten und Anzüglichkeiten...

califax Offline




Beiträge: 1.502

30.10.2008 17:02
#3 RE: Kultur und so Antworten

Das ist auch so etwas seltsames. Shakespeare war wirklich ein Schandmaul vor dem Herrn und hat ziemlich genau auf die möglichen Einnahmen geschaut. Heute würde er ins Volkstheater verbannt, wenn er nicht gleich Hollywoodfilme machen würde. Viele seiner lautesten Verehrer würden ihm, lebte er heute, nicht einmal den Status eines Künstlers zugestehen.

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The Outside of the Asylum

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.10.2008 18:06
#4 RE: Kultur und so Antworten

Zitat von califax
Das ist auch so etwas seltsames. Shakespeare war wirklich ein Schandmaul vor dem Herrn und hat ziemlich genau auf die möglichen Einnahmen geschaut. Heute würde er ins Volkstheater verbannt, wenn er nicht gleich Hollywoodfilme machen würde. Viele seiner lautesten Verehrer würden ihm, lebte er heute, nicht einmal den Status eines Künstlers zugestehen.

Ja, das ist einer, den man wirklich burlesk inszenieren kann. Zadek hat das wunderbar gemacht. Sein "Kaufmann von Venedig", sein "Hamlet" gehören zum Besten, was ich irgendwo auf einer Bühne gesehen habe.

Das ging es drunter und drüber. Da spielte das wirklich wahre Leben. Mit tollen Schauspielern wie Rosel Zech, Eva Matthes, Gert Voss.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.10.2008 18:30
#5 RE: Kultur und so Antworten



So ist es, lieber Califax. Die E-Kultur ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts (nimmt man die sakrale Kunst aus, die Vorläuferin der E-Kultur).

"Die Vögel", "Die Frösche" und "Lysistrata". Die derbe Drastik im Simplicissimus. Die Trivialliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts. Manches wurde, weil Arno Schmidt es geschätzt hat, in den "Haidnischen Alterthümern" bei Zweitausendeins wiederbelebt; gerade jetzt Lafontaine.

Das Theater war immer spannend und oft lustig; wie sonst hätte man die Leute ins Theater bekommen. Shakespeare ist natürlich ein Extremfall. Aber auch die "Minna von Barnhelm" ist doch prächtig, und bei Schillern geht es ja regelmäßig so zu, daß man bestens einen Comic daraus machen könnte.

Und wie bunt, wie ironisch geht es bei Wieland zu! Die "Geschichte der Abderiten", eine einzige intelligente Lachnummer. Und Jean Paul, auch heute noch (für mich) das reine Lesevergnügen. Mit seiner Vertracktheit, seiner Versponnenheit, seiner Ironie, die alles durchzieht. Mir sympathischer als Heine, dessen Ironie mir immer a bisserl gekünstelt vorkommt; aber das ist Geschmackssache.

Die "Romantiker" sind ja auch so ungefähr das Gegenteil dessen gewesen, was viele sich vorstellen, denen als erstes Eichendorff einfällt. E.T.A. Hoffmann ist (chronologisch) nach Jean Paul mein nächster Lieblingsautor, dann Gottfried Keller und Fontane.



Allerdings gibt es das andere auch. Ja, Goethe war das Gegenteil eines Langweilers. Aber er ist zunehmend in die Rolle des Klassikers zu Lebzeiten hineingewachsen.

Und die Italienische Reise, die Sie erwähnen, lieber Califax - wie verschieden sind die beiden Teile! Der erste so, wie Sie es beschreiben, ein buntes, spannendes und informatives Reisetagebuch, aus dem man gleich auch noch eine Menge über Geologie, Kunst und Folklore lernen kann.

Die Lektüre des zweiten Teils habe ich aber bald beendet. Da ist er auf einmal ganz der kulturvolle Mensch, der aus der Fremde nach Weimar berichtet, zur Erhebung und Bildung der Daheimgebliebenen.

Herzlich, Zettel


califax Offline




Beiträge: 1.502

01.11.2008 03:07
#6 RE: Kultur und so Antworten

Wenn Goethe auf den Pfaden seines Ruhmes lustwandelt, muss man ihm ja als Leser nicht hinterherdackeln.
Das ist der Vorteil des Lesers gegenüber seinen Zeitgenossen. :)
Wenn ich mich recht entsinne, ich weiß nicht mehr, welches Buch das war, gab es ja mal Kontakte zwischem dem Herrn Geheimrat und den Illuminaten. Deren Urteil über seinen Charakter war wohl vernichtend.
Er muss da schon sehr geltungssüchtig und intrigant gewesen sein.

Aber um von seiner Person mal wegzukommen: Wieso stellt sich jemand Goethebücher in den Schrank, wenn er sie nicht mag? Wozu? Das ist auch eine Frage, die ich mir immer wieder stelle. In jedem guten Buchladen kann man Probelesen. Ich kaufe mir ja auch keine Grassromane. Auch wenn der Herr noch so oft zum wandelnden Denkmal gemacht wird. Entscheidend sollten immer nur der persönliche Geschmack und die Neugier sein.

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The Outside of the Asylum

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

06.11.2008 15:42
#7 RE: Kultur und so Antworten

Zitat von califax
Shakespeare war wirklich ein Schandmaul vor dem Herrn und hat ziemlich genau auf die möglichen Einnahmen geschaut.

Wie sagte dazu unser Professor?
"Shakespeare kann man letztlich nur verstehen wenn man bedenkt, daß seine Hauptkonkurrenz die öffentlichen Hinrichtungen waren."

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