"Pfuschen" heißt es an der Schule, oder "mogeln". Fast liebevoll klingende Wörter für etwas, was wir alle in unserer Schulzeit manchmal getan haben. Oder sagen wir, fast alle von uns. Engel mag es geben.
Ich musste lachen, als ich Ihren Text gelesen habe. Eine Lateinlehrerin hat in etwa die gleichen Methoden angewandt um einen notorischen Schummler ins Schwimmen zu bringen. - Den Klausurtext erraten, hat sie für fair erachtet, den Klausurtext von der Nachhilfelehrerin erraten lassen dagegen nicht. (Kollegen kennen sich, auch in einer Grossstadt).
Zur Uni: Ich komme ja aus den Naturwissenschaften und da ist Schummeln schon schwerer, zumindest was eine Diplomarbeit angeht. Und zumindest dann, wenn das Thema aktuell genug ist und der Fortgang -oder gar das Experimentieren- von Doktoranden, Assistenten und anderen mitbegleitet wird.
Bei den Praktikas, Versuche die seit Jahren immer gleich sind, gehört abschreiben zum guten Ton. Deshalb mussten diese Arbeiten mit Hand geschrieben werden, dass man nicht nur C&P machen kann. Und den Versuch musste man natuerlich auch machen.
Sie sprechen die Fähigkeit an, Zettel, wissenschaftlich zu arbeiten. Ich behaupte, ein Grossteil der Studenten will schlicht eine Ausbildung und keinen Nachweis der Wissenschaftsfähigkeit.
Ich will mal hoffen, Ihre Studentin ist als Wissenschaftlerin besser denn als Abschreiberin. Selbst wenn man die vermeintlich richtigen Antworten hat, gleicht man die doch mit den Fragen ab und wundert sich, wenn da überhaupt gar keine Übereinstimmung vorliegt...
Als ich in meiner wilden Jugend Mathematikübungen korrigierte, gab einer meiner Eleven eine Lösung ab, bei der eine Zeile ausschließlich ein mittiges (und unmotiviertes) "bw" enthielt. Mitten auf der Seite.
Er hatte nicht verstanden, dass die Vorlage, von der er abschrieb, hier am Ende der Seite ein "bitte wenden" vorschlug.
Die Fachschaft hallte wider vor Jauchzen der Erheiterung Und der junge Mann wechselte recht bald den Studiengang.
Zitat von GorgasalAls ich in meiner wilden Jugend Mathematikübungen korrigierte, gab einer meiner Eleven eine Lösung ab, bei der eine Zeile ausschließlich ein mittiges (und unmotiviertes) "bw" enthielt. Mitten auf der Seite.
Er hatte nicht verstanden, dass die Vorlage, von der er abschrieb, hier am Ende der Seite ein "bitte wenden" vorschlug.
Tja, das ist Pech.
Man kann Mogler sicher oft damit kriegen, daß sie irgend etwas erkennbar Unsinniges schreiben; wie eben auch jene Studentin in meinem Beispiel.
Da war es übrigens so gewesen, daß ich selbst schuld war: Wer die Klausur abgegeben und den Raum verlassen hatte, erhielt nämlich die richtigen Lösungen. Das sollte ein Service sein, damit jeder einschätzen konnte, wie gut er gewesen war.
Und mindestens ein Exemplar dieser Lösung hatte den Weg zurück in den Hörsaal gefunden, in dem die Klausuren geschrieben wurden.
Natürlich konnte das erst funktionieren, nachdem der Schnellste abgegeben hatte, und folglich war man beim Abschreiben unter Zeitdruck. Vielleicht hat sich deshalb die betreffende Studentin die Plausibilitätsprüfung geschenkt.
In Erinnerung ist die Sache mir wohl hauptsächlich deshalb geblieben, weil sie jedesmal, wenn sie in meiner Sprechstunde erschien, fürchterlich geheult hat, und auch bei der mündlichen Prüfung, die ich ihr als Ersatz für die verhauene Klausur angeboten hatte.
Weinende Studentinnen - ich glaube, jeder, der Hochschulerfahrung hat, kann ein Lied davon singen.
Als ich Informatik studiert habe, hat es ein Kommilitone fertiggebracht, ein C++-Programm aus dem Internet als Lösung für eine C-Rechneraufgabe, die vor Ort im Pool und unter Aufsicht zu lösen war, abzutippen. Und natürlich hat er den Dozenten um Hilfe gebeten, als der auf ANSI/ISO-C geswitchte GCC lauter Fehlermeldungen und warnings ausspuckte...
In den Klausuren hatte man ein recht wirksames Mittel gegen das Spicken gefunden: Alle schriftlichen Materialen, die man mitschleppen konnte, waren erlaubt. Aber als Aufgaben mußte man Beweise führen und angepaßte Algorithmen entwickeln. Wer es schaffte, innerhalb der knappen Zeit anhand seiner Aufzeichnungen eine richtige Lösung zu finden, mußte schon ziemlich gut wissen, was er brauchte.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
In Antwort auf:jeder zweite davon greife zuweilen unausgewiesenermaßen auf fremde Textbausteine aus Netzwerken wie Facebook und Myspace zurück. Sätze aus Wikipedia in eigene Werke hineinkopiert hätten mehr als zwei Drittel der Befragten.
Teilweise wird das sogar fast gefordert. Es sollte aber als Zitat erkennbar sein. Na gut, an einer FH.
Appros C: Ich kann mich da an Tests erinnern, wo sogar das Internet erlaubt war, nur nützt das bei exotischen Aufgabenstellungen eher wenig.
Zitat von califax In den Klausuren hatte man ein recht wirksames Mittel gegen das Spicken gefunden: Alle schriftlichen Materialen, die man mitschleppen konnte, waren erlaubt. Aber als Aufgaben mußte man Beweise führen und angepaßte Algorithmen entwickeln. Wer es schaffte, innerhalb der knappen Zeit anhand seiner Aufzeichnungen eine richtige Lösung zu finden, mußte schon ziemlich gut wissen, was er brauchte.
Einer unser Profs hat das auch mal (leichtfertig) so angekuendigt und auch Laptops erlaubt. Im Endeffekt war es fuer mich ein Riesennachteil, weil es etwa auf die Berechnung eines Grenzwertes keine Punkte gab, sondern nur noch auf den Beweis. An der Bestehensquote von 50% fuer Analysis-Klausuren im langjaehrigen Mittel hat sich aber nichts geaendert.
An der TU war glaube ich bei keinen Test ein Taschenrechner erlaubt, wenn Zahlen zu errechnen waren , waren diese einfach. Meist waren aber eh keine Zahlenwerte in den Angaben. Was ich aber nicht ganz richtig finde, da schnell und fehlerfrei Rechenaufgaben mit el. Hilfswerkzeugen lösen zu können ein wichtiger Skill ist. Andererseits muss man die Rechenschritte können, bevor man die Hilfsmittel anwirft.
Ja, man muß als Hochschullehrer halt auch aufpassen ;-)
Wie mein Geschichtsprofessor damals bei der Verteilung von Seminarthemen: "Nein Herr X, das Thema können Sie nicht haben. Das hat schon ihr Vater im Sommersemester 1971 bei mir gehabt". Der Mann hatte überhaupt ein phänomenales Personengedächtnis. Ganz im Gegensatz zu seinem Kollegen eine Tür weiter - der wußte selbst nach Jahren die Namen der Studenten nicht, obwohl wir nur wenige Dutzend am Fachbereich waren und teilweise jahrelang bei ihm in Veranstaltungen waren.
In Antwort auf: Ich will mal hoffen, Ihre Studentin ist als Wissenschaftlerin besser denn als Abschreiberin.
ja, Genau das habe ich auch als erstes gedacht.
Solange die Anzahl der selbst gewussten Antworten nicht gerade nahe Null war, hätte das doch sofort auffallen müssen.
Ist nicht gerade die Fähigkeit, Widersprüche in den Messdaten zu erkennen, Hypothesen zu hinterfragen (gerade auch eigene, liebgewonnene !) - kurz ständig "Plausibilitäts-checks im Hintergrund mitlaufen zu lassen" das wichtigste Merkmal wissenschaftlicher Arbeit ? (Vielleicht wichtiger noch, als die Fähigkeit, alles immer 100% Eigenständig zu machen ... Im Gegenteil: gerade die Fähigkeit, Wichtiges auch aus anderen Arbeiten extrahieren und darauf aufbauen zu können ... anstatt in origineller Genialität das Rad (unter neuem Namen) immer wieder neu zu erfinden ("Publish or perish"-Problematik ....)
Zitat von califaxIn den Klausuren hatte man ein recht wirksames Mittel gegen das Spicken gefunden: Alle schriftlichen Materialen, die man mitschleppen konnte, waren erlaubt. Aber als Aufgaben mußte man Beweise führen und angepaßte Algorithmen entwickeln. Wer es schaffte, innerhalb der knappen Zeit anhand seiner Aufzeichnungen eine richtige Lösung zu finden, mußte schon ziemlich gut wissen, was er brauchte.
Grundsätzlich, lieber Califax, scheint mir das der vernünftigste Weg zu sein. Zumal ja auch die Fähigkeit, sein Wissen auf ein neues Problem zu beziehen, das ist, was abgeprüft werden sollte.
Aus der Sicht der Lehrenden gibt es nur zwei Probleme damit:
Erstens ist der Korrekturaufwand groß. Das ging noch, als jeder Student in jedem Fach einmal eine Prüfung ablegen mußte; allenfalls zweimal, wenn es ein Fach mit Vordiplom o.ä. war. In den Bachelor-Studiengängen finden aber Prüfungen zu jedem Kurs statt. Da geht es, gegeben die personelle Ausstattung deutscher Unis, gar nicht anders, als daß man Aufgaben stellt, die routinemäßig zu korrigieren sind. Am besten Multiple Choice, aber da gibt es seit einigen Jahren juristische Probleme. Also einfach zu beantwortende Fragen, die man ohne großen Aufwand bepunkten kann.
Der andere Grund ist die Gerichtsfestigkeit. Je komplexer eine Aufgabe ist, umso mehr kann jemand, der durchgefallen ist, argumentieren, daß er falsch beurteilt wurde. Die Gerichte urteilen da unterschiedlich. Jedenfalls weiß jeder, der mit Prüfungswesen zu tun hat, daß fast ständig Einsprüche und Prozesse von Studierenden laufen, die versuchen, über die Gerichte das zu erreichen, was sie an der Uni nicht gepackt haben.
Ich, lieber Califax, war und bin ein Anhänger mündlicher Prüfungen, wo immer es geht. Freilich setzt das voraus, daß die Prüfer sich a bisserl engagieren und auf die Kandidaten eingehen.
In Antwort auf:jeder zweite davon greife zuweilen unausgewiesenermaßen auf fremde Textbausteine aus Netzwerken wie Facebook und Myspace zurück. Sätze aus Wikipedia in eigene Werke hineinkopiert hätten mehr als zwei Drittel der Befragten.
Teilweise wird das sogar fast gefordert. Es sollte aber als Zitat erkennbar sein.
Es ist ja auch nichts dagegen zu sagen, daß jemand sich aus dem Internet Informationen besorgt. Wer das tut, der lernt ja dabei. Es ist eine selbständige, also gute Art des Lernens.
Nur muß eben klar sein, was zitiert ist und was eigene Leistung. Übrigens hapert es daran ja nicht erst, seit es das Web gibt. Unzählige "Referate" vieler Generationen von Studenten sind so zustandegekommen, daß man Texte aneinanderreiht und ein wenig umformuliert.
Ein Gegenmittel dagegen ist, daß Referate grundsätzlich in freier Rede gehalten werden sollten. Dann muß man das verstanden haben, was man sagt; außerdem schlafen weniger Zuhörer ein.
In Antwort auf: Ich will mal hoffen, Ihre Studentin ist als Wissenschaftlerin besser denn als Abschreiberin.
ja, Genau das habe ich auch als erstes gedacht. Solange die Anzahl der selbst gewussten Antworten nicht gerade nahe Null war, hätte das doch sofort auffallen müssen.
Ohne daß wir jetzt diese alte Erinnerung von mir allzu ernst nehmen sollten, lieber Bernd - ich habe das schon in einer anderen Antwort erläutert: Die Mogler hatten sich die Liste der richtigen Antworten von jemandem besorgt, der die Klausur schon abgegeben und den Raum verlassen hatte. Irgendwie war diese Info zurück in den Klausurraum gelangt. Das konnte also erst gegen Ende der Klausur passiert sein, und da hat diese Studentin vermutlich in der Eile einfach alles abgeschrieben, ohne die Zeit für eine Plausibilitätsprüfung. Sie hatte ja nicht mal die Zeit gehabt, ein paar Fehler einzubauen.
Um es noch genauer zu erläutern: Es gab einen getrennten Antwortbogen, um die Auswertung via Schablone zu erleichtern. Diesen hat man also erst ganz am Schluß ausgefüllt, vorher konnte man seine Antworten probeweise schon mal in die Klausurbögen schreiben. Also hat sie kurz vor Schluß vermutlich den noch leeren Antwortbogen genommen und einfach die Kreuzchen aus der Vorlage übernommen, die man ihr zugespielt hatte.
Naja, nur, damit in diesem Punkt keine offenen Fragen bleiben.
Zitat von Bernd314Ist nicht gerade die Fähigkeit, Widersprüche in den Messdaten zu erkennen, Hypothesen zu hinterfragen (gerade auch eigene, liebgewonnene !) - kurz ständig "Plausibilitäts-checks im Hintergrund mitlaufen zu lassen" das wichtigste Merkmal wissenschaftlicher Arbeit ?
(Vielleicht wichtiger noch, als die Fähigkeit, alles immer 100% Eigenständig zu machen ... Im Gegenteil: gerade die Fähigkeit, Wichtiges auch aus anderen Arbeiten extrahieren und darauf aufbauen zu können ... anstatt in origineller Genialität das Rad (unter neuem Namen) immer wieder neu zu erfinden ("Publish or perish"-Problematik ....)
Ja, das haben Sie trefflich formuliert, lieber Bernd. Oder sagen wir: Es entspricht genau meiner Auffassung.
In der guten alten Zeit, in der man bei einer Klausur der Diplomprüfung vielleicht ein Dutzend Kandidaten hatte, habe ich das manchmal so gemacht: Vorgegeben wird ein Artikel aus einer Fachzeitschrift. Die Aufgabe ist, diesen sozusagen zu rezensiern; also auf die Logik der Versuchsidee, die Methodik, die Schlüssigkeit der Folgerungen usw. hin zu untersuchen.
Das ging aber nur, wenn die Kandidaten Wochen vor der Prüfung schon mitgeteilt bekamen, aus welchem Forschungsgebiet der Artikel stammen würde, damit sie sich in dieses einarbeiten konnten.
Es war alles sehr aufwendig und unter den Bedingungen einer heutigen deutschen Uni gar nicht mehr realisierbar. Höchstens in einem Fach wie, sagen wir, Ägyptologie oder Astronomie.
Zitat von Bernd314Ist nicht gerade die Fähigkeit, Widersprüche in den Messdaten zu erkennen, Hypothesen zu hinterfragen (gerade auch eigene, liebgewonnene !) - kurz ständig "Plausibilitäts-checks im Hintergrund mitlaufen zu lassen" das wichtigste Merkmal wissenschaftlicher Arbeit ?
Völlig richtig.
Das erinnert mich an unser physikalisches Grundpraktikum ...
Da mußte man von einem bestimmten Versuch eine enorm hohe Anzahl von Wiederholungen machen (100?), um dann aus den Meßwerten eine Gesetzmäßigkeit abzuleiten.
Und die Versuche waren nicht unaufwendig - wer das wirklich 100-mal wiederholte, war verdammt lange im Labor. Es gab einige Kommilitonen, die haben das wirklich brav gemacht - Friede ihrer Asche. Und es gab andere, die haben irgendwann nach dem 50. oder 80. Versuch die Nerven verloren und die restlichen Versuche einfach bunt sortiert aus den gemachten abgeschrieben - auch gut.
Für die meisten Studenten war aber klar, daß diese Aufgabenstellung nach Kreativität schrie - schließlich war draußen schönstes Biergartenwetter.
Die Masse der Mogler stellte es aber recht dumm an: Sie rechneten sich schlicht per Formel aus, welche Ergebnisse rauskommen mußten und trugen diese mit leichten Veränderungen in die Formulare rein. Darauf hatten die Assistenten natürlich nur gewartet: Die Meßgenauigkeit der Versuchsanordnung war so schauderhaft (nicht umsonst sollte man 100mal messen), daß die vielen "viel zu genauen" Reihen sofort auffielen - das gab dann Extraaufgaben.
Die einzig vernünftige Vorgehensweise war eben, durchaus eine Handvoll Versuche wirklich durchzuführen, um ein Gefühl für die Ergebnisse zu bekommen. Dann natürlich per Formel das korrekte Ergebnis ermittelt - und dann aus den gemessenen Werten und Normalverteilung/Zufallsgenerator die restlichen "Meß-Ergebnisse" erzeugt. Mit anderen Worten: Man mußte sich schon profunde Gedanken zur Meßgenauigkeit und statistischen Verteilung machen, um ordentlich mogeln zu können. So hat man am meisten gelernt.
In Antwort auf:Ein Gegenmittel dagegen ist, daß Referate grundsätzlich in freier Rede gehalten werden sollten. Dann muß man das verstanden haben, was man sagt; außerdem schlafen weniger Zuhörer ein.
In Antwort auf:Ein Gegenmittel dagegen ist, daß Referate grundsätzlich in freier Rede gehalten werden sollten. Dann muß man das verstanden haben, was man sagt; außerdem schlafen weniger Zuhörer ein.
Ein Stichwortzettelzettel ist aber schon erlaubt?
Naja, notfalls, lieber Pentas.
Aber seit man Vorträge mit Folien und jetzt PowerPoint hält, ist das eigentlich auch entbehrlich. Die grobe Struktur seines Vortrags sollte man schon im Kopf haben, und die Feingliederung kann man ja auf seinen Folien unterbringen.
Vortragstechnik ist heute eine der wichtigsten Fertigkeiten in den meisten akademischen Berufen. Sie sollte an den Unis geübt werden. Stattdessen passiert es immer noch, daß jemand sich ein Referat aufgeschrieben hat und das dann monoton abliest. Wie will der Betreffende im Berufsleben bestehen?
Vermutlich gibt es zwei Sorten von Studenten. Solche, die sich für das Thema begeistern und es verstehen wollen, und solche die einen Abschluss für ihre Karriere benötigen. Ich zähle mich zu den ersteren und mir würde es nie einfallen in einer Diplomarbeit zu fuschen. (Etwas anderes sind die berühmten physikalischen Praktika. Da würde ich Arbeitssparmaßnahmen entschuldigen ).
Jedenfalls finde ich es erstaunlich wenn ein StudentIn zur zweiten Sorte gehört und dann trotzdem eine wissenschaftliche Karriere einschlägt. Noch seltsamer finde ich es, dass es eine der Heulsusen war. Heulen im Zusammenhang mit Noten kann ich überhaupt nicht leiden. Zeichnet nicht gerade den Wissenschaftsbetrieb eine gewisse Rationalität aus? (Och zu gern würde ich ja wissen um welches Fach es sich handelt. Ich tippe ja immer noch auf Psychologie)
Zitat von R.A.Die einzig vernünftige Vorgehensweise war eben, durchaus eine Handvoll Versuche wirklich durchzuführen, um ein Gefühl für die Ergebnisse zu bekommen. Dann natürlich per Formel das korrekte Ergebnis ermittelt - und dann aus den gemessenen Werten und Normalverteilung/Zufallsgenerator die restlichen "Meß-Ergebnisse" erzeugt. Mit anderen Worten: Man mußte sich schon profunde Gedanken zur Meßgenauigkeit und statistischen Verteilung machen, um ordentlich mogeln zu können. So hat man am meisten gelernt.
Schöner Fall von Bootstrap
Das erinnert mich wiederum an mein Physikpraktikum in der Schule. Ich habe die Schallgeschwindigkeit unter Normbedingungen als zwischen 100 und 1100 m/s bestimmt. Die Ungenauigkeit hat mich dann vom Physikstudium abgeschreckt und in die Arme der Mathematik getrieben. Aber wenn ich Ihren Beitrag so durchlese, scheint das ganz normal zu sein...
Zitat von GorgasalIch habe die Schallgeschwindigkeit unter Normbedingungen als zwischen 100 und 1100 m/s bestimmt. Die Ungenauigkeit hat mich dann vom Physikstudium abgeschreckt und in die Arme der Mathematik getrieben.
In den Armen der Mathematik ist es schön; aber die empirischen Wissenschaften können auch Glücksmomente bescheren. (Endlich kann ich mal dieses Smilie einsetzen).
Sie haben, lieber Gorgasal, damals den Fehler gemacht, einem einzigen oder wenigen Meßwerten zu trauen. Wenn man wieder und wieder mißt, unter identischen Bedingungen (die eben nicht wirklich identisch sind) und dann erlebt, wie sich der Mittelwert immer mehr dem Wert nähert, den man aus den Lehrbüchern kennt; wenn man die Bedingungen immer mehr verbessert und sieht, wie die Varianz immer mehr schrumpft - dann kann man schon, wenn man einen Sinn dafür hat, a bisserl glücklich sein.
Das Glück des Erkennens, das nur der Mathematiker und der Naturwissenschaftler kennen; na gut, der empirische Wissenschaftler, einem Archäologen kann es wohl ähnlich gehen.
Aber einem Sozialwissenschaftler zB ist das, glaube ich, versagt; und darum sind die Sozialwissenschaftler auch so unzufrieden.
Zitat von Pentasin 8 Semestern Physikstudium habe ich gerdae ein Referat gehalten. Das ist selbst für einen Referatmuffel wie mich eindeutig zu wenig.
Aus meiner Sicht, lieber Pentas, und aufgrund meiner Erfahrung bin ich dafür, in jedem Studiengang zwei Kurse anzubieten, den einen im ersten Semester, den anderen vielleicht im zweiten oder dritten:
Im ersten Semster "Studientechniken". Es ist reine Zeitverschwendung, daß die meisten Studenten es sich mühsam irgendwie selbst aneignen oder von Kommilitonen beibringen lassen, wie man recherchiert, wie man sich eine Literaturdatei anlegt und korrekt zitiert, wie man effizient liest und exzerpiert, mitschreibt, sein Wissen organisiert, sich auf Prüfungen vorbereitet usw. Ich habe Ende der sechziger Jahre als junger Assistent solche Kurse gehalten, und das war immer sehr beliebt.
Das zweite, heute wichtiger als damals, ist ein Kurs "Präsentationstechniken". Auch das eigenen sich die meisten irgendwie an, meist mehr schlecht als recht. Dazu gehört nicht nur die Gestaltung von Powerpoint-Folien (da muß man viel lernen; viele sind hundsmiserabel), sondern auch der Aufbau eines Referats, die Rhetorik, das Verwenden von Stichwörtern.
Und nicht zuletzt die Vorbereitung auf Fragen und die Diskussion. Ich habe viele wissenschaftliche Vorträge (bis hin zu dem berüchtigten "Vorsingen" im Rahmen eines Berufungsverfahrens) erlebt, die als Vortrag nicht schlecht waren - aber in der Diskussion versagte der oder die Betreffende.
Weil sie nicht Fragen antizipiert hatten, weil sie nicht Material bereitgestellt hatten, mit dem sie auf Fragen und Einwände reagieren konnten (man sollte immer Folien speziell für die Diskussion in Reserve haben), weil sie ihre Methode, ihre Theorie nicht überzeugend verteidigen konnten. Das kann man ja alles lernen, nur lernen es viele nicht.
In Antwort auf: Aber einem Sozialwissenschaftler zB ist das, glaube ich, versagt; und darum sind die Sozialwissenschaftler auch so unzufrieden.
Genau Und diese Lücke wird dann eben durch Ideologie und Obskurantismus kompensiert (so wie früher das fehlende physikalische Wissen durch Religion kompensiert wurde
Zitat von ZettelDas Glück des Erkennens, das nur der Mathematiker und der Naturwissenschaftler kennen
Da muß ich aber heftigst widersprechen. Ich würde sogar eher sagen - wenn es so ein "Glück des Erkennens" nicht gibt, kann es überhaupt keine Wissenschaft sein.
Zu den Sozialwissenschaftlern allgemein will ich hier nichts sagen - aber die Historiker kennen dieses Glück sehr wohl, und wohl auch die Geisteswissenschaften (von denen ja die Mathematik die wichtigste ist).
Vortragstechnik ist heute eine der wichtigsten Fertigkeiten in den meisten akademischen Berufen. Sie sollte an den Unis geübt werden. Stattdessen passiert es immer noch, daß jemand sich ein Referat aufgeschrieben hat und das dann monoton abliest. Wie will der Betreffende im Berufsleben bestehen?
Herzlich, Zettel
Habe ich nur bei Geisteswissenschaftlern (Studenten vom 2. bis 8ten Semester und einmal eine Doktorandin oder PostDoc in Kunstgeschichte) erlebt. Mein Physikreferate-Counter: 4 Seminarvortraege in 8 Semestern. 2 haetten gereicht, lt. Pruefungsordnung.
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