Die hessische Partei "Die Linke" ist in dem Prozeß, von einem Sammelsurium linker Phantasten aller Art zu einer ordentlichen Kaderpartei gemacht zu werden.
Aber so dumm, laut zu sagen, daß er für allenfalls ein bißchen Demokratie ist, ist Gysi gewiß nicht. Deshalb sollte man meines Erachtens seine Bemerkung als das nehmen, was sie war: Ein etwas grober Witz.
Dass Gysi gerne und oft flapsige Bemerkungen macht, dürfte jeder politisch interessierte Deutsche wissen... das ist ja gerade das, was Gysi als Politiker sympatisch macht... Ich gebe Ihnen Recht, man sollte das bitte nicht überbewerten; es gibt wesentlich mehr Dinge, die Gysi gesagt UND ernst gemeint hat, die wesentlich besorgniserregender sind, wenn auch vielleicht nicht so offensichtlich.
Das gehört ja zu Gysis Masche, daß er einen auf witzig macht und sich damit konkreten Festlegungen entziehen will. Und da finde ich dann diesen Freud'schen Versprecher ganz praktisch - denn im Kern ist Gysi eben Anti-Demokrat. Und auch wenn er das nun wirklich als Witz gemeint haben sollte, ist doch egal. Man kann und sollte dieses Zitat verwenden.
Zitat von R.A.Und auch wenn er das nun wirklich als Witz gemeint haben sollte, ist doch egal. Man kann und sollte dieses Zitat verwenden.
Mir ist, als ich das geschrieben habe, eigentlich vor allem die Erinnerung an Höcherl wichtig gewesen. Die Bemerkung war vergleichbar; aber der Mann war dadurch so gut wie erledigt.
Solche Beispiele lassen sich viele finden. Es gehört geradezu zu den Grundmustern linker Propaganda, jemanden dadurch zu diskreditieren, daß man seinen Namen mit einem solchen Zitat fest assoziativ verknüpft. Strauß: "Haben Sie überhaupt 's Abitur?" etwa.
Was Gysi angeht, sind wir uns einig, lieber R.A. Und die Transformation der hessischen "Linken" in eine von Berlin aus gesteuerte Kaderpartei ist ja ein spannender Vorgang.
Zitat von ZettelUnd die Transformation der hessischen "Linken" in eine von Berlin aus gesteuerte Kaderpartei ist ja ein spannender Vorgang.
Meinen Sie das hier?
Zitat von FAZEin bisschen Demokratie, ein paar Handgreiflichkeiten
Vor der Abstimmung um Listenplatz 2 kommt es fast zu einer Schlägerei. Achim Steinmeier aus Kassel greift sich das Mikrofon. Er verstärkt die Kritik an Frau Schott. Sie mobbe Mitglieder systematisch aus Parteifunktionen, fordere Kadavergehorsam. „Wo ist sie? Ich will es ihr ins Gesicht sagen!“ Das Parteitagspräsidium fordert vergeblich, dass er aufhöre. Hilflosigkeit greift um sich: „Wir können das Mikrofon nicht abstellen.“
Zitat von ZettelUnd die Transformation der hessischen "Linken" in eine von Berlin aus gesteuerte Kaderpartei ist ja ein spannender Vorgang.
Meinen Sie das hier?
Zitat von FAZEin bisschen Demokratie, ein paar Handgreiflichkeiten Vor der Abstimmung um Listenplatz 2 kommt es fast zu einer Schlägerei. Achim Steinmeier aus Kassel greift sich das Mikrofon. Er verstärkt die Kritik an Frau Schott. Sie mobbe Mitglieder systematisch aus Parteifunktionen, fordere Kadavergehorsam. „Wo ist sie? Ich will es ihr ins Gesicht sagen!“ Das Parteitagspräsidium fordert vergeblich, dass er aufhöre. Hilflosigkeit greift um sich: „Wir können das Mikrofon nicht abstellen.“
Ja, da sieht man, wie mühsam diese Transformation ist.
In Antwort auf:Hilflosigkeit greift um sich: „Wir können das Mikrofon nicht abstellen.“
Ein kurzer Moment der Hilflosigkeit wegen technischer Probleme. Ansonsten aber hat die Führung die Delegierten inzwischen im Griff. Vor einem Jahr hatten die Opponenten noch die Mehrheit - am Wochenende reichte es nur noch für wenige Prozent Gegenstimmen.
Bei dieser Gelegenheit darf man nicht das klassische Zitat von Gysi-Vorbild Ulbricht vergessen: "Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben."
Zitat von ZettelUnd die Transformation der hessischen "Linken" in eine von Berlin aus gesteuerte Kaderpartei ist ja ein spannender Vorgang.
Wirklich? Die waren doch noch nie was anderes. Ohne Berlin würden diese traurigen Gestalten mit etwa einem Prozent der Wählerstimmen weiter vor sich hindümpeln. Lediglich dadurch, dass sie ein Franchisebetrieb der Linke(TM) sind, haben sie eine Chance über die 5% zu kommen.
Zitat von R.A.Vor einem Jahr hatten die Opponenten noch die Mehrheit - am Wochenende reichte es nur noch für wenige Prozent Gegenstimmen.
Es ist ein erstaunliches Phänomen, lieber R.A., immer wieder zu beobachten: Wie aus den Libertärsten der Libertären auf der Linken innerhalb kurzer Zeit die Gehorsamsten der Gehorsamen werden.
Ich habe es um 1968 herum erlebt. Diejenigen, die noch Monate zuvor nur sich selbst verwirklichen, alle bürgerlichen Zwänge abbauen und sich gar nicht bunt genug kleiden konnten, sah man auf einmal mit kurzen Haaren auftauchen und als Mitglied einer K-Gruppe Parteichinesisch reden.
Es war frappierend. Heute glaube ich, daß diese Leute überwiegend schwache Persönlichkeiten waren, die im Grunde nach Autorität lechzten. Ihr ganzes antiautoritäres Gehabe hieß: Ich habe keinen Pappi. Wo ist mein Ersatz-Pappi?
Ja, da haben Sie recht: Strauß hat ähnlich flapsig geredet wie Gysi, aber Strauß wurde dafür wesentlich härter ins Gericht genommen...
Über die Gründe mag man streiten; Sie vermuten vieleicht, dass 'rechte' Politiker eher ins Visier geraten als 'linke' Politiker; kann aber auch an den Personen selbst liegen. Strauß war extrem arrogant, Gysi geht gut und gerne als 'guter Buddy' durch... Marketing ist alles, auch bei den Kommunisten :-) Ich glaube, dass das auch der Plan der SED *hust* Linkspartei ist. Jemand wie der Strauß würde die Partei vernichten; man braucht eher Gallionsfiguren, die die Propaganda möglichst sympathisch rüberbringen (Gysi, Lafo), und dann halt noch die Organisatoren, die im Hintergrund operieren (Bisky). ...daher auch meine Einschätzung: Wenn Gysi und Lafontaine in den Ruhestand gehen, ist die Partei tot.
Zitat von F.AlfonzoÜber die Gründe mag man streiten; Sie vermuten vieleicht, dass 'rechte' Politiker eher ins Visier geraten als 'linke' Politiker; kann aber auch an den Personen selbst liegen. Strauß war extrem arrogant, Gysi geht gut und gerne als 'guter Buddy' durch...
Strauß extrem arrogant?
Das ist, lieber F. Alfonzo, das letzte, was ich ihm vorwerfen würde oder was man ihm damals vorgeworfen hat.
Er war ein ausgesprochen volkstümlicher Mann, nicht nur in Bayern. Er war deftig, manchmal rüpelhaft. Er liebte das Verhöhnen als Waffe ("Riesen-Staatsmann Mümmelmann"). Aber arrogant war er gewiß nicht.
Er hatte viele Fans deutschlandweit; überall fuhren Autos mit einem "FJS"-Sticker. Nur war er eben andererseits für die Linke eine wahre Haßfigur. Das wurde systematisch geschürt, nicht nur von der Abteilung XX des MfS. Die Kampagne Augsteins ist ja allgemein bekannt; aber das war viel breiter - ARD, ZDF, "Der Stern", die SZ und die FR waren alle mit von der Partie. Ganz zu schweigen von linken Blätttern wie dem "Berliner Extra-Dienst", in dem Eckart Hachfeld Strauß als Schwein zeichnete. Siehe hier.
Hätten wir heute, lieber F.Alfonzo, eine Rechtspresse, die nur halb so unfair, agitatorisch und menschenfeindlich wäre wie damals die Linkspresse in Bezug auf Strauß, dann wäre Gysi ebenfalls eine Haßfigur. Genug Klischees gäbe es ja, die man ihm aufpappen könnte. Und daß es ihm an Arroganz mangelt - gut, sagen wir, Selbstgefälligkeit -, kann ich auch nicht finden.
Zitat von Zettel Es ist ein erstaunliches Phänomen, lieber R.A., immer wieder zu beobachten: Wie aus den Libertärsten der Libertären auf der Linken innerhalb kurzer Zeit die Gehorsamsten der Gehorsamen werden.
Libertaer - bezeichnet heute zumeist kapitalistisch - radikal liberale (so wie mich).
In Antwort auf: Es war frappierend. Heute glaube ich, daß diese Leute überwiegend schwache Persönlichkeiten waren, die im Grunde nach Autorität lechzten. Ihr ganzes antiautoritäres Gehabe hieß: Ich habe keinen Pappi. Wo ist mein Ersatz-Pappi?
So wie 'Problemschueler' immer ganz handzahm werden, wenn sie die Schule abgebrochen und eine Lehre angefangen haben. (Hab ich als Leiter einer Jugendgruppe ein paar mal sehr unmittelbar erlebt)
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