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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.12.2008 14:44
Zettels Meckerecke: Zweimal was zur Finanzkrise Antworten

Die Sendung "Das philosophische Quartett" hat mir schon früher Anlaß zu kritischen Anmerkungen gegeben.

Diesmal war ich nicht sicher, ob die Sendung am vergangenen Sonntag einen Artikel in ZR lohnt. Aber dann habe ich eine Verbindung mit einem Thema gesehen, von dem ich auch nicht sicher war, ob es für sich genommen einen Artikel wert ist. Aus der Verknüpfung der beiden Themen entstand diese Meckerecke.

DrNick Offline




Beiträge: 809

02.12.2008 19:38
#2 RE: Zettels Meckerecke: Zweimal was zur Finanzkrise Antworten

Lieber Zettel,

ich bin mit Ihren Beiträgen fast immer (erstaunlich) einverstanden, muß heute aber doch einmal meinerseits eine kleine Meckerecke aufmachen. Mit scheint nämlich die Überschrift des Beitrags (an dem ich ansonsten gar nichts auszusetzen habe) überaus irreführend.

Sind es wirklich "Vier Philosophen ...", die da rumgeschwätzt haben? Wie leider üblich im "Philosophischen Quartett" sind die eigeladenen Gäste keine Philosophen. Herr von Rosen ist, wie es im Artikel ja auch heißt, ein "Mann der Praxis", und Herr Koschorke ist Germanist bzw. (wahrscheinlich passender) "Kulturwissenschaftler".

Nicht viel anders sieht es bei den beiden Gastgebern aus: Herr Safranski hat zwar mal Philosophie studiert, promoviert wurde er aber bei den Germanisten. Seitdem hat er natürlich einiges geschrieben, was man mit sehr viel Großzügigkeit als "Philosophie" bezeichnen könnte (tatsächlich sind es eigentlich nur zwei Biographien von Philosophen), aber ihm deswegen die Berufsbezeichnung "Philosoph" zuzuerkennen käme mir ebenso merkwürdig vor, wie den Wissenschaftsjournalisten G. von Randow einen Mathematiker zu nennen, weil er mal ein nettes Buch über das "Ziegenproblem" verfaßt hat. Bei Sloterdijk fast dasselbe Bild: Promotion in der Germanistik, soweit ich sehe keine Habilitation, seitdem Tätigkeiten an Kunsthochschulen o.ä.

Keiner der vier Teilnehmer hätte auch nur den Hauch einer Chance, irgendwo in Deutschland oder anderswo an einer Hochschule Philosophie zu unterrichten, und man sollte - so denke ich - den Etikettenschwindel, den der Titel der Sloterdijk-Sendung darstellt, nicht so einfach für bare Münze nehmen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.12.2008 22:03
#3 RE: Zettels Meckerecke: Zweimal was zur Finanzkrise Antworten

Lieber DrNick,

Zitat von DrNick
Mit scheint nämlich die Überschrift des Beitrags (an dem ich ansonsten gar nichts auszusetzen habe) überaus irreführend.

Sie haben recht. Es war sogar so, daß ein paar Minuten lang eine andere dastand: "Vier Philosophierende und ...". Beim Korrekturlesen kam mir das aber sprachlich arg unbeholfen vor, und ich habe doch wieder "Philosophen" geschrieben, wie es auch ursprünglich geheißen hatte; a bisserl in der Erwartung, daß man die Ironie merkt. Es sollte ja ein Anklang an "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" sein. "Philosophierende" hatte da genau wegen der Bedenken gestanden, die Sie äußern.
Zitat von DrNick
Nicht viel anders sieht es bei den beiden Gastgebern aus: Herr Safranski hat zwar mal Philosophie studiert, promoviert wurde er aber bei den Germanisten. Seitdem hat er natürlich einiges geschrieben, was man mit sehr viel Großzügigkeit als "Philosophie" bezeichnen könnte (tatsächlich sind es eigentlich nur zwei Biographien von Philosophen), aber ihm deswegen die Berufsbezeichnung "Philosoph" zuzuerkennen käme mir ebenso merkwürdig vor, wie den Wissenschaftsjournalisten G. von Randow einen Mathematiker zu nennen, weil er mal ein nettes Buch über das "Ziegenproblem" verfaßt hat.

Ich schätze, lieber DrNick, Safranski als einen ausgezeichneten Autor. Ob man ihn Philosophen nennen soll, weiß ich nicht. Jedenfalls habe ich manchen akademisch bestallten Philosophen kennengelernt, der mir seinem Gegenstand intellektuell weniger gewachsen zu sein schien.

Seine Bücher über Schopenhauer und Heidegger habe ich mit Genuß gelesen, auch das über Schiller und das über die Romantik, wenn auch mit etwas gedämpfterem. Safranski hat eine Begabung dafür, das Denken mit der Biografie zu verknüpfen, oder umgekehrt. Schopenhauer kenne ich ganz gut, da habe ich mich mehr am schönen, intelligenten Stil Safranskis gefreut, seinem Einfühlungsvermögen. Zu Heidegger habe ich keinen Zugang; und dank Safranski habe ich jetzt einen klitzekleinen. Jedenfalls hat er es geschafft, daß ich mir "Sein und Zeit" wieder vorgenommen habe; es allerdings nach zwanzig oder dreißig Seiten doch wieder resignierend weggelegt.
Zitat von DrNick
Bei Sloterdijk fast dasselbe Bild: Promotion in der Germanistik, soweit ich sehe keine Habilitation, seitdem Tätigkeiten an Kunsthochschulen o.ä.

Ein Modeschriftsteller, glaube ich. Seine Art, Banales mit großem Gestus zu verkünden, ist mir unangenehm.

Nein, Fachphilosophen sind sie gewiß beide nicht. Da klafft halt eine recht große Lücke zwischen dem Bild in der Öffentlichkeit und dem, was an den Unis stattfindet. Sie werden es auch dem "gebildeten Laien" schwer begreiflich machen können, daß man sich als Philosoph heute vielleicht mit Linguistik, Gehirnphysiologie oder Robotik beschäftigt, statt damit, wie man zur Ataraxia findet. Aber schauen Sie, so geht es anderen Disziplinen ja auch. Archäologen "graben" überwiegend nicht "aus", sondern zerstören und zerlegen ihren Grabungsgegenstand; Astronomen sitzen nicht mehr in kalten Nächten vor dem Teleskop und gucken in die Sterne, Psychologen messen und rechnen, statt sich im Unbewußten zu tummeln usw.

Herzlich, Zettel

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.009

03.12.2008 05:00
#4 RE: Zettels Meckerecke: Zweimal was zur Finanzkrise Antworten
Lieber Zettel,

das ist nicht wirklich erstaunlich, im Gegenteil: Die Tatsache, dass Diskussionspartner mit unterschiedlichen Waffen in Talkshows aufeinandergehetzt werden, ist eher der Normalfall...

Mal ein anderes Beispiel: Ernst Klaus, Linkspartei, MdB, ist Volkswirt und treibt sich gerne in Talkshows rum. Selbst wenn man den Herrn Klaus und Hans-Werner Sinn in einer Talkshow streiten lassen würde, würden sie (trotz gleicher Ausbildung) immer noch aneinander vorbei reden...
...und es wäre m.E. nicht weniger absurd als das von Ihnen geschilderte Beispiel. Und es wäre vermutlich genauso uninteressant. Die Waffen wären immer noch unterschiedlich: Agitprop gegen Empirie...
Aber vielleicht ist das ja das Ziel der Organisatoren dieser TV-Shows, möglichst Leute aus verschiedenen Welten streiten zu lassen; wobei es doch viel interessanter wäre, eine Diskussion von 2 Leuten zu beobachten, die auf der gleichen Ebene argumentieren (wo diese Ebene auch immer liegen mag).

Grüße,
F. Alfonso
Omni Offline



Beiträge: 255

03.12.2008 06:31
#5 RE: Zettels Meckerecke: Zweimal was zur Finanzkrise Antworten

In Antwort auf:

Agitprop gegen Empirie


ich dachte in den Wirtschaftswissenschaften steckt vergleichsweise wenig Empirie, insbesondere wenn sie nicht Aussagen über Modellsituationen sondern das reale Wirtschaftssystem machen. Aber kann mich auch irren, bin kein Wiwi.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.12.2008 09:48
#6 RE: Zettels Meckerecke: Zweimal was zur Finanzkrise Antworten

Zitat von F.Alfonzo
das ist nicht wirklich erstaunlich, im Gegenteil: Die Tatsache, dass Diskussionspartner mit unterschiedlichen Waffen in Talkshows aufeinandergehetzt werden, ist eher der Normalfall...

Dagegen ist ja auch nix zu sagen, lieber F. Alfonzo. Nur schien mir in diesem Fall, daß sie ihre Waffen gar nicht gegeneinander einsetzten. Sie redeten schlicht nicht miteinander. Der eine sprach über konkrete Ursachen und konkrete Maßnahmen, der andere über Schlechthinniges.

Herzlich, Zettel

str1977 ( gelöscht )
Beiträge:

03.12.2008 09:50
#7 RE: Zettels Meckerecke: Zweimal was zur Finanzkrise Antworten

Also, Sloterdijk würde ich schon als Philosophen bezeichnen.

Es kann hier nicht um Hochschulphilosophen gehen und immerhin hat er ein philosophisches Opus magnum verfaßt.

Ein Modeschriftsteller? Ja, vielleicht. Aber waren das Nietzsche, Schopenhauer, Hegel und Kant nicht auch?

Safranski ist meines Wissens jedoch noch nicht durchs Philosophieren aufgefallen (der Nilpferdvergleich gefällt mir ganz gut).

Dr. phil. sind sie natürlich allebeide.

Gruß,
str1977

Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon.
Aber beide sind aus Stein gemacht.

Laissez faire, laissez aller, laissez abimer.

Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.

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