Daß Hans-Christian Ströbele in den achtziger Jahren Geld für "Waffen für El Salvador" gesammelt hat, ist allgemein bekannt. Da er sich jetzt wieder einmal als Mann des Friedens dargestellt hat, bin ich der Sache ein wenig nachgegangen.
Mit einem, wie mir scheint, interessanten Ergebnis: Nicht gegen einen lateinamerikanischen Dikator kämpften die Aufständischen, denen Ströbele Geld für Waffen besorgte, sondern gegen eine linksreformerische, ab 1984 auch demokratisch legitimierte Regierung; die des christdemokratischen Präsidenten José Napoléon Duarte.
Zitat von ZettelDaß Hans-Christian Ströbele in den achtziger Jahren Geld für "Waffen für El Salvador" gesammelt hat, ist allgemein bekannt. Da er sich jetzt wieder einmal als Mann des Friedens dargestellt hat, bin ich der Sache ein wenig nachgegangen.
Mit einem, wie mir scheint, interessanten Ergebnis: Nicht gegen einen lateinamerikanischen Dikator kämpften die Aufständischen, denen Ströbele Geld für Waffen besorgte, sondern gegen eine linksreformerische, ab 1984 auch demokratisch legitimierte Regierung; die des christdemokratischen Präsidenten José Napoléon Duarte.
Danke. Irgendwie schafft es Ströbele aber, sympatisch zu wirken. Andererseits würde ich ihm NIE den Respekt gegenüber fühlen, den ich anderen Menschen des selben Alters gegenüber empfinde. Subjektiv gesehen.
Ich fühle ebenfalls das Bedürfnis, mich zu bedanken. Das Zitat ist wirklich bemerkenswert und ändert mein Bild von Ströbele.
Bisher hielt ich ihn für einen zwar verbohrten aber naiven Alt-Linken, der sich die romantische Illusion des Multikulti und des Pazifismus bewahrt hat. Er gibt sich ja auch als Pazifist.
Das Zitat aber zeigt, dass er der Pazifismus nur gespielt ist und Ströbele in Wirklichkeit ein kühler, strategisch denkender Politiker ist.Dabei ist es eigentlich erstaunlich, dass die sonst von ihm Gewohnten Äusserungen war einigermaßen bizarr aber verglichen mit der Finanzierung von Guerillawaffen vergleichsweise harmlos sind. Wenn es das äußere Umfeld zuliesse, wäre er nicht mehr der liebe schrullige Opa sondern würde wohl ganz andere Seiten aufziehen.
Zitat von DagnyIrgendwie schafft es Ströbele aber, sympatisch zu wirken. Andererseits würde ich ihm NIE den Respekt gegenüber fühlen, den ich anderen Menschen des selben Alters gegenüber empfinde. Subjektiv gesehen.
Mein subjektiver Eindruck, liebe Dagny, ist etwas anders. Er ist für mich der klassische Typus des Fanatikers. In meiner Kindheit gehörte zum Bekanntenkreis meiner Eltern ein Angehöriger der Ludendorffer Bewegung, ich glaube "Gesellschaft für Gotterkenntnis" oder so ähnlich nannten sich diese Anhänger des Generals Ludendorff und seiner Gattin Mathilde, der "Philosophin". Der sah aus wie Ströbele und benahm sich genau wie der.
Ströbele diskutiert nicht, er verkündet. Er beruft sich nicht auf Argumente, sondern auf die Moral. Er vermittelt den Eindruck, alle andere seien windige Gesellen, nur er der solide Charakter.
Solche Leute sind gefährlich. Mag sein, daß er "Charisma" hat. Mag auch sein, daß er so lebt, wie er es predigt - fahrradfahrend, von mir aus sich vegan ernährend, sein ganzes Leben der Sache widmend. Nur, welche Sache ist das?
Es ist eben nicht die Freiheit. Ströbele gibt sich als Kämpfer gegen das Militär, gegen den Überwachungsstaat, für die bürgerlichen Freiheiten usw. Aber nicht, weil er ein grüner Liberaler wäre. Sondern weil er, wie alle Kommunisten, den bürgerlichen Staat schwächen möchte.
Übrigens war er Anfang der siebziger Jahre ein paar Jahre lang in der SPD. Er ist - so steht es jedenfalls in der Wikipedia - rausgeflogen, weil er in einem Brief an einsitzende RAF-Terroristen diese als "liebe Genossen" bezeichnet hatte.
Zitat von ZettelÜbrigens war er Anfang der siebziger Jahre ein paar Jahre lang in der SPD. Er ist - so steht es jedenfalls in der Wikipedia - rausgeflogen, weil er in einem Brief an einsitzende RAF-Terroristen diese als "liebe Genossen" bezeichnet hatte.
Das waren noch Zeiten in der SPD ...
Vielen Dank, lieber Zettel, für diesen Bericht. Ich hatte diese "Waffen für El Salvador" immer nur als Beispiel für die Heuchelei diverser "Friedensaktivisten" gesehen. Aber nie nachgeprüft, worum es denn da genau ging. Und das ist schon erschütternd.
Bin aus wikipedia ja einiges gewohnt, aber der artikel ist hart und ueber der grenze der ausgewogenen (fakten-)Berichterstattung.
Allerdings foerdert das deutsche Wikipedia uber Stroebele interessantes zu tage:
In Antwort auf:Als Israel während des Zweiten Golfkrieges 1991 von Saddam Husseins Irak mit Scud-Raketen beschossen wurde, war das für Ströbele „die logische, fast zwingende Konsequenz der Politik Israels“.[3] Er sprach sich auch gegen die Lieferung von Patriot-Luftabwehrraketen an Israel aus. Diese Stellungnahme, die er als Leiter einer Israel-Delegation der Grünen 1991 in einem Interview mit Henryk M. Broder in Jerusalem [4] äußerte, führten nach Veröffentlichung in der Jerusalem Post, der Süddeutschen Zeitung[3] und der taz zu einem politischen Skandal, der unter anderem zum vorzeitigen Abbruch des grünen Israelbesuches führte und Ströbele sein damaliges Vorstandssprecheramt bei den Grünen kostete.
Das mit den Waffenlieferungen scheint also je nach politischer Lage mal unterstuetzt und mal abgelehnt zu werden. Pazifist ist er nicht.
In Antwort auf:Es ist eben nicht die Freiheit. Ströbele gibt sich als Kämpfer gegen das Militär, gegen den Überwachungsstaat, für die bürgerlichen Freiheiten usw. Aber nicht, weil er ein grüner Liberaler wäre. Sondern weil er, wie alle Kommunisten, den bürgerlichen Staat schwächen möchte.
Zitat von ZettelÜbrigens war er Anfang der siebziger Jahre ein paar Jahre lang in der SPD. Er ist - so steht es jedenfalls in der Wikipedia - rausgeflogen, weil er in einem Brief an einsitzende RAF-Terroristen diese als "liebe Genossen" bezeichnet hatte.
Das waren noch Zeiten in der SPD ...
Fürwahr, lieber R.A. Es gab damals wie heute Linke in der SPD. Aber es gab auch klare Grenzen, wieweit sie gehen durften. Würde man die damaligen Maßstäbe - keinerlei Zusammenarbeit mit Kommunisten, beispielsweise - heute anlegen, dann ... naja.
Zitat von R.A.Ich hatte diese "Waffen für El Salvador" immer nur als Beispiel für die Heuchelei diverser "Friedensaktivisten" gesehen. Aber nie nachgeprüft, worum es denn da genau ging. Und das ist schon erschütternd.
Ja, es hat mich auch überrascht, was ich gefunden habe, als ich für den Artikel recherchiert habe. Auch ich hatte gedacht, daß in den achtziger Jahren in El Salvador eine Militärdiktatur herrschte, vergleichbar der in Nicaragua.
Dieser Artikel ist wirklich ein starkes Stück. Zunächst heißt es richtig:
Zitat von WikipediaBei den Präsidentschaftwahlen am 20. Februar 1972 wurden die beiden Kandidaten des Oppositionsbündnisses José Napoleón Duarte, Partido Demócrata Cristiano (PDC) und Guillermo Manuel Ungo vom Movimiento Nacional Revolucionario (MNR) offensichtlich um ihre Stimmenmehrheit betrogen. Am 2. März 1972 erschoss das Ejército Revolucionario del Pueblo (ERP) zwei Soldaten der Guardia Nacional in San Salvador. Dem ERP wurden Mitglieder aus PDC Zusammenhängen zugeschrieben. Im Klima des Mißtrauens konnte der Einfluss von ORDEN nicht ausgeräumt werden. Am 25. März 1972 wurde Duarte verhaftet und gefoltert, wobei er drei Finger verlor, des Hochverrats beschuldigt und zum Tod verurteilt wurde. Auf internationalen Druck sagte ihm der Wahlbetrüger Arturo Armando Molina Exil zu und schob ihn nach Venezuela ab.
Und dann wird schlicht verschwiegen, daß just dieser Duarte Präsident der Militärjunta war, gegen die die Guerrilla kämpfte, ab 1984 sogar als demokratisch mit großer Mehrheit gewählter Präsident.
In Antwort auf:Es ist eben nicht die Freiheit. Ströbele gibt sich als Kämpfer gegen das Militär, gegen den Überwachungsstaat, für die bürgerlichen Freiheiten usw. Aber nicht, weil er ein grüner Liberaler wäre. Sondern weil er, wie alle Kommunisten, den bürgerlichen Staat schwächen möchte.
Warum schwaecht das Eintreten fuer die buergerlichen Freiheiten den buergerlichen Staat?
Das habe ich schlecht formuliert, liebe Dagny. Gemeint war: "... weil es ihm darum geht, den bürgerlichen Staat als repressiv vorzuführen und ihn damit zu schwächen".
Ist zwar off topic, aber ich möchte es doch gern loswerden: Stimmenhören ist ein Symptom bestimmter Formen der Schizophrenie. Diese hat mit Persönlichkeitsspaltung nichts zu tun.
Es ist für einen halbwegs intelligenten Verbrecher natürlich einfach, zu behaupten, er höre Stimmen, weil er erfahren hat, daß das ein Symptom von Schizophrenie ist. Aber wie man sich denken kann, gibt es viele andere Symptome, die für die Diagnose hinzutreten müssen. Also ist der Mann offenbar schnell als Simulant entlarvt worden.
Zitat von Zettel Das habe ich schlecht formuliert, liebe Dagny. Gemeint war: "... weil es ihm darum geht, den bürgerlichen Staat als repressiv vorzuführen und ihn damit zu schwächen".
Die Taktik der RAF. Heute kommt die Taktik im Gewande der Oekobewegung daher. Der Staat ist nicht mehr repressiv, sondern nicht Nachhaltig. Wobei "der Staat' durch 'der Kapitalismus' ersetzt werden muss.
Und ganz so zahm war diese Junta auch nicht, man denke auch an den Mord an Bischof Romero von 1980 und das El Mozote Massaker von 1981.
Sicher, deshalb hat die taz die Aktion nicht gestartet (denn das war 1980) aber es hat dem ganzen sicher Auftrieb gegeben.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Laissez faire, laissez aller, laissez abimer.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
Das müssen Sie mal genauer erklären, denn ich sehe überhaupt keine Ähnlichkeit zwischen den beiden Phänomenen. Null, niente, nada!
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Laissez faire, laissez aller, laissez abimer.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
Zitat von ZettelStröbele diskutiert nicht, er verkündet. Er beruft sich nicht auf Argumente, sondern auf die Moral. ...
Solche Leute sind gefährlich.
Sind Argumente und Moral Gegensätze?
Ist Moral gefährlich?
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Laissez faire, laissez aller, laissez abimer.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
In "Focus" wurde kürzlich aus Gerichtsakten aus dem Prozeß gegen Ströbele zitiert. Daraus geht hervor, daß Ströbele weit mehr am Aufbau der RAF beteiligt gewesen war, als er es jetzt darstellt. Zitat aus den Akten:
Zitat von Urteil des Landgerichts BerlinOhne die Hilfe einiger weniger Rechtsanwälte, darunter des Angeklagten, wäre die Konsolidierung und das Fortbestehen der RAF in der Haft nicht möglich gewesen.
Und aus dem "Focus"-Artikel:
Zitat von FocusSeine Richter ... schrieben über den illegalen Nachrichten-Verteiler, dieser habe der Stärkung, Vertiefung und Fortsetzung des kriminellen Potentials der RAF gedient. Erst über die Kommunikation im "Info-System" habe sich die RAF als "kriminelle Vereinigung" verwirklicht. Dass die RAF das "Info-System" zum Zwecke der Schulung, Disziplinierung und Bestrafung einsetzte, will Ströbele, der in den Gerichtsakten als einer der „bestinformierten“ RAF-Anwälte eingeschätzt wird, nicht erkannt haben.
Kommentar: Da lachen die Hühner.
Selbst jedem Zeitungsleser war damals geläufig, daß das Info-System, dessen Fäden in der Kanzlei des Anwalts Croissant zusammenliefen, keineswegs der Verteidigung der RAF-Angeklagten diente, sondern dem Fortbestehen der Strukturen; vor allem dazu, Befehle der "gefangenen Genossen" an die in Freiheit befindlichen aus Stammheim zu schmuggeln.
Aufmerksam geworden bin ich auf den "Focus"-Artikel durch diesen Artikel im "Weblog Sicherheitspolitik".
Aber Herrn Ströbele ist es wichtig, dass die katholische Kirche sich zu ihrer Schuld in Lateinamerika bekennt.
Zitat von Ströbele zur Papstrede im BundestagIch werde rausgehen. Ich bin auch bei Putin und bei Bush rausgegangen. Unserem Heiligen Vater nehme ich besonders übel, dass er sich in Lateinamerika nicht zu seiner Schuld und der seiner Kirche bekannt hat.
Wie es scheint, nicht nur unterhaltsam für uns, sondern auch teuer für die Heddesheimer Blogger.
Zitat von HeddesheimBlogAnmerkung der Redaktion: Hans-Christian Ströbele hat uns durch den Berliner Anwalt Johannes Eisenberg wegen “Verletzung der Persönlichkeitsrechte” abnahmen lassen.
Die Vorstellung, dass Ströbele einen Weiher in meiner Nachbarschaft kontaminiert, ist eklig genug, ich fordere nicht noch mehr Transparenz.
Zitat von HeddesheimBlogAnmerkung der Redaktion: Hans-Christian Ströbele hat uns durch den Berliner Anwalt Johannes Eisenberg wegen “Verletzung der Persönlichkeitsrechte” abnahmen lassen.
Das law blog sieht keine großen Chancen für Herrn Ströbele.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.