Wichtig zum Verständnis des US-Rechtssystems ist m.E. auch die Tatsache, dass die Latte, die für eine Verurteilung übersprungen werden muss, in Strafprozessen viel höher liegt als in Zivilprozessen. In Strafprozessen muss für eine Verurteilung die Schuld "beyond reasonable doubt" nachgewiesen werden, während bei Zivilprozessen "preponderance of evidence" genügt (in einzelnen Fällen muss es auch mal "clear and convincing evidence" sein). Das erklärt z.B. den Fall O.J.Simpson ganz gut - die Beweislage hat im Strafprozess nicht gereicht, im Zivilprozess hingegen schon.
Ich hoffe, ein Kundiger kann sich hier zum deutschen Rechtssystem äußern - es ist betrüblich, dass ich über das US-System mehr weiß als über das deutsche...
Zitat von hubersnIch hoffe, ein Kundiger kann sich hier zum deutschen Rechtssystem äußern ...
Da dürfte ich mich eigentlich nicht melden, ein echter "Kundiger" bin ich nicht. Aber grundsätzlich läuft diese Unterscheidung in Deutschland genauso.
Konkretes Beispiel: Der Geschäftsführer eines Unternehmens in unserer Region ist wegen Bilanzfälschung angeklagt worden. Und zwar hatte er die Bilanzen einer zum Verkauf anstehenden Tochterfirma so "aufbereitet", daß der Firmenwert nicht korrekt erkennbar war (soll heißen, die Firma war fast pleite, wurde aber teuer verkauft). Strafrechtlich war ihm das nicht komplett nachzuweisen, das Verfahren wurde eingestellt. Eigentlich wegen gewisser Auflagen nur ein Freispruch zweiter Klasse, aber immerhin. Zivilrechtlich hat der getäuschte Käufer dagegen vollen Schadenersatz einklagen können, dafür reichte die Beweislage.
Verschwörungstheorien sind leicht in die Welt gesetzt. Im Fall DSK schienen die mir ziemlich weit hergeholt. Das ganz sah mehr nach einer US-typischen Millionbeschaffungsaktion aus. Aber vielleicht haben im Hintergrund doch einige an den Strippen gezogen, meldet die FAZ mit Bezug auf das book-review What Really Happened to Strauss-Kahn?
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