Danke, liebe ex-blond. Ihr Beitrag hat mich veranlaßt, noch einmal nachzusehen: Obama hat laut Exit Polls 77 Prozent der Stimmen der Juden erhalten. Das liegt in derselben Größenordnung wie bei Kerry (74 Prozent) und Gore (79 Prozent).
Die amerikanischen Juden wählen mit dieser großen Mehrheit traditionell demokratisch. Das hat sicher verschiedene Gründe; vor allem sind die Demokraten immer die Partei der Minderheiten gewesen, der Akademiker. Die Juden wohnen überwiegend in den Blue States an der Ostküste.
Wer als amerikanischer Jude vor allem an Israel denkt, der hätte eigentlich McCain wählen müssen; und 1998 und 2002 George W. Bush. Aber nur rund ein Viertel hat das getan.
Ein Auszug aus einer Stellungnahme von Peres von 28.12.2008:
Zitat von Shimon PeresIt is the first time in the history of Israel that we, the Israelis, cannot understand the motives or the purposes of the ones who are shooting at us. ...
The story is simple. Israel has left Gaza completely, out of our own free will, at a high cost. In Gaza there is no single Israeli civilian or soldier. They were evacuated from Gaza, our settlements, which called for a very expensive cost. We had to mobilize 45,000 policemen to take out our settlers from there. We spent $2.5 billion. The passages were open. Money was sent to Gaza. We suggested aid in many ways - economically, medically, and otherwise. We were very careful not to make the lives of the civilian people in Gaza difficult. Still I have not heard until now a single person who could explain to us reasonably: why are they firing rockets against Israel? What are the reasons? What is the purpose?
-- The act of defending any of the cardinal virtues has to-day all the exhilaration of a vice. - Gilbert Keith Chesterton, "A Defence of Humility" (in The Defendant)
Zitat von GorgasalEin Auszug aus einer Stellungnahme von Peres von 28.12.2008:
Zitat von Shimon PeresIt is the first time in the history of Israel that we, the Israelis, cannot understand the motives or the purposes of the ones who are shooting at us.
Das ist, lieber Gorgasal, natürlich rhetorisch gefragt bzw. gesagt.
Die Motive und Ziele der Hamas liegen ja auf der Hand; es sind die des Iran, für den die Hamas in Gaza handelt. (Mubarak hat gesagt, jetzt hätte Ägypten eine gemeinsame Grenze mit dem Iran, so ungefähr).
Die interessantere Frage ist, warum die Hamas von einem (wie großen?) Teil der Bevölkerung unterstützt wird. Aber wird sie das überhaupt (noch)?
Gut, 20.000 junge Männer können sich als ruhmreiche Kämpfer fühlen, statt auf den Straßen herumzulungern. Aber 1,5 Millionen haben unter der Hamas nur die Perspektive eines immer wieder aufflammenden Kriegs, und sie könnten ohne sie allmählich ein erträgliches Leben bekommen.
Werden Sie das irgendwann begreifen? Israel scheint ja sogar Hoffnungen auf einen Aufstand gegen die Hamas gesetzt zu haben; aber bisher ist davon nichts zu erkennen. Deprimierend.
Zitat von ZettelDie interessantere Frage ist, warum die Hamas von einem (wie großen?) Teil der Bevölkerung unterstützt wird. Aber wird sie das überhaupt (noch)?
Genau das verstehe ich auch nicht, und genau darum hatte ich weiter oben gefragt, ob jemand Analysen des Hamas-Wahlsieges 2006 kennt. Ich bin auch sehr neugierig, wie die Hamas bei zukünftigen Wahlen abschneidet, sofern die ausreichend frei sind.
Zitat von WikipediaEarly presidential and parliamentary election to the Palestinian National Authority will be held as soon as the split between the Hamas-controlled Gaza Strip under PM Ismail Haniyeh and the Fatah-controlled West Bank under PM Salam Fayyad and President Mahmoud Abbas has been overcome, according to statements by Abbas.[1] The elections would be due by 2009 (presidential) and 2010 (legislative) if not held early,[2] although reports in December 2008 suggested that both elections would be held in April 2009.[3]
Wollte Israel vielleicht auch den Palästinensern vor Wahlen zeigen, was mit der Hamas auf sie zukommt?
-- The act of defending any of the cardinal virtues has to-day all the exhilaration of a vice. - Gilbert Keith Chesterton, "A Defence of Humility" (in The Defendant)
Zitat von ZettelGut, 20.000 junge Männer können sich als ruhmreiche Kämpfer fühlen, statt auf den Straßen herumzulungern. Aber 1,5 Millionen haben unter der Hamas nur die Perspektive eines immer wieder aufflammenden Kriegs, und sie könnten ohne sie allmählich ein erträgliches Leben bekommen. Werden Sie das irgendwann begreifen? Israel scheint ja sogar Hoffnungen auf einen Aufstand gegen die Hamas gesetzt zu haben; aber bisher ist davon nichts zu erkennen. Deprimierend.
Lieber Herr Zettel, die Situation ist deprimierend, aber leider naheliegend. Die Rückkehr in ein erträgliches Leben setzt einen zeitlichen und räumlichen Abstand voraus und denn gilt es aus Sicht der Hamas zu verhindern. Deshalb braucht die Hamas die Fortsetzung des Krieges und den Angriff der IDF. Sie braucht die israelische Antwort und muß sie deshalb unter allen Umstände provozieren. Die Hamas braucht den Tod ihrer Anhänger und der Zivilbevölkerung.
Deren Blut ist die Saat für neuen Hass und neue Gewalt und neue Unterstützung. Das ist ein Teufelkreis und die Hamas wird einen Teufel tun, diesen Teufelkreis zu unterbrechen. Die Hamas sind wie Vampire, die die Sonne des Friedens fürchten müssen. Es gibt keine Hamas des Friedens und wird es auch nie geben.
Zitat von GorgasalWollte Israel vielleicht auch den Palästinensern vor Wahlen zeigen, was mit der Hamas auf sie zukommt?
Dann hätte es auf ein halbwegs rationales Verhalten der Palästinenser gesetzt. Ich fürchte, es wird umgekehrt einen Solidarisierungseffekt geben.
Und es besteht die Gefahr, daß die Fatah als Partei der Kollaboration abgestempelt wird. Abbas muß ja herumeiern - einerseits sagt er, daß die Hamas verantwortlich für diesen Krieg ist, andererseits muß er sich umso mehr an ihre Seite stellen, je länger der Krieg dauert.
Zitat von LiberoDeren Blut ist die Saat für neuen Hass und neue Gewalt und neue Unterstützung. Das ist ein Teufelkreis und die Hamas wird einen Teufel tun, diesen Teufelkreis zu unterbrechen. Die Hamas sind wie Vampire, die die Sonne des Friedens fürchten müssen. Es gibt keine Hamas des Friedens und wird es auch nie geben.
Davon bin ich auch überzeugt, lieber Libero.
Das ist eben der fundamentale Unterschied zur Fatah: Dieser ging und geht es um die Palästinenser. Der Hamas geht es um die Errichtung des Kalifats.
Palästina ist für die Hamas nur ein momentan geeignetes Schlachtfeld. Ihr (und des Iran) eigentliches Ziel dürfte der Umsturz in Ägypten sein. Von dort stammt ja die Moslem-Bruderschaft, aus der die Hamas hervorgegangen ist.
Und zugleich ist Ägypten der einzige Konkurrent des Iran, was die Vorherrschaft im Nahen Osten angeht. Insofern dient die Hamas auch als Fünfte Kolonne des Iran in diesem nationalen Machtkampf.
Zitat von ZettelDie Vorstellung, die HAMAS, deren einziges Ziel die Vernichtung Israels ist, könne à la Harry Potter abrakadabra in eine friedliche Organisation mit "Regierungsverantwortung" verzaubert werden, ist freilich noch naiver als alles, was sich die Beschwichtigungspolitik des Jahres 1938 gegenüber Hitler an Fehleinschätzungen geleistet hat.
Ein sehr schöner Blogeintrag zur Hamas:
Zitat von Jeffrey GoldbergThe question I wrestle with constantly is whether Hamas is truly, theologically implacable. That is to say, whether the organization can remain true to its understanding of Islamic law and God\'s word and yet enter into a long-term non-aggression treaty with Israel. I tend to think not, though I've noticed over the years a certain plasticity of belief among some Hamas ideologues. Also, this is the Middle East, so anything is possible.
...
What are our crimes? I asked Rayyan. "You are murderers of the prophets and you have closed your ears to the Messenger of Allah," he said. "Jews tried to kill the Prophet, peace be unto him. All throughout history, you have stood in opposition to the word of God."
Ich weiß wirklich nicht, wie ich Eintrag exzerpieren soll, er ist so kurz, und im ganzen sehr lesenswert.
-- The act of defending any of the cardinal virtues has to-day all the exhilaration of a vice. - Gilbert Keith Chesterton, "A Defence of Humility" (in The Defendant)
Zitat von str1977Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, die Appeasementpolitik habe sich als Fehleinschätzung erwiesen. Sie zielte nämlich vor allem darauf ab, Zeit für die Aufrüstung Großbritanniens zu gewinnen, falls - was eben durchaus einkalkuliert war - Hitler nicht aufhören würde.
Sind Sie das so sicher
Ja, da bin ich sicher, wenn mir auch gerade Zeit und Muße fehlen das hier zu belegen. Nur so viel Kennedy ist nicht allein (und hier finstere Motive zu unterstellen ist nicht okay).
In Antwort auf:Es stimmt sicherlich, daß das Vereinigte Königreich 1938 nicht kriegsbereit war.
Eben.
In Antwort auf:Aber auch Hitler gewann ja durch das Münchner Abkommen weitere Zeit für seine Rüstung und die Kriegsvorbereitungen.
Nein, denn er war ja bereits kriegsbereit und jede Verzögerung mußte seinen Vorsprung schrumpfen lassen. Hitler wollte ja auch mit der Sudetenkrise den Kriegsausbruch herbeiführen.
Was Chamberlain wirklich dachte, ist nur aus internen Dokumenten ersichtlich, denn nach außen hin hat er ja wohl Zuversicht äußern müssen. Es geht hier auch nicht um "die große Mehrheit", denn diese hat die Appeasementpolitik ja nicht konzipiert sondern um die politische Führung Großbritanniens.
Ob man es mit "vernünftigen" Partnern zu tun hat, kann man nur dadurch herausfinden, daß man es vernünftig mit ihnen probiert. 1938 konnte man das nicht mit Sicherheit wissen. Heute, bei der Hamas, kann man es schon.
[quote = "str1977"]Es ist ohnehin ein dummes Vorurteil, zu meinen, mit Religiösen könnte man weniger gut verhandeln als mit Säkularen. Auf die Ziele kommt es an und da ist der springende Punkt: siehe Hamas-Charta.)[/quote] Ich kenne, lieber str1977, niemanden, der dieses Vorurteil geäußert hätte. An wen denken Sie?[/quote]
Sie selbst haben dieses Vorurteil geäußert, deshalb schrieb ich es ja hier (und nicht irgendwo anders). Wenn Sie es nun umformulieren, im Hinblick auf eine "fixe Idee", dann sehe ich das als Fortschritt. In der Tat hatte Hitler eine fixe Idee (bzw. zwei), die Hamas hat eine aber eben auch die PLO unter Arafat hatte eine. Arafats Idee war nicht religiös begründet, aber deswegen nicht weniger fix, sondern eben aus der Ideologie eines arabischen Nationalismus (der aber letzlich nur Islamismus säkularisiert ist) geboren. Das die PLO sich von dieser Fixierung schrittweise gelöst hat, ist sicher wahr, doch lagen die Gründe dafür nicht in den Ideen.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Laissez faire, laissez aller, laissez abimer.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
Zitat von str1977Ob man es mit "vernünftigen" Partnern zu tun hat, kann man nur dadurch herausfinden, daß man es vernünftig mit ihnen probiert. 1938 konnte man das nicht mit Sicherheit wissen. Heute, bei der Hamas, kann man es schon.
Es ist, lieber str1977, eine Frage der Einschätzung. Churchill hat Hitler richtig eingeschätzt. Chamberlain, Joseph Kennedy und viele andere haben ihn falsch eingeschätzt.
Ich lese gerade Oliver Lubrich (Hg.) Reisen ins Reich 1933 - 1945; einen Band der "Anderen Bibliothek". Da findet man viele Äußerungen von klugen Leuten, die in den dreißiger Jahren in Deutschland waren und Hitler - vor allem anfangs - positiv gesehen haben.
Zitat von str1977
Zitat von ZettelIch kenne, lieber str1977, niemanden, der dieses Vorurteil geäußert hätte. An wen denken Sie?
Sie selbst haben dieses Vorurteil geäußert, deshalb schrieb ich es ja hier (und nicht irgendwo anders).
Sie irren. Ich habe kein solches Vorurteil geäußert. Sie haben mich nur mißverstanden.
Zitat von str1977 Wenn Sie es nun umformulieren, im Hinblick auf eine "fixe Idee", dann sehe ich das als Fortschritt.
Der Fortschritt, lieber str1977, liegt darin, daß Sie mich jetzt richtig verstanden haben.
Nur war eben Ihre ursprüngliche Formulierung im obigen Sinne "mißverständlich".
Insofern ist das Thema erledigt.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Laissez faire, laissez aller, laissez abimer.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
die Sprache ist im Grunde ein System von Andeutungen. Fast alles, was einer sagt oder schreibt, kann man mißverstehen.
Beispiel: Ein Mann fragt auf der Straße einen anderen: "Entschuldigen Sie, wissen Sie, wie es hier zum Bahnhof geht?" "Aber ja" antwortet der andere und geht seines Wegs.
Witze leben davon, daß man einander mißverstehen kann.
Jetzt können Sie mich mißverstehen und antworten: Das stimmt doch gar nicht. Es gibt auch Witze, die nicht davon leben.
Sie dachten, ich hätte "alle Witze" gemeint. Ich meinte aber "bestimmte Witze" oder "viele Witze".
Die Hamas ist religiös motiviert und deshalb nicht zu einem Kompromiß mit Israel bereit. Das ist nun mal so, und ich habe es geschrieben. Sie will das neue Kalifat, und dem steht Israel im Weg.
Sie haben das mißverstanden. Sie dachten, ich hätte behaupten wollen, daß jeder, der in der Politik religiös motiviert ist, niemals zu einem Kompromiß bereit ist.
Das wäre in der Tat ein Vorurteil. Es wird zum Beispiel durch das Handeln von Präsident Bush widerlegt.
Nun haben wir das geklärt, nicht wahr?
Und es wäre schön, wenn Sie mir in Zukunft solche Klärungen ersparen würden. Wenn Sie dann, wenn ich sage, daß ich das so und so gemeint habe, mir das glauben und nicht darauf beharren, daß man es aber auch anders verstehen konnte. Und es wäre noch schöner, wenn Sie das nicht nur mir, sondern allen gegenüber so handhaben würden.
"Noch schöner" meine ich jetzt einfach als Steigerungsform von "schön". Nicht im Sinn der Redensart "das wäre ja noch schöner". Nur zur Sicherheit gesagt.
Wobei Sie aber "Sicherheit" bitte nicht falsch verstehen dürfen.
Zitat von Jürgen Trittin, Koordinator des Arbeitskreises Internationales und Menschenrechte der Grünen-Bundestagsfraktion, im FAZ-InterviewBundeskanzlerin Angela Merkel hat der Hamas noch zu Beginn des Gazakrieges die Alleinschuld für den Waffengang gegeben.
Es hilft - trotz der Verbrechen der Hamas - überhaupt nicht, einseitig Partei zu ergreifen.
-- The act of defending any of the cardinal virtues has to-day all the exhilaration of a vice. - Gilbert Keith Chesterton, "A Defence of Humility" (in The Defendant)
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