In meinem Kommentar zu Anne Applebaum habe ich Mitte der Woche darauf aufmerksam gemacht, daß der eigentliche Kriegsgegner Israels im Gaza-Konflikt der Iran ist.
Inzwischen sind drei sehr detaillierte Artikel erschienen, die diese Analyse bestätigen und mit Fakten untermauern. Ein Anlaß, das Thema noch einmal aufzugreifen und zu vertiefen.
In Antwort auf:Um das Schicksal der Palästinenser geht es dem Iran so wenig, wie es das Motiv für den Sechstagekrieg und den Jom- Kippur- Krieg war.
Diesen Satz sollten sich gewisse Medien und gewisse Demonstranten endlich einmal hinter die Ohren schreiben...Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass z.B. in der F.A.Z. geschrieben wird, dass der Krieg in Gaza eine "Steilvorlage" für Teheran sei. Ganz so, als ob Iran/Hamas den Krieg nicht sowohl provoziert als auch unvermeidbar gemacht hätten.
Was allerdings nicht unmittelbar Sinn zu ergeben scheint, ist die Tatsache, dass die Hisbollah bislang nicht in den Krieg eingegriffen hat. Ein Zweifrontenkrieg würde Israel sicherlich (mehr) Probleme bereiten, als "nur" die Kämpfe in Gaza. Andererseits würde das den (medialen und politischen) Fokus vom Leid der Zivilbevölkerung in Gaza ablenken, was für Iran/Hamas äußerst ungünstig wäre. Vielleicht wird es deshalb nicht gemacht?
Zitat von Mr.MoeWas allerdings nicht unmittelbar Sinn zu ergeben scheint, ist die Tatsache, dass die Hisbollah bislang nicht in den Krieg eingegriffen hat. Ein Zweifrontenkrieg würde Israel sicherlich (mehr) Probleme bereiten, als "nur" die Kämpfe in Gaza. Andererseits würde das den (medialen und politischen) Fokus vom Leid der Zivilbevölkerung in Gaza ablenken, was für Iran/Hamas äußerst ungünstig wäre. Vielleicht wird es deshalb nicht gemacht?
Eine mögliche Erklärung wäre die, dass ja Syrien nicht mehr ganz so sehr nach der Pfeife der Mullahs tanzt. Unlängst hat auch die libanesische Armee Raketen demontiert, die die Hisbollah mit Zeitschaltuhr feuerklar auf Israel gemacht hat. Möglicherweise hat der Iran Angst, dass der Libanon diesmal auf Seiten Israels gegen die Hisbollah vorgeht.
-- The act of defending any of the cardinal virtues has to-day all the exhilaration of a vice. - Gilbert Keith Chesterton, "A Defence of Humility" (in The Defendant)
Vielen Dank, werter Zettel, für diesen schönen Beitrag!
Das große Problem bleibt anscheinend leider die arabische Bevölkerung. Die Palästinenser haben die Hamas gewählt, in Ägypten wird die Muslimbruderschaft immer stärker, ohne dass ein Nachfolger für Mubarak in Sicht ist. Auch Pakistan wird immer islamistischer (und hat die Bombe). Wenn in Ägypten oder Pakistan Islamisten ans Ruder kommen, dann kann es für Israel wieder sehr schnell schlechter aussehen als es jetzt ohnehin tut.
-- The act of defending any of the cardinal virtues has to-day all the exhilaration of a vice. - Gilbert Keith Chesterton, "A Defence of Humility" (in The Defendant)
Zitat von Gorgasal Wenn in Ägypten oder Pakistan Islamisten ans Ruder kommen, dann kann es für Israel wieder sehr schnell schlechter aussehen als es jetzt ohnehin tut.
Wenn in Pakistan Islamisten an die Macht kommen, liebe(r) Gorgasal, dann sieht es nicht nur für Israel, dann sieht es für uns alle ziemlich bescheiden aus.
In Antwort auf:Was allerdings nicht unmittelbar Sinn zu ergeben scheint, ist die Tatsache, dass die Hisbollah bislang nicht in den Krieg eingegriffen hat.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Hisbollah keine Lust hat, vernichtet zu werden. Würde sie jetzt in den Krieg eingreifen belegt sie die Unfähigkeit der UNO sie zu entwaffnen (was zwar offenkdundig ist, aber nicht in dem Sinne belegt). Wenn Israel sich verteidigt hat es diesmal keinen Grund stehenzubleiben. Ich denke das die Hamas der Hisbollah am Hinterteil vorbeigeht. Genauso wie den restlichen Arabern in aller Regel die Palästinenser als ganze am selbigen vorbeigehen. Die Hisbollah würde gerne Israel vernichten, klar, aber realistisch hat sie in der derzeitigen Lage keine Chance dazu, aber eine gute Chance vernichtet zu werden, wenn sie es versucht.
Und eine weitere Front sollte man nicht vergessen: den Antisemitismus im Westen.
Zitat von Marvin HierJust look at the spate of attacks this week on Jews and Jewish institutions around the world: a car ramming into a synagogue in France; a Chabad menorah and Jewish-owned shops sprayed with swastikas in Belgium; a banner at an Australian rally demanding "clean the earth from dirty Zionists!"; demonstrators in the Netherlands chanting "Gas the Jews"; and in Florida, protestors demanding Jews "Go back to the ovens!"
-- The act of defending any of the cardinal virtues has to-day all the exhilaration of a vice. - Gilbert Keith Chesterton, "A Defence of Humility" (in The Defendant)
Zitat von GorgasalEine mögliche Erklärung wäre die, dass ja Syrien nicht mehr ganz so sehr nach der Pfeife der Mullahs tanzt. Unlängst hat auch die libanesische Armee Raketen demontiert, die die Hisbollah mit Zeitschaltuhr feuerklar auf Israel gemacht hat. Möglicherweise hat der Iran Angst, dass der Libanon diesmal auf Seiten Israels gegen die Hisbollah vorgeht.
Das wäre eine Erklärung, ja. Wobei ich in Bezug auf Syriens Haltung äußerst skeptisch bin.
Zitat von LlarianIch könnte mir auch vorstellen, dass die Hisbollah keine Lust hat, vernichtet zu werden. Würde sie jetzt in den Krieg eingreifen belegt sie die Unfähigkeit der UNO sie zu entwaffnen (was zwar offenkdundig ist, aber nicht in dem Sinne belegt). Wenn Israel sich verteidigt hat es diesmal keinen Grund stehenzubleiben. Ich denke das die Hamas der Hisbollah am Hinterteil vorbeigeht. Genauso wie den restlichen Arabern in aller Regel die Palästinenser als ganze am selbigen vorbeigehen. Die Hisbollah würde gerne Israel vernichten, klar, aber realistisch hat sie in der derzeitigen Lage keine Chance dazu, aber eine gute Chance vernichtet zu werden, wenn sie es versucht.
Ich glaube nicht, dass Israel die Hisbollah "vernichten" könnte, da dazu wohl - zumindest momentan - die Kapazitäten fehlen. Stimme aber mit euch beiden überein, dass es wahrscheinlich purer Eigennutz ist, frei nach dem Motto: erst einmal wieder in Ruhe aufrüsten und dann geht\'s weiter.
Barry Rubin schreibt über die Bedeutung des Krieges in Gaza:
Zitat von Barry RubinInasmuch as the West rescues Hamas from its own mistakes, the result will be strengthening radical forces throughout the region, demoralizing moderates, and ensuring even more violence and suffering in the future. Vladimir Lenin, leader of the previous big revolutionary movement, Communism, predicted that democratic states would sell their enemies the rope that would be used to hang themselves. Radical Islamists are counting on it. Relatively moderate Arab nationalists fear it. Israel is fighting to prevent it.
Zitat von Mr.MoeDen Text von Marvin Hier habe ich übrigens für meinen Blog ins Deutsche übersetzt
. Das war mir gar nicht (mehr?) präsent, lieber Mr. Moe, daß Sie der Autor der "Zeitung für Schland" sind. Bei diesem Anlaß auch an Sie die Anregung, ob Sie nicht ihren Blog dauerhaft als Signatur Ihrer Beiträge verlinken wollen? Technische Hinweise dazu finden Sie hier.
In Antwort auf:Um das Schicksal der Palästinenser geht es dem Iran so wenig, wie es das Motiv für den Sechstagekrieg und den Jom- Kippur- Krieg war.
Diesen Satz sollten sich gewisse Medien und gewisse Demonstranten endlich einmal hinter die Ohren schreiben...Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass z.B. in der F.A.Z. geschrieben wird, dass der Krieg in Gaza eine "Steilvorlage" für Teheran sei. Ganz so, als ob Iran/Hamas den Krieg nicht sowohl provoziert als auch unvermeidbar gemacht hätten.
Das genau ist ja der Unterschied zur West Bank: Israel hatte sich bedingungslos und vollständig aus Gaza zurückgezogen und ja sogar mit großem Aufwand und unter großen inneren Konflikten die Siedlungen aufgelöst. Es hatte also nicht das geringste Interesse mehr an diesem Gebiet. Die schlichte Logik müßte es eigentlich jedem, der nicht ein Brett vor dem Kopf hat, sagen, daß der jetzige Konflikt nicht von Israel, sondern von der Hamas ausgeht.
Zitat von Mr.MoeWas allerdings nicht unmittelbar Sinn zu ergeben scheint, ist die Tatsache, dass die Hisbollah bislang nicht in den Krieg eingegriffen hat. Ein Zweifrontenkrieg würde Israel sicherlich (mehr) Probleme bereiten, als "nur" die Kämpfe in Gaza. Andererseits würde das den (medialen und politischen) Fokus vom Leid der Zivilbevölkerung in Gaza ablenken, was für Iran/Hamas äußerst ungünstig wäre. Vielleicht wird es deshalb nicht gemacht?
Das könnte ein Grund sein, wie auch die anderen Gründe, die in diesem Thread zur Diskussion gestellt werden. Vielleicht dazu noch eine allgemeine Überlegung:
Die Taktik sowohl der Hamas als auch der Hisbollah ist es ja, einen Abnutzungskrieg (war of attrition) zu führen, der von der Weltöffentlichkeit nicht als Krieg wahrgenommen werden soll - bis schließlich Israel zurückschlägt und dann als der Angreifer dastehen soll.
Wenn jetzt die Hisbollah vom Libanon aus losschlagen würde, wäre dieses schöne Szenario beschädigt.
Meines Erachtens wird in unseren Medien generell zu wenig gesehen, daß es dem Iran und seinen Verbündeten in der jetzigen Phase ihres Kriegs gegen Israel vor allem um Propaganda geht; darum die "hearts and minds" der arabischen Massen zu gewinnen. Jede Aktion wird unter dem Gesichtspunkt der Propagandawirkung mindestens ebenso entschieden wie unter dem militärischen.
Ich habe schon einmal empfohlen, das persische Fernsehen "PressTV" zu verfolgen. Da sieht man im Wortsinn, welche große Propagandawirkung die Mullahs diesem Krieg zumessen.
Übrigens unter tatkräftiger Beteiligung von Kommunisten. In den Diskussionen, die der Sender ständig liefert, treten immer wieder westliche Kommunisten auf, die gegen Israel agitieren; vor ein paar Tagen zum Beispiel Sara Flounders vom International Action Center.
Die Mullahs springen nicht nur über ihren Schatten, wenn sie gemeinsam mit sunnitischen Extremisten gegen die beiden Teufel Israel und USA kämpfen; sondern sie verbünden sich auch gern mit den Kommunisten, die sie freilich bei sich zu Hause lieber im Gefängnis sehen, wenn nicht am Galgen.
Zitat von ZettelDas war mir gar nicht (mehr?) präsent, lieber Mr. Moe, daß Sie der Autor der "Zeitung für Schland" sind. Bei diesem Anlaß auch an Sie die Anregung, ob Sie nicht ihren Blog dauerhaft als Signatur Ihrer Beiträge verlinken wollen? Technische Hinweise dazu finden Sie hier.
Herzlich, Zettel
Bin der Anregung gefolgt Edit: Bzw. bin bei der Singatur irgendwie zu blöd...
Zitat von ZettelDie Taktik sowohl der Hamas als auch der Hisbollah ist es ja, einen Abnutzungskrieg (war of attrition) zu führen, der von der Weltöffentlichkeit nicht als Krieg wahrgenommen werden soll - bis schließlich Israel zurückschlägt und dann als der Angreifer dastehen soll.
Wenn jetzt die Hisbollah vom Libanon aus losschlagen würde, wäre dieses schöne Szenario beschädigt.
Meines Erachtens wird in unseren Medien generell zu wenig gesehen, daß es dem Iran und seinen Verbündeten in der jetzigen Phase ihres Kriegs gegen Israel vor allem um Propaganda geht; darum die "hearts and minds" der arabischen Massen zu gewinnen. Jede Aktion wird unter dem Gesichtspunkt der Propagandawirkung mindestens ebenso entschieden wie unter dem militärischen.
Das taktische Argument ist einleuchtend und darüber hinaus so offensichtlich, dass ich mich frage, warum ich es nicht selbst genannt habe. Bezüglich der Berichterstattung über Iran besteht das Problem meines Erachtens auch darin, dass die Propaganda auch auf den Westen überaus wirksam ist.
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