Keineswegs, liebe Kaa, kochen Frauen Wasser. Sie warten vielmehr ab, bis ein männlicher Apparat das für sie tut. Was ich nur nicht verstehe: wieso es jetzt auf einmal ein Problem sein soll, wenn das ein wenig länger dauert?
Ja, man könnte sogar sagen, der größte Teil der Lebenskunst bestehe darin, den Siedepunkt hinauszuschieben. Was soll denn im Leben stattfinden außer Umständlichkeit? Die Idee, Wasser müsse so rasch wie möglich kochen, ist doch bloß ein Korollar zu der Idee, das Leben solle möglichst schnell vorübergehen.
Ein Mann kocht Wasser, indem er seine Axt nimmt, in den Wald geht, einen Baum fällt, den Stamm aushöhlt, damit zum Teich geht, ein Loch in das Eis hackt, Wasser schöpft, zurückgeht, den Rest des Baumes kleinhackt, einen Feuerstein findet, Funken schlägt, das Flämmchen hätschelt, den Zuber auf die prasselnden Flammen stellt und der Natur ihren Lauf läßt. Kocht das Wasser, ruft er, wie Ungelt schon angedeutet hat, seine Frau, die ihm ein Bierchen bringt. Das zischt! Wie Frauen nur glauben können, es sei doch bequemer, einen Knopf zu drücken! Es gibt keine Abkürzung zu einem erfüllten Leben.
In Antwort auf:da ich hier als die Umweltsündenderin 1a fungír,
Das habe ich in diesem Pinwand Thema mit Rekordgröße irgendwie übersehen, aber erstens versuche ich ja nur Empfehlungen zu geben die die subjektive Kochdauer beeinflussen, und zweitens gibt es doch ausreichend andere Möglichkeiten, diesen Ruf (wenn es denn sein muss;-) anders zu festigen. Du kannst ja z.B. immer die dreifache Menge Wasser kochen, dann reicht es auch für längere Klimaberichte ;-) Und außerdem kannst Du dann deinem Steifftierchen etwas sinnvolles beichten ;-)
Sonst hat mir Kallias eben aus der Seele gesprochen. Ich möchte auch noch möglichst oft und in aller Ausführlichkeit Wasser zum kochen bringen, bis es dann eben einmal das letzte mal war. Danke!
"Der Wasserkocher als Metapher für die Geworfenheit ins Sein. Unter besonderer Berücksichtigung des Narrativs 'Feuermachen' sowie der Elektrothermik von Haushaltsgeräten." Inaugural-Dissertation, Bregenz, 1996
Zitat von Zettel"Der Wasserkocher als Metapher für die Geworfenheit ins Sein. Unter besonderer Berücksichtigung des Narrativs 'Feuermachen' sowie der Elektrothermik von Haushaltsgeräten." Inaugural-Dissertation, Bregenz, 1996
Zitat von ZettelLieber Kallias, ich fand Ihren Text wieder wunderbar. Mein kleiner Einfall war nix als eine Assoziation dazu, keineswegs als Kritik gemeint. Herzlich, Zettel
Lieber Zettel,
vielen Dank , und es spricht ja, wie ich einsehen muß, für Sie, daß Ihnen mein laues Inaugural-Scherzlein nicht aufgefallen ist.
thank you very much for forwarding the comments by referee "Gorgasal". (He has chosen to reveal his identity, which I found somewhat surprising).
I must admit that I find his commentary of limited value...
Noch viel schöner:
Zitat von Sample Cover Letter for Journal Manuscript ResubmissionsOne perplexing problem was dealing with suggestions # 13-28 by Reviewer B. As you may recall (that is, if you even bother reading the reviews before doing your decision letter), that reviewer listed 16 works that he/she felt we should cite in this paper. These were on a variety of different topics, none of which had any relevance to our work that we could see. Indeed, one was an essay on the Spanish-American War from a high school literary magazine. The only common thread was that all 16 were by the same author, presumably someone whom Reviewer B greatly admires and feels should be more widely cited.
-- The act of defending any of the cardinal virtues has to-day all the exhilaration of a vice. - Gilbert Keith Chesterton, "A Defence of Humility" (in The Defendant)
Um in diesem schönen Thread mal kurz ins Ernsthafte abzuschweifen, lieber Gorgasal: Interessant finde ich, daß dieses Peer Reviewing trotz der offensichtlichen Mängel alles in allem gut funktioniert.
Nichts zeigt vielleicht besser die Vorzüge des freien Markts.
Jeder Gutachter ist natürlich in Versuchung, seinem Intimfeind eins auszuwischen, wenn er eines von dessen Mss unter die Finger kriegt. - Man hat als anonymer Gutachter scheinbar keinen Nutzen davon, einen Arbeitstag an ein Ms zu wenden (das ist jedenfalls so ungefähr meine Daumenregel). - Man hat doch - so scheint es - nix davon, einen wissenschaftlichen Konkurrenten auch noch mit guten Ratschlägen zu versorgen, wie er seinen Stuß verbessern kann. Und so weiter.
Warum funktioniert es trotzdem? Weil, wer faire und hilfreiche Gutachten schreibt, damit sein wissenschaftliches Ansehen mehrt. Scheinbar nutzt ihm die Arbeit nichts. Aber er kommt in die Editorial Boards guter Zeitschriften, wird vielleicht selbst mal Editor usw.
Und die Editors selbst sind eigentlich nach meiner Erfahrung durchweg so objektiv, wie man es eben sein kann. Nicht, weil sie gute Menschen wären. Sondern weil auch ihr Ansehen wiederum an ihrer Impartiality hängt.
Ich habe es ein einziges Mal erlebt, daß ein neuer Editor einer sehr angesehenen Zeitschrift offensichtlich Manuskripte bevorzugt behandelte, die aus seiner eigenen wissenschaftlichen Richtung kamen. Da wurden Sachen angenommen, die formal so schlecht waren, daß sie nicht in diese Zeitschrift gehörten. Das ging aber nur kurze Zeit gut, weil es so viele Proteste gab, daß er das bald sein ließ und auch bei der nächsten Gelegenheit seinen Posten los war.
Der Markt - hier der Karrieremarkt - richtet es.
Das sind jedenfalls, lieber Gorgasal, meine Erfahrungen. Ihre auch?
Zitat von ZettelUm in diesem schönen Thread mal kurz ins Ernsthafte abzuschweifen
Sie brauchen's auch immer ernsthaft...
Zitat von ZettelInteressant finde ich, daß dieses Peer Reviewing trotz der offensichtlichen Mängel alles in allem gut funktioniert.
Nichts zeigt vielleicht besser die Vorzüge des freien Markts.
Ich habe da noch eine Parallele: wie beim "echten" freien Markt gibt es auch beim Peer Review immer wieder Fehlentscheidungen, Bias, Unfairness und sonstige Probleme. Wie eben alles, was wir Menschen in dieser unvollkommenen Welt machen. Das wird auch liebevoll untersucht und immer wieder angeprangert (besonders schön: Peters, D. P. & Ceci, S. J. (1982). Peer-review practices of psychological journals: The fate of published articles, submitted again. Behavioral and Brain Sciences, 5, pp. 187-255).
Und trotzdem hat noch niemand ein Konzept vorgestellt, das die Funktion des Peer Review annähernd so gut erfüllen könnte.
Genauso wie beim "echten" freien Markt.
Zitat von Zettel... einen Arbeitstag an ein Ms zu wenden (das ist jedenfalls so ungefähr meine Daumenregel).
Das ist auch so etwa meine Schätzung. Und es ist schön zu sehen, dass Sie das genauso sehen... ich habe schon Reviews zurückbekommen, bei denen die Reviewer recht offensichtlich deutlich weniger Zeit investiert hatten
Zitat von ZettelWarum funktioniert es trotzdem? Weil, wer faire und hilfreiche Gutachten schreibt, damit sein wissenschaftliches Ansehen mehrt. Scheinbar nutzt ihm die Arbeit nichts. Aber er kommt in die Editorial Boards guter Zeitschriften, wird vielleicht selbst mal Editor usw.
Hm, gerade unlängst wurde ich als Editor einer Zeitschrift eingeladen. Dann kann ich Ihrer These natürlich nicht widersprechen, dass das an meinen "fairen und hilfreichen Gutachten" lag, die ich zuvor für die Zeitschrift geschrieben hatte... Also haben wir schon einen Beleg für Ihre These, und weiter oben hatten wir die Validität von kleinen Stichproben bereits diskutiert, also - passt!
Zitat von ZettelUnd die Editors selbst sind eigentlich nach meiner Erfahrung durchweg so objektiv, wie man es eben sein kann. Nicht, weil sie gute Menschen wären. Sondern weil auch ihr Ansehen wiederum an ihrer Impartiality hängt.
Ich habe es ein einziges Mal erlebt, daß ein neuer Editor einer sehr angesehenen Zeitschrift offensichtlich Manuskripte bevorzugt behandelte, die aus seiner eigenen wissenschaftlichen Richtung kamen. Da wurden Sachen angenommen, die formal so schlecht waren, daß sie nicht in diese Zeitschrift gehörten. Das ging aber nur kurze Zeit gut, weil es so viele Proteste gab, daß er das bald sein ließ und auch bei der nächsten Gelegenheit seinen Posten los war.
Der Markt - hier der Karrieremarkt - richtet es.
Das sind jedenfalls, lieber Gorgasal, meine Erfahrungen. Ihre auch?
Bei den Editoren ja. Manchmal, wie gesagt, sind die Reviewer weniger engagiert als man sich das selbst wünschen würde. Aber dann hoffe ich immer ganz mit Ihnen darauf, dass die nicht mehr so häufig als Reviewer eingeladen werden, und auch (und gerade) in der Wissenschaft trifft man sich immer zweimal.
Und von menschlicher Unvollkommenheit abgesehen stimme ich Ihnen zu: der Peer Review-Prozess funktioniert bei allen Schwächen überraschend gut.
-- The act of defending any of the cardinal virtues has to-day all the exhilaration of a vice. - Gilbert Keith Chesterton, "A Defence of Humility" (in The Defendant)
Zitat von KalliasEs gibt keine Abkürzung zu einem erfüllten Leben.
Das ist so wahr, lieber Kallias. Und dennoch ... ging mir der Satz jetzt schon eine Woche im Kopf rum, weil irgendwas fehlte. Und dann habe ich es prägnant formuliert gefunden:
Zitat von Michael J. TottenNicht nur Amerikanern fällt es schwer zu begreifen, dass es ein unlösbares Problem geben kann. „Leider gehört Ungeduld zur westlichen Kultur“, meinte ein israelischer Politiker, der nicht namentlich genannt werden wollte. „Wir wollen Fast Food und Peace Now. Aber das ist unmöglich. Wir benötigen eine langfristige Strategie.”
Deswegen realisiere ich mir mein erfülltes Leben mit meiner Ungeduld. Und jedesmal wenn ich mich nun über meinen Wasserkocher ärgere denke ich an diesen erfüllten Thread.
Viele erfüllte Grüße (lichterfüllt, zorneserfüllt, schalkerfüllt, gramerfüllt, ... mit was Du Dein Leben eben füllen möchtest)
Kaa
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt
Zitat von ZettelInteressant finde ich, daß dieses Peer Reviewing trotz der offensichtlichen Mängel alles in allem gut funktioniert. Nichts zeigt vielleicht besser die Vorzüge des freien Markts.
Ich habe da noch eine Parallele: wie beim "echten" freien Markt gibt es auch beim Peer Review immer wieder Fehlentscheidungen, Bias, Unfairness und sonstige Probleme. Wie eben alles, was wir Menschen in dieser unvollkommenen Welt machen. Das wird auch liebevoll untersucht und immer wieder angeprangert (besonders schön: Peters, D. P. & Ceci, S. J. (1982). Peer-review practices of psychological journals: The fate of published articles, submitted again. Behavioral and Brain Sciences, 5, pp. 187-255). Und trotzdem hat noch niemand ein Konzept vorgestellt, das die Funktion des Peer Review annähernd so gut erfüllen könnte.
Genauso wie beim "echten" freien Markt.
Ich erinnere mich an den Artikel. Daß es allerdings schon wieder so lange her ist, ts ts. Manchmal habe ich den Eindruck, lieber Gorgasal, die vergangene Zeit transformiert sich logarithmisch.
Zitat von Gorgasal
Zitat von Zettel... einen Arbeitstag an ein Ms zu wenden (das ist jedenfalls so ungefähr meine Daumenregel).
Das ist auch so etwa meine Schätzung. Und es ist schön zu sehen, dass Sie das genauso sehen... ich habe schon Reviews zurückbekommen, bei denen die Reviewer recht offensichtlich deutlich weniger Zeit investiert hatten
Ich auch. Und vor allem wenn es einen Mitarbeiter trifft, von dem ich weiß, wieviel Arbeit er in ein Ms gesteckt hat, ärgert mich das. Das Unerfreulichste ist, wenn ein Reviewer gegen etwas giftet, weil er es nicht verstanden hat.
Zitat von Gorgasal
Zitat von ZettelWarum funktioniert es trotzdem? Weil, wer faire und hilfreiche Gutachten schreibt, damit sein wissenschaftliches Ansehen mehrt. Scheinbar nutzt ihm die Arbeit nichts. Aber er kommt in die Editorial Boards guter Zeitschriften, wird vielleicht selbst mal Editor usw.
Hm, gerade unlängst wurde ich als Editor einer Zeitschrift eingeladen. Dann kann ich Ihrer These natürlich nicht widersprechen, dass das an meinen "fairen und hilfreichen Gutachten" lag, die ich zuvor für die Zeitschrift geschrieben hatte... Also haben wir schon einen Beleg für Ihre These, und weiter oben hatten wir die Validität von kleinen Stichproben bereits diskutiert, also - passt!
Ja, da hatte ich ja mit dem Evidenzerlebnis argumentiert, das nur dem Phänomenologen widerfährt. Hier paßt das zu meinem Gorgasal-Evidenzerlebnis.
Zitat von Gorgasal
Zitat von ZettelUnd die Editors selbst sind eigentlich nach meiner Erfahrung durchweg so objektiv, wie man es eben sein kann. Nicht, weil sie gute Menschen wären. Sondern weil auch ihr Ansehen wiederum an ihrer Impartiality hängt. (...) Das sind jedenfalls, lieber Gorgasal, meine Erfahrungen. Ihre auch?
Bei den Editoren ja. Manchmal, wie gesagt, sind die Reviewer weniger engagiert als man sich das selbst wünschen würde. Aber dann hoffe ich immer ganz mit Ihnen darauf, dass die nicht mehr so häufig als Reviewer eingeladen werden, und auch (und gerade) in der Wissenschaft trifft man sich immer zweimal. Und von menschlicher Unvollkommenheit abgesehen stimme ich Ihnen zu: der Peer Review-Prozess funktioniert bei allen Schwächen überraschend gut.
Jedenfalls international. Von meinen Erfahrungen in Deutschland habe ich noch nicht gesprochen. Die sind ganz anders.
Ich war anfangs so naiv, für deutsche Zeitschriften (ein paar gibt es auch noch in meinem Bereich) genau solche Gutachten zu schreiben wie international, auch mit Namen gezeichnet. Das hat mir regelrechte Anfeindungen eingebracht; und ich bin dann zu strikt anonymen Gutachten übergegangen. Aber da Deutschland klein ist, wissen die meisten halt doch, wer ein Gutachter ist.
Es ist in den letzten Jahrzehnten besser geworden; diese Erfahrungen datieren aus den siebziger, achtziger Jahren.
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