In Antwort auf:Seinen Bekanntheitsgrad bundesweit zu steigern - das genau hat er mit diesem Interview in der Tat geschafft, der Erwin Sellering.
Klar, wer würde nicht gerne bekannt wie ein bunter Hund sein. Sellering geht es allerdings weniger um den Bekanntheitsgrad, als um die Wahlen, schliesslich konkurrieren er und seine Partei und die in Die Linke umbenannte SED im Osten um genau das Wählerpotenzial, welches nahezu 20 Jahre nach dem Ende der DDR überhaupt nicht der Meinung ist, daß es sich bei der DDR um einen Unrechtsstaat totaler oder weniger totaler Natur gehandelt hätte.
In Antwort auf:Sellering: „Die alte Bundesrepublik hatte auch Schwächen, die DDR auch Stärken.“ Es sei nicht ein idealer Staat auf einen verdammenswerten Unrechtsstaat gestoßen.
So etwas hören diese Leute gerne. Ein demokratischer Rechststaat und eine von Aussen aufgezwungene sozialistische Diktatur werden auf eine Stufe gestellt. Klar, die BRD mauerte ihr Bürger auch ein und von freien Wahlen kann nicht die Rede sein. Immerhin gab es einmal das KPD Verbot und dann auch noch den Radikalenerlaß.
Das Wählerpotenzial lässt sich auch nicht von Harry Glawe, CDU-Landtagsfraktion, beirren, der Sellering eine „gefährliche Relativierung des Unrechtsstaates DDR“ vorwirft, und ebenso wenig wird es der Empfehlung des FDP-Fraktionschef im Schweriner Landtag, Michael Roolf, Sellering solle die Stasihaftanstalt Hohenschönhausen besuchen, folgen.
Die Diskussion wird über Sellering geführt. Nicht jedoch werden dessen Wunschwähler zum Thema!
Angesichts regelmässiger Berichte über Marx-, Lenin- und sonstige Ostalgien fragt sich so mancher kritische Geist schon längst, weshalb dies alles so ist. So nahezu 20 Jahre nach dem Ende der DDR ist "Wessi" im Osten längst ein Schimpfwort geworden, wobei die Pointe ist, daß auch ein Ostdeutscher durchaus ein "Wessi" sein kann, wenn er nichts mit Sozialismus, Marx, Lenin, den Ostalgien und insbesondere der Volksgemeinschaft bzw. diese mit ihm zu tun haben will.
Weiß der Teufel, was nun mit Sellering geschehen wird. Sein Schicksal ist mir auch einerlei. Bin einmal gespannt, wann und ob überhaupt die BRD jemals frei zu diskutieren beginnt, das völlig verschiedene Wahlverhalten der Bürger der NB, die Einstellung vielzu grosser Teile derselben zu Freiheit, Demokratie und deren absolutem Gegenteil, dem Sozialismus. Wer allerdings will schon solch unangenehme Themen diskutieren und so bleibt es dabei: Hauen wir den Sellering !
In Antwort auf:Sellering: „Die alte Bundesrepublik hatte auch Schwächen, die DDR auch Stärken.“ Es sei nicht ein idealer Staat auf einen verdammenswerten Unrechtsstaat gestoßen.
So etwas hören diese Leute gerne. Ein demokratischer Rechststaat und eine von Aussen aufgezwungene sozialistische Diktatur werden auf eine Stufe gestellt. Klar, die BRD mauerte ihr Bürger auch ein und von freien Wahlen kann nicht die Rede sein. Immerhin gab es einmal das KPD Verbot und dann auch noch den Radikalenerlaß.
Es ist, lieber PeterCoyote, die Rückkehr zu einem Argumentationsmuster, das bis 1989 im Westen ja weit verbreitet war, weit über die Linke hinaus: Der sogenannte "Systemvergleich" führte in der Regel zu dem Ergebnis, daß beide "Systeme" (man verglich gern "Marktwirtschaft" mit "Planwirtschaft" und die "parlamentarische Demokratie westlichen Zuschnitts" mit der "sozialistischen Demokratie") ihr Vorzüge und ihre Nachteile hätten:
Hier Pressefreiheit, dort Freiheit von Arbeitslosigkeit; hier mehr Luxusgüter, dort billige Grundnahrungsmittel; hier geheime Wahlen, dort "innerbetriebliche Demokratie". Hier Freiheit dss Individuums, dort Solidarität aller. Und so fort. Das wurde ernsthaft diskutiert, bis in die Schulen hinein.
Der kleine Unterschied, daß das eine System von der überwältigenden Mehrheit der Bürger bejaht und das andere von den meisten so sehr abgelehnt wurde, daß viele ihr Leben riskierten, um ihm zu entkommen, wurde schlicht übersehen.
Zitat von R.A.Denn wenn Sellering genau dieselben Formulierungen für das Dritte Reich verwendet hätte, wären sie inhaltlich genauso wahr und skandalös. Aber da würden ihn die Medien sofort in der Luft zerreißen, sein Rücktritt wäre eine Frage von wenigen Tagen.
Offenbar hat Sellering im selben Interview ein Verbot der NPD gefordert. Also mal wieder das übliche Muster: Die Ablehnung des Extremismus gilt nur für den von rechts.
Ein Skandal scheint sich nicht zu entwickeln. Das Thema ist bei "Spiegel-Online", bei FAZ.Net usw. offenbar schon durch.
Demokratie, lieber Zettel, ist kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck um gesellschaftliche Ziele zu erreichen. Oft nehmen wir an, daß der Bürger, sozusagen als Schwarmintelligenz, in der Lage ist gute Entscheidungen zu treffen. Ich halte es da eher mit Chamfort, der einst sagte "Man kann wetten, dass jede öffentliche Meinung, jede allgemeine Konvention eine Dummheit ist, denn sie hat der großen Menge gefallen.", was übrigens nicht heissen soll, daß einzelne Personen oder Zirkel nicht auch zu großen Dummheiten neigen können.
Isoliert betrachtet spricht überhaupt nichts dafür, daß unsere Demokratie zu bestmöglichen Ergebnissen führt. Unsere Presse manipuliert durch selektive Berichterstattung, was ja auch des öfteren Gegenstand Ihres Blogs ist, wir wählen Parteien aufgrund von halbgaren und faulen Wahlversprechen, und letztlich wird ohnehin irgendetwas ganz anderes unternommen. In vielen Fragen unterscheiden sich die Parteien ohnehin nur noch in der Rhetorik und Symbolik der Politik.
Was wir hier in der westlichen Welt haben, ist etwas, was weniger eine Demokratie im idealistischen Sinne, als vielmehr eine demokratische Legitimierung ist, und eben diese erscheint mir irgendwie vernachlässigbar. Ich denke dieser symbolische Akt erzeugt erheblich mehr Kosten, als das er wirklichen Nutzen brächte. Ein Akt der Sentimentalität, wenn Sie mich fragen.
Zitat von HajoWas wir hier in der westlichen Welt haben, ist etwas, was weniger eine Demokratie im idealistischen Sinne, als vielmehr eine demokratische Legitimierung ist, und eben diese erscheint mir irgendwie vernachlässigbar. Ich denke dieser symbolische Akt erzeugt erheblich mehr Kosten, als das er wirklichen Nutzen brächte. Ein Akt der Sentimentalität, wenn Sie mich fragen.
Nur, lieber Hajo, daß man, wenn es morgens um sechs klingelt, weiß, daß es der Milchmann ist und nicht die Stasi oder Gestapo. Nur, daß wir eine Regierung abwählen können, wenn sie uns nicht gefällt. Nur, daß bei uns jeder Verwaltungsakt gerichtlich überprüfbar ist. Nur, daß wir frei reisen können. Nur, daß wir uns Eigentum erarbeiten und es genießen können. Nur, daß uns niemand vorscheibt, was wir zu denken und zu glauben haben. Nur, daß niemand in Organisationen eintreten muß, wenn er das nicht will.
Und nur, daß Sie Kritisches über unseren Staat schreiben können, ohne morgen im Hohenschönhausen zu sitzen.
Lieber Hajo, ich schreibe auch viel Kritisches. Aber wer hier länger mitliest, der weiß auch, daß ich den demokratischen Rechtsstaat für die einzige humane Staatsform halte und daß ich der Meinung bin, daß wir im besten Staat leben, den es jemals in Deutschland gegeben hat. Und in einem der besten der Welt, was Freiheit und Rechtsstaatlichkeit angeht.
Bis gerade eben hielt ich diesen Sellering (dessen Name mir nichts sagte) für einen ostdeutschen Linken, der diese Aussage aus einer gewissen, verklärenden Ostalgie heraus trifft.
Dem ist nicht so. Sellering kommt aus dem Westen, hat schon mal seine totalitäre Gesinnung unter Beweiss gestellt, als er einen Genfingerabdruck jedes Neugeborenen fordert. Ein solch antifreiheitlicher Amokläufer sollte schleunigst zurücktreten.
Zitat von DagnySellering kommt aus dem Westen, hat schon mal seine totalitäre Gesinnung unter Beweiss gestellt, als er einen Genfingerabdruck jedes Neugeborenen fordert. Ein solch antifreiheitlicher Amokläufer sollte schleunigst zurücktreten.
Ja, seine Biografie hat mich auch gewundert, liebe Dagny.
Wenn ich einen Artikel über eine Person schreibe, dann versuche ich immer, möglichst viel über die Biografie zu erfahren. Bei Sellering hatte ich gedacht: Das ist ein Westlinker, vermutlich ein Achtundsechziger. Und dann hätte ich mich auf die Suche nach Informationen gemacht, die den Artikel abrunden.
Aber seltsam - er scheint ein Achtundsechziger zu sein, und doch wieder nicht. Jahrgang 1949, also im richtigen Alter. Aber ich habe nichts über eine Teilnahme an der Studentenbewegung gefunden. Sogar in die SPD ist er erst 1994 (!) eingetreten, also im zarten Alter von 45 Jahren.
Das war im selben Jahr, in dem er einen Karriersprung nach Osten machte - vom einfachen Verwaltungsrichter in Gelsenkirchen zum Vorsitzenden Richter am Verwaltungsgericht Greifswald. Honi soit qui mal y pense.
Offenbar ist das nicht mal ein Westlinker, sondern schlicht ein Karrierist. Der mit seinen jetzigen Äußerungen darauf spekuliert, daß ihm das bei DDR-Nostalgikern Punkte bringt.
Zitat von Zettel Offenbar ist das nicht mal ein Westlinker, sondern schlicht ein Karrierist. Der mit seinen jetzigen Äußerungen darauf spekuliert, daß ihm das bei DDR-Nostalgikern Punkte bringt. Herzlich, Zettel
Können Sie gerne auch beim A-Team kommentieren, verehrter Zettel. - Ein Karrierist, der als Jurist wissen sollte, was ein Rechtsstaat ist und was nicht.
---Nachtrag:
In Antwort auf: Ein Historiker wird dergleichen konstatieren, aber ohne es zu werten. Bei einem Politiker wird es als der Versuch wahrgenommen werden, die betreffende Diktatur zu verharmlosen.
Aus Ihren Blogeintrag, Zettel. Diese Unterscheidung gefällt mir, wie ich anmerken möchte.
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