Erlebt man den Karl-Theodor Freiherrn zu Guttenberg im TV, dann kann man nicht genug staunen über soviel Eleganz, soviel Selbstsicherheit, soviel Eloquenz.
Ein neuer Stern also am Polithimmel? Doch wohl eher ein Starlet.
Wirtschaftspolitischer Sachverstand war ja auch nicht Teil der "Job Discription". Vielmehr stand da auf der Liste vor allem: 1. CSU-Mitglied, 2. Franke.
Aber ansonsten muss ich sagen, dass Guttenberg für mich bis jetzt eine positive Überraschung ist.
1. Der Mann kann reden, ist eine angenehme Erscheinung, hat Charisma, ist international parkettsicher. Das sind alles recht wertvolle Eigenschaften für einen Wirtschaftsminister, dessen Aufgabe ja zu einem großen Teil aus Psychologie besteht.
2. Was ich bislang an wirtschaftspolitischen Äußerungen von ihm gehört habe, gefällt mir gut. Er steht (aus meiner Sicht) ordnungspolitisch auf der richtigen Seite.
Insgesamt empfinde ich ihn als eindeutigen Lichtblick im Kabinett.
das haben Sie treffend beschrieben. Da gibt es auch bis jetzt nichts gegen einzuwenden. Es ist da auch eine Sache der Medien, das die sich so auf einen jungen smarten Politiker stürzen und hundertmal am Tag präsentieren. Guttenberg hat gesagt ... Endlich ist da mal wieder jemand, der nicht gramgebeugt und folgenschwer im Rampenlicht steht, er strahlt Schwung und Elan aus. Soll er. Was er jetzt vielleicht noch genießt, kann aber auch zu Überdruß der Bevölkerung führen, wenn man ein Gesicht einfach zu oft gesehen hat.
Aber, Hauptsache er macht seine Sache inhaltlich gut.
Ich persönlich sehe in dem Attribut "aus der bayerischen Provinz" nichts was der Eignung für irgendein Amt entgegenstünde. Im Gegenteil. Wo kommt der Heilige Vater noch einmal her? Und von bescheidenem beruflichen Hintergrund mag ich zumindest in Bezug auf das Studium nicht sprechen. Da steht immerhin "Prädikatsexamen" auf der Homepage. Daneben ist Bayreuth, wo er promoviert hat, eine eher gute Uni, was Jura angeht. Schließlich und endlich ist ein Aufenthaltsaufenthalt bei Jurastudenten ohnehin eher unüblich.
Darüber hinaus habe ich mir noch kein festes Urteil zu Guttenberg gebildet.
Zitat von FlorianWirtschaftspolitischer Sachverstand war ja auch nicht Teil der "Job Discription". Vielmehr stand da auf der Liste vor allem: 1. CSU-Mitglied, 2. Franke.
Ja, so war es. Und nachdem Glos dem Bundespräsidenten Seehofer seinen Rücktritt angeboten hat, hat der Bundespräsident Seehofer den Dr. Guttenberg aus diesen beiden Gründen zum Minister ernannt.
Zitat von FlorianDer Mann kann reden, ist eine angenehme Erscheinung, hat Charisma, ist international parkettsicher. Das sind alles recht wertvolle Eigenschaften für einen Wirtschaftsminister, dessen Aufgabe ja zu einem großen Teil aus Psychologie besteht.
Das war auch mein erster Eindruck. Es mag an overexposure liegen, lieber Florian - aber mit jedem Mal, wo ich ihn auf dem Bildschirm sah, schwand dieser Eindruck a bisserl mehr.
Er kann reden, ja. Aber er schwätzt viel. Er gehört zu denen, die mit der Antwort losschießen, kaum daß die Frage zu Ende ist; manchmal schon vorher. Es sind überwiegend gestanzte Antworten. Sie können wie aus der Pistole geschossen kommen, weil sie schon fertig im Lauf stecken.
Parkettsicher? Auch das dachte ich erst. Bis mir auffiel, daß alles einen Tick übertrieben ist. Wie er läuft, wie er die Stufen fast hochspringt. Diese Eleganz, die an einen Parvenü erinnert. Dieses ganze Gehabe.
Mag sein, daß ich da zu empfindlich bin. Aber er erinnert mich an einen jungen Wissenschaftler, der sich mal bei mir beworben hat und der sich also anpries: "Das Tolle an mir ist, daß ich mich für alles interessiere und mich in alles einarbeiten kann". Na toll.
In der "Welt" stand anläßlich seiner Amtsübernahme: "Neben rhetorischer Gewandtheit bringt er auch persönliche Ausstrahlung mit. Hinzu kommt eine große Portion Selbstbewusstsein und eine gewisse adelige Attitüde".
Die adelige Attitüde sehe ich gerade nicht. Zum Stil des Adels, jedenfalls des deutschen, gehört Understatement. Guttenbergs Großvater war darin perfekt. Der Enkel kommt mir eher vor wie ein drittklassier Schauspieler, der einen Adligen gibt. Oder auch a bisserl wie der Prinz von Anhalt.
Aber das sind, lieber Florian, natürlich alles sehr persönliche Bewertungen. Drum hab ich's ja in einer kleinen "Meckerecke" geschrieben.
Immerhin hat er gezeigt, wie wenig die Kompetenzen im Kabinett durch formale Festlegungen bestimmt werden. Glos wirkte in der Finanzkrise so, als ginge ihn das alles gar nicht an. Guttenberg hat Steinbrück ganz schön die Butter vom Brot genommen.
Hier stand ein Beitrag, den ich heute (2. 6. 2010) gelöscht habe, nachdem mir [Name am 26. 11. 2010 gelöscht] die folgende Mail geschickt hat:
[Text am 26. 11. 2010 gelöscht]
Erläuterung am 26. 11. 2010: Das Obige ist mein Posting vom 2.6., in dem ich aber auf den heute mir per Mail mitgeteilten Wunsch der Absenderin der Mail deren Namen und den Text nachträglich gelöscht habe.
Nur eine kleine Nachfrage, lieber Zettel - falls ich nicht, schon spät in der Nacht, etwas übersehen habe: Weiß man näheres über die Dissertation? Herzlich, Rembert
Zitat von RembertNur eine kleine Nachfrage, lieber Zettel - falls ich nicht, schon spät in der Nacht, etwas übersehen habe: Weiß man näheres über die Dissertation?
Ich weiß, lieber Rembert, leider nur, was in der Wikepedia steht:
Titel: "Verfassung und Verfassungsvertrag: konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU". Prädikat summa cum laude. Abgeschlossen 2007. Universität Bayreuth.
Dann stimmt vielleicht auch das mit dem Figaro nicht, und Frau Stephanie gelt ihm zu Hause das Haar?
Übrigens ist mir noch einer eingefallen, neben Möllemann, der in diese Kategorie gehört: Erich Mende. Auch er immer elegant, immer wie aus dem Ei gepellt, immer mit einer wohlformulierten Antwort zur Hand.
Von dem berichteten damals böse Zungen, seine Frau würde ihn mit den Worten wecken: "Erich, aufstehen, Karriere machen!"
Zitat von IngerMich erinnert er etwas an Sarkosy. Schenk ihm doch ein Organzaröckchen, daß er zu seinen Sprechübungen Pirouetten drehen kann. Grüßchen, Inger
Das ist nun wirklich nicht mehr zu toppen, liebe Inger. Einfach genial.
In Antwort auf:Dann stimmt vielleicht auch das mit dem Figaro nicht, und Frau Stephanie gelt ihm zu Hause das Haar?
Exakt. Das wollte ich damit sagen. Die ganze Figarogeschichte geht an der Wahrheit vorbei, denn Herr Guttenberg ist einfach jemand, der rein zufällig völlig durchschnittliche Körpermaße hat, sodaß Konfektionsgrößen perfekt sitzen. Keinen Neid bitte.
Zitat von DiskusDie ganze Figarogeschichte geht an der Wahrheit vorbei, denn Herr Guttenberg ist einfach jemand, der rein zufällig völlig durchschnittliche Körpermaße hat, sodaß Konfektionsgrößen perfekt sitzen.
Immerhin ist er, soweit ich sehe, seit Gerhard Schröder der erste deutsche Spitzenpolitiker, über dessen Garderobe diskutiert wird.
Das war jetzt der Merkel gegenüber aber schon ein bißchen gemein.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
"Politiker", lieber Califax, bezeichnet zugleich die Wortform in der übergeordneten Kategorie als auch die unmarkierte Wortform in der untergeordneten Kategorie, deren markierte Wortform "Politikerin" ist.
In Antwort auf:War das jetzt linguistisch richtig?
Ja, das ist eben der Punkt, weswegen es gemein war. Wenn Sie nämlich in Ihre Aussage Frau Merkel mit einbezogen haben, implizieren Sie damit, daß entweder über deren Garderobe nicht diskutiert wurde oder sie nicht zur Gattung der Spitzenpolitiker gehört. Da ersteres nicht stimmt, haben Sie letzteres behauptet - was etwas gemein war. Stimmen Sie mir zu?
Linguistisch völlig korrekt. Ansonsten hat Diskus die Sache ja richtig aufgedröselt. :)
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In Antwort auf:War das jetzt linguistisch richtig?
Ja, das ist eben der Punkt, weswegen es gemein war. Wenn Sie nämlich in Ihre Aussage Frau Merkel mit einbezogen haben, implizieren Sie damit, daß entweder über deren Garderobe nicht diskutiert wurde oder sie nicht zur Gattung der Spitzenpolitiker gehört. Da ersteres nicht stimmt, haben Sie letzteres behauptet - was etwas gemein war. Stimmen Sie mir zu?
Neiheihein!
"Politiker" ist ein Wort wie "Katze". Es bezeichnet zugleich die übergeordente Kategorie und ist die unmarkierte Wortform auf der Ebene der untergeordneten Kategorie, wie jetzt von Califax abgesegnet.
Wenn ich nach Hause komme und meiner Frau sagt: "Da ist mir gerade eine schwarze Katze über den Weg gelaufen", dann meine ich die übergeordnete Kategorie; die "deutsche Hauskatze". Es könnte auch ein Kater sein. In diesem Sinn gehört Merkel zu den "Spitzenpolitikern".
Wenn ich aber jemandem besuche, und wenn da so ein schwarzes Exemplar ankommt, ich es streichle und wenn ich dann frage "Ist es ein Kater?" und die Besitzerin antwortet: "Nein, das ist eine Katze", dann verwendet sie "Katze" in einer anderen Bedeutung, nämlich als Bezeichnung für ein weibliches Exemplar der deutschen Hauskatze. "Katze" ist unmarkiert, weil das Wort sowohl auf der übergeordneten als auch der untergeordneten Ebene verwendet werden kann. "Kater" ist die markierte Wortform.
Bei "Politiker" und "Politikerin" ist es genauso, nur umgekehrt.
Da Merkel dann, wenn es um Garderobe geht, kein Politiker (übergeordnete Ebene), sondern eine Politikerin (markierte Wortform auf der untergeordneten Ebene) ist, konnte der Satz sich nicht auf sie beziehen.
In Antwort auf:Zitat von Diskus --------------------------------------------------------------------------------
In Antwort auf: -------------------------------------------------------------------------------- War das jetzt linguistisch richtig? --------------------------------------------------------------------------------
Ja, das ist eben der Punkt, weswegen es gemein war. Wenn Sie nämlich in Ihre Aussage Frau Merkel mit einbezogen haben, implizieren Sie damit, daß entweder über deren Garderobe nicht diskutiert wurde oder sie nicht zur Gattung der Spitzenpolitiker gehört. Da ersteres nicht stimmt, haben Sie letzteres behauptet - was etwas gemein war. Stimmen Sie mir zu?
Wieso stimmt ersteres nicht? Als Frau Merkel zu den Wagner Festspielen in einem sehr gewagten Dekolltee auftrat, war das aber in aller Munde. Ob es von Vorteil war, sei dahin gestellt, aber es wurde über ihre Kleidung gesprochen. Ansonsten spricht man ja nur vom Bundeshosenanzug, wobei mir das lieber ist, als seinzeit Frau Thatcher, die in ihrem Äußeren ein wenig der Queen Mum ähnelte.
Aaaah. So war das gemeint. Aber mißverständlich war es schon, das müssen Sie zugeben. Woher soll man denn wissen, ob Sie nun die markierte oder die unmarkierte Wortform meinen? Wenn ich Bildjournalist wäre und Sie Politiker, wären Sie jetzt wegen Sexismus/Arroganz/Majestätsbeleidigung/irgendwasanderem weg vom Fenster. Ich sehe den Aufmacher direkt vor mir: "Zettel: Merkel ist Provinzpolitikerin". Darunter ein unvorteilhaftes Foto von Ihnen auf Ihrer letzten Karnevalssitzung, sodaß alle gleich sehen, was für ein Miesling Sie sind.
Zitat von DiskusDarunter ein unvorteilhaftes Foto von Ihnen auf Ihrer letzten Karnevalssitzung, sodaß alle gleich sehen, was für ein Miesling Sie sind.
Genau. Ein Dunkelmann, der sich als Aufklärer tarnt. Siehe Avatar.
Den Bildern seiner New-York Reise zufolge trägt Guttenberg keine Massanzüge. Vielleicht Masskonfektion, vielleicht auch von der Stange.
Seltsam und auch bezeichnend, dass es ein solcher Aufreger ist, wenn jemand Minister wird, der eine Tradition von herausragenden Persönlichkeiten vorweisen kann, der Manieren hat (ich habe gelesen, er habe die Mutter eines Schulfreundes zur Verzweiflung gebracht, weil er bei einer Einladung zum Tee jedesmal aufstand und stehen blieb,solange die GAstgeberin in der Küche verweilte) und der sich nicht in Turnschuhen vereidigen lässt.
Guttenberg ist unternehmerisch tätig gewesen, er kann gut reden (heisst es), er tritt selbstsicher auf - was will man den mehr? Einen pöbelnden Brioni-Kanzler? Einen unhöflichen, gierigen Finanzminister der bei unseren Nachbarn Porzelan zerdeppert? Eine Kindergärtnerin die sich durch die Parteigremien gearbeitet hat?
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