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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 39 Antworten
und wurde 2.155 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.04.2009 12:50
Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Ich wüßte nicht, daß seit Woodrow Wilson ein amerikanischer Präsident ein so vollmundiges Versprechen abgegeben hätte: Obama ging im Namen der USA die feierliche Verpflichtung ein, eine Welt ohne Atomwaffen anzustreben.

Wie würde eine solche Welt aussehen? Dazu ein pessimistischer Kommentar.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

06.04.2009 14:40
#2 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Beim lesen der letzten 2, 3 eintraege in Zettels Raum ist mir eines aufgefallen: Ich halte die dort vorgebrachte haltung fuer etwas blauaugig. Eine Welt ohne Atomwaffen ist genauso undenkbar wie eine Welt ohne die Erfindung des Rads. Beide Dinge sind erfunden und somit Teil unserer Welt. Obama weiss das und versucht hier wohl nur die Pazifisten etc. auf seine Seite zu ziehen oder vielleicht auch eine harte Haltung gegen den Iran und Nordkorea zu rechtfertigen. - Wir haben ja einen Verzicht auf A-Waffen angeboten, aber IHR wollt nicht und seit deshalb die Boesen.

Selbiges gilt bei der Tuerkei, welche Rassmussen zwar zugestimmt hat, sich das aber mit einigen Spitzenpositionen bezahlen hat lassen - das Argument, Rassmussen sei zu sehr pro-Meinungsfreiheit ist dabei wohl vorgeschoben. Die Tuerkei an der Nahtstelle zwischen NATO und Nahost-Islamismus spielt immer wieder mit dieser Rolle, die Laizistisch - Kemalistische Tuerkei wird sich aber nicht den Arabern - Radikalen Moslems zuwenden. Das Militaer wird dies nicht akzeptieren.

Die naive Giti.... Nun, es ist ja die Strategie der Linksradikalen sich hinter den Gemaessigten zu verstecken. - Interessant ist diese Frage vielleicht, wenn es darum geht, warum Liberale nicht so gern auf die Strasse gehen - weil sie nicht fuer Fremde Interessen vereinnahmt werden wollen. - Sich ueber diesen Vorgang zu echauffieren ist aber doch wohl zuviel Aufmerksamkeit fuer eine schlechte Sache.

Soviel von der Dagny fuer heute.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.04.2009 15:27
#3 Ehrlichkeit, Lüge, Blauäugigkeit Antworten

Liebe Dagny,

Zitat von Dagny
Beim lesen der letzten 2, 3 eintraege in Zettels Raum ist mir eines aufgefallen: Ich halte die dort vorgebrachte haltung fuer etwas blauaugig.

Ja, vielleicht bin ich das. Ich kann diesen Einwand gut verstehen.

Liebe Dagny, ich habe schon eine Neigung, das ernst zu nehmen, was jemand sagt. Ich halte nicht so sehr viel davon, jemandem gleich zu unterstellen, er meine das ja gar nicht, was er sagt. Das hat etwas mit dem zu tun, was ich in der aktuellen Folge der Serie über Realität geschrieben habe. Sie können diese Haltung von mir auch darin illustriert finden, daß eine Diskussion mit MomoRulez kürzlich schon am Beginn scheiterte, weil er sie mit dem Vorwurf eröffnete, ich würde mit Taschenspielertricks arbeiten.

Ich bin aber, liebe Dagyn, so blauäugig, das nicht zu tun. Ich schreibe das, was meiner Überzeugung entspricht, ohne damit irgendwelche sachfremde Ziele zu verfolgen. Und ich setze das auch bei anderen bis zum Beweis des Gegenteils voraus. Vielleicht habe Sie in dem "Realitäts"-Artikel das Zitat von Schopenhauer über Erkenntnis und Interesse gelesen? Genau das ist auch meine Haltung.
Zitat von Dagny
Eine Welt ohne Atomwaffen ist genauso undenkbar wie eine Welt ohne die Erfindung des Rads. Beide Dinge sind erfunden und somit Teil unserer Welt. Obama weiss das und versucht hier wohl nur die Pazifisten etc. auf seine Seite zu ziehen oder vielleicht auch eine harte Haltung gegen den Iran und Nordkorea zu rechtfertigen. - Wir haben ja einen Verzicht auf A-Waffen angeboten, aber IHR wollt nicht und seit deshalb die Boesen.

Wenn der Präsident der USA feierlich ein Ziel seiner Nation verkündet, dann gehe ich davon aus, daß er nicht lügt. Vielleicht lügt er. Aber wo kommen wir hin, wenn wir die Lüge von vornherein unterstellen? Er hat gesagt, daß sein Land versuchen wird, eine Welt ohne Atomwaffen zu erreichen. Also gehe ich davon aus, daß seine Regierung dieses Ziel verfolgt.
Zitat von Dagny
Die naive Giti.... Nun, es ist ja die Strategie der Linksradikalen sich hinter den Gemaessigten zu verstecken.

Sie sagen, sie seien gegen Gewalt. Also muß man das zunächst einmal ernst nehmen. Vielen der jungen Demonstranten - offenbar sind ja viele Schüler oder junge Studenten - nehme ich ab, daß sie es mit der Gewaltfreiheit ehrliche meinen. Und bei den Organisationen, denen sie anhängen, muß man das eben prüfen.

In diesem Fall ist meine Prüfung ja negativ ausgegangen. Denn wer friedlich demonstrieren will, der verlinkt nicht eine Organisation die sich brüstet, Andersdenkende "angegriffen" zu haben.

Herzlich, Zettel

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

06.04.2009 15:38
#4 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von Zettel
Obama ging im Namen der USA die feierliche Verpflichtung ein, eine Welt ohne Atomwaffen anzustreben.

Das Anstreben ist ja kein Problem - solange das nicht Priorität über Sicherheitsthemen oder Menschenrechte bekommt.

Ich gebe Ihnen ja völlig recht, daß derzeit ein solches Ziel noch ziemlich unrealistisch ist.
Ich vermute persönlich auch, daß Obama das völlig weiß, daß er nicht ernsthaft an diesem Ziel arbeiten wird und in erster Linie billig Punkte bei einer unkritischen Öffentlichkeit machen will.

Aber umgekehrt ist es ja durchaus charakteristisch für US-Politiker, fast naiv anmutend sehr hochgespannte und idealistische Ziele zu setzen.
Was dann fast immer nicht klappt.
Was aber meist mehr in die richtige Richtung bewegt hat als die realistische/zynische Haltung der Europäer, es würde ja sowieso nie etwas besser.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.04.2009 15:55
#5 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von R.A.
Ich vermute persönlich auch, daß Obama das völlig weiß, daß er nicht ernsthaft an diesem Ziel arbeiten wird und in erster Linie billig Punkte bei einer unkritischen Öffentlichkeit machen will.

Aber umgekehrt ist es ja durchaus charakteristisch für US-Politiker, fast naiv anmutend sehr hochgespannte und idealistische Ziele zu setzen.

Und bei Obama bin ich mir seit seinem Amtsantritt nicht im Klaren, ob er das eine oder das andere ist.

Glaubt er, was er verkündet, wie der Phantast Woodrow Wilson (mit dem sich dann der Vergleich aufdrängen würde)? Oder ist er ein Lügner wie Richard M. Nixon?

Auch Präsident Bush hatte sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, Frieden und Sicherheit in der Welt zu fördern; am deutlichsten in seiner zweiten Inaugural Address ausgesprochen. Er wollte das durch Ausbreitung der Demokratie tun, weil er der Überzeugung war, daß demokratische Rechtsstaaten in der Regel keinen Krieg beginnen.

Das war ein immerhin realistische Ziel, wenn auch Bush in seinen acht Jahren ihm nur im Irak nähergekommen ist. Aber das Ziel, das Obama verkündet, kommt mir ganz unrealistisch vor.

Also lügt er? Oder ist er nur ein gefährlicher Phantast?

Ich weiß es nicht. Aber es scheint ja, daß die meisten ihne weder für das eine noch das andere halten, sondern daß sie sich offenbar von seiner "Vision" besoffen machen lassen. Die Kommentare, die ich gehört und gelesen habe, waren jedenfalls freundlich bis enthusiastisch.

Herzlich, Zettel

Florian Offline



Beiträge: 3.171

06.04.2009 18:10
#6 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

In Antwort auf:
Aber umgekehrt ist es ja durchaus charakteristisch für US-Politiker, fast naiv anmutend sehr hochgespannte und idealistische Ziele zu setzen.
Was dann fast immer nicht klappt.
Was aber meist mehr in die richtige Richtung bewegt hat als die realistische/zynische Haltung der Europäer, es würde ja sowieso nie etwas besser.



das von Zettel angesprochene Problem ist ja nicht so sehr, dass Obamas Ziel unrealistisch ist (das ist es natürlich auch).

Das Problem ist vielmehr, dass das Ziel als solches nicht unbedingt wünschenswert ist.

Zettel hat die praktischen Probleme ja sehr richtig angesprochen, die entstehen, wenn die Großmächte keine Atomwaffen mehr haben.
Natürlich kann man auch Vorteile darin sehen, wenn es keine Atomwaffen mehr gibt und damit auch die Gefahr einer Vernichtung der gesamten menschlichen Rasse deutlich reduziert wird - man kann dafür auch bereit sein, vermehrt wieder konventionelle Groß-Konflikte in Kauf zu nehmen. Aber des Trade-Offs sollte man sich schon bewusst sein und nicht (wie ein Großteil der deutschen Presse) Obamas Vorschlag einfach kritiklos beklatschen.

Es ist eben schon sehr die Frage, ob Obamas Politik hier überhaupt in die "richtige Richtung" geht, wie Du vermutest.




PeterCoyote ( Gast )
Beiträge:

06.04.2009 19:10
#7 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

In Antwort auf:
Obama weiss das und versucht hier wohl nur die Pazifisten etc. auf seine Seite zu ziehen oder vielleicht auch eine harte Haltung gegen den Iran und Nordkorea zu rechtfertigen. - Wir haben ja einen Verzicht auf A-Waffen angeboten, aber IHR wollt nicht und seit deshalb die Boesen.



doch, liebe Dagny, der Erklärungsansatz hat etwas für sich. Im Namen des Guten (=Frieden ohne Atomwaffen) eine harte Haltung gegen den Iran und Nordkorea durchzusetzen. Das ist effektiv. Barack bringt potenzielle Gegner auf seine Seite und spannt sie für sein Interesse ein. Das ist Management par excellence, wie aus dem Lehrbuch. Wenn das tatsächlich seine Absicht und von Erfolg gekrönt sein sollte, dann Hut ab vor Barack Obama.

michael76 Offline



Beiträge: 32

06.04.2009 21:44
#8 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Eine kleine Anmerkung: In den rechten US-Blogs, die ich lese (Hot Air und Power Line) ist das überhaupt kein Thema. Obwohl da sonst wirklich alles an Obama kritisiert wird, kommt das nicht vor - weil es halt einfach eine Aussage für die linken, europäischen Zuhörer war, damit sie Obama schön brav zujubeln.

In Wirklichkeit ist die einzige Möglichkeit eine Welt ohne Atomwaffen zu erreichen der Bau einer noch mächtigeren Waffe. Ansonsten gleicht das Eine-Welt-Ohne-Atomwaffen Problem so ziemlich dem Gefangenendilemma.

Das heiße Thema in den rechten US-Blogs ist im Moment übrigens die tiefe Verbeugung Obamas vor dem Saudischen König.


http://sohalt.wordpress.com/

dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.04.2009 22:03
#9 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von Dagny
Eine Welt ohne Atomwaffen ist genauso undenkbar wie eine Welt ohne die Erfindung des Rads. Beide Dinge sind erfunden und somit Teil unserer Welt.


In der Tat. Die Leute stellen sich vor, die die Welt könne das Wissen wie man eine Atombombe baut einfach verlieren. Wie bei den Men in Black.

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

07.04.2009 07:15
#10 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von Zettel
Aber es scheint ja, daß die meisten ihne weder für das eine noch das andere halten, sondern daß sie sich offenbar von seiner "Vision" besoffen machen lassen. Die Kommentare, die ich gehört und gelesen habe, waren jedenfalls freundlich bis enthusiastisch.


Lieber Zettel,

gestern in irgendeinem Fernsehkommntar als das Präsidentenpaar die Bühne in Prag betrat, die beiden seien geradzu "Lichtgestalten". Daß sich der Kommentator nicht schämt wie ein Groupie daherzureden!
(Fragt mich bitte nicht, auf welchem Kanal das war, ich nehme Fernsehen nur sekundenweise zappend wahr!)

Herzlich, Thomas

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.04.2009 07:31
#11 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von Thomas Pauli
gestern in irgendeinem Fernsehkommntar als das Präsidentenpaar die Bühne in Prag betrat, die beiden seien geradzu "Lichtgestalten". Daß sich der Kommentator nicht schämt wie ein Groupie daherzureden!

Ja, diese Obamanie trägt unverkennbar dieselben Züge wie die Verehrung von Michael Jackson oder Tokio Hotel. Nur daß ihr nicht Teenies verfallen, sondern gestandene Erwachsene, bis hinein in die Leitartikel.

Mich macht das, lieber Thomas, nachdenklich, seit ich die Auftritte Obamas im Wahlkampf in CNN gesehen habe. Diese ausgestreckten Hände, diese aufgeheizte Stimmung, diese Verzückung in den Gesichtern.

Offenbar gibt es bei vielen Menschen ein sehr tiefsitzendes Bedürfnis nach einer Lichtgestalt.

Es ist die Verehrung, die einst Könige erfuhren. Unterwerfung, so etwas wie Anbetung auch. Könige und Götter, das ging ja nahtlos ineinander über. Führer wie Mussolini, Hitler, Stalin und Mao haben auf dieser Klaviatur gespielt.

Nein, ich will - es gibt ja die kuriosesten Mißverständnisse, deshalb sage ich es zur Sicherheit - Obama als Person nicht in diese Reihe stellen. Aber die psychischen Mechanismen der Verehrung scheinen mir so verschieden nicht zu sein.

Manchmal kommt mir der Verdacht, daß Obama selbst sich wirklich als einen Heiland sieht.

Solche vollmundigen Ankündigungen wie im Wahlkampf, wie auch jetzt wieder, kann eigentlich nur entweder ein ausgekochter Zyniker machen, der sich heimlich über die Dummheit derer schlapp lacht, die ihm das abnehmen. Oder eben einer, der allen Ernstes von sich glaubt, er sei berufen, den Anstieg der Meere zu verlangsamen und die Welt von Atomwaffen zu befreien.

Es gibt allerdings noch die dritte Möglichkeit, daß sich die Berater Obamas das alles ausdenken und er es nur vom Teleprompter abliest. Aber die ist wohl doch eher unwahrscheinlich.

Herzlich, Zettel

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

07.04.2009 09:22
#12 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten
Zitat von Zettel
Offenbar gibt es bei vielen Menschen ein sehr tiefsitzendes Bedürfnis nach einer Lichtgestalt.


Ja, lieber Zettel, und mir scheint, heute mehr als gestern! Solche Lichtgestalten sind Abkürzungen der langen und verworrenen Wege zum Heil, so wie etwa Zauberei es erspart, sich mühsam mit der realen Welt zu befassen - genügt es doch, den richtigen Zauberspruch zu kennen. Ich sehe darin den Versuch, eine tief empfundene Machtlosigkeit zu kompensieren.
Aber daß sich Reporter wie kreischende Teenies verhalten ist doch absurd!

Herzlich, Thomas
Dagny Offline



Beiträge: 1.096

07.04.2009 09:22
#13 Naiv und Realismus Antworten

Mir war schon klar, dass Sie, Zettel, so antworten würden, dass sie Gesagten eben wörtlich nehmen und keine andere Absicht unterstellen - Aber ist das in der Politik eigentlich wirklich gegeben? (Streiche Politik, setze #ist das möglich#) - wird nicht in der Kommunikationstheorie immer zwischen gesagten, gemeintem, gehörten, verstandenem Unterschieden?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.04.2009 09:44
#14 RE: Naiv und Realismus Antworten

Liebe Dagny,

Zitat von Dagny
Mir war schon klar, dass Sie, Zettel, so antworten würden, dass sie Gesagten eben wörtlich nehmen und keine andere Absicht unterstellen - Aber ist das in der Politik eigentlich wirklich gegeben? (Streiche Politik, setze #ist das möglich#) - wird nicht in der Kommunikationstheorie immer zwischen gesagten, gemeintem, gehörten, verstandenem Unterschieden?

Daß es gar keine anderen Absichten gibt, ist aus meiner Sicht ein Extremfall. Der Fall, den man zB in der Wissenschaft anstreben sollte.

In der politischen Kommunikation geht es natürlich oft um die pragmatische Dimension von Sprache - man sagt etwas, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Das ist ja auch legitim.

Aber nicht legitim - und übrgens auch nicht zielführend - ist es, etwas um einer beabsichtigten Wirkung willen zu sagen, was gar nicht stimmt.

Wenn der Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika feierlich verkündet, daß sein Land sich verpflichtet, ein bestimmtes Ziel anzustreben, dann muß das auch so sein. Er ist ja schließlich nicht der Billige Jakob, der mit Lügen seinen Kram an den Mann zu bringen versucht.

Konrad Adenauer hat das treffend so zusammengefaßt (aus dem Gedächtnis zitiert): Man muß nicht alles sagen, was wahr ist, aber was man sagt, muß wahr sein. Und er hat auch noch die einfache, die reine und die lautere Wahrheit unterschieden.

Jeder Staatsmann muß strategisch und taktisch handeln und sich dabei überlegen, was er sagt. Keiner tut aber gut daran, etwas zu sagen, was schlicht nicht stimmt. Außer vielleicht in Kriegszeiten als Kriegslist.

Herzlich, Zettel

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

07.04.2009 09:49
#15 RE: Naiv und Realismus Antworten

Zitat von Zettel
Liebe Dagny,
Außer vielleicht in Kriegszeiten als Kriegslist.

Herzlich, Zettel


Ist nicht dauernder Wahlkampf um Umfragewerte? - Nicht dass ich mich inhaltlich nicht ihren Ausführungen anschliessen würde, aber sonst gäbe es keine Diskussion. Advocatus diaboli dagni

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.04.2009 09:57
#16 RE: Naiv und Realismus Antworten

Zitat von Dagny
Zitat von Zettel
Liebe Dagny,
Außer vielleicht in Kriegszeiten als Kriegslist.
Herzlich, Zettel

Ist nicht dauernder Wahlkampf um Umfragewerte? - Nicht dass ich mich inhaltlich nicht ihren Ausführungen anschliessen würde, aber sonst gäbe es keine Diskussion. Advocatus diaboli dagni

Ja, aber das ist eben der Unterschied zwischen Krieg und Wahlkampf. In einer ordentlichen Demokratie geht man auch im Wahlkampf gesittet miteinander um.

Lügen bringt ja auch nichts. In einer freiheitlichen Demokratie wird man schnell entlarvt. Es bleibt das ruinierte Image.

Bush hat in Sachen Irak kein einziges Mal nachweisbar gelogen. Aber ihm wurde dieses Image angehängt. Bei Obama dagegen nickt alles beifällig, wenn er dieses Ziel der atomwaffenfreien Welt verkündet, das doch nicht eben glaubhaft ist.

Herzlich, Zettel

str1977 ( gelöscht )
Beiträge:

07.04.2009 10:27
#17 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten
Ja, die Welt ohne Atomwaffen wäre sicherer.

Sie wäre nicht friedlicher, der Kalte Krieg wäre wohl nicht kalt geblieben und auch heute gäbe es ein paar Kriege mehr.

Andererseits kann die Bombe auch nicht alle Kriege verhindern, stellt aber eine viel größere Gefahr dar.

(Allerdings halte ich letzlich die Erfindung der Luftwaffe für die viel entscheidendere Entwicklung in der Kriegsführung, vom Hinfälligwerden natürlicher Barrieren bis zur fatalen Wirkung auf die amerikanische Art, Krieg zu führen.)

Nur bewegen sich diese Überlegungen völlig im fiktiven Bereich, denn es gibt nunmal leider Atomwaffen (und jene, die dies zu verantworten haben, müssen dies auch tun, Einstein eingeschlossen) und kein Wunschdenken eines Obama kann diese aus der Welt schaffen.

Was er aber tun kann ist eine Politik zu betreiben, welche die weitere Proliferation zumindest erschwert und verlangsamt. Und natürlich genau auf die eigenen Atomwaffen achten (aber das haben US-Präsidenten doch eigentlich immer getan seitdem Truman McArthur zurückgepfiffen hat).

Ich bin auch der Meinung von Zettel, daß man nicht von vorneherein Lügen unterstellen sollte.

Allerdings widersprechen sich Phantast und Lügner nicht immer, manche sind auch beides. Und manche Phanstasten sind gar nicht so phantastisch - Wilson war nicht einfach nur ein Phantast (ein Lügner ohnehin, wenn man an den Walkampf 1916 "He kept us out of war!" denkt oder die ja nicht so unparteiisch formulierten Vierzehn Punkte.) - wo waren seine Pläne denn so phantastisch? (Und warum war dann Roosevelt und Truman nach 1945 keine Phanstasten?) Das Problem war nur, daß Amerika nicht bereit war, das mitzumachen. Die von G.W. Bush in seiner zweiten Antrittsrede geäußerten Ziele sind dagegen völlig phantastisch gewesen, Ausdruck der Neocon-Ideologie, die seine Präsidentschaft gehijackt hat.

Nein,

Gruß,
str1977

Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.

Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.

The business of Progressives is to go on making mistakes. The business of the Conservatives is to prevent the mistakes from being corrected. (G.K. Chesterton)

str1977 ( gelöscht )
Beiträge:

07.04.2009 11:17
#18 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von Thomas Pauli
gestern in irgendeinem Fernsehkommntar als das Präsidentenpaar die Bühne in Prag betrat, die beiden seien geradzu "Lichtgestalten". Daß sich der Kommentator nicht schämt wie ein Groupie daherzureden!
(Fragt mich bitte nicht, auf welchem Kanal das war, ich nehme Fernsehen nur sekundenweise zappend wahr!)


Na ja, wenn man sich andere anschaut, die in Deutschland Lichtgestalten genannt werden, ist da beinahe schon wieder was dran, aber ich glaube nicht, daß der Kommentator solche Ironie gepflegt hat.

Gruß,
str1977

Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.

Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.

The business of Progressives is to go on making mistakes. The business of the Conservatives is to prevent the mistakes from being corrected. (G.K. Chesterton)

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

07.04.2009 11:27
#19 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von str1977
Na ja, wenn man sich andere anschaut, die in Deutschland Lichtgestalten genannt werden, ist da beinahe schon wieder was dran, aber ich glaube nicht, daß der Kommentator solche Ironie gepflegt hat.


R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.04.2009 11:39
#20 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von str1977
Allerdings halte ich letzlich die Erfindung der Luftwaffe für die viel entscheidendere Entwicklung in der Kriegsführung, vom Hinfälligwerden natürlicher Barrieren bis zur fatalen Wirkung auf die amerikanische Art, Krieg zu führen.

Ich sehe da historisch wenig entscheidende Änderung.
Die "natürlichen Barrieren" (wenn damit die normale Tötungshemmung gemeint sein soll) haben noch nie einen Krieg verhindert, sind eigentlich schon mit der Erfindung von Pfeil und Bogen nicht mehr relevant gewesen.
Und die amerikanischen Art Krieg zu führen ist letztlich die gleiche wie bei allen anderen Nationen: Man versucht den Gegner auszuschalten, und dabei eigene Verluste zu minimieren.
Neu ist nur, daß überlegene Technik dieses Ziel besser erreichen läßt als früher üblich.

Gorgasal Online




Beiträge: 4.081

07.04.2009 12:33
#21 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von R.A.
Man versucht den Gegner auszuschalten, und dabei eigene Verluste zu minimieren.
Neu ist nur, daß überlegene Technik dieses Ziel besser erreichen läßt als früher üblich.

Siehe auch die Artilleriebombardements im Ersten Weltkrieg. Das haben die Deutschen, Franzosen und Engländer auch ohne die Amerikaner sehr gut hinbekommen.

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

Llarian Offline



Beiträge: 7.109

07.04.2009 20:17
#22 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von Gorgasal
Siehe auch die Artilleriebombardements im Ersten Weltkrieg. Das haben die Deutschen, Franzosen und Engländer auch ohne die Amerikaner sehr gut hinbekommen.

Jetzt bitte nicht mit Fakten kommen, wenn es gegen die Amis geht.

Llarian Offline



Beiträge: 7.109

07.04.2009 20:22
#23 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von Zettel
Solche vollmundigen Ankündigungen wie im Wahlkampf, wie auch jetzt wieder, kann eigentlich nur entweder ein ausgekochter Zyniker machen, der sich heimlich über die Dummheit derer schlapp lacht, die ihm das abnehmen. Oder eben einer, der allen Ernstes von sich glaubt, er sei berufen, den Anstieg der Meere zu verlangsamen und die Welt von Atomwaffen zu befreien.


Sowas ähnliches ging mir auch durch den Kopf. Drei Dinge halte ich für möglich, er ist ein Lügner, ein Dummkopf oder irre. Das Problem ist, ich glaube nicht, dass er dumm ist (historisch hat es eigentlich nie dumme US Präsidenten gegeben). Bleibt die Möglichkeit eines Lügner oder eines Irren. Würde er lügen, bliebe die Frage, warum denn überhaupt ? Ist ja keine Not da, er ist Präsident die nächsten vier Jahre, diplomatisch gewinnt er damit so gar nichts, aber er muss damit rechnen daran irgendwann gemessen zu werden. Was ist wenn dieser Mann sich wirklich für eine Art von Messias hält ?

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

08.04.2009 01:00
#24 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

"Früher standen sich die Menschen näher. Es blieb ihnen nichts anderes übrig. Die Schußwaffen trugen nicht weit."

Stanislaw Jerzy Lec

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

califax Offline




Beiträge: 1.502

08.04.2009 02:04
#25 RE: Zitat des Tages: Frieden ohne Atomwaffen? Antworten

Zitat von PeterCoyote
In Antwort auf:
Obama weiss das und versucht hier wohl nur die Pazifisten etc. auf seine Seite zu ziehen oder vielleicht auch eine harte Haltung gegen den Iran und Nordkorea zu rechtfertigen. - Wir haben ja einen Verzicht auf A-Waffen angeboten, aber IHR wollt nicht und seit deshalb die Boesen.


doch, liebe Dagny, der Erklärungsansatz hat etwas für sich. Im Namen des Guten (=Frieden ohne Atomwaffen) eine harte Haltung gegen den Iran und Nordkorea durchzusetzen. Das ist effektiv. Barack bringt potenzielle Gegner auf seine Seite und spannt sie für sein Interesse ein. Das ist Management par excellence, wie aus dem Lehrbuch. Wenn das tatsächlich seine Absicht und von Erfolg gekrönt sein sollte, dann Hut ab vor Barack Obama.


"Stell Dir vor, Du bist mit Deinem Panzer in der flachen weiten Wüste, und auf einmal kommt ein Tieflieger und greift Dich an! Wie entkommst Du?
-
Links blinken, rechts abbiegen!"
(Kindergartenwitz, große Gruppe, DDR)

Ob das in der Praxis wohl funktioniert?
Obama schwört hier auf eine atomare Abrüstungsrunde zwischen Kreml und Washington ein. Die Bedrohung kommt aber nicht mehr von dort. Der Kalte Krieg ist eben vorbei. Die heutige atomare Bedrohung geht von Indien, Pakistan, Iran, Syrien, Nordkorea - und auf längerfristig als Antwort auf Nordkorea, Syrien und Iran - von Japan, Vietnam, Saudi-Arabien, Ägypten, Arabischen Emiraten, Kuweit, Dubai, etc. aus.
Wenn er in diese Richtung abbiegen will, nachdem er den großen Blinker in Richtung Moskau gesetzt hat, wird das in der Diplomatie wenigstens "Irritationen" geben.

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