Vor 45 Jahren hat er sich das erste Mal für die SPD engagiert, der Günter Grass. Und übrigens über einen dieser Wahlkämpfe, den von 1969, ein sehr schönes und auch informatives Buch geschrieben, das "Tagebuch einer Schnecke".
Jetzt hat Grass eine Anekdote aus dieser Zeit erzählt, die ich im Zitat des Tages kommentiere.
Lemmy Caution
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08.04.2009 12:15
#2 RE: Zitat des Tages: Grass erinnert sich an Wehner
Bezogen auf die aktuelle Situation vermute ich allerdings, dass für die SED-Nachfolgepartei der Spagat einfach zu breit wird. Nach dem innerparteilichen Durchmarsch der radikalen revanchistischen Kräfte fällt diese Partei deutlich in der Wählergunst im Westen. http://www.wahlrecht.de/umfragen/allensbach/west.htm Ich hoffe, dass dieser Trend anhält.
Zitat von Lemmy CautionBezogen auf die aktuelle Situation vermute ich allerdings, dass für die SED-Nachfolgepartei der Spagat einfach zu breit wird. Nach dem innerparteilichen Durchmarsch der radikalen revanchistischen Kräfte fällt diese Partei deutlich in der Wählergunst im Westen. http://www.wahlrecht.de/umfragen/allensbach/west.htm Ich hoffe, dass dieser Trend anhält.
Das wäre schön, lieber Lemmy Caution. Vielleicht ist wirklich der Lack ab. Vielleicht liegt die momentane Schwäche aber auch nur daran, daß man in der Krise nix von den Kommunisten erwartet.
Jeder sieht ja, daß jetzt nicht die Zeit für neue soziale Forderungen ist. Jeder kann sich denken, daß Bisky und Co nix von Wirtschaft verstehen, Lafontaine, der Superweltökonom, schon gar nicht.
In Frankreich ist das ganz anders; da blüht ja im Augenblick die Revoluzzerei. Ein interessanter Unterschied in der Mentalität von Deutschen und Franzosen.
Zitat von ZettelJeder sieht ja, daß jetzt nicht die Zeit für neue soziale Forderungen ist.
Lieber Zettel,
ich glaube immer noch, daß der Deutsche ein äußerst gutmütiger Mensch ist, der gerne Geld an Bedürftige verteilt, insbesondere, wenn er glaubt, daß es das Geld anderer ist und für ihn selbst noch genug davon übrig bleibt. In letzter Zeit sind aber Energiekosten, kommunale Abgaben u.s.w. heftig teurer geworden und, so glaube ich, nun setzt ein gewisses Umdenken ein, ob denn tatsächlich noch jetzt und in Zukunft genug übrigbleibt. Da hört es langsam auf mit der Gutmütigkeit! Und jede Partei, die erkennbar und laut fordert, aus diesen Töpfen Mittel für andere Gruppen abzuzweigen oder damit irgendwelche Expeimente zu machen, wird nicht gewählt werden. Wie war das doch bei Adenauer? Keine Experimente?
Mir scheint, bei den Kommunisten schwankt die Wählergunst mit der öffentlichen Aufmerksamkeit. Als viel von ihnen die Rede war - bei Gründung der WASG (2005), bei deren Vereinigung mit der PDS (2007) und während der Ypsilanti-Verrenkungen (2008) - hatten sie Zulauf. Danach bröckelte es stets wieder ab. Falls die CDU keinen Rote-Socken-Wahlkampf führt, dürften sie im Herbst schwach abschneiden.
Gruß, Kallias
PeterCoyote
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08.04.2009 15:49
#6 RE: Zitat des Tages: Grass erinnert sich an Wehner
In Antwort auf:Mir scheint, bei den Kommunisten schwankt die Wählergunst mit der öffentlichen Aufmerksamkeit.
Die öffentlichen Aufmerksamkeit kann entweder ind er Form geschehen, daß Gysi und Lafo wohlwollend in den Medien herumgereicht werden, oder indem man an die Mauertoten, den Gulag und andere Verbrechen des Sozialismus erinnert.
Im ersten Fall steigt die Wählergunst und im zweiten sinkt die Wählergunst mit der öffentlichen Aufmerksamkeit.
2009 wird ein Schreckensjahr für die Kommunisten werden.
In Antwort auf:Die Linke fürchtet die vielen Gedenktage, die in den nächsten Monaten an ihre Herkunft aus einer Diktaturpartei von vor zwei Jahrzehnten erinnern.
Ich denke nicht, daß sich an den nahezu 30% Stimmanteil bei den Wahlen im Osten wesentlich etwas ändern wird. Dort leben doch zu viele Menschen, die den Sozialismus und damit die Diktatur gegenüber Freiheit und Demokratie bevorzugen. Im Westen wird es anders aussehen. Gemäss den Prognosen liegen die Komministen immer noch über den 4,9% der Wahl 2005. Das ist bedenklich. Ich bin der rote Socken Aktion durchaus zugeneigt. Anders geht es nicht.
Zitat von KalliasMir scheint, bei den Kommunisten schwankt die Wählergunst mit der öffentlichen Aufmerksamkeit. Als viel von ihnen die Rede war - bei Gründung der WASG (2005), bei deren Vereinigung mit der PDS (2007) und während der Ypsilanti-Verrenkungen (2008) - hatten sie Zulauf. Danach bröckelte es stets wieder ab. Falls die CDU keinen Rote-Socken-Wahlkampf führt, dürften sie im Herbst schwach abschneiden.
Ein interessanter Aspekt. Einleuchtend, weil Bekanntheit Wählerstimmen bringt, so wie sie einem Produkt zu Umsatz verhilft.
Bei den Kommunisten dürfte so etwas wie Schwellenangst eine Rolle spielen. Kommunisten zu wählen bedeutet jedenfalls für die meisten Westdeutschen das Überschreiten einer Schwelle.
Je mehr von den Kommunisten als von einer normalen Partei gesprochen wird, umso mehr sinkt diese Schwelle. Insofern war der Umweg über die Gründung und dann das Schlucken der WASG eine glänzende Strategie.
In der jetzigen Krise dürften allerdings viele Wähler doch nach dem Kriterium wählen, wer am besten die Krise bekämpfen kann. Und daß Kommunisten nicht gerade die Besten sind, wenn es gilt, den Kapitalismus zu reparieren, leuchtet vielen wohl ein.
Links wählen ist auch eine Form des Protestwählens. Und weil jetzt die Manager die Bösen sind und nicht die Politiker der etablierten Parteien, verlieren die Linken an Stimmen.
Davon, dass ehemalige Wähler der Linken jetzt rationale Überlegungen anstellen und zum Schluss kommen, Wirtschaftspolitik sei doch besser bei CDU und SPD aufgehoben, bin ich nicht überzeugt.
PeterCoyote
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08.04.2009 18:57
#9 RE: Zitat des Tages: Grass erinnert sich an Wehner
In Antwort auf: Bei den Kommunisten dürfte so etwas wie Schwellenangst eine Rolle spielen. Kommunisten zu wählen bedeutet jedenfalls für die meisten Westdeutschen das Überschreiten einer Schwelle.
Hemmschwelle, das trifft es auf den Punkt, lieber Zettel. Die Hemmschwelle der Wessis ist spätestens seit dem mit der Einheit verbundenen Schmusekurs beträchtlich gesunken. Wir erinnern uns mit grosser Abscheu an all die ekelhaften Talkshows, Interviews usw. mit Gysi, Lafo, Wagenknecht und wie sie alle heissen. Mit Ypsilanti scheinen allerdings einige aufgewacht zu sein. Seitdem wurde der Aufwärtstrend der Kommunisten im Westen zumindest gebremst.
PeterCoyote
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08.04.2009 19:08
#10 RE: Zitat des Tages: Grass erinnert sich an Wehner
Lieber Dirk, nicht böse sein, aber ich möchte widersprechen. Das mit dem Protestwählen ist eine Schablone, die damals im Zusammenhang mit dem Aufstieg der Grünen so richtig populär wurde, aber auf die Kommunisten einfach nicht passen will.
Im Osten erfreut sich die Linke einer hohen Beliebtheit bei Bürgern, die durch und durch antidemokratisch eingestellt sind und teilweise noch mehr am SED Staat hängen, als Gregor Gysi und ähnliche Gestalten. Daher auch Wagenknechts prominente Rolle in der Partei. Ihre Funktion in dem Machtspiel ist es gerade diese Leute zu binden.
Und was die Wessis betrifft, nun, es ist keine Protestwahl, wenn man eine Partei wählt, die für die Millionenfache Freiheitsberaubung, die Mauer und die Todesschützen steht. Mit dem Begriff Protestwähler senkt man die Hemmschwelle. Ich weiss das dies nicht deine Absicht ist, möchte allerdings darauf hinweisen, daß man diesen Wessis einmal klar macht, daß die Wahl der Kommunisten kein Ausdruck des Protests ist, sondern die Wahl einer totalitären Kraft.·
selbstverständlich dürfen Sie widersprechen. Wäre sonst ja auch langweilig.
Sie haben Recht, dass die Wahl der Kommunisten die Wahl einer totalitären Kraft ist und deswegen über eine Protestwahl hinaus geht. Sie haben auch Recht, dass man, insbesondere ich, diesen Unterschied, wann immer nötig, deutlich machen sollte, um so die Hemmschwelle aufrecht zu halten.
Ich denke aber, dass das über den harten Kern hinausgehende Wählerpotenzial der Linken, die Wahl derselben jedoch als genau das ansieht; als Protestwahl gegen "die da oben". Und wenn im Moment die Manager oben am Pranger sind, kann man auch eher SPD oder CDU wählen (oder gar nicht.)
Zitat von dirkIch denke aber, dass das über den harten Kern hinausgehende Wählerpotenzial der Linken, die Wahl derselben jedoch als genau das ansieht; als Protestwahl gegen "die da oben". Und wenn im Moment die Manager oben am Pranger sind, kann man auch eher SPD oder CDU wählen (oder gar nicht.)
Da nennen Sie, lieber Dirk, glaube ich einen wichtigen Punkt. Der soziale Protest ist von der Regierung auf die Manager, die Banker usw. gewissermaßen umgeleitet worden. Und damit verliert die Partei des sozialen Protests an Attraktivität.
Ich hatte das noch nicht so gesehen; danke für diese Einsicht!
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