Dieser Beitrag in Zettels Raum beginnt mit der Erinnerung an meine Schulzeit, in der mich die biblischen Propheten sehr fasziniert haben.
Dann wird's aber weniger nostalgisch: Es geht um die modernen Intellektuellen als die Nachfahren dieser Propheten und darum, wie das Verkünden von Unheil und Unbill geradezu ihre Berufspflicht zu sein scheint.
Und gewiß ihr gutes Recht. Freilich haben auch wir Optimisten, Proamerikaner, Technologiefreunde und Fortschrittsgläübigen ein gutes Recht auf unsere Sicht der Welt.
Die FAZ dokumentiert die Vorlesung des Papsts in Regensburg.
Er hat dort so etwas wie die Gegenposition zu den Verkündigungen der modernen Prophenten entworfen - ein Plädoyer für die Vernunft nämlich war diese schöne, im Wortsinn gelehrte Vorlesung. (Ich habe sie im TV gesehen; da war sie natürlich noch eindrucksvoller als in der Druckversion).
Das zentrale Thema Benedikts war, daß das Christentum in der Tradition der griechischen Philosophie der Vernunft stehe. (Und in diesem Zusammenhang zitierte er das Wort eines gelehrten byzantinischen Kaisers über Mohammed, das jetzt die Gemüter erregt).
Linke Intellektuelle als Unheilspropheten und ein Papst in der Tradition der Philosophie der Vernunft - wer sich der Aufklärung verpflichtet weiß, der sollte wirklich darüber nachdenken, wo heute die Ratio und wo die Unvernunft zu Hause ist.
Aktuelle Ergänzung: Soeben laufen im ZDF die 15-Uhr-Nachrichten. Darin wurde aus der Vorlesung des Papsts ein einziger Satz gezeigt (nämlich der, in dem er den byzantinischen Kaiser zitiert) - ohne jede Erläuterung des argumentativen Zusammenhangs, in dem Benedikt ihn zitiert hat.
Und die Vorlesung, die Benedikt ausdrücklich als Wissenschaftler an seiner alten Universität gehalten hat, wurde fälschlich als "Rede des Papsts" bezeichnet.
Journalistische Unfähigkeit oder tendenziöse Berichterstattung?
Lieber Zettel, danke für den Link. Das ist geradezu ein wissenschaftlicher Reichtum, der sich mit der Vorleseung auftut. Nachdem ich sie gelesen habe, kann ich Deine Fragen kaum verstehen. Da machen Leute ohne Bildung Meldungen, die nur der Pflicht nachkommen, halt zu melden, daß der Papst hier und dort war. Mit dem Zitat des strittigen Satzes wollte man wohl auf die Reaktion reagieren, ohne zu wissen, wie man sich so verhalten soll. Das ist weder Journalismus noch tendenziöse Berichterstattung, das ist einfach Blödsinn. Übrigens hat es im hessischen Landtag einen Eklat gegeben, bei dem die Fetzen flogen. Der Landtagsabgeordnete Christean Lenzer von der CDU hat die Argumente zum Patriotismus von Bahring verteidigt. Ich bin dem nicht weiter nachgegangen, aber im Augenblick gibt es wirklich eine ungute Situation, wenn von gewissen Personen auch nur der Name erwähnt wird. Das geht ganz primitiv unter die Gürtellinie. Das Prinzip ist genau das selbe: An sich schon unliebsame Leute werden marginalisiert (wie der Papst mit seiner Vorlesung) oder direkt angegriffen. Wirkliches Zuhören liegt überhaupt nicht drin, weil man dann nachdenken müßte. Gruß, Inger
Hier noch ein Zusatz: Soeben lese ich in der Bildzeitung, daß und wie Angela Merkel den Papst "in Schutz" nimmt (Du kannst die Passage ja hier ´rüberziehen)Auch das ist ein zusätzliches Ärgernis für etliche Leute, die die BILD nicht gerade als Blatt für Regierungserklärungen sehen wollen. Grüßchen, Inger
Und jetzt kommt der Hammer: Die Welt regt sich auf, das wird schlimmer als bei den Karrikaturen (gefunden bei Paperball). Ich denke, daß Steinmeier da alle Botschaften mit einer Erklärung ankurbeln sollte. Hoffentlich fällt ihm bei dem Schreck was ein. Inger
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