Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen, auf eine solche Umfrage aufmerksam zu machen.
Neben den Werten für Merkel finde ich es interessant, daß Berlusconi im Ausland so viel negativer gesehen wird als in Italien. Welche Gründe mag das haben?
Bei Berlusconi mag es daran liegen, dass er einen ziemlich skurrilen Sinn für Humor hat, den anscheinend die meisten Nichtitaliener nicht verstehen.
Ich vergesse nie, dass er über den deutschen MEP Martin Schulze einmal sagte, er könnte ihn sich gut, als Komparse der einen SS-Mann in einem Lager spielt, vorstellen. Was ich mir übrigens auch gut vorstellen könnte.
Das kann ich aus persönlicher Erfahrung mit Bekannten aus mehreren europäischen Ländern bestätigen. "La Merkel" kommt sehr gut an und wird wahlweise als Dreamteam mit oder nötiges Korrektiv zum Zwerg aus dem Elysée wahrgenommen. Auf dem internationalen Parkett macht die Frau eine gute Figur.
Tja, da hat Berlusconi wohl ein paar Sachen richtig gemacht, wenn ihn seine Italiener so schätzen. Bei uns bekommt er ja regelmäßig schlechte Presse. Ein schönes Audio-Beispiel bringt hier Edelfeder Hans Leyendecker:
"Dieser eitle Gockel ... dieser Kikeriki ... Italien geht es nicht gut ... unserem europäischen Nachbarn geht es nicht gut" ... wegen Berlusconi. Sehen die Italiener wohl anders, ätsch!
Btw, was denkt SZ-Hansi wohl über Münte und seine neue Flamme?
Das scheint ein ehernes Gesetz unserer Presse zu sein: was die Roten machen wird (fast) immer positiv dargestellt (ich gehe in diesem Fall mal davon aus, dass der Vergleich des ehrenwerten Herrn Münte mit Herrn Dichterfürst und Geheimrat positiv gemeint war) - was Konservative machen wird (fast) immer negativ dargestellt.
Hallo, zum Thema habe ich gerade einen interessanten Artikel in der Welt hier: http://www.welt.de/politik/article383937...le_readcomments gefunden - wobei, der Artikel ist nicht das Interessante, interessant sind die Leserkommentare. Offenbar ist gemeines Volk (zumindest die Leserkommentarschreiber der Welt) doch noch nicht so gehirngewaschen wie von linker "Qualitästpresse" gewünscht.
Mir ist da wieder deutlich geworden, warum ich Angela Merkel so außerordentlich schätze.
Sie hat anhand von Notizen frei gesprochen; und zwar so, wie ich es bei Politikern nur von einem erlebt habe: Helmut Schmidt.
Mit einer stupenden Detailkenntnis. Mit nüchterner Analyse. Nichts Deklamatorisches. Pragmatisch und zugleich prinzipientreu. Ich kenne niemanden sonst in der gegenwärtigen deutschen Politik, der so etwas auch nur annähernd hinbekommen würde.
Der zweite Punkt war, daß Merkels Verständnis von Marktwirtschaft auch das meinige ist: Nur dort, wo klare Regeln vereinbart werden und man sie auch durchsetzt, kann Freiheit gedeihen.
Merkel nennt das "soziale Marktwirtschaft". Aber wie bei Erhard und den anderen Ordoliberalen liegt der Akzent nicht auf "sozial" im Sinn von Sozialromantik, sondern auf dem Ordnungsrahmen. Ein komplexes System kann eben nur stabil sein, wenn die Rahmenbedingungen richtig justiert sind.
Zitat von ZettelDer zweite Punkt war, daß Merkels Verständnis von Marktwirtschaft auch das meinige ist: Nur dort, wo klare Regeln vereinbart werden und man sie auch durchsetzt, kann Freiheit gedeihen.
Ich wünschte, diese klaren Regeln hätten den Opel-Dammbruch nicht beinhaltet.
Zitat von FAZNun gibt es kein Halten mehr. Der Staatseinstieg bei Opel ist der Auftakt zur Rettung von allem und jedem – mit einer kleinen Einschränkung: Das vermeintliche Opfer der Finanzmarktkrise muss hinreichend groß und bekannt sein, um an die Milliarden zu kommen, die vom Helfersyndrom befallene Wahlkämpfer um sich werfen. Das sind goldene Zeiten der besonderen Art für Konzerne.
...
Drittens muss damit gerechnet werden, dass die Milliardenbürgschaften gezogen werden und damit verloren sind. Vor diesem hohen Risiko für den Steuerzahler hat der Wirtschaftsminister zu Guttenberg (CSU) deutlich gewarnt – Kanzlerin Merkel hat sich über die Warnung hinweggesetzt. Das Kanzleramt wird später gefragt werden, wo die 4,5 Milliarden Euro versickert sind. Den kurzfristigen politischen Erfolg der Opel-Retter teilt sich Frau Merkel (CDU) vor allem mit der SPD.
Frau Merkel mag ja schöne Reden halten, gerne auch frei. Nur frage ich mich immer mehr, was dahinter ist. Sie werden jetzt wahrscheinlich wieder auf die SPD hinweisen, auf die sie Rücksicht nehmen muss; das gebe ich ab und zu gerne zu, allein: mir will kein einziger Fall einfallen, wo Frau Merkel gegen die SPD etwas durchgedrückt hat. Haben Sie ein Beispiel?
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von Zettel Neben den Werten für Merkel finde ich es interessant, daß Berlusconi im Ausland so viel negativer gesehen wird als in Italien. Welche Gründe mag das haben?
Berlusconi wurde offenbar auch angerechnet, dass er, als Milliardenschwerer Bau- und Fernsehunternehmer es nicht nötig habe, sich im Amt zu bereichern. - Ich will das nicht bewerten, v.a. da es immer wieder mal Gerüchte gibt, er habe sich durch den Gang in die Politik einen Bankrott erspart und Ermittlungen vom Hals gehalten, aber zumindest bei seinem ersten Wahlsieg war dies ein Argument. Warum soll ein extrem erfolgreicher Unternehmer nicht Chef der "Italien-AG" werden?
Zitat von ZettelDer zweite Punkt war, daß Merkels Verständnis von Marktwirtschaft auch das meinige ist: Nur dort, wo klare Regeln vereinbart werden und man sie auch durchsetzt, kann Freiheit gedeihen.
Ich wünschte, diese klaren Regeln hätten den Opel-Dammbruch nicht beinhaltet.
Zitat von FAZNun gibt es kein Halten mehr. Der Staatseinstieg bei Opel ist der Auftakt zur Rettung von allem und jedem – mit einer kleinen Einschränkung: Das vermeintliche Opfer der Finanzmarktkrise muss hinreichend groß und bekannt sein, um an die Milliarden zu kommen, die vom Helfersyndrom befallene Wahlkämpfer um sich werfen. Das sind goldene Zeiten der besonderen Art für Konzerne.
In der Rede hat sie gesagt, daß Opel ein Einzelfall sei und bleiben werde. Es seien klare Regeln festgelegt worden, die für jeden Betrieb gelten, der Hilfe haben will. Den Minister Guttenberg hat sie übrigens ausdrücklich gelobt; er hätte durch seine harte Verhandlungsposition erheblich dazu beigetragen, die nationalen deutschen Interessen zu wahren.
Zitat von GorgasalFrau Merkel mag ja schöne Reden halten
Das sind sie eben nicht, lieber Gorgasal. Keine Reden à la Schröder, Obama oder auch Westerwelle. Auch diese Rede war wieder eine nüchterne Analyse, rationale Argumentation. Mehr eine Vorlesung als eine "schöne Rede".
Was Opel angeht: Wer kennt eigentlich alle Hintergründe und Gesichtspunkte, die da eine Rolle gespielt haben?
Ja, ich weiß, die kennt man oft nicht, und dann schreibe ich dennoch etwas und wir diskutieren. Aber hier ging es nun wirklich um eine ungewöhnlich komplexe Interessenlage, mit zwei Regierungen, mit gegensätzlichen Positionen innerhalb dieser Regierung, mit General Motors, mit dem Opel-Vorstand, mit dem Opel-Betriebsrat, mit vier Ministerpräsidenten, die alle ihre Interessen vertreten haben.
Dazu drängte die Zeit. Es mußte entschieden werden, bevor GM Insolvenz anmeldet.
Ich vermag, lieber Gorgasal, nicht zu beurteilen, ob eine bessere Lösung möglich war als die jetzt erzielte. Können Sie es?
Zitat von DagnyBerlusconi wurde offenbar auch angerechnet, dass er, als Milliardenschwerer Bau- und Fernsehunternehmer es nicht nötig habe, sich im Amt zu bereichern. - Ich will das nicht bewerten, v.a. da es immer wieder mal Gerüchte gibt, er habe sich durch den Gang in die Politik einen Bankrott erspart und Ermittlungen vom Hals gehalten, aber zumindest bei seinem ersten Wahlsieg war dies ein Argument. Warum soll ein extrem erfolgreicher Unternehmer nicht Chef der "Italien-AG" werden?
So sehen es offenbar auch viele Italiener. Sie stellen fest, daß unter Berlusconi die Wirtschaft besser läuft als unter Prodi. Daß es ihnen selbst auch besser geht.
Der zweite Punkt ist meines Erachtens, daß Berlusconis Eitelkeit und sein Charmeurtum in Italien ganz anders ankommen als zB in Deutschland.
Und der dritte und meines Erachtens entscheidende Punkt: Was wissen denn die Europäer über Berlusconi? Das, was die Italien-Korrespondenten ihrer Medien berichten. Und ich weiß nicht, woran es liegt - aber das sind traditionell durchweg linke Leute.
Eine objektive Berichterstattung, die Berlusconis Erfolge würdigt, gibt es praktisch nicht. So, wie die verheerende Regierungszeit Prodis (eine ähnliche "Leistung" hätte man Berlusconi um die Ohren gehauen) ja kaum in den Berichten einen Niederschlag gefunden hat.
Das war genauso, als schon einmal die Volksfront die Regierung gestellt hatte, damals unter dem Kommunisten d'Alema. Er scheiterte schon nach kurzer Zeit; hier in Deutschland wurde das kaum kommentiert.
Aber jede mißglückte Bemerkung Berlusconis wird in den Medien breitgetreten.
Zitat von ZettelIn der Rede hat sie gesagt, daß Opel ein Einzelfall sei und bleiben werde.
Wollen wir es hoffen. "Einzelfall" trifft es meines Erachtens nach IKB und Sachsen LB ohnehin nicht. Ich werde nicht darauf wetten, dass Arcandor kein Geld bekommt.
Zitat von ZettelEs seien klare Regeln festgelegt worden, die für jeden Betrieb gelten, der Hilfe haben will.
Das klingt gut. Sind die Regeln irgendwo auffindbar? Die würde ich mir sehr gerne einmal anschauen.
Zitat von ZettelDen Minister Guttenberg hat sie übrigens ausdrücklich gelobt; er hätte durch seine harte Verhandlungsposition erheblich dazu beigetragen, die nationalen deutschen Interessen zu wahren.
Was waren denn die "nationalen deutschen Interessen"? Mein Interesse als Steuerzahler und als Marktwirtschaftler wäre, dass eine Insolvenz der Normalfall bleiben sollte - auch bei großen Unternehmen - und eine staatliche Rettung die absolute Ausnahme. Ich will keine schleichende Vergesellschaftung unternehmerischer Verluste. Insbesondere dann nicht, wenn über staatliche Rettung nach Beziehungen und Wählerstimmen entschieden wird.
Zitat von ZettelWas Opel angeht: Wer kennt eigentlich alle Hintergründe und Gesichtspunkte, die da eine Rolle gespielt haben?
Ja, ich weiß, die kennt man oft nicht, und dann schreibe ich dennoch etwas und wir diskutieren. Aber hier ging es nun wirklich um eine ungewöhnlich komplexe Interessenlage, mit zwei Regierungen, mit gegensätzlichen Positionen innerhalb dieser Regierung, mit General Motors, mit dem Opel-Vorstand, mit dem Opel-Betriebsrat, mit vier Ministerpräsidenten, die alle ihre Interessen vertreten haben.
Das scheint mir nach einer sehr treffenden Beschreibung außenpolitischer Entscheidungen. In der Frage des US-Raketenabwehrsystems in Polen gibt es sicher mindestens ebenso viele Interessenten. Das hindert weder Sie noch mich daran, auf der Basis der uns zugänglichen Informationen eine Entscheidung zu treffen.
Zitat von ZettelDazu drängte die Zeit. Es mußte entschieden werden, bevor GM Insolvenz anmeldet.
Hm, wieso? Der Grund ist mir wirklich unklar. GM hat nach der Insolvenz Hummer verkauft. Wessen Verhandlungsposition wäre nach der (absehbaren) Insolvenz so viel schlechter gewesen?
Zitat von ZettelIch vermag, lieber Gorgasal, nicht zu beurteilen, ob eine bessere Lösung möglich war als die jetzt erzielte. Können Sie es?
Im strengen Sinne kann keiner von uns das jemals, selbst für unsere eigenen Entscheidungen. Aber wenn wir uns davon zu sehr beeindrucken lassen, dann können wir auf die Demokratie verzichten und die "Fachleute" alle Entscheidungen treffen lassen. Siehe oben.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von ZettelWas Opel angeht: Wer kennt eigentlich alle Hintergründe und Gesichtspunkte, die da eine Rolle gespielt haben?
Ja, ich weiß, die kennt man oft nicht, und dann schreibe ich dennoch etwas und wir diskutieren. Aber hier ging es nun wirklich um eine ungewöhnlich komplexe Interessenlage, mit zwei Regierungen, mit gegensätzlichen Positionen innerhalb dieser Regierung, mit General Motors, mit dem Opel-Vorstand, mit dem Opel-Betriebsrat, mit vier Ministerpräsidenten, die alle ihre Interessen vertreten haben. (...) Ich vermag, lieber Gorgasal, nicht zu beurteilen, ob eine bessere Lösung möglich war als die jetzt erzielte. Können Sie es?
Im strengen Sinne kann keiner von uns das jemals, selbst für unsere eigenen Entscheidungen. Aber wenn wir uns davon zu sehr beeindrucken lassen, dann können wir auf die Demokratie verzichten und die "Fachleute" alle Entscheidungen treffen lassen. Siehe oben.
Geschenkt, lieber Gorgasal. Ich räume das ja oben ein; ich hab's jetzt hervorgehoben.
Nur, in diesem Fall geht es um etwas, was jedenfalls ich wirklich nicht beurteilen kann: Wäre eine andere als die getroffene Lösung einvernehmlich zu erreichen gewesen?
Mir scheint, daß auch Guttenberg das eher nicht angenommen hat. Er hat sich so verhalten, wie es meinem Bild von ihm entspricht: Seinen Dissens zu Protokoll gegeben und damit sein Image aufpoliert. Und sich dann doch so verhalten wie andere auch; nämlich der Entscheidung zugestimmt.
Schauen Sie, lieber Gorgasal - genau so etwas würde Merkel nie machen. Wenn sie zu einem Kompromiß ja gesagt hat, dann äußert sie nicht anschließend, daß sie ihn aber ablehnt.
Was übrigens zu der falschen Wahrnehmung beitragen mag, sie sei mit allen Entscheidungen der Großen Koalition einverstanden.
In Antwort auf:Zitat von Zettel -------------------------------------------------------------------------------- Den Minister Guttenberg hat sie übrigens ausdrücklich gelobt; er hätte durch seine harte Verhandlungsposition erheblich dazu beigetragen, die nationalen deutschen Interessen zu wahren. --------------------------------------------------------------------------------
Zitat Gorgasal: Was waren denn die "nationalen deutschen Interessen"? Mein Interesse als Steuerzahler und als Marktwirtschaftler wäre, dass eine Insolvenz der Normalfall bleiben sollte - auch bei großen Unternehmen - und eine staatliche Rettung die absolute Ausnahme. Ich will keine schleichende Vergesellschaftung unternehmerischer Verluste. Insbesondere dann nicht, wenn über staatliche Rettung nach Beziehungen und Wählerstimmen entschieden wird.
Die FTD hat heute einen sehr guten Artikel (3 Seiten) von Timo Pache und Nikolai Fichtner dazu geschrieben. Läßt man den unverhohlenen Ärger über diese Regierungs-Transaktion der aus allen Zeilen entgegen springt, einmal weg, dann bleibt immer noch ein bitterer Beigeschmack, denn wir wissen wirklich nicht alles:
Er hat gekämpft, hat geredet, hat Insolvenzrechtler aufgeboten, die sein Konzept einer geordneten Insolvenz für Opel noch einmal erklären sollten. Doch niemand hat ihnen zuhören wollen.
Immer wieder hat er auf Unstimmigkeiten im Konzept von GM und Magna hingewiesen: So decken seine Berater unmittelbar vor der entscheidenden Sitzung auf, dass GM wieder einmal versucht, den deutschen Steuerzahler um sein Geld zu bringen. 334 Mio. Euro, so hat es GM in den Anhang zu einem milliardenschweren Kreditvertrag geschrieben, sollten umgehend auf ein Konto von General Motors auf den Kaimaninseln transferiert werden, steht da. Einfach so. Mit solchen Leuten kann man doch keine Geschäfte machen, Guttenberg hofft auf ein Einsehen, wenigstens der Kanzlerin - vergeblich.
normalerweise sehe ich Ihnen Ihre Merkel-Begeisterung gerne nach. Ich sehe ja einige der Positivpunkte ähnlich. Aber an den skandalösen Vorgängen bei Opel ist sie entscheidend mitverantwortlich.
In Antwort auf:In der Rede hat sie gesagt, daß Opel ein Einzelfall sei und bleiben werde.
Das glaube ich ihr nicht. Weil es keinen nachvollziehbaren Grund dafür gibt, Opel überhaupt als Einzelfall zu behandeln. Opel ist nicht "systemisch relevant", hat vergleichsweise schlechte Chancen, das "Rettungsangebot" ist unsäglich - da hätte sie nein sagen müssen.
Zitat:Es seien klare Regeln festgelegt worden, die für jeden Betrieb gelten, der Hilfe haben will.
Das halte ich für glatt gelogen. Es gibt keine solchen Regeln, sie hat solche auch nicht nennen können - und es kann wohl auch kaum eine Regel geben, die Opel Geld gibt und diversen anderen Kandidaten (z. B. Karstadt) nicht.
In Antwort auf:Aber hier ging es nun wirklich um eine ungewöhnlich komplexe Interessenlage, mit zwei Regierungen, mit gegensätzlichen Positionen innerhalb dieser Regierung, mit General Motors, mit dem Opel-Vorstand, mit dem Opel-Betriebsrat, mit vier Ministerpräsidenten, die alle ihre Interessen vertreten haben.
Richtig. Aber diese Komplexität ist doch das Problem der Eigentümer, nicht das der Kanzlerin. Sie hätte am längeren Hebel sitzen können, und hat sich von der SPD-Wahlkampfmaschine ins Bockshorn jagen lassen.
In Antwort auf:Dazu drängte die Zeit. Es mußte entschieden werden, bevor GM Insolvenz anmeldet.
Nein. Weil es jetzt erst richtig schlimm wird: Die Bundesregierung hat sich verpflichtet, damit auch ihrer Verhandlungsmasse beraubt - aber es müssen noch alle komplizierten Entscheidungen durchverhandelt werden, um Opel wirklich aus dem Konzern zu lösen.
In Antwort auf:Ich vermag, lieber Gorgasal, nicht zu beurteilen, ob eine bessere Lösung möglich war als die jetzt erzielte. Können Sie es?
Die einzig sinnvolle Lösung wäre die Insolvenz gewesen. Und dann hätte man gesehen, welche echte Interesse noch an den diversen Opelstandorten besteht. Dann hätte sich wahrscheinlich für Rüsselsheim und für Eisenach ein Käufer gefunden, und für Kaiserslautern und Bochum nicht.
In Antwort auf:Zitat Zettel: Mir scheint, daß auch Guttenberg das eher nicht angenommen hat. Er hat sich so verhalten, wie es meinem Bild von ihm entspricht: Seinen Dissens zu Protokoll gegeben und damit sein Image aufpoliert. Und sich dann doch so verhalten wie andere auch; nämlich der Entscheidung zugestimmt.
Schauen Sie, lieber Gorgasal - genau so etwas würde Merkel nie machen. Wenn sie zu einem Kompromiß ja gesagt hat, dann äußert sie nicht anschließend, daß sie ihn aber ablehnt.
Lieber Zettel, hier steh ich und kann nicht anders...
Ihre Einschätzung trifft diesmal nicht zu. (Vermutlich) Erstmal hat Frau Merkel Guttenberg überstimmt und er hat sich gefügt. Gut er hätte hinschmeissen sollen, das er es nicht getan hat, hängt vielleicht auch mit seinem Verständnis für "einen Job zu Ende machen" zusammen. Nicht jeder setzt sich in die Ecke und schmollt bzw. steigt aus, wenn er keine Bestätigung erfährt.
"Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich trotz der erreichten Einigung skeptisch. Sie sprach von Magna als "potenziellem Investor". Denn vieles in der Vereinbarung mit dem kanadischen Zulieferer sei noch nicht bindend". ... auch das ließt man in der FTD heute.
Sie kann und wird hinter dieser Entscheidung nicht wirklich stehen. Aber sie wird es auch nicht so deutlich sagen, denn, sie darf sich irren, der Wirtschaftsminister nicht, den kostet es den Job und seine Ehre. Daß er nicht überheblich seiner eigenen Meinung fröhnt sondern auch kompetente Berater hinzugezogen hat, zeigt doch, wie professionell er an die Sache herangegangen ist.
Dafür kann der Finanzminister unser Geld nicht schnell genug ausgeben:
Im Deutschlandfunk sagte Finanzminister Peer Steinbrück (SPD): "Wir sind in der Lage gewesen, durch ein sehr zügiges Arbeiten und auch unter Berücksichtigung beihilferechtlicher Fragen heute Opel die erste Tranche des staatlich garantieren Überbrückungskredites auszuzahlen." (Vielleicht das, was auf die Kaimaninseln transferiert werden sollte.)
Zitat von R.A.Die einzig sinnvolle Lösung wäre die Insolvenz gewesen.
Vielleicht. Ich kann das, lieber R.A., nicht beurteilen. Schon gar nicht kann ich beurteilen, ob diese Lösung auch einvernehmlich von allen Beteiligten hätte getragen werden können. Mein Eindruck ist, daß Guttenberg wenige Verbündete hatte. Recht haben und sich durchsetzen ist nicht immer dasselbe.
Zitat von ZettelIch kann das, lieber R.A., nicht beurteilen.
Ganz ehrlich: ich kann das natürlich auch nur begrenzt beurteilen. In dem Maß, daß ich die jetzige "Lösung" für grottenschlecht und angesichts der Verschleuderung von Steuermilliarden für skandalös halte.
In Antwort auf:Schon gar nicht kann ich beurteilen, ob diese Lösung auch einvernehmlich von allen Beteiligten hätte getragen werden können.
Das Schöne bei einer Insolvenz ist, daß man nicht mehr alle Beteiligte ins Einvernehmen kriegen muß. Einvernehmen so vieler Beteiligter ist nämlich immer schwierig und teuer.
In Antwort auf:Mein Eindruck ist, daß Guttenberg wenige Verbündete hatte. Recht haben und sich durchsetzen ist nicht immer dasselbe.
Richtig. Insbesondere fehlte ihm ein ganz wichtiger Verbündeter: Die Kanzlerin. Genau das mache ich ihr zum Vorwurf.
Zitat von R.A. Die einzig sinnvolle Lösung wäre die Insolvenz gewesen. Und dann hätte man gesehen, welche echte Interesse noch an den diversen Opelstandorten besteht. Dann hätte sich wahrscheinlich für Rüsselsheim und für Eisenach ein Käufer gefunden, und für Kaiserslautern und Bochum nicht.
Wer hätte denn kaufen sollen? Die Kundschaft wird dank Überschuldung und Abwrackprämienboom 2010 furchtbar knapp, und große Kredite gibt ja immer noch niemand: Landesbanken, HRE, Lehmanns, City, Commerz, Merckle, Schaeffler, Porsche, ... - spekulative Investitionen sind gerade nicht so in Mode. Manchen sind ja sogar Staatsanleihen schon zu riskant.
Die KFZ-Hersteller haben doch alle ihre Überkapazitäten. Die einzige Ausnahme wäre Porsche - aber die zappeln gerade in einem anderen Sumpf. FIAT hätte vielleicht zwei Werke übernommen - aber nur, wenn das unternehmerische Risiko dafür nicht FIAT sondern Deutschland trägt. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul - wenn er nicht zieht, kann man ihn ja selber zum Schinder bringen.
Es hilft alles nichts. Die Opelwerke sind überflüssig. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen ließen sich vieleicht mit einer angeschlossenen Rechtsabteilung in ein gesundes Unternehmen überführen. Aber die Werke sind ja keine Sozialeinrichtungen sondern überschüssige Produktionsstätten, in denen für teures Geld Sachen hergestellt werden, für die es keine Käufer gibt. Wenn man eine geldfressende Maschine nicht braucht, schaltet man sie ab. Alles andere ist unvernünftig.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
In Antwort auf:Zitat Califax: Die Kundschaft wird dank Überschuldung und Abwrackprämienboom 2010 furchtbar knapp,
Nicht nur das, mittlerweile hat sich natürlich auch der TÜV und die DEKRA zu Wort gemeldet mit Millioneneinbußen zukünftig, weil es fortan wenig zu tun gibt. Auch das ist ein Aspekt der Abwrackprämie, die nicht bis zu Ende gedacht wurde.
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