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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 28 Antworten
und wurde 1.929 mal aufgerufen
 The Outside of the Asylum
Seiten 1 | 2
califax Offline




Beiträge: 1.502

10.06.2009 20:45
rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Ich habe es gehört, als ich mir gerade in der Küche ein Brötchen geschmiert habe. Im Wohnzimmer nebenan lief die Tagesschau. Ich konnte erst nicht glauben, was ich gehört habe, aber als ich in die Stube kam, habe ich den entsetzten Blick meiner Frau gesehen.
In Berlin wird, immerhin noch rechtzeitig vor den Bundestagswahlen, vorgeführt, wie sich SPD, SED und Grüne das Bildungssystem der Zukunft vorstellen: als leistungsunabhängige Lotterie. Ernsthaft, die wollen die Abiturplätze verlosen!

Es ist ein Irrenhaus. Und niemand holt diese Leute ab. Die brauchen doch Medikamente...

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The Outside of the Asylum

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.06.2009 20:58
#2 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Das ist ja wirklich ein Stück Realsatire.

Aber da es das ist, kann man es ja weiterdenken: Wie wäre es, wenn auch die Abiturnoten verlost würden?

Gorgasal Online




Beiträge: 4.095

10.06.2009 22:48
#3 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Naja, früher war wichtig, ob man aus einem Arbeiterhaushalt kam. Dagegen ist eine Verlosung ja richtig gut.

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

califax Offline




Beiträge: 1.502

10.06.2009 23:00
#4 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Zitat von Gorgasal
Naja, früher war wichtig, ob man aus einem Arbeiterhaushalt kam. Dagegen ist eine Verlosung ja richtig gut.


Aber früher mußte man durch 10 Jahre Schulkarriere gezeigt haben, daß man auch fit fürs Abi war.
Diese Verlosung hier ist eignungsunabhängig.

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Nola ( gelöscht )
Beiträge:

11.06.2009 12:10
#5 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten
Zitat von califax
Zitat von Gorgasal
Naja, früher war wichtig, ob man aus einem Arbeiterhaushalt kam. Dagegen ist eine Verlosung ja richtig gut.


Aber früher mußte man durch 10 Jahre Schulkarriere gezeigt haben, daß man auch fit fürs Abi war.
Diese Verlosung hier ist eignungsunabhängig.


Dazu dieser Auszug vom 27.05.09

http://www.migazin.de/2009/05/27/europai...en-schulsystem/

Die „Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz“ des Europarates (ECRI) hat gestern ihren aktuellen Deutschlandbericht veröffentlicht. Der Europarat bezeichnet darin den Kampf gegen Rassismus in Deutschland als unzureichend.
(...) Scharfe Kritik übt die Europaratskommission gegen Rassismus auch am deutschen Schulsystem. Kinder mit Migrationshintergrund hätten deutlich geringere Chancen auf schulischen Erfolg als andere Kinder, heißt es in dem Bericht. Besonders bedenklich sei mit Blick auf das dreigliedrige Schulsystem, dass manche Lehrer muslimische Schüler diskriminierten und ihnen deshalb keine Empfehlung fürs Gymnasium gäben. Die Europakommission gibt ferner zu bedenken, dass seit dem Kopftuchverbot für Lehrerinnen in mehreren Bundesländern es für Kopftuchträgerinnen auch im Privatsektor schwieriger geworden sei, einen Arbeitsplatz zu finden. Die Verbote hätten eine Signalwirkung. Die Kommission stellt ferner fest, dass nur wenige Muslime hochrangige Positionen in den politischen Parteien innehaben und nur sehr wenige in den Bundestag gewählt bzw. als Kandidaten aufgestellt werden.



Heute ist es nur noch wichtig, lieber Califax, allen Verbänden und Institutionen gerecht zu werden, und immer wieder wird uns da die Rassismus-Keule treffen. So wohl auch, aktuell, mit dieser Entscheidung des Herrn Zöllner. Die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) ist mit dieser Entscheidung wohl auch nur zähneknirschend einverstanden, denn einen "Nichtqualifizierten" zum Abi zu bringen ist mit Unterbesetzung des Lehrpersonals und zu großen Klasseneinheiten (i.d.R. 32 Schüler) gar nicht zu machen. Außerdem stellt sich die Frage, was macht der, der eine Niete gezogen hat, ist der nun auch wieder diskrimminiert?

♥lich Nola

califax Offline




Beiträge: 1.502

11.06.2009 12:21
#6 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Zitat von Nola

Dazu dieser Auszug vom 27.05.09
http://www.migazin.de/2009/05/27/europai...en-schulsystem/
Die „Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz“ des Europarates (ECRI) hat gestern ihren aktuellen Deutschlandbericht veröffentlicht. Der Europarat bezeichnet darin den Kampf gegen Rassismus in Deutschland als unzureichend.
(...) Scharfe Kritik übt die Europaratskommission gegen Rassismus auch am deutschen Schulsystem. Kinder mit Migrationshintergrund hätten deutlich geringere Chancen auf schulischen Erfolg als andere Kinder, heißt es in dem Bericht. Besonders bedenklich sei mit Blick auf das dreigliedrige Schulsystem, dass manche Lehrer muslimische Schüler diskriminierten und ihnen deshalb keine Empfehlung fürs Gymnasium gäben.




Daß Lehrer diskriminierende Bewertungen abgegeben, läßt sich immer wieder nachweisen. Knapp bei Kasse, Ausländer, männlich - das sind gleich drei Kriterien, die sich bei vielen Lehrern negativ auf die Zensuren und Empfehlungen niederschlagen. Aber die Lösung dafür ist natürlich die Abschaffung der aufwendigen Empfehlungen und die Einführung von standardisierten schriftlichen Aufnahmeprüfungen an den jeweils höheren Bildungsstufen.
Und nicht ein Lottosystem...

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Gorgasal Online




Beiträge: 4.095

11.06.2009 12:29
#7 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Zitat von califax
die Abschaffung der aufwendigen Empfehlungen

Meines Wissens haben die Grundschulempfehlungen auch keine sonderlich hohe Aussagekraft zum späteren schulischen Erfolg, siehe PISA.

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

conrad Offline



Beiträge: 89

11.06.2009 12:32
#8 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Lieber Califax,

"...und die Einführung von standardisierten schriftlichen Aufnahmeprüfungen..."

Das wird so in vielen Ländern gemacht. Aber ich kann mich an keinen deutschen Politiker, Journalisten, Gewerkschaftler oder Elternvertreter erinnern, der so etwas jemals vorgeschlagen hätte. Warum denn nicht? Das wäre doch die sauberste und fairste Lösung.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

11.06.2009 12:39
#9 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

In Antwort auf:
Aber die Lösung dafür ist natürlich die Abschaffung der aufwendigen Empfehlungen und die Einführung von standardisierten schriftlichen Aufnahmeprüfungen an den jeweils höheren Bildungsstufen.



Ja es gibt oft so eine einfache Lösung, vermutlich würde das aber nicht genügend Migrantenkinder in die Annahme bringen, also wurde ein anderer Weg gefunden.

♥lich Nola




califax Offline




Beiträge: 1.502

11.06.2009 12:44
#10 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Zitat von conrad
Lieber Califax,
"...und die Einführung von standardisierten schriftlichen Aufnahmeprüfungen..."
Das wird so in vielen Ländern gemacht. Aber ich kann mich an keinen deutschen Politiker, Journalisten, Gewerkschaftler oder Elternvertreter erinnern, der so etwas jemals vorgeschlagen hätte. Warum denn nicht? Das wäre doch die sauberste und fairste Lösung.


Zum Obrigkeitsstaat gehört die Bescheinigungskultur und zu dieser das Abschlußprinzip.
Man ist, was man gestempelt hat.
Man wird über die staatlich beurkundete Herkunft und Vergangenheit in eine staatlich zugemessene gesellschaftliche Position gelenkt.

Bei Aufnahmeprüfungen werden Abschlüsse aber zumindest ideologisch stark entwertet.
Da ist man, was man kann, ganz unabhängig von Herkunft und Vergangenheit.
Und das wäre in Deutschland immer noch ein Skandal.

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califax Offline




Beiträge: 1.502

11.06.2009 12:47
#11 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Zitat von Nola
In Antwort auf:
Aber die Lösung dafür ist natürlich die Abschaffung der aufwendigen Empfehlungen und die Einführung von standardisierten schriftlichen Aufnahmeprüfungen an den jeweils höheren Bildungsstufen.


Ja es gibt oft so eine einfache Lösung, vermutlich würde das aber nicht genügend Migrantenkinder in die Annahme bringen, also wurde ein anderer Weg gefunden.


Schon mittelfristig würde es die Zahl der geeigneten Einwandererkinder stark anheben, da die Auswertung dieser Prüfungen gezielte Vorbreitungskurse für alle gesellschaftlichen Gruppen erlauben und dank Marktwirtschaft fast zwangsläufig nach sich ziehen würde.

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Gorgasal Online




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11.06.2009 12:49
#12 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Zitat von califax
Zitat von conrad
Lieber Califax,
"...und die Einführung von standardisierten schriftlichen Aufnahmeprüfungen..."
Das wird so in vielen Ländern gemacht. Aber ich kann mich an keinen deutschen Politiker, Journalisten, Gewerkschaftler oder Elternvertreter erinnern, der so etwas jemals vorgeschlagen hätte. Warum denn nicht? Das wäre doch die sauberste und fairste Lösung.


Zum Obrigkeitsstaat gehört die Bescheinigungskultur und zu dieser das Abschlußprinzip.
Man ist, was man gestempelt hat.
Man wird über die staatlich beurkundete Herkunft und Vergangenheit in eine staatlich zugemessene gesellschaftliche Position gelenkt.

Bei Aufnahmeprüfungen werden Abschlüsse aber zumindest ideologisch stark entwertet.
Da ist man, was man kann, ganz unabhängig von Herkunft und Vergangenheit.
Und das wäre in Deutschland immer noch ein Skandal.

Naja, in Frankreich und Japan - beides m.E. noch viel obrigkeitlicher als Deutschland - haben Aufnahmeprüfungen lange Tradition. Und wenn dann ein einzelner concours darüber entscheidet, ob man beispielsweise an eine Eliteuni kommt, und das bac als Ergebnis einer langen Schulkarriere dagegen fast aussagelos wird, dann bin ich nicht voll und ganz davon überzeugt, dass Aufnahmeprüfungen das Gelbe vom Ei sind.

Wobei sie hinsichtlich Objektivität unwidersprochen besser sind als Abiturnoten.

--
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Nola ( gelöscht )
Beiträge:

11.06.2009 12:52
#13 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

In Antwort auf:
Schon mittelfristig würde es die Zahl der geeigneten Einwandererkinder stark anheben, da die Auswertung dieser Prüfungen gezielte Vorbreitungskurse für alle gesellschaftlichen Gruppen erlauben und dank Marktwirtschaft fast zwangsläufig nach sich ziehen würde.


Und genau diese Kurse zur Vorbereitung und auch in den Stufen darunter sind meines Wissens gestrichen worden, aber das such ich nochmal raus. Habe ich gestern erst gelesen. Wenn nämlich individuell gefördert wird, dann ist auch bei manch einem der Ehrgeiz angesprochen und läßt bessere Resultate erwarten. Aber aus Kostengründen, grade in Berlin ist da vieles abgeschafft worden.

♥lich Nola




Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.06.2009 13:35
#14 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Zitat von califax
In Berlin wird, immerhin noch rechtzeitig vor den Bundestagswahlen, vorgeführt, wie sich SPD, SED und Grüne das Bildungssystem der Zukunft vorstellen: als leistungsunabhängige Lotterie. Ernsthaft, die wollen die Abiturplätze verlosen!

Nachdem ich, lieber Califax, diesen Artikel im "Tagesspiegel" gelesen habe, scheint mir, daß man das Ganze vor dem Hintergrund der Einführung der sogenannten Sekundarschule sehen muß.

Das ist nichts anderes als die gute alte Gesamtschule, nur daß jetzt alle bestehenden Haupt- und Realschulen in sie integriert werden sollen. Also ein großer Schritt in Richtung auf die Einheitsschule.

Die Gymnasien läßt man im Augenblick noch ungeschoren. Sie sollen ein zweiter Weg zum Abitur sein, mit dem Unterschied, daß er zwölf und nicht dreizehn Jahre dauert.

Nun ist ja klar, daß gute Schüler an einem Gymnasium angemeldet werden dürften und die schlechteren an der Sekundarschule. Es ist also vorprogrammiert, daß jeder Leistungsvergleich zugunsten des Gymnasiums ausgehen wird.

Mit der Lotterie wollen die Kommunisten, so scheint mir (ursprünglich wollten sie ja 50 Prozent Verlosung) eine solche Entwicklung verhindern. Sie wollen den Gymnasien schlechte Schüler aufzwingen. sie nennen das laut "Tagesspiegel" "die soziale Mischung verstärken". Zu deutsch: Den Leistungsstand der Gymnasien senken.

Denn das Ziel ist natürlich, auch diese in die Sekundarschulen einzubeziehen.

Herzlich, Zettel

califax Offline




Beiträge: 1.502

11.06.2009 14:49
#15 RE: rot-rot-grüne Bildung in Berlin Antworten

Zitat von Gorgasal
Und wenn dann ein einzelner concours darüber entscheidet, ob man beispielsweise an eine Eliteuni kommt, und das bac als Ergebnis einer langen Schulkarriere dagegen fast aussagelos wird, dann bin ich nicht voll und ganz davon überzeugt, dass Aufnahmeprüfungen das Gelbe vom Ei sind.
Wobei sie hinsichtlich Objektivität unwidersprochen besser sind als Abiturnoten.


Man kann es ja so regeln, daß eine versemmelte Aufnahmeprüfung keine weiteren Versuche in Folgejahren verhindert.

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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.06.2009 15:44
#16 Meine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium Antworten

Zitat von Gorgasal
Naja, in Frankreich und Japan - beides m.E. noch viel obrigkeitlicher als Deutschland - haben Aufnahmeprüfungen lange Tradition. Und wenn dann ein einzelner concours darüber entscheidet, ob man beispielsweise an eine Eliteuni kommt, und das bac als Ergebnis einer langen Schulkarriere dagegen fast aussagelos wird, dann bin ich nicht voll und ganz davon überzeugt, dass Aufnahmeprüfungen das Gelbe vom Ei sind.

Ich bin, lieber Gorgasal, über eine Aufnahmeprüfung aufs Gymnasium gekommen.

Das war damals selbstverständlich. Es gab keine "Empfehlungen" der Grundschule. Alle Eltern konnten ihren Sprößling für die Prüfung anmelden. Sie fand am Gymnasium statt und dauerte, wenn ich mich recht erinnere, eine Woche.

Teilweise war das normaler Unterricht, vor allem aber Klassenarbeiten in allen wichtigen Fächern. Im Unterricht gab es auch so etwas wie mündliche Prüfungen.

Das war natürlich sehr aufwendig. Aber ein valideres Kriterium für eine Aufnahme ins Gymnasium als eine solche einwöchige Prüfung kann ich mir auch heute noch nicht vorstellen.

Einige von denen, die es geschafft hatten, blieben dann aber doch in der Sexta hängen. Sie gingen ab und kamen auf eine Realschule oder die Hauptschule, die damals noch Volksschule hieß.



Was das französische bac angeht, lieber Gorgasal - das ist genauso eine Prüfung wie der concours für eine Grande École. Auch da zählen keine Vornoten, sondern allein das Ergebnis der Prüfung, die zentral für ganz Frankreich ausgewertet wird.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Online




Beiträge: 4.095

11.06.2009 15:54
#17 RE: Meine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium Antworten

Zitat von Zettel
Teilweise war das normaler Unterricht, vor allem aber Klassenarbeiten in allen wichtigen Fächern. Im Unterricht gab es auch so etwas wie mündliche Prüfungen.

Das war natürlich sehr aufwendig. Aber ein valideres Kriterium für eine Aufnahme ins Gymnasium als eine solche einwöchige Prüfung kann ich mir auch heute noch nicht vorstellen.

Hm, wenn ein Grundschullehrer ein Kind vier Jahre lang in seiner Klasse hat, dann würde ich dessen Beobachtungen als recht hilfreich ansehen - wenn PISA nicht (meines Wissens) ergeben hätte, dass dem gerade nicht so wäre.

Kennen Sie die PISA- oder sonstige Ergebnisse genauer? Oder woher kommt Ihre Einschätzung, dass die einwöchige Prüfung valider sei als eine Grundschulempfehlung?

Übrigens: wenn es da mündliche Prüfungen gab, dann kranken die natürlich genau an den Schwächen, die man auch den Grundschulempfehlungen (zu Recht) vorwirft, etwa dass Lehrer Migrantenkinder unbewusst schlechter einschätzen als es in zentral bewerteten schriftlichen Prüfungen der Fall wäre.

Zitat von Zettel
Was das französische bac angeht, lieber Gorgasal - das ist genauso eine Prüfung wie der concours für eine Grande École. Auch da zählen keine Vornoten, sondern allein das Ergebnis der Prüfung, die zentral für ganz Frankreich ausgewertet wird.

Recht haben Sie, und das wusste ich auch - erst denken, dann tippen

--
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.06.2009 16:34
#18 RE: Meine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium Antworten

Zitat von Gorgasal
Hm, wenn ein Grundschullehrer ein Kind vier Jahre lang in seiner Klasse hat, dann würde ich dessen Beobachtungen als recht hilfreich ansehen - wenn PISA nicht (meines Wissens) ergeben hätte, dass dem gerade nicht so wäre.

Die PISA-Daten habe ich jetzt nicht parat. Das Problem der Beurteilung durch Grundschullehrer dürfte aber die verteilungsorientierte Leistungsmessung (statt kriteriumsorientierter) sein. Ein Lehrer, dessen Klasse überwiegend schlechte Schüler hat, wird trotzdem die besten fürs Gymnasium empfehlen. Sie sind aber möglicherweise viel schlechter als diejenigen aus einer sehr guten Klasse, die deren Lehrer nicht empfiehlt.

In den siebziger Jahren gab es eine große Diskussion über die "Fragwürdigkeit der Notengebung". Einer der damaligen Autoren hat dieselben Klassenarbeiten an Lehrer in ganz Deutschland geschickt und sie benoten lassen. Dieselbe Arbeit wurde mal mit zwei, mal mit fünf beurteilt. Insgesamt war die Streuung riesig, sogar in Mathematik. Wieso? Weil die Lehrer eben verteilungsorientiert urteilten, orientiert am Leistungsstand ihrer eigenen Schüler. Und da liegen nun mal zwischen einer Klasse in Kreuzberg und einer in einer Wohnsiedlung für Uni-Bedienstete große Unterschiede.
Zitat von Gorgasal
Kennen Sie die PISA- oder sonstige Ergebnisse genauer? Oder woher kommt Ihre Einschätzung, dass die einwöchige Prüfung valider sei als eine Grundschulempfehlung?

Das ist, lieber Gorgasal, sogenannte Augenschein-Validität. (Den Begriff gibt es tatsächlich).

Denn bei einer solchen Prüfung entfällt ja eben das Problem der Verteilungsorientiertheit. Für alle, die sich für ein Gymnasium X zur Prüfung anmelden, gelten dieselben Kriterien. Natürlich bleiben Unterschiede zwischen den Gymnasien, aber das ist unvermeidlich.
Zitat von Gorgasal
Übrigens: wenn es da mündliche Prüfungen gab, dann kranken die natürlich genau an den Schwächen, die man auch den Grundschulempfehlungen (zu Recht) vorwirft, etwa dass Lehrer Migrantenkinder unbewusst schlechter einschätzen als es in zentral bewerteten schriftlichen Prüfungen der Fall wäre.

Damals gab es noch keine Migrantenkinder.

Wohl aber gab es Kinder aus Elendssiedlungen, Schlüsselkinder. Vermutlich wurden die auch diskriminiert. Irgendwer wird immer diskriminiert.

Von uns Schülern am meisten diskriminiert wurde damals einer, der weder katholisch noch evangelisch war, sondern neuapostolisch. Ich war überzeugt, daß der irgendwie auch anders aussah als wir richtige Christen. Wäre damals eine Heide unter uns gewesen - ich glaube, mit dem hätte keiner ein Wort gesprochen.

Plus ça change, plus c'est la même chose.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Online




Beiträge: 4.095

11.06.2009 16:43
#19 RE: Meine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Gorgasal
Kennen Sie die PISA- oder sonstige Ergebnisse genauer? Oder woher kommt Ihre Einschätzung, dass die einwöchige Prüfung valider sei als eine Grundschulempfehlung?

Das ist, lieber Gorgasal, sogenannte Augenschein-Validität. (Den Begriff gibt es tatsächlich).

Weiß ich...

Zitat von Zettel
Denn bei einer solchen Prüfung entfällt ja eben das Problem der Verteilungsorientiertheit. Für alle, die sich für ein Gymnasium X zur Prüfung anmelden, gelten dieselben Kriterien.

Abe nur, wenn alle angemeldeten Schüler vom gleichen Lehrer (oder zumindest von ähnlichen Lehrern) geprüft werden. Wenn das Gymnasium 4 Klassen à 25 Schülern einrichten will und für die 100 Plätze 150 Kandidaten hat, dann stelle ich mir das schwierig vor: wie soll ein Lehrer 150 Schüler mündlich und/oder schriftlich bewerten? 150 Deutschaufsätze lesen? Mir graut es...

Und sobald mehrere Lehrer die Beurteilung machen, haben wir genau das Problem wieder. Außer wir nehmen homogene Lehrer. Also nur Kreuzberger Lehrer für Eignungstests an Schule A. Hm.

Zitat von Zettel
Irgendwer wird immer diskriminiert.

Da will ich Ihnen gar nicht widersprechen.

Zitat von Zettel
Wäre damals eine Heide unter uns gewesen - ich glaube, mit dem hätte keiner ein Wort gesprochen.

"Ein" oder "eine"?

--
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.06.2009 17:28
#20 RE: Meine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium Antworten

Zitat von Gorgasal
Zitat von Zettel
Denn bei einer solchen Prüfung entfällt ja eben das Problem der Verteilungsorientiertheit. Für alle, die sich für ein Gymnasium X zur Prüfung anmelden, gelten dieselben Kriterien.

Abe nur, wenn alle angemeldeten Schüler vom gleichen Lehrer (oder zumindest von ähnlichen Lehrern) geprüft werden. Wenn das Gymnasium 4 Klassen à 25 Schülern einrichten will und für die 100 Plätze 150 Kandidaten hat, dann stelle ich mir das schwierig vor: wie soll ein Lehrer 150 Schüler mündlich und/oder schriftlich bewerten? 150 Deutschaufsätze lesen? Mir graut es...

Und sobald mehrere Lehrer die Beurteilung machen, haben wir genau das Problem wieder. Außer wir nehmen homogene Lehrer.

Ja, und die können wir uns basteln. In Frankreich funktioniert es doch auch. Da werden Tausende von Abituraufsätzen nach exakt denselben Kriterien beurteilt. Diese müssen eben ausgearbeitet werden, und die Beurteiler müssen in ihrer Anwendung trainiert werden. Jede Arbeit wird von zwei unabhängigen Gutachtern beurteilt, und sobald es eine Diskrepanz gibt, wird das überprüft, bis man sich einig ist.

In vielen Wissenschaften spielt Rating eine Rolle. Da wird so verfahren; und am Ende ist man erst zufrieden, wenn man eine hinreichend hohe Korrelation hat. Warum soll das nicht auch bei Lehrern gehen?

Herzlich, Zettel

Gorgasal Online




Beiträge: 4.095

11.06.2009 17:44
#21 RE: Meine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium Antworten

Zitat von Zettel
Zitat von Gorgasal
Zitat von Zettel
Denn bei einer solchen Prüfung entfällt ja eben das Problem der Verteilungsorientiertheit. Für alle, die sich für ein Gymnasium X zur Prüfung anmelden, gelten dieselben Kriterien.

Abe nur, wenn alle angemeldeten Schüler vom gleichen Lehrer (oder zumindest von ähnlichen Lehrern) geprüft werden. Wenn das Gymnasium 4 Klassen à 25 Schülern einrichten will und für die 100 Plätze 150 Kandidaten hat, dann stelle ich mir das schwierig vor: wie soll ein Lehrer 150 Schüler mündlich und/oder schriftlich bewerten? 150 Deutschaufsätze lesen? Mir graut es...

Und sobald mehrere Lehrer die Beurteilung machen, haben wir genau das Problem wieder. Außer wir nehmen homogene Lehrer.

Ja, und die können wir uns basteln. In Frankreich funktioniert es doch auch. Da werden Tausende von Abituraufsätzen nach exakt denselben Kriterien beurteilt. Diese müssen eben ausgearbeitet werden, und die Beurteiler müssen in ihrer Anwendung trainiert werden. Jede Arbeit wird von zwei unabhängigen Gutachtern beurteilt, und sobald es eine Diskrepanz gibt, wird das überprüft, bis man sich einig ist.

Nun gut, das hört sich sinnvoll an - allerdings sind dann eben nur einzelne Klausuren möglich, keine mündlichen Prüfungen oder Probeunterricht, wie Sie es seinerzeit erlebt haben. Womit wir wieder einen concours haben. Der mag ja durchaus aussagefähig sein, aber wie oben schon ausgeführt bin ich mit derlei punktuellen Messungen, die stark von der Tagesform abhängen, nur eingeschränkt glücklich...

--
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Zettel Offline




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11.06.2009 18:09
#22 RE: Meine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium Antworten

Zitat von Gorgasal
Nun gut, das hört sich sinnvoll an - allerdings sind dann eben nur einzelne Klausuren möglich, keine mündlichen Prüfungen oder Probeunterricht, wie Sie es seinerzeit erlebt haben.

Doch, das geht auch, lieber Gorgasal. Das Zauberwort, um mit Dittsche zu sprechen, heißt Kollegialprüfung.

Kann sein, daß ich es schon mal geschrieben habe - den Spaß, Griechisch zu lernen, habe ich mir in Semesterferien zwischen meinem ersten und zweiten Semester gemacht. (Übrigens mit einer Methode, die mir ungleich effizienter vorkommt als die übliche: Ich habe die Wortkunde von Stehle auswendig gelernt, parallel dazu die Grammatik gepaukt und dann erst angefangen, Texte zu lesen). Danach also gab es eine Zusatzprüfung zum Abitur beim Oberschulamt. Und dort wurde ich nicht von einer Person geprüft, sondern einem ganzen Gremium.

Damals beim Gymnasium war das nach meiner Erinnerung so, daß alle Kandidaten - es mögen 80 oder 90 gewesen sein - gemeinsam in einem großen Raum unterrichtet wurden, immer auch unter Anwesenheit mehrerer Lehrer. Einzelne wurden dann herausgeholt, und man führte mit ihnen ein Einzelgespräch. Entscheidend dürften aber die Klassenarbeiten gewesen sein, von denen wir täglich eine schrieben.

Es war ein Stress, dem man uns Zehnjährigen zumutete, wie man ihn heute nicht mehr Studenten zumutet. Wir waren halt härter, Kriegskinder.

Herzlich, Zettel

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

11.06.2009 21:39
#23 RE: Meine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium Antworten

In Antwort auf:
Es war ein Stress, dem man uns Zehnjährigen zumutete, wie man ihn heute nicht mehr Studenten zumutet. Wir waren halt härter, Kriegskinder.


♥lich Nola




Gorgasal Online




Beiträge: 4.095

11.06.2009 23:12
#24 RE: Meine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium Antworten

Zitat von Nola
In Antwort auf:
Es war ein Stress, dem man uns Zehnjährigen zumutete, wie man ihn heute nicht mehr Studenten zumutet. Wir waren halt härter, Kriegskinder.




Zehn Kilometer zur Schule. Barfuß durch den Schnee. Bergauf - in beiden Richtungen

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Zettel Offline




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12.06.2009 00:13
#25 RE: Meine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium Antworten

Zitat von Gorgasal
Zehn Kilometer zur Schule. Barfuß durch den Schnee. Bergauf - in beiden Richtungen

Sie meinen, wie das Hidi, lieber Gorgasal?

Neinein. Aber das mit der Härte meine ich nur halblustig. Ich wundere mich immer über dieses Gejammere, wie viel von den Kindern heute verlangt würde, wie stressig ihr Alltag sei usw. Wir hatten Schichtunterricht, Vor- und Nachmittags. Die "Fahrschüler", die manchmal 30 km entfernt wohnten, hatten also eine schöne "Ganztagsschule"; nur ohne Mittagessen. Das bestand in den Stullen von zu Hause. Sie fuhren um vielleicht halb sieben morgens los und waren um fünf oder sechs abends wieder zu Hause. Nicht jeden Tag, aber es kam regelmäßig vor.

Herzlich, Zettel

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