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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 834 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

16.06.2009 18:03
Marginalie: Internet, Konformität, Extremismus Antworten

In dieser Marginalie stelle ich eine provokante These zur Diskussion: Führt vielleicht gerade die Vielfalt des Meinungsangebots zur Konformität? Bewirken vielleicht gerade Diskussionen in Gruppen eine Radikalisierung?

Popeye Offline



Beiträge: 207

16.06.2009 19:08
#2 RE: Marginalie: Internet, Konformität, Extremismus Antworten

Hier ein guter Beitrag von lalibertine dazu, der die Ablehnung der MSM mit einbezieht:

http://fdog.wordpress.com/2009/06/07/8372/#more-8372

Marriex Offline



Beiträge: 185

16.06.2009 20:05
#3 RE: Marginalie: Internet, Konformität, Extremismus Antworten

Die Sache mit der Verlinkung würde ich nicht so hoch hängen. Im gGrunde sind Blogs Stammtische, die den Vorteil haben, dass man nicht in der Nähe wohnen muss. Und Stammtische waren nie weltanschaulich heterogen. Viel interessanter ist die frage, welche Artikel in den Beiträgen verlinkt werden.

Geozentriker Offline



Beiträge: 68

16.06.2009 21:01
#4 RE: Marginalie: Internet, Konformität, Extremismus Antworten

Nun, diese These:

"Warum? Weil, meint Sunstein, radikale Argumente einen "automatischen rhetorischen Vorteil" haben. Gemäßigte sind eher bereit, sich Extremisten anzuschließen, als daß diese umgekehrt die Meinung der Gemäßigten übernehmen."

dürfte so nicht stimmen. Der "rhetorische Vorteil" ist nach meiner Beobachtung immer auf Seiten der mainstreamkonformen Rabulistik. Das dürfte plausibel sein, wer sagt, was andere auch sagen (und meinen) muss nicht viel erklären - es wissen ja die anderen schon. Wer hingegen eine abweichende Meinung vertritt hat mehr Probleme sich verständlich zu machen - er kann ebend nicht so viel Wissen voraussetzen. Zur Klarstellung: dies gilt bei der Argumentation gegenüber einer größeren Masse - in Gruppen in denen die Mitglieder eine gemeinsame (abweichende) Meinung haben, da mag das anders sein - kleinere Gruppen dürften aber nicht in der Lage sein die Meinungsbildung von Massen (und nur die sind letztendlich entscheidend) rhetorisch zu beeinflussen (das funktioniert nur, wenn die Meinung durch "mainstreamkonforme Medien" als "richtig" verbreitet wird).

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

16.06.2009 23:35
#5 RE: Marginalie: Internet, Konformität, Extremismus Antworten

In Antwort auf:
Aber es könnte auch anders sein. Es könnte nachgerade umgekehrt sein: Das Internet verschärft Meinungen, macht sie extremer.


Da mag etwas dran sein. Allerdings würde ich dies als zu simpel ansehen. Ich denke eher, dass das Internet zwar als Meinungsverstärker (der eigenen Meinung) fungiert, aber dabei trotzdem den Horizont erweitert und nicht zwangsläufig einengen muss (was zur Radikalisierungsthese passen würde).
Der interessierte Mensch wird im Netz sicherlich dort hängenbleiben, wo er Gleichgesinnte findet und das umso lieber, wenn der dort vertretene common sense den eigenen "radikalen" Ideen entspricht. Political correctness und "öffentliche Meinung" braucht man schließlich nicht suchen, die bekommt man zwangsläufig rund um die Uhr in den Massenmedien.

Es muss also schon ein Funken Widerspruch im arglosen Netz-Surfer vorhanden sein, wenn er sich begierig auf "Inseln der Gleichgesinnten" begiebt. Wenn sie, lieber Zettel schreiben:
Zitat von Zettel
Auch meine eigene Erfahrung ist es, daß in allen den Jahren im Internet meine Ansichten eher prononcierter als neutraler geworden sind.

Dann deutet das m.E. darauf hin, dass sie auch einer der "Suchenden" sind, der im Netz auf neuen Input aus ist und nicht auf die Bestätigung der eigenen Denke.

Wenn ich jetzt mal auf meine Internetkarriere zurückblicke, ist da jahrelang fast garnichts passiert. Infos bei SpOn geholt, Spieleforen besucht etc. Dann über ein Buch von H.M.Broder auf die "Achse des Guten" gestoßen, über die dortigen Links in Foren gelandet, dort wiederum Blogrolls und Links verfolgt und irgendwie bei Oekologismus.de gelandet. Dort habe ich das erste Mal was geschrieben, weil ich beruflich mit Energieversorgung zu tun habe.
Tja, das war eine Initiation. Mittlerweile habe ich meinen Horizont extrem erweitert, habe alte Zeitschriftenabos gekündigt und neue, kleine Zeitschriften abonniert. Ich habe mich in der gelben Ecke des Wahlradars versichert, dass nicht nur ich so denke und habe mittlerweile auch kein Problem mehr damit über den Tellerrand zu schauen und bei den Konservativen, den Anarchokapitalisten oder der "neuen Rechten" nachzusehen, was die so umtreibt. Trotzdem pflege ich Ansichten, die für mich unabdingbar feststehen und eben nicht mit Konservativen, oder den neuen Rechten kompatibel sind.

Sie schreiben:
Zitat von Zettel
Innerhalb dieser Gruppen gibt es, gemessen an den gegenseitigen Verlinkungen, einen regen Austausch. Zwischen den Gruppen aber kaum; von der einen zur anderen führen sozusagen nur schmale Brücken.

Das ist offensichtlich so, aber es bedeutet nicht, dass man nicht mal guckt, was die "andere Seite" so denkt. Man muss ja nicht gleich verlinken ... Links werden ja entweder aus Sympathie oder Antipathie gesetzt.

Für Aussenstehende mag es durchaus so aussehen, dass ich radikaler geworden bin, aber das resultiert lediglich aus der Tatsache, dass ich besser informiert bin und mein Horizont extrem erweitert wurde. Ich weiß jetzt sicher, dass meine Weltsicht von vielen Menschen, die klüger sind als ich, geteilt wird und ich bin dank ihrer Texte (und daraus resultierender Bücherkäufe) auch genug "geistig aufmunitioniert" um mich in Meinungskämpfe zu begeben, die ich früher vermieden hätte.
Ich habe aber auch gemerkt, dass mit "der anderen Seite" (in meinem Falle war das Utopia.de, wo ich mich zwecks Kommentierung eines abstrusen Artikels registrieren musste) nicht zu reden ist. Das wäre mir auf einem Grünen-Kongress aber genauso gegangen. Das Netz ist also m.E. ein Abbild des RL ... allerdings viel einfacher zu benutzen, Stammtische und kostenlose Zeitungsauslagen allerorten.

Also, ich denke, dass sich nur latent Radikale im Netz radikalisieren dürften. Der größte Teil der User meidet leider die Politik und ein hoffentlich größer werdender Teil ist politisch aktiver als je zuvor ... aber deshalb nicht gleich radikaler.

Gruß, Calimero

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2009 16:07
#6 "Systempresse" vs Leitmedien Antworten

Zitat von Popeye
Hier ein guter Beitrag von lalibertine dazu, der die Ablehnung der MSM mit einbezieht:
http://fdog.wordpress.com/2009/06/07/8372/#more-8372

Mir scheint, lieber Popeye, da schüttet Lalibertine a bisserl das Kind mit dem Bad aus.

Ja, natürlich gibt es keine "gleichgeschaltete Presse", so wie das die Rechtsextremen behaupten. Es gibt keine "Systempresse"; das glauben - oder behaupten jedenfalls - nur diejenigen, die eben unseren ganzen demokratischen Rechtsstaat als das "System" sehen, das sie zerstören wollen.

Aber das bedeutet ja nicht, daß es keine Leitmedien gibt, die zu vielen Themen weitgehend einheitlich berichten.

Drei klassische Beispiele sind der Irak-Krieg, Israel und die Person Barack Obama. Über den Irak-Krieg wurde fast durchweg einseitig negativ berichtet. Im Konflikt zwischen Israel und seinen Gegnern wird fast durchweg unberücksichtigt gelassen, daß Israel der Angegriffene ist. Barack Obama wird - für mich völlig unverständlich - positiv bewertet, obwohl er bisher nichts, aber auch gar nichts geleistet hat. Außer schöne Reden zu halten.

Da, lieber Popeye, sehe ich schon einen Bedarf an, wenn man es so nennen will, Gegenöffentlichkeit. Zu der ich mit ZR meinen bescheidenen Anteil beizutragen versuche.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2009 16:37
#7 Sind Blogs eine Art Stammtische? Antworten

Zitat von Marriex
Im gGrunde sind Blogs Stammtische, die den Vorteil haben, dass man nicht in der Nähe wohnen muss. Und Stammtische waren nie weltanschaulich heterogen.

Für ein Forum wie dieses würde ich, lieber Marriex, den Vergleich mit einem Stammtisch akzeptieren. Nur daß man mehr - und klügere! - Gesprächspartner hat, als man sie an einem Stammtisch im allgemeinen finden kann.

Für Blogs jedenfalls von der Art von ZR würde ich das aber nicht gelten lassen. Gestern zum Beispiel gab es 880 Unique Visitors in ZR, also Besucher ohne Berücksichtigung von Mehrfachbesuchen und Mehrfach-Pageviews.

Die meisten Leser wollen sich nur informieren; sie suchen keinen Stammtisch, sondern eher so etwas wie eine Zeitung.

Bei anderen Blogs mag das anders sein; das kann ich nicht beurteilen, weil ich deren Statistiken nicht kenne. Die für die vergangenen 30 Tage von ZR sieht so aus (graue Kurve Pageviews; rote Kurve Unique Visitors; für eine Vergrößerung auf das Bild klicken):

Angefügte Bilder:
ZR Juni 2009.png  
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2009 16:51
#8 RE: Marginalie: Internet, Konformität, Extremismus Antworten

Zitat von Calimero
Wenn sie, lieber Zettel schreiben:
Zitat von Zettel
Auch meine eigene Erfahrung ist es, daß in allen den Jahren im Internet meine Ansichten eher prononcierter als neutraler geworden sind.

Dann deutet das m.E. darauf hin, dass sie auch einer der "Suchenden" sind, der im Netz auf neuen Input aus ist und nicht auf die Bestätigung der eigenen Denke.

Es ist mir, lieber Calimero, hauptsächlich so gegangen, daß ich zu meiner Überraschung und mit Freude entdeckt habe, daß viele ähnlich denken wie ich.

Als ich anfing, mich in deutschen Foren herumzutreiben - das war vor ungefähr zwölf Jahren -, da kam ich mir mit meiner Meinung sehr allein vor. In den Foren war man entweder links oder rechts (oder auch beides - nämlich jedenfalls gegen unseren Staat); Liberale, gar Leute, die für die USA und für Israel eintraten, gab es so gut wie nicht.

Dann habe ich zuerst gemerkt, daß ich viele meiner Auffassungen in amerikanischen konservativen Blogs und Mailing Lists wiederfand (damals zB bei Upstream; ich weiß gar nicht, ob es das noch gibt). Und erst vor ein paar Jahren habe ich die liberale Blogosphäre entdeckt.

Wie lange gibt es sie eigentlich schon, die liberalen Blogs? Ich glaube, so lange ist das auch noch gar nicht her.

Herzlich, Zettel

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