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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 15 Antworten
und wurde 1.302 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.06.2009 15:57
Zitat des Tages: Schulinspektion Berliner Art Antworten

Wann stellt man Schulen ein "positives Zeugnis" aus? In Berlin laut einer gestrigen dpa-Meldung, aus der ich das Zitat des Tages diesmal nicht entnommen, sondern gebastelt habe, wenn sie bei ihren Hauptaufgaben versagen, das aber doch immerhin strukturiert und in netter Atmosphäre.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.06.2009 01:59
#2 RE: Zitat des Tages: Schulinspektion Berliner Art Antworten

Aktuelle Ergänzung: Hier gibt es jetzt einen etwas längeren Bericht. Und wer genau wissen will, nach welchen Kriterien diese Inspektionen erfolgten, der kann diesen Bericht herunterladen. Es ist zwar der vorletzte (2007/2008) und nicht der aktuelle (2008/2009), aber an der Art der Inspektionen und den Kriterien der Evaluation dürfte sich wenig geändert haben.

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

27.06.2009 11:14
#3 RE: Zitat des Tages: Schulinspektion Berliner Art Antworten

Im vorigen Jahr habe ich die Schulinspektion der Nordrhein-Westfälischen Art kennengelernt, die ähnliche Kriterien hat wie die Berliner Schulinspektion (wahrscheinlich beruht beides auf einer KMK-VOrgabe). Wie ich diese Inspektion erlebt habe, sind die Ergebnisse ziemlich ohne Aussagewert, weil zum einen die Stichprobe des besuchten Unterrichts zu klein ist, als dass sie repräsentativ wäre. Eine vierzügige Schule hat grob gerechnet pro Woche 32 [Wochenstunden] * 4 [Züge] * 6 [Jahrgänge 5-10] + 34 [Wochenstunden] * 5 [Parallelkurse in der Sek. II] * 3 [Jahrgänge] = 768 + 510 = 1278 Stunden Unterricht pro Woche; inspiziert werden lt. Vorgabe wenigstens 72 halbe Unterrichtsstunden. Das sind dann je nach 3 halbe Physikstunden und 7 halbe Deutschstunden etc.

Die Inspektoren sehen sich nämlich keine kompletten Schulstunden an, sondern nur die ersten oder letzten 20 Minuten einer Stunde, damit an zwei oder drei Tagen sich in möglichst viele Stunden hineinschnuppern.

Weiterhin wird nicht offengelegt, was aus Sicht der Inspektoren guter Unterricht ist. Die Behauptung, dass eine gute Schule zu jeweils genau 25 % Klassenunterricht, Gruppenarbeit, Partnerarbeit und Einzelarbeit mache, ist eine Setzung und ohne jede didaktische Begründung. Aus der Praxis ist zu sagen, dass je nach Fach und auch je nach Klasse (soziale Zusammensetzung, Lernvoraussetzungen) große Unterschiede bestehen, was gerade am besten ist. Eine Schule, die nicht diese 25%-Teilung hat, wird deswegen in NRW herabgestuft. Sinn kann ich dahinter nicht erkennen, eine Aussagekraft auch nicht.

Weiteres erspare ich mir aus Zeitgründen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.06.2009 17:00
#4 RE: Zitat des Tages: Schulinspektion Berliner Art Antworten

Lieber Gansguoter,

Zitat von Gansguoter
Wie ich diese Inspektion erlebt habe, sind die Ergebnisse ziemlich ohne Aussagewert

Das bestätigt meinen Eindruck aus dem verlinkten Bericht. Dort heißt es über den Ablauf einer solchen Inspektion:
Zitat von Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung
1. die Auswahl der Schule, die entweder freiwillig, durch Los oder per Benennung durch die Schulaufsicht erfolgen kann,
2. die Information der Schule ca. 2 bis 3 Monate vor dem Schulbesuch,
3. ein Vorgespräch zur Organisation des Schulinspektion/-visitation,
4. die Vorabbefragung von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern (bei beruflichen Schulen auch der Ausbildungsbetriebe),
5. eine Daten- und Dokumentenanalyse,
6. die Inspektion/-visitation der Schule an 2 bis 3 Tagen,
7. die Berichterstellung.

Die Schulen sind also 2 bis 3 Monate zuvor schon von der bevorstehenden Inspektion informiert! Und es gibt sogar ein "Vorgespräch".

Daß dann zB in Berlin der Unterricht als "gut strukturiert" beurteilt wird, liegt doch auf der Hand. Für die betreffenden zwei und drei Tagen machen halt alle Lehrer das, was sie in der Ausbildung mal bimsen mußen: Einen "Unterrichtsentwurf" mit Lernzielen ("Die Schüler sollen in der Lage sein ...") und Ablaufsplan ("Geplantes Lehrerverhalten", "Erwartetes Schülerverhalten"). Meine Frau hat das im Referendariat bis zum Gehtnichtmehr üben müssen und danach im Unterricht natürlich nicht mehr angewandt. Aber wenn der Schulrat kommt ...

So habe ich es in meiner Schulzeit erlebt: "Der Schulrat kam", und jedenfalls wir Schüler hatten davon zuvor keine Ahnung; die Schulleitung meines Wissens auch nicht.
Zitat von Gansguoter
Weiterhin wird nicht offengelegt, was aus Sicht der Inspektoren guter Unterricht ist. Die Behauptung, dass eine gute Schule zu jeweils genau 25 % Klassenunterricht, Gruppenarbeit, Partnerarbeit und Einzelarbeit mache, ist eine Setzung und ohne jede didaktische Begründung.

Das scheint mir allerdings auch. Zu meiner Schulzeit gab es überwiegend den heute berüchtigten "Frontalunerricht", in dem ich am ehesten etwas gelernt habe. "Stillbeschäftigung" ordneten die Lehrer an, wenn sie keine Lust zum Unterrichten hatten. "Gruppenarbeit" war so gut wie unbekannt, außer vielleicht beim Basteln.

Im übrigen muß das doch, sollte man meinen, von Fach zu Fach verschieden sein. Daß man in, sagen wir, Geschichte Gruppen diskutieren läßt, mag ja sinnvoll sein. Aber was gibt es denn beim Übersetzen lateinischer Texte zu diskutieren?

Herzlich, Zettel

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

27.06.2009 18:20
#5 RE: Zitat des Tages: Schulinspektion Berliner Art Antworten

Zitat von Zettel
Zu meiner Schulzeit gab es überwiegend den heute berüchtigten "Frontalunerricht", in dem ich am ehesten etwas gelernt habe. "Stillbeschäftigung" ordneten die Lehrer an, wenn sie keine Lust zum Unterrichten hatten. "Gruppenarbeit" war so gut wie unbekannt, außer vielleicht beim Basteln.



Gruppenarbeit scheint mir sowieso ein didaktisches Fehlkonzept zu sein. Aus der Schule war mir Gruppenarbeit nur dadurch bekannt, dass man sich einen Bunsenbrenner oder einen Elektro-Arbeitsplatz nebst Messgeräten teilen musste.
Bei meiner Meisterschule wurde ich das erste mal mit angewiesener Gruppenarbeit konfrontiert. Es war der Hass! 3 - 5 Leute setzen sich mit einem Thema irgendwohin abseits und fragen als erstes: Wer schreibt? Wenn dann der mit dem besten Schriftbild vergattert wurde, weigerte er sich natürlich auch anschließend zu präsentieren. Das musste dann ein anderer machen ... es gab also zwei Leute, die ein Interesse an einem gelungenen Ergebnis hatten. Der Rest verhielt sich dann nach persönlicher Einstellung ... gelangweilt, desinteressiert, in der eigenen Meinung verhaftet, opportunistisch etc. Jedes Mal wars ein Krampf. Die Zeit für die Gruppenorganisation ging immer von der eigentlich produktiven Zeit ab.

Es hat auch nie etwas gebracht, weil die Ergebnisse von 3 - 4 Konsensgruppen naturgemäß immer sehr nah beieinander liegen (nah an der Dozentenmeinung nämlich). Ein einziger Graus.

Interessanterweise war ein Teil meiner mündlichen Abschlussprüfung eine ad hoc-Präsentation ohne Gruppenunterstützung. Ein Mann, eine Folie, ein Thema und eine Viertelstunde Zeit. Anschließend 10 - 15 Minuten Präsentation. Es war, glaube ich, die intellektuell produktivste halbe Stunde meines Lebens. In einer Gruppe hätten wir da gerade mal den Präsentator bestimmt gehabt.

Gruß, Calimero

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.06.2009 19:26
#6 Gruppenarbeit Antworten

Zitat von Calimero
Gruppenarbeit scheint mir sowieso ein didaktisches Fehlkonzept zu sein.
Ich stimme Ihnen wieder einmal völlig zu, lieber Calimero.

Die Verteufelung des "Frontalunterrichts" war - jedenfalls bei uns im Westen - ein Teil der antiautoritären Bewegung. Der Lehrer sollte eben nicht vorn stehen und autoritär bestimmen, worüber geredet wird; sondern die Schüler sollten "selbstbestimmt" lernen.

Hinzu kam die Vergötterung der "Gruppe" als solcher. Du bist nichts, deine Gruppe ist alles; das war die sozialistische Devise. Das ging so weit, daß - ich habe es damals als Uni-Assistent erlebt - in den siebziger Jahren viele Studenten sich weigerten, Hausarbeiten oder selbst ihre Diplomarbeit allein und unter eigener Verantwortung zu schreiben. Es sollte alles "die Gruppe" machen, und dann sollten natürlich auch alle dieselbe Note bekommen. "Individuelle Zuschreibbarkeit" war des Teufels, denn darin steckte ja das "bürgerliche Individuum", das man in den Orkus schicken wollte.

Ich habe das damals so gelöst, daß ich Diplomarbeiten zu einem Themenkomplex an Gruppen vergeben habe, aber jeder hatte sein eigenes Thema und mußte die Arbeit eigenverantwortlich schreiben.

Das kann ja fruchtbar sein - man diskutiert seine Ergebnisse mit anderen, profitiert von deren Methodenkenntnissen und Einwänden usw. Es ist Teamarbeit, aber nicht das, was die Didaktiker mit "Gruppenarbeit" meinen. Trotzdem war auch da der Effekt, daß die Guten benachteiligt wurden und die Schlechten, die es allein nie geschafft hätten, mitgezogen wurden.

In einem Bereich allerdings empfehle ich sehr die Gruppenarbeit: Bei Prüfungsvorbereitungen. Ich habe immer wieder bei der Nachbesprechung einer mündlichen Prüfung von einem Kandidaten gehört: Ich wußte das doch alles, aber irgendwie habe ich es nicht formulieren können.

Das sind meist Leute, die sich allein vorbereiten. Sie lesen und memorieren, aber sie üben es nicht, ihr Wissen anderen mitzuteilen. Das lernt man bei der Vorbereitung in einer Gruppe.

Herzlich, Zettel

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

27.06.2009 21:31
#7 RE: Gruppenarbeit Antworten

Zitat von Zettel
In einem Bereich allerdings empfehle ich sehr die Gruppenarbeit: Bei Prüfungsvorbereitungen. Ich habe immer wieder bei der Nachbesprechung einer mündlichen Prüfung von einem Kandidaten gehört: Ich wußte das doch alles, aber irgendwie habe ich es nicht formulieren können.


Auch das ist nicht für jeden empfehlenswert. Ich habe mein Meisterschuljahr mit einem Kollegen auf einer gemeinsamen Butze verbracht, der ebenso ein Lernautist ist wie ich. In den letzten drei Monaten vor den Prüfungen haben wir angefangen, uns vorzubereiten. Jeder für sich. Es wurde uns zwar immer von den Dozenten empfohlen doch in Gruppen zu lernen, aber wir waren uns einig, dass wir Gruppengelaber nicht brauchen ... ja, dass uns Gruppengespräche bremsen würden.
So haben wir uns ab und zu, bei strittigen Fragen, auf dem Flur oder in der Küche getroffen und über genau EIN Problem diskutiert. Selten länger als 5 Minuten.

Was soll ich sagen? Ich wurde Jahrgangsbester und er ist knapp hinter mir ins Ziel gekommen ... auch nur weil er einen blöden Prüfungsausschuss erwischt hatte.

Übrigens hat mir sogar mein Personalführung-Dozent bescheinigt, in Gruppenarbeiten ein schlechtes Beispiel abzugeben. Was solls? Meine Mitarbeiter möchten mich, nach eigenem Bekunden, nicht wieder hergeben. Das zählt.

Herzlich, Calimero (GEGEN UNFREIWILLIGE GRUPPENARBEIT!!!)

Llarian Offline



Beiträge: 7.126

28.06.2009 10:30
#8 RE: Gruppenarbeit Antworten

Lieber Calimero, lieber Zettel,

ich staune immer wieder, wie unterschiedlich man manchmal die Welt erleben kann. Ich habe das erste mal Gruppenarbeit im wirklichen Sinne in meinem ersten Jahr auf der Uni kennengelernt. Man wurde damals in Gruppen von vielleicht 3-5 Leuten zusammengeworfen und es wurde erwartet, dass man die Aufgaben zusammen abgibt und zusammen bespricht. Dies wurde durch eine Arbeitslast erzwungen, die eine Einzelperson nicht leisten kann. Prinzipiell durfte man alleine abgeben, aber das hätte kaum jemand schaffen können, denn selbst die Gruppenarbeiten hatten so ein Arbeitspensum von 40-50 Stunden die Woche.

Und das Ergebnis ? Die Einzelkämpfer sind alle im Laufe des ersten Jahres verschwunden, bis auf die berühmte Einzelausnahme vielleicht. Die Leute meiner Gruppe haben mich durchs ganze Studium begleitet und wir alle haben erfolgreich selbiges abgeschlossen.
Es ist einer der postivsten Aspekte, die ich von der ganzen Uni-Organisation in Erinnerung habe. Und eine der nützlichsten Fähigkeiten. Wer nicht gelernt hat zu erklären, was er tut, wer nicht gelernt hat die Talente anderer für sich zu nutzen, wer nicht gelernt hat, Lasten aufzuteilen, der wird in jedem größeren Projekt zwangsnotwendig Schwierigkeiten bekommen.
Und es entspricht auch nicht ansatzweise der modernen Wirtschaft. Klar gibts ne Menge Dinge, die man alleine machen kann, aber wenn ich mir vorstelle, wir man ohne Gruppe beispielsweise ein Fahrzeug entwerfen soll, wie soll das gehen ? Wie soll ich eine Fabrikhalle bauen, wenn Statiker, Stahlbauer und Maschinenbauer nicht in einer (unfreiwilligen !) Gruppe zusammenarbeiten können ?

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

28.06.2009 14:37
#9 RE: Gruppenarbeit Antworten

Lieber Llarian,

was sie hier beschreiben ist Teamwork. Was ich (und wohl auch Zettel) meinen, ist aufgezwungene (schulische) Gruppenarbeit um didaktisch etwas zu erreichen. Es ist ein Unterschied, ob sich eine Gruppe aus z.B. Spezialisten bildet, die eine Gesamtaufgabe in Einzelaufgaben verteilt um überhaupt etwas zu erreichen, oder im Gegensatz dazu eine Gruppenarbeit verordnet wird, in der Leute gezwungen werden, etwas zu bearbeiten, was man als Einzelner deutlich effizienter tun könnte.

Ich kann mein Kraftwerk auch nicht allein betreiben, da sind außer mir noch 25 Leute in der Schicht, von denen jeder seine spezielle Aufgabe hat. Da ist Teamwork selbstverständlich unabdingbar. Meine Erfahrungen mit schulischer "Gruppenarbeit" hingegen waren durchweg negativ.

Gruß, Calimero

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.06.2009 19:56
#10 RE: Gruppenarbeit Antworten

Zitat von Calimero
was sie hier beschreiben ist Teamwork. Was ich (und wohl auch Zettel) meinen, ist aufgezwungene (schulische) Gruppenarbeit um didaktisch etwas zu erreichen.
So ist es, lieber Calimero. Womit wieder einmal allseitige Einigkeit erreicht wäre.

Ich bin wie Sie sogar sehr für Teamarbeit. Mit meinen Mitarbeitern, Habilitanden und Doktoranden habe ich es immer gehalten wie schon als Assistent mit Diplomanden, wie erwähnt: Jeder verfolgt sein eigenes Thema, aber die Themen stehen im Zusammenhang, und jeder profitiert davon, mit den anderen zu diskutieren, sie zu kritisieren und sich von ihnen kritisieren zu lassen, Methodisches auszutauschen und gemeinsam zu erarbeiten (wichtig zB beim Einsatz von Geräten und beim Programmieren von Experimenten).

In einem Unternehmen kommt natürlich noch die Aufgabenteilung dazu, die an der Uni keine so große Rolle spielte (auf der Ebene der wissenschaftlichen Mitarbeiter haben in einer Arbeitseinheit alle weitgehend ähnliche Aufgaben).

Gruppenarbeit im Unterricht ist etwas ganz anderes. Da werden vier oder fünf Schüler zusammengesetzt und sollen gemeinsam etwas "erarbeiten". Manchmal kommt vielleicht mehr heraus, als wenn sie getrennt gelernt hätten, oft aber wohl nicht. Es hängt halt vom Stoff ab und davon, wie so eine Gruppe zusammengesetzt ist.

Wenn man durch eine Uni geht, wo ja meist die Türen offen stehen, sieht man in den meisten Zimmern dasselbe Bild: Zwei Leute sitzen vor einem Rechner. Beim Arbeiten am Computer ist offenbar Teamarbeit mit N=2 optimal.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

28.06.2009 20:30
#11 RE: Gruppenarbeit Antworten

Zitat von Zettel
Wenn man durch eine Uni geht, wo ja meist die Türen offen stehen, sieht man in den meisten Zimmern dasselbe Bild: Zwei Leute sitzen vor einem Rechner. Beim Arbeiten am Computer ist offenbar Teamarbeit mit N=2 optimal.

Nicht unbedingt immer, aber häufig genug, dass diese Technik einen eigenen Namen hat:
http://en.wikipedia.org/wiki/Pair_programming

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

28.06.2009 20:42
#12 RE: Gruppenarbeit Antworten

Zitat von Calimero
Lieber Llarian,

was sie hier beschreiben ist Teamwork. Was ich (und wohl auch Zettel) meinen, ist aufgezwungene (schulische) Gruppenarbeit um didaktisch etwas zu erreichen.

Der Hauptunterschied ist m.E., dass im Echten Leben ein konkretes Ergebnis erreicht werden soll, in der Schule hingegen jedes Gruppenmitglied etwas lernen soll. In ersterem Fall ist es auch leichter, ein nicht leistungsfähiges oder -williges Gruppenmitglied zu sanktionieren - der Kollege fliegt raus, oder mit dem Statiker arbeitet man als Architekt irgendwann nicht mehr. Dazu kommt noch, dass im Echten Leben nicht nur die Aufgaben, sondern auch die Fähigkeiten unterschiedlich sind - der Architekt und der Statiker haben nun einmal klar unterschiedliche Aufgaben und Kompetenzen. In der Schule hingegen sollten alle Schüler prinzipiell alles können - was dann dazu führt, dass die besten Gruppenmitglieder, die sich ihren Schnitt nicht versauen lassen wollen, die Nulpen mitschleifen und deren Arbeit mit übernehmen. Am Ende kommt dann ein Einheitsbrei raus, bei dem die einzelnen Noten nicht unbedingt noch etwas mit der individuellen Leistung zu tun haben.

Wie man sieht, bin ich auch kein Freund von schulischer Gruppenarbeit. Bei Frontalunterricht habe ich noch immer am meisten gelernt.

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.06.2009 21:39
#13 RE: Gruppenarbeit Antworten

Lieber Gorgasal,

genauso sehe ich das auch.

Zitat von Gorgasal
Wie man sieht, bin ich auch kein Freund von schulischer Gruppenarbeit. Bei Frontalunterricht habe ich noch immer am meisten gelernt.

Ich auch. Und zwar bei den autoritärsten Lehrern. Bei denen, die die Schüler zu ständiger Aufmerksamkeit zwingen, weil jeder jederzeit aufgerufen werden kann. Bei denen, die die Schüler dazu bringen, sich den Stoff wirklich anzueignen.

Einer meiner Lieblingslehrer war ein eitler, aber immens intelligenter Bursche (so eitel, daß er sogar in seiner Paraphe den "Dr." unterbrachte), der einen so guten Frontalunterricht machte, daß ich daraus viel selbst noch für meine späteren Vorlesungen gelernt habe. Er setzte schon damals, in den fünfziger Jahren, alles ein, was es an "audiovisuellen Medien" gab, entwickelte ein Thema, während er es illustrierte, veranlaßte uns zum Mitschreiben.

In der nachfolgenden Stunde wurde dann jemand aufgerufen, mußte nach vorn kommen und in einem ungefähr zehnminütigen Vortrag den Stoff der vorausgehenden Stunde "repetieren". Das zwang zum Nacharbeiten; denn niemand wollte sich zehn Minuten lang vor der Klasse blamieren. Zugleich wurde uns dadurch der Stoff noch einmal in Erinnerung gerufen. Nach dem Repetieren gab es Ergänzungen, Kritik, schließlich eine Benotung der Leistung des Repetierenden. Die dieser Lehrer aber verdeckt in sein Büchlein eintrug.

Es war der reinste, autoritäre Frontalunterricht. Aber ich weiß noch heute (er gab u.a. Geographie), wie die Kalt- und die Warmfront der Tiefs zustandekommen, die über den Atlantik ziehen, und warum die Schwäbische Alp ihre charakteristischen Bergformen hat. Dank sei ihm, dem "Dr. Ba."!

Herzlich, Zettel

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

29.06.2009 23:08
#14 RE: Zitat des Tages: Schulinspektion Berliner Art Antworten

Lieber Zettel,

in der Tat, der Ablauf in der Berlin ist weitgehend derselbe wie in NRW. Allerdings möchte ich ein paar Gesichtspunkte etwas anders gewichten:

In Antwort auf:
2. die Information der Schule ca. 2 bis 3 Monate vor dem Schulbesuch,


"Information" bedeutet - in NRW - die Mitteilung, dass und wann die INspektion stattfindet, einschließlich der Gespräche z.B. mit den einzubestellenden Eltern und die Mitteilungen, welche UNterlagen (rund 10 Ordner randvoll mit Papieren) wann vorzulegen sind. Ohne eine solche Information geht's nicht.

In Antwort auf:
Für die betreffenden zwei und drei Tagen machen halt alle Lehrer das, was sie in der Ausbildung mal bimsen mußen: Einen "Unterrichtsentwurf" mit Lernzielen ("Die Schüler sollen in der Lage sein ...") und Ablaufsplan ("Geplantes Lehrerverhalten", "Erwartetes Schülerverhalten").


Das trifft so nicht zu - 1. weiß man als Lehrer nicht, ob die Inspektoren zu einem selbst kommen oder nicht und nicht wann an diesen Tagen. Einen Entwurf muss dafür keiner schreiben, denn Entwürfe bringen nichts für den Unterricht. Dass die Stunden besser vorbereitet werden als sonst, gewiss. Aber: Das, was man im Referendariat gelernt hat, hilft einem allenfalls dann, wenn das Referendariat weniger als 3 Jahre vorbei ist. Die Inspektoren legen erstens nicht offen, was sie und warum für guten und was für schlechten Unterricht halten - auf jeden Fall aber das, was die Generation 45+ im Referendariat gelernt hat. Eher lassen ich diese Kollegen von den aktuellen Referendaren ein paar hippe Methodenspielchen erklären. Im Prinzip gilt: Keiner weiß, was die Inspektoren für gut halten, also macht doch jeder tendenziell den Unterricht, den er gut kann - und lässt sich überraschen: Kommt einer rein oder nicht? Bei jedem Klopfen zucken alle zusammen ... Bei mir kamen sie in einer (überraschend angesetzten) Vertretungsstunde; nun, da war mit dollen vorbereiteten Methoden eher weniger war....

Pentas ( gelöscht )
Beiträge:

30.06.2009 11:04
#15 RE: Zitat des Tages: Schulinspektion Berliner Art Antworten

In Antwort auf:
In Berlins Restaurants gibt es immer noch zu wenig genießbares Essen. Die Köche gelangen auch noch zu selten über das Niveau von Jägerschnitzel mit fettigen Pommes hinaus, so das Ergebnis der jüngsten Inspektionen in 152 Berliner Restaurants.


Ob das Essen auch schmeckt ist eigentlich nicht Aufgabe der Lebensmittelinspektöre.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.06.2009 13:53
#16 RE: Zitat des Tages: Schulinspektion Berliner Art Antworten

Zitat von Pentas
In Antwort auf:
In Berlins Restaurants gibt es immer noch zu wenig genießbares Essen. Die Köche gelangen auch noch zu selten über das Niveau von Jägerschnitzel mit fettigen Pommes hinaus, so das Ergebnis der jüngsten Inspektionen in 152 Berliner Restaurants.

Ob das Essen auch schmeckt ist eigentlich nicht Aufgabe der Lebensmittelinspektöre.

Sie haben Recht, lieber Pentas. Aber ob die Schüler was lernen, sollten die Schulinspektoren schon herausfinden. In diesem Punkt hat meine Verfremdung also nicht geklappt. War mir aber gar nicht aufgefallen, bevor ich es jetzt von Ihnen gelernt habe.

Herzlich, Zettel

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