Die Lösung des Quiz: Der Textauszug A stammt aus dem Blog des extrem linken Autors Jürgen Elsässer, der bis zu dessen Auflösung 1991 Mitglied des "Kommunstischen Bunds" war und später zeitweise Chefredakteur der kommunistischen "Jungen Welt" und Autor des "Neuen Deutschland" wurde.
Haben Sie es herausbekommen? Ich, glaube ich, hätte es allein aus den Texten nicht ermitteln können. Die Kommentare sind ja bis in die Einzelheiten deckungsgleich: Das Lob Ahmadinedschads, die Verunglimpfung der westlich orientierten Iraner, die zynische Empfehlung, die Demokraten in "Darkrooms" zu verfrachten (Elsässer) oder sie den "Besen" der "Unbestechlichen des Systems", der Pasdaran der Bassidsch spüren zu lassen.
Es ist dieselbe Inhumanität, dieselbe demokratiefeindliche Haltung, derselbe Haß auf den Westen; kurz dieselbe totalitäre Gesinnung.
Ob solche Leute extrem rechts oder extrem links werden, ist biografischer Zufall. Die Denke ist dieselbe.
Ach der Jürgen... Den hat wegen unverkenntbar nationalsozialistischer Positionen sogar das Neue Deutschland vor die Tür gesetzt. Der ist genau so links wie Horst Mahler.
Zitat von EltovAch der Jürgen... Den hat wegen unverkenntbar nationalsozialistischer Positionen sogar das Neue Deutschland vor die Tür gesetzt. Der ist genau so links wie Horst Mahler.
Hm, lieber Eltov. In der Partei "Die Linke" sieht man das offenbar ein wenig anders.
Und auch Elsässer selbst sieht es anders. Aus dem verlinkten Artikel:
Zitat von Jürgen ElsässerZur behaupteten Mitarbeit von NPD-lern an seiner Initiative erklärte er: "Eine Mitarbeit von NPD-lern in unserer Initiative oder auch eine Zusammenarbeit lehnen wir strikt ab. Mit Leuten, die den Holocaust verharmlosen oder beschönigen oder den Nazismus verharmlosen oder rechtfertigen, wird es keine Form der Kooperation geben. Zwischen uns von der 'Volksinitiative' und Nazis, und zwar nicht nur der NPD, sondern jedweder Couleur, steht eine Feuerwand der Abgrenzung."
Klingt nicht direkt nach Horst Mahler, nicht wahr?
Elsässer ist mit seiner Meinung zum Iran ja durchaus repräsentativ für die extreme Linke; siehe zum Beispiel hier.
Neinein, lieber Eltov: Einen Linken, nur weil er dieselbe Meinung wie die Neonazis vertritt, einfach zum Rechten zu machen, das kann nicht funktionieren. Es ist schon so, daß in allem, was Demokratiefeindlichkeit, USA-Feindlichkeit, totalitäres und antiliberales Denken angeht, zwischen der extremen Linken und der extremen Rechten kaum Unterschiede bestehen.
Doch, einen gibt es: Die DVU nennt in dem Artikel, aus dem das Zitat stammt, Ahmadinedschad einen "Patrioten". Und bei Elsässer (im Anschluß an den Artikel, aus dem das Zitat stammt) heißt es: "Wer vom 'Zionismus' nicht reden darf, muss auch vom Faschismus schweigen". Das würde nicht ganz genauso bei der DVU stehen.
Zwischen den gemeinen Rechten und ihren entsprechenden Gegenstücken im linken Spektrum gibt es, bei Tageslicht betrachtet, tatsächlich kaum Unterschiede. Etwas zugespitzt läuft es auf die Frage Nationalsozialismus oder Internationalsozialismus hinaus. Eine, wie ich finde, Geschmacksfrage, aber kein echter Unterschied. Wären sie nicht auf der extremen linken wie auch rechten Seite mit aberwitziger Intoleranz geschlagen und der Sektiererei anheim gefallen, sie hätten doch längst zueinander finden müssen, was dann die Volksfront im eigentlichen Sinn wäre.
Ich habe nur ganz wenig Zeit, daher fällt die Antwort viel knapper aus als sie eigentlich sein sollte.
Es gibt in der Linken im Wesentlichen zwei entgegenstehende Einschätzungen der Situation. Für die eine ist Jürgen Elsässer tatsächlich repräsentativ, und wir müssen uns darüber nun wirklich kaum streiten -- deren Positionen sind mit denen der extremen Rechten zwar nicht völlig identisch, sie sind ihnen aber bis zum Verwechseln ähnlich. Andererseits sind auch Leute denen ich derart lichte Momente nicht zugetraut hätte (Petra Pau etwa) auf Demonstrationen gegen das Regime aufgetreten. Die Trotzkisten sehen die Proteste im Iran als möglichen Beginn einer Weltrevolution , bei den Autonomen und sonstwie antiautoritären ist die Sache eh klar, vllt. mit Außnahme der Konkursmasse der MG, wobei das ganze auch bei denen nicht durchverhandelt ist.
Edit: Es war nicht Petra Pau sondern Ulla Jelpke. Und ich ärgere mich wirklich das die Zeit nicht dazu reicht etwas zum Spiegelartikel zu schreiben, dass ist mal wieder Qualitätsjournalismus vom Feinsten.
Zitat von HajoZwischen den gemeinen Rechten und ihren entsprechenden Gegenstücken im linken Spektrum gibt es, bei Tageslicht betrachtet, tatsächlich kaum Unterschiede. Etwas zugespitzt läuft es auf die Frage Nationalsozialismus oder Internationalsozialismus hinaus. Eine, wie ich finde, Geschmacksfrage, aber kein echter Unterschied. Wären sie nicht auf der extremen linken wie auch rechten Seite mit aberwitziger Intoleranz geschlagen und der Sektiererei anheim gefallen, sie hätten doch längst zueinander finden müssen, was dann die Volksfront im eigentlichen Sinn wäre.
So ungefähr sehe ich das auch, lieber Hajo. Und so etwas Ähnliches gibt es ja auch schon unter dem Etikett Querfront.
Allerdings sollte man sehen, daß bei weitem nicht alle Linken, vor allem nicht die moderaten, mit den Rechtsextremisten die Israelfeindlichkeit und die Bewunderung für Leute wie Ahmadinedschad teilen. Die Reaktionen auf den Artikel von Elsässer, aus dem das Zitat stammt, waren zum Teil sehr heftig negativ.
Was mich an beiden stört ist nicht so sehr, daß sie das faktische Wahlergebnis herausstellen (entgegen dem ganzen Wunschdenken) sondern daß sie den iranischen Präsidenten so loben und Repressionsmaßnahmen gutheißen. Was dann auch die Frage aufwirft, ob sie das faktische Wahlergebnis einfach so akzeptieren würden, wenn es nicht nach ihrem Geschmack wäre. Vermutlich würden sie sicher eher so verhalten, wie es nun ihre Gegenspieler tun.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
The business of Progressives is to go on making mistakes. The business of the Conservatives is to prevent the mistakes from being corrected. (G.K. Chesterton)
schon nach dem Lesen des ersten Textes war ich mir ziemlich sicher, dass es sich um die rechtsextreme Variante handeln müsse. Allein schon aufgrund des gehässig-primitiven Vokabulars
In Antwort auf: Discomiezen, Teheraner Drogenjunkies und die Strichjungen des Finanzkapitals
wie es exakt in dieser Form garantiert auch aus vielen Neonazi-Federn fließen könnte ...
Es ist immer wieder faszinierend wie nahe die Extreme von Links und Rechts doch beieinander liegen
Zitat von Bernd314schon nach dem Lesen des ersten Textes war ich mir ziemlich sicher, dass es sich um die rechtsextreme Variante handeln müsse. Allein schon aufgrund des gehässig-primitiven Vokabulars
In Antwort auf: Discomiezen, Teheraner Drogenjunkies und die Strichjungen des Finanzkapitals
wie es exakt in dieser Form garantiert auch aus vielen Neonazi-Federn fließen könnte ... Es ist immer wieder faszinierend wie nahe die Extreme von Links und Rechts doch beieinander liegen
Gell?
Ich mußte freilich wg. Copyright die Zitate kurz halten, und habe das herausgelassen, was verräterisch gewesen wäre. Das war aber eingentlich nur der "Patriot Ahmadinedschad" im Text der DVU.
Dort gibt es auch andere Passagen, die ebensogut ein Linksextremist hätte schreiben können, zum Beispiel:
Zitat von DVUFür diese Kreise wäre ein moderater, vom Westen akzeptierter oder besser geduldeter Mann wie Mussawi bequemer gewesen. Dann hätten auch die Börsenhaie im Iran in ihrer Gier nach immer mehr Reichtum noch größere Vermögenswerte scheffeln können, während sie stolz ihre Söhne und Töchter auf amerikanische Eliteuniversitäten schicken.
Es ist halt dasselbe Ressentiment, es sind dieselben Leute. Nur mal rot, mal braun angepinselt.
Ich habe mir die verlinkten (und die leider nicht verlinkten, sondern nur erwähnten) Texte angesehen: Die Kritik an Mohrs Artikel ist berechtigt.
Das ändert nichts daran, daß es auf der extremen Linken eine Strömung gibt, die von Elsässer repräsentiert wird. Und daß die auch in der Partei "Die Linke" existiert, habe ich ja dokumentiert. Ich habe aber auch erwähnt, daß nicht alle Linke so denken.
etwas OT möchte ich Dir und allen Foronauten dies Buch ans Herz legen, das ich gerade mit einer Mischung aus Vergnügen und Überdruß lese. Vergnügen, weil Fleischhauer flüssig und frisch schreibt, Überdruß, weil mir alles nur zu bekannt erscheint!
Zitat von Thomas PauliLieber Zettel, etwas OT möchte ich Dir und allen Foronauten dies Buch ans Herz legen, das ich gerade mit einer Mischung aus Vergnügen und Überdruß lese. Vergnügen, weil Fleischhauer flüssig und frisch schreibt, Überdruß, weil mir alles nur zu bekannt erscheint!
Danke, lieber Thomas. Ich hatte ja auf Fleischhauer in diesem und diesem Artikel aufmerksam gemacht; aufgrund von Vorabdrucken.
Gekauft habe ich mir das Buch allerdings bisher nicht; und zwar weil ich vermute, daß ich nichts Neues erfahre. Das scheint ja, bei allem Lesegenuß, auch dein Eindruck zu sein.
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, bei den Autonomen und sonstwie antiautoritären ist die Sache eh klar, vllt. mit Außnahme der Konkursmasse der MG, wobei das ganze auch bei denen nicht durchverhandelt ist.
