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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 13 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.06.2009 04:08
Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Ich habe das Thema schon oft in ZR und hier angesprochen: Der linken Agitprop ist es erfolgreich gelungen, den politischen Begriff "rechts" negativ zu besetzen. In Frankreich gehört der gegenwärtige Staatspräsident selbstverständlich der Rechten (La Droite) an; aber kein demokratischer deutscher Polititiker würde von sich sagen, daß er ein Rechter ist.

Dazu das Zitat des Tages aus einem lesenswerten Text. Dieser wurde schon Mitte des Monats gesendet; ich bin aber erst kürzlich durch einen Hinweis auf ihn aufmerksam geworden.

Peter Offline



Beiträge: 6

30.06.2009 08:51
#2 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Die Verunglimpfung der Konservativen ist zwar ärgerlich, sollte einen aber nicht aus der Fassung bringen. In der Politik gibt es auch Modeerscheinungen und der Tendenz nach links wird auch wieder eine Gegenbewegung folgen, wenn die Linken scheitern, was schon den Charakter eines Naturgesetzes hat. Wichtig ist eigentlich nur, dass das Pendel nicht zu weit in die andere Richtung ausschlägt.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

30.06.2009 09:01
#3 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Ein wirklich guter Beitrag, und das in den Öffis! Vor einigen Jahren hätte ich mich auf keinen Fall mit einem solchen Text auseinandergesetzt ... rechts, konservativ ... pfuibah! Heute sehe ich solche Aufsätze als Hoffnungsschimmer, dass doch noch nicht ganz "Gallien von den den linken Römern" besetzt ist.

Wieviele Nichtwähler könnten die etablierten Parteien wohl wieder ins Boot holen, wenn sie sich echte konservative Flügel leisten würden? Rechts der CDU/CSU wird wohl kaum eine neue Partei Fuß fassen können, dafür sorgt schon der "Kampf gegen rechts" ... aber wo bleiben die Unzufriedenen, die mit dem ganzen pseudosozialen Gerechtigkeitswahn nichts gemein haben?
Es soll ja noch "schwarze" Orts- und Kreisverbände geben, in denen man echt konservativ ist, aber wo sind ihre sichtbaren Vertreter? Sogar Friedrich Merz wurde weggebissen.

Und die FDP? Hatte die nicht auch mal einen konservativen Flügel? Was macht eigentlich Alexander von Stahl?

Sogar die SPD hatte mal wählbare Vertreter, aber anscheinend wird Helmut Schmidt auch nur noch als Ikone einer besseren (weil stimmentechnisch "hochprozentigeren") Zeit geduldet.

Ja, das politische Gleichgewicht ist gewaltig aus dem Lot. Wir haben Glück, dass politisch heimatlose Konservative eher zu Nichtwählern werden, als dem braunen Pack auf den Leim zu gehen. Das ist die gute Nachricht ... aber gesund für eine lebendige politische Kultur kann diese Linkslastigkeit auf Dauer nicht sein.

Beste Grüße, Calimero

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

30.06.2009 09:13
#4 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Zitat von Peter
...der Tendenz nach links wird auch wieder eine Gegenbewegung folgen, wenn die Linken scheitern...


Linke scheitern doch nie, sie haben es dann höchstens nicht konsequent genug durchziehen können, weil der politische Gegner sie behindert hat. Bei nächsten Mal wird alles besser, versprochen...

Hajo Offline



Beiträge: 440

30.06.2009 09:38
#5 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Nazi ist mittlerweile schon, wer nicht links vom Seeheimer-Kreis steht. Ich bin bereit anzunehmen, daß es in den Anfängen wirklich mal darum ging, den unredlichen Rechtsextremisten entgegen zu treten. Mittlerweile ist, dank des schönen Erfolgs in den Medien, dieser "Kampf" zum heimlichen Kampf gegen das Bürgertum geworden.

Staatsbürgerschaft ius sanguis? Völkische Ideologie!
Recht und Ordnung, harte Strafen? Reaktionär!
Gott und Vaterland? ...

All dies sind doch klassische Positionen dessen, was ich als Bürgertum zu definieren erlernt habe. Heute findet sich selbst in der FAZ kein Schreiberling mehr, der mal etwas Positives über derlei äußern würde. Da muß man schon Zeitungen lesen, deren bloße Nennung in der Öffentlichkeit schon anrüchig ist.

Für mich ein durch und durch mediales Problem. Ich erinnere mich an eine "Sonntagsfrage" unter Journalisten, bei der mehr als 90% linke Parteien gewählt hätten, was mir keine Dramatisierung zu sein scheint.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

30.06.2009 10:33
#6 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Erstaunlich ist auch immer wieder, dass bei linksextremen Straftaten oder solche durch Ausländer, etwa islamistisch motivierten, "differenziert werden muss". Der "überwiegene Teil" sei "friedlich", wird Leierkastenartig wiederholt, und "lehne Gewalt ab". Das mag ja auch stimmen, aber hat mal jemand dasselbe bei rechtsextremen Strafttaten gesagt? Unvorstellbar! Hier darf gar nicht erst differenziert werden, obwohl es auch wahr ist, dass der überwiegende Teil der Rechten oder der Deonstranten beim Islamistenkongress in Köln, Gewalt ablehnt. Hier muss abereine Forderung nach einem strikteren Asylrecht oder leichteren Abschieberegelungen mit einer Jagd auf Ausländer gleichgesetzt werden.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.06.2009 13:48
#7 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Zitat von Peter
Die Verunglimpfung der Konservativen ist zwar ärgerlich, sollte einen aber nicht aus der Fassung bringen. In der Politik gibt es auch Modeerscheinungen und der Tendenz nach links wird auch wieder eine Gegenbewegung folgen, wenn die Linken scheitern, was schon den Charakter eines Naturgesetzes hat. Wichtig ist eigentlich nur, dass das Pendel nicht zu weit in die andere Richtung ausschlägt.

Im Prinzip sehe ich das auch so, lieber Peter. Daß die Tendenz zur linken Meinungsdominanz sozusagen eine Naturnotwendigkeit wäre, glaube ich auch nicht.

Nur ändert sich das ja nicht von selbst. Konservative, Liberale oder - wie ich - Liberalkonservative müssen schon den Umschwung des Pendels selbst bewirken.

Deshalb mache ich ZR, wenn auch der Beitrag nur gering sein mag. (Und natürlich, weil es mir Spaß macht ).

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.06.2009 17:20
#8 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Zitat von Calimero
Sogar die SPD hatte mal wählbare Vertreter, aber anscheinend wird Helmut Schmidt auch nur noch als Ikone einer besseren (weil stimmentechnisch "hochprozentigeren") Zeit geduldet.

Er würde mit seinen Ansichten heute nicht einmal mehr in die SPD aufgenommen werden. So, wie Gauland zitiert, daß der Graf Stauffenberg heute nicht mehr in einem Film sich selbst spielen dürfte.
Zitat von Calimero
Ja, das politische Gleichgewicht ist gewaltig aus dem Lot. Wir haben Glück, dass politisch heimatlose Konservative eher zu Nichtwählern werden, als dem braunen Pack auf den Leim zu gehen. Das ist die gute Nachricht ... aber gesund für eine lebendige politische Kultur kann diese Linkslastigkeit auf Dauer nicht sein.

Es gibt wohl schon eine Grauzone zwiscnen konservativ und rechtsextrem. Vor Jahren hat mir jemand mal die "Junge Freiheit" geschickt. Im reaktionellen Teil teils sehr, sehr konservativ. Was sich aber im Anzeigenteil tummelte, war eindeutig überwiegend rechtsextrem. Es zeigt, wer die Leserschaft eines solchen Blatts ist. Es gibt auch politische Gruppierungen, die sich offiziell vom Rechtsextremismus disanzieren, die aber gute Verbindungen dorthin pflegen.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

30.06.2009 17:31
#9 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Zitat von Zettel
Es gibt wohl schon eine Grauzone zwiscnen konservativ und rechtsextrem.

Genauso wie es eine Grauzone zwischen links und linksextrem gibt.

Zitat von Zettel
Vor Jahren hat mir jemand mal die "Junge Freiheit" geschickt. Im reaktionellen Teil teils sehr, sehr konservativ. Was sich aber im Anzeigenteil tummelte, war eindeutig überwiegend rechtsextrem. Es zeigt, wer die Leserschaft eines solchen Blatts ist.

Das war auch mein Eindruck anlässlich eines Probeabos vor einigen Jahren. Hab's dann nicht verlängert.

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.06.2009 17:53
#10 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Zitat von Hajo
Mittlerweile ist, dank des schönen Erfolgs in den Medien, dieser "Kampf" zum heimlichen Kampf gegen das Bürgertum geworden.

Die SPD hat früher mehrheitlich nicht so gedacht. In der ersten Großen Koalition hat man mit Konservativen wie (Dr.) Gerhard Schröder, Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, Kai-Uwe von Hassel, Bruno Heck und Heinrich Windelen gut zusammengearbeitet (soviele Konservative hatte damals die Union!).

Die Gleichsetzung von rechts mit rechtsextrem ist das Werk linker, vor allem kommunistischer Propaganda.

Für Marxisten ist sie theoretisch dadurch begründet, daß der "Faschismus" ein Produkt "reaktionärer" Kreise gewesen sei: Wenn das Kapital seine Interessen nicht mehr in einer angeblichen Demokratie vertreten könne, dann rufe es eben die Faschisten zur Hilfe. Diese absurde Geschichtsklitterei wird von vielen bis weit in "linksliberale" Kreise hinein geglaubt.

Zum anderen liegt es im Interesse der heutigen Kommunisten in der Bundesrepublik, selbst als Demokraten anerkannt zu werden. Die Strategie dafür ist, links mit demokratisch und rechts mit demokratiefeindlich gleichzusetzen.

Am weitesten hat das bisher - weitgehend unbemerkt - Lafontaine getrieben. Ich habe in diesem und diesem Artikel analysiert. Er versucht Demokratie nicht mehr als Herrschaft der Mehrheit, sondern als Herrschaft im Interesse der Mehrheit zu definieren. Da dieses Interesse natürlich nur von Linken vertreten wird, ist jede rechte Regierung automatisch undemokratisch.
Zitat von Hajo
Ich erinnere mich an eine "Sonntagsfrage" unter Journalisten, bei der mehr als 90% linke Parteien gewählt hätten, was mir keine Dramatisierung zu sein scheint.

Ja, das ist wohl so. Bis hinein in die "Welt" und die "FAZ" findet man heute Meinungen, die noch vor zwanzig Jahren allenfalls in der TAZ oder der "Frankfurter Rundschau" zu lesen gewesen wären.

Was hat sich geändert? Früher hat man als Journalist typischerweise als Lokalereporter angefangen und sich dann, wenn man gut war, hochgearbeitet. Heute hat fast jeder ein Studium, und zwar ganz überwiegend mit Fächern wie Soziologie, Politologie, Germanistik, Philosophie.

Diese Leute kommen also mit einem überwiegend linken Weltbild in die Zeitungen. Und dort - und natürlich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk - sitzen überwiegend Leute in den Führungspositionen, die auch niemanden anders mehr nehmen. Es ist zunehmend auch ein Problem der Selbstrekrutierung.

Dann dürfte auch eine Rolle spielen, daß starke Herausgeber und Chefredateure fehlen. Augstein - niemals ein Linker, sondern ein Nationalliberaler mit gewissen linken Sympathien - hat jeden Versuch, den "Spiegel" links umzupolen, souverän vereitelt. Springer hätte es niemals zugelassen, daß die "Welt" sich so entwickelt, wie sie es heute tut. Unter Herausgebern wie Karl Korn und Paul Sethe hätte sich auch die FAZ nicht so entwickelt wie jetzt; ein Feuilletonchef wie Reich-Ranicki hätte es verhindert, daß dort inzwischen massiv politisiert wird.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.06.2009 18:04
#11 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Zitat von Gorgasal
Zitat von Zettel
Es gibt wohl schon eine Grauzone zwiscnen konservativ und rechtsextrem.

Genauso wie es eine Grauzone zwischen links und linksextrem gibt.

Ja, und die ist natürlich viel breiter.

Auch da hat sich vieles nach links verschoben. Daß in der SPD eine Juso-Vorsitzende weiter amtieren konnte, die bis zur Aufdeckung Mitglied der "Roten Hilfe" gewesen war, ist ein Beispiel.

Allerdings sehe ich, lieber Gorgasal, einen inhaltlichen Unterschied: Der klassische Konservativismus hat mit dem Rechtsextremismus wirklich keine Berührungspunkte, ganz anders als der Linksextremismus mit der übrigen Linken. Gauland beschreibt ihn so:
Zitat von Alexander Gauland
Es ist eine Haltung, die misstrauisch bleibt gegenüber allen Abstraktionen, gegen die Anrufung der Menschheit wider die Schwächen der Menschen, gegen die abstrakte Freiheit, die sich nicht in Institutionen zur Sicherung der Freiheit des Einzelnen verwirklicht, gegen gesellschaftliche Entwürfe vom Reißbrett, die die Traditionen und Erfahrungen von Jahrhunderten außer acht lassen, gegen eine Räson des Staates, die den Staatszweck losgelöst von den Menschen definiert sowie gegen alle Spekulationen, die, von einem neuen Menschen träumend, die menschliche Gesellschaft neu erfinden und Verfassungen auf ein leeres Blatt Papier schreiben wollen. Es ist eine Haltung der skeptischen Vernunft gegenüber idealistisch-bürokratischem Überschwang und vor allem ist es das notwendige Korrektiv gegenüber allen gesellschaftlichen Generalreparaturen.

Das ist das Gegenteil von rechtsextrem. Der heutige Rechtsextremismus ist ganz überwiegend eine moderne Variante des nationalen Sozialismus: Man ist sich in fast allem mit den Linksextremen einig - antiliberal, staatsgläubig, antikapitalistisch, USA- und Israel- feindlich -, ergänzt es aber durch Nationalismus.

Herzlich, Zettel

Bernd314 Offline



Beiträge: 133

30.06.2009 19:47
#12 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

In Antwort auf:
Es ist eine Haltung, die misstrauisch bleibt gegenüber allen Abstraktionen, gegen die Anrufung der Menschheit wider die Schwächen der Menschen, gegen die abstrakte Freiheit, die sich nicht in Institutionen zur Sicherung der Freiheit des Einzelnen verwirklicht, gegen gesellschaftliche Entwürfe vom Reißbrett, die die Traditionen und Erfahrungen von Jahrhunderten außer acht lassen, gegen eine Räson des Staates, die den Staatszweck losgelöst von den Menschen definiert sowie gegen alle Spekulationen, die, von einem neuen Menschen träumend, die menschliche Gesellschaft neu erfinden und Verfassungen auf ein leeres Blatt Papier schreiben wollen. Es ist eine Haltung der skeptischen Vernunft gegenüber idealistisch-bürokratischem Überschwang und vor allem ist es das notwendige Korrektiv gegenüber allen gesellschaftlichen Generalreparaturen.



Brilliant

Noch besser kann man es wohl nicht auf den Punkt bringen ...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.06.2009 20:23
#13 Konservative und Aufklärung Antworten

Zitat von Bernd314
In Antwort auf:
Es ist eine Haltung, die misstrauisch bleibt gegenüber allen Abstraktionen, gegen die Anrufung der Menschheit wider die Schwächen der Menschen, gegen die abstrakte Freiheit, die sich nicht in Institutionen zur Sicherung der Freiheit des Einzelnen verwirklicht, gegen gesellschaftliche Entwürfe vom Reißbrett, die die Traditionen und Erfahrungen von Jahrhunderten außer acht lassen, gegen eine Räson des Staates, die den Staatszweck losgelöst von den Menschen definiert sowie gegen alle Spekulationen, die, von einem neuen Menschen träumend, die menschliche Gesellschaft neu erfinden und Verfassungen auf ein leeres Blatt Papier schreiben wollen. Es ist eine Haltung der skeptischen Vernunft gegenüber idealistisch-bürokratischem Überschwang und vor allem ist es das notwendige Korrektiv gegenüber allen gesellschaftlichen Generalreparaturen.

Brilliant
Noch besser kann man es wohl nicht auf den Punkt bringen ...

Ja, und das alles ist exakt die Haltung der Aufklärung gewesen; jedenfalls der freiheitlichen Aufklärung.

Nicht nur Kant hatte - ganz anders als Hegel - ein skeptisches Verhältnis gegenüber dem Staat; nicht nur er stellte das autonome Individuum in den Mittelpunkt. Auch die britische Aufklärung, von Hobbes bis Hume, war liberalkonservativ; wie auch Montesquieu. Geprägt von liberalem Individualismus, von konservativem Skeptizismus.

Es gehört zu den größten Erfolgen der linken Propaganda, daß sie die Aufklärung so erfolgreich für sich reklamiert hat, daß heute die meisten glauben, von Marx bis Adorno stünden linke Theoretiker in der Tradition der Aufklärung.

Sie stehen freilich in der Tradition von Rousseau und den Jakobinern, von Hegel und Fichte. Sie stehen in einer Denktradition, für die nicht der Einzelne im Mittelpunkt steht, sondern "die Gesellschaft", "das Volk", "das Ganze".

In dieser Denktradition. aus der sie beide kommen, liegt auch die Gemeinsamkeit zwischen Links- und Rechtsextremen begründet. Von der Geringschätzung des Einzelnen, von der der Überhöhung des Staats, des Gemeinwohls, der Volkssouveränität, des Volks überhaupt führt der Weg ebenso zu Lenin wie zu Hitler.

Herzlich, Zettel

Hajo Offline



Beiträge: 440

01.07.2009 10:52
#14 RE: Zitat des Tages: Nazis und Konservative Antworten

Zitat von Zettel
Für Marxisten ist sie theoretisch dadurch begründet, daß der "Faschismus" ein Produkt "reaktionärer" Kreise gewesen sei: Wenn das Kapital seine Interessen nicht mehr in einer angeblichen Demokratie vertreten könne, dann rufe es eben die Faschisten zur Hilfe. Diese absurde Geschichtsklitterei wird von vielen bis weit in "linksliberale" Kreise hinein geglaubt.


Ich habe die Erfahrung gemacht, daß viele, die sich selbst für Linke halten, den Faschismus nicht einheitlich definieren können. Damit fängt das Unheil schon an, denn jeder kann seine eigenen Projektionen in den Begriff einbringen. Ob das bei ausgewiesenen Marxisten nun anders ist, kann ich ehrlich gesagt nicht beurteilen.

Zitat von Zettel
Ja, das ist wohl so. Bis hinein in die "Welt" und die "FAZ" findet man heute Meinungen, die noch vor zwanzig Jahren allenfalls in der TAZ oder der "Frankfurter Rundschau" zu lesen gewesen wären.


Da haben wir nun ein politisches System und eine Verfassung, die, wenn man es etwas zuspitzen möchte, auf den Ausgleich, wenn man es etwas negativer konnotieren wollte, auf den Stillstand gemünzt ist, und nichts kann bewegt werden, ohne das sich nicht eine Legion von Bremsern am politischen Prozess beteiligen würde.

Dem steht dann eine Medienlandschaft gegenüber, die von derartiger Monotonie und Radikalität geprägt wird. Was kann die Politk schon machen? Sie folgt den Wünschen und Nöten der Menschen schließlich, die diese von den Medien vorgehalten bekommen, oder, wie im Fall bestimmter Problematiken, eben auch nicht.

Ein echtes und sehr bedrohliches Problem.

 Sprung  



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