Mit vielleicht 15 Jahren habe ich ein Taschenbuch gelesen, Ludwig Reiners, "Die Sache mit der Wirtschaft", das eine sehr leicht faßliche Einführung in die Ökonomie war. Reiners diskutierte unter anderem, ob es nicht gerecht wäre, alle hohen Einkommen radikal zu kappen und das Geld an die weniger gut Verdienenden zu verteilen.
Er zeigte dann anhand statistischer Daten, wie gering der Betrag wäre, der auf den einzelnen Empfänger entfallen würde - ganz abgesehen von den wirtschaftlichen Nachteilen eines solchen Schritts.
Jetzt will, glaubt man einer Überschrift in "Spiegel-Online", der amerikanische Präsident in bescheidenem Maß etwas Ähnliches versuchen: "US-Millionäre sollen Obamas Gesundheitsreform finanzieren".
Aber was Reiners vor einem halben Jahrhundert schrieb, gilt halt immer noch: Nur die Millionäre zu melken reicht nicht. Und so sieht der Entwurf, der jetzt von den Demokraten im Repräsentantenhaus vorgelegt wurde, Steuererhöhungen auch weit unterhalb der Millionengrenze vor; plus Strafsteuern für Betriebe bis hin zum mittleren Handwerker, wenn diese nicht die private Versicherung ihrer Angestellten bezahlen.
1992/93 habe ich den Wahlkampf und den Anfang von Clintons Präsidentschaft in den USA verfolgt. Im Wahlkampf ging es da auch darum, die Spitzenverdiener zu belasten und die Mittelschicht zu entlasten.
Nach der Wahl war es faszinierend zu sehen, wie die Einkommensgrenze für "Spitzenverdiener" immer weiter sank - wenn ich mich recht entsinne, bis zu einem Haushaltseinkommen von rund 35.000 USD.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
diese treffen nähmlich i.d.Regel am härtesten keineswegs "die Reichen" die mit diesem Begriff gewöhnlich assoziiert werden) sondern (wie immer) eher die etwas gehobene Mittelschicht ... also Menschen, welche sich z.B. zum ererbten Einfamilienhaus über Jahrzehnte hinweg (vom bereits versteuerten !) Arbeitseinkommen ein kleines Vermögen von ein paar hunderttausend Euro erspart haben (oftmals unter jahrzehntelangem Verzicht auf übermässige Konsumausgaben: also eher das Gegenteil vom Bild des "im Luxus lebenden Reichen")
Der Grund hierfür ist natürlich, dass solche Steuern aus den von Zettel angesprochenen statistischen Gründen bereits bei relativ niedrigen Vermögen greifen <i>müssen</i> um überhaupt nennenswerte Mehreinnahmen zu erzielen.
Auf der Anderen Seite werden die "wirklich Reichen" (also z.B. superreiche mit zweistelligen Millionenvermögen) zwar in absoluten Zahlen theoretisch auch hart getroffen, in der Praxis aber wegen besserer "Steuersparmöglichkeiten" und dem trotz Steuer immer noch vorhandenen Multimillionenvermögen "subjektiv" viel weniger zu spüren als besagter Sparar/Häuslebesitzer der vielleicht einmal im Alter von den Mieteinhamen seiner selbst ersparten Immobilie leben muss ... in der Logik der linken "Millionärssteuer-Rethorik" aber gnadenlos mit "den Reichen" in einen Topf geworfen wird
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