Ist Intelligenz etwas, auf das man stolz sein kann? Ist Intelligenz etwas, vor dem man Respekt haben kann?
Meiner Meinung nach: Nein. Ich glaube, kein Mensch hat Respekt vor menschlicher Schönheit und die meisten Menschen finden es daneben, wenn ein schöner Mensch auf seine Schönheit stolz ist. Und Intelligenz sehe ich wie Schönheit als eine Gabe. Da halte ich es wie mit dem Gleichnis im NT, man muß mit seinen Talenten wuchern, daß was daraus entsteht, was Gott gut findet. Dann kann auch etwas dabei sein, auf das man stolz sein kann.
Angeborene Intelligenz ist keine Leistung, ihr gebührt kein Respekt.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt
Obiges ist die These, und nun ein persönlicher Beitrag, wieso mich das beschäftigt. Denn eigentlich hielt ich das bis vor ein paar Jahren nicht erwähnenswert, so selbstverständlich war es mir.
Manchmal habe ich in meinem Leben erwähnt, daß ich intelligent bin. Eher selten, und auch nur nebenbei, weil es ja für solche Feststellungen im Hauptsatz keinen Anlaß gibt. Es gab aber eine Zeit, in der es wichtig war, zu bemerken, daß eine nahe Verwandte intelligent ist und dafür einzutreten, daß dem Rechnung getragen wird. Mein Eintreten war ohne Erfolg - aber das ist eine andere Geschichte, die über die Jahre dann noch gut ausging.
Und da habe ich mehrmals erlebt, daß Menschen vollkommen unverständlich reagiert haben. Ich dachte lange Zeit, sie würden glauben, ich würde angeben. Aber das kann nicht sein, zum Angeben reicht eine blose Erwähnung nicht aus. Oder gibt einer immer an, der im Gespräch über Autos der Wahrheit entsprechend sagt, er fahre einen Porsche? Wenn dem so ist, hat er ja nur die Chance anzugeben, zu lügen oder zu schweigen.
Inzwischen glaube ich, diese unverständlichen Leute unterstellen jemand, der äußert, daß er intelligent ist, automatisch, daß dies etwas essentiell Wichtiges für denjenigen sei. Daß dieser Jemand also sein Leben auf seiner Intelligenz aufbaut. Irgendwie, fällt mir gerade unreflektiert ein, so eine Art Nazigetue. Pol Pot. Nieder mit der Intelligentia. Angst vor der Intelligenz. Die Gefahr der Intelligenz der anderen. Intelligenz im Zwischenmenschlichen ist etwas Gefährliches, also etwas Böses. Gar, weiter geht es mit Spott, das Zwischenmenschliche soll vom Gefühl regiert werden. Von Herz zu Herz das ist das Wahre, alles was über intelligente Gedanken vermittelt wird, birgt die Gefahr des Bösen.
Vielleicht ist das Böse wirklich nur mit Intelligenz möglich. Doch das Vorhandensein von Gefühl garantiert sicher nicht das Gute. Vielleicht sind das Böse und das Gute kein wirkliches Gegensatzpaar. Vielleicht befinden sie sich in unterschiedlichen Bereichen.
Ich spekuliere ins Blaue hinein, denn ich habe noch niemanden von den Unverständlichen gefragt, wieso er so überreagiert hat. Ich kann also nicht wirklich wissen, was bei den Menschen passiert, die die Stacheln ausfahren, wenn jemand die eigene Intelligenz erwähnt. Vielleicht tut man das einfach nicht. Man spricht ja auch nicht mit der Brötchenverkäuferin über Brustkrebs. Man wechselt nicht in der Fußgängerzone die Unterhose. Und, vielleicht vergleichbarer, man sagt auch nicht: "Hey Leute, ich bin schön"
Doch ich finde, es gibt Gelegenheiten im Gespräch bei denen es sinnführend ist, eigene Eigenschaften wie Glatze, Dickheit, Schönheit, Intelligenz, absolutes Gehör, Krankheiten... zu erwähnen. Manchmal will man betonen, daß man subjektiv genau weiß, wovon man spricht.
Das ist jetzt unausgegoren, so sieht es dazu auch in mir aus. Nicht bezüglich des Themas, da steht meine Meinung, nicht bezüglich meiner Intelligenz, damit habe ich kein Problem, sondern bezüglich mancher Reaktionen. Sie sind mir ein Rätsel.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt
Zitat von KaaIst Intelligenz etwas, auf das man stolz sein kann? Ist Intelligenz etwas, vor dem man Respekt haben kann? Meiner Meinung nach: Nein.
Gegenthese:
Respekt basiert auf der Anerkennung von Überlegenheit. Der Intelligente ist dem weniger Intelligenten überlegen; jedenfalls in vielen Lebenslagen. Folglich gebührt ihm Respekt und erhält er diesen auch.
Das ist heutzutage in den Industrieländern so. Es war keineswegs immer so.
Bis zur wissenschaftlich-technischen Revolution entstand Überlegenheit erstens aus Vornehmheit, also der Abstammung. Zweitens aus Aggressivität und Skrupellosigkeit. Das war so zum Beispiel in der Spätantike und dann wieder in der Renaissance; da spielte die Vornehmheit eine untergeordnete Rolle.
Dann kamen, ab ungefähr dem sechzehnten Jahrhundert, Fleiß und geschäftliches Geschick hinzu.
Bis in achtzehnte Jahrhundert begründete, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, Intelligenz keinen oder nur geringen Respekt.
Die idealtypische Rolle des Intelligenten war die des Hofnarren. Abgeschwächt die des Schulmeisters. Er lebte davon, seine Dienste den Mächtigen anzudienen - als Philosoph, der Unterricht erteilte (noch Kant begann seine Laufbahn als Hofmeister, also Hauslehrer); als Schreiber, als Archivar. Nur als Kleriker hatte er Macht, genoß also Respekt.
Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden nicht nur Schullehrer, sondern auch Professoren miserabel bezahlt und waren unten in der sozialen Hierarchie. Der Hauslehrer aß mit den Dienstboten, statt zusammen mit der Herrschaft zu speisen. Professoren hatten oft eine Landwirtschaft, weil sie von ihren Einkünften nicht leben konnten. Studenten zahlten oft in Form von Schinken, Wein und dergleichen. Wie Intellektuelle von den Fürsten behandelt wurden, davon gibt Heiner Müllers "Leben Gundlings" einen Eindruck.
Geändert hat sich das erst dadurch, daß Wissenschaft zur Prduktivkraft wurde. Gewiß war sie das in bescheidenem Maß immer schon gewesen; Archimedes hat Nützliches erfunden, ebenso Galilei. Aber auf breiter Front begann das erst im achtzehnten Jahrhundert.
Heute begründet Intelligenz Respekt, weil sie die wichtigste Eigenschaft ist, um sozial aufzusteigen und ein hohes Einkommen zu erzielen. Genauer gesagt: Sie ist eine conditio sine qua non. Allein reicht sie nicht. Motivation, soziales Geschick, Disziplin usw. müssen dazukommen. Aber ohne Intelligenz nützt das alles nichts in einer Meritokratie.
Zitat von KaaIst Intelligenz etwas, auf das man stolz sein kann?
Ganz heimlich, für sich sozusagen, ja (eine gewisse Grundeitelkeit gestehe ich da jedem zu) ... aber die Gefahr der Selbstüberschätzung ist dabei immens groß.
Zitat von KaaIst Intelligenz etwas, vor dem man Respekt haben kann?
"Kann" geht ja immer. "Sollte" wäre frickeliger und hängt sehr von der konkreten Situation ab. Gestrandet in einer "primitiven" Kultur brächte mir meine Intelligenz z.B. gar nichts. Da wäre ich erstmal der ungebildetste Dorftrottel.
Zitat von KaaMeiner Meinung nach: Nein. Ich glaube, kein Mensch hat Respekt vor menschlicher Schönheit und die meisten Menschen finden es daneben, wenn ein schöner Mensch auf seine Schönheit stolz ist. Und Intelligenz sehe ich wie Schönheit als eine Gabe. (...) Angeborene Intelligenz ist keine Leistung, ihr gebührt kein Respekt.
Hehe, also wenn sie Intelligenz als "angeboren", mithin genetisch vorgeprägt ansehen, könnten sie mächtig Ärger mit politisch korrekten Gutmenschen bekommen. Aber sie haben da m.E. durchaus Recht und auch der Quervergleich zu Schönheit passt.
Nur ... beide Eigenschaften zu beurteilen liegt im Auge des Betrachters. Wenn man sich da selbst beurteilt, kann man z.B. gnadenlos falsch liegen, oder ob der herausgestellten Arroganz jede Menge Sympathiepunkte einbüßen.
Wenn ich jetzt also Schönheit als Außenstehender bewerten soll nötigt sie mir nun nicht gerade Respekt ab, aber immerhin Anerkennung ... auch wenn sie keine eigene Leistung darstellt. Denn, auch eine exorbitante genetische Grundausstattung bringt nix, wenn man nix draus macht. Frisur, Klamotten, Stil, Lebensführung, was auch immer...
Intelligenz ist da aber was grundsätzlich anderes. Während das Leben ja beharrlich an der Schönheit knabbert, addiert es der Intelligenz (von mir aus auch der Weisheit) beständig etwas hinzu. Intelligente Menschen nötigen mir da schon Respekt ab.
Wann halte ich jemanden für intelligent?
Wenn er mir geistig etwas vorraus hat, oder mir zumindest ebenbürtig ist. Das muss nicht nur die IQ-Intelligenz sein, auch Bauernschläue, Listigkeit, Gewitztheit oder Altersweisheit können mich staunen machen. Da "schaue ich auf" und empfinde Respekt. Während ich von der Schönheit anderer ja nicht profitieren kann, steigert der Umgang mit intelligenten Menschen (oder ihren Werken) ja unmittelbar meine eigene geistige Leistungsfähigkeit und erweitert meinen Horizont, daher sind sie alle ja auch eine Art Lehrer für mich ... also Respektspersonen.
Wie erkenne ich Intelligenz?
Jedenfalls nicht an gesellschaftlichen Positionen, und leider auch nicht mehr an der genossenen Schulbildung. Heutige Abiturienten/Studenten/Akademiker kann man teilweise leider in der Pfeife rauchen. Ich erkenne sie aber an ihren Worten (womit nicht exzessiver Gebrauch von Fremdworten und lat./griech. Zitate gemeint ist) und an ihrer Reflexionsfähigkeit. Auch die Zurückhaltung in Diskussionen, bis eine eigene formulierbare Meinung entstanden ist, zeugt für mich von Intelligenz.
Tja, also ich finde schon, dass der Intelligenz Respekt gebührt.
Herzlich, Calimero
---------------------------------------------------- ... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.
Zitat von KaaUnd da habe ich mehrmals erlebt, daß Menschen vollkommen unverständlich reagiert haben. Ich dachte lange Zeit, sie würden glauben, ich würde angeben. ... sondern bezüglich mancher Reaktionen. Sie sind mir ein Rätsel.
Ich halte es schon für problematisch, es auch nur in einem Nebensatz zu erwähnen - jedenfalls im Rahmen einer Auseinandersetzung, wie milde sie auch sein mag. Denn wenn man es sagt, drückt man doch damit aus, daß man meint intelligenter als der Gesprächspartner zu sein. Sonst würde man das Thema nicht ansprechen oder z.B. "..ich bin ja nicht so wahnsinnig intelligent, aber.." sagen. Wenn man es also dennoch sagt, kann das für den Gesprächpartner bedeuten "du brauchst dich nicht anzustrengen, ich kann die Dinge ja doch besser beurteilen".
Der zweite Punkt ist auch, daß die Intelligenz wirklich nur ein Merkmal von mehreren ist. Wenn man sich mich mit einem Thema schon länger beschäftigt, "darf" man dafür etwas weniger intelligent sein und kommt dennoch zum gleichen Ergebniss. Oder sogar einem richtigeren. Auch deswegen entfällt ein nachvollziehbarer Grund, die Intelligenz zu erwähnen.
Ich meine also auch - die Intelligenz liegt (wie auch natürlich die Schönheit) im Auge des Betrachters, und dort sollte man sie auch besser lassen
Zitat von Zettel Respekt basiert auf der Anerkennung von Überlegenheit.
Lieber Zettel
Da ging mir ein Lichtlein auf. Ich glaube, das ist tatsächlich meistens so.
Ich respektiere in diesem Sinne die Überlegenen schon auch, bei einem LKW der gegen die Verkehrsregeln fährt, beharre ich nicht auf meiner Vorfahrt. Und einem schlechtgelaunten Gorilla sage ich nicht, er soll höflich sein.
Es gibt aber noch eine moralische Form von Respekt, etwas, das man an einem anderen gut findet und ihm anerkennt. Wenn jemand trotz Schmerzen freundlich ist, wenn jemand 20 Jahre die Schwiegermutter pflegt. Wenn jemand einen Betrieb gut führt, oder bei Pleite wieder aufsteht und einen neuen aufbaut. Wenn jemand aus seinen Fehlern lernt. Wenn es jemandem gelingt, schlechte Eigenschaften, wie zum Beispiel Explosivität, Unfreundlichkeit, Unpünktlichkeit abzulegen. All das hat etwas mit Leistung zu tun, und nicht nur mit Erfolg.
Und das respektiere ich, wenn jemand durch sein Bemühen Erfolg hat, in jedem Bereich. Das finde ich richtig gut. Oder auch, wenn sich jemand immer weiter bemüht, weil er noch keinen Erfolg hatte. Es ist mir nicht wichtig, ob ich den Bereich gut finde, sondern daß jemand sich anstrengt, Strategien entwickelt, Rückschläge verarbeitet um Erfolg zu haben, ist das, was ich respektiere. Ich respektiere also etwas Inneres in dem Menschen.
Zitat von Zettel Heute begründet Intelligenz Respekt, weil sie die wichtigste Eigenschaft ist, um sozial aufzusteigen und ein hohes Einkommen zu erzielen. Genauer gesagt: Sie ist eine conditio sine qua non. Allein reicht sie nicht. Motivation, soziales Geschick, Disziplin usw. müssen dazukommen. Aber ohne Intelligenz nützt das alles nichts in einer Meritokratie.
Dummerweise reicht sie manchmal schon alleine. Diese Leute sind irgendwie leer. Diese Leute kann ich nicht respektieren. Leute, die ihre mit Intelligenz nichts machen, respektiere ich nicht. Intelligenz ist tatsächlich keine Eigenschaft, die bei mir dazu führt, daß ich jemanden respektiere oder nicht respektiere.
Und ich glaube auch, daß es immer noch möglich ist, mit durchschnittlicher Intelligenz aber einigen der Eigenschaften wie Menschenkenntnis, Handlungsbereitschaft, viel Arbeit, Durchsetzungsvermögen und Gerissenheit Erfolg in den Bereichen Geld und gesellschaftlicher Anerkennung zu haben. Das finde ich zwar nicht alles gut, aber auch das respektiere ich auf die oben hoffentlich verständlich beschriebene Art. Ich respektiere Menschen, die ihre Fähigkeiten dazu einsetzen, zu erreichen, was sie wollen und darauf Mühe verwenden.
Liebe Grüße
Kaa
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Zitat von KaaDa halte ich es wie mit dem Gleichnis im NT, man muß mit seinen Talenten wuchern, daß was daraus entsteht, was Gott gut findet.
Ich bin bibeltechnisch ein Volltrottel, kann mir da jemand weiterhelfen? Insbesondere mit dem Begriff "wuchern" komme ich nicht zurecht.
Zitat von KaaAngeborene Intelligenz ist keine Leistung, ihr gebührt kein Respekt.
Das sehe ich im Prinzip auch so, mit zwei Einschränkungen:
- Wenn zur Intelligenz ein menschliches Leben dazu kommt, das sich in einer aus meiner Sicht positiven Richtung entwickelt hat, messe ich den Ansichten dieser Person ein viel größeres Gewicht bei, als den Ansichten eines Anderen. Das könnte man ja auch als "Respekt gegenüber der Intelligenz" bezeichnen, gemeint ist aber wohl "die ganze Einheit".
- Ich habe aber auch "Respekt" vor überlegenen Leistungen auf allen möglichen Gebieten, wenn man damit meint, daß man die Leistungen und alles damit Zusammenhängende annerkennt. Man muß dabei doch nicht eine Person (manchmal sogar Maschine!) als ganzes bewundern. Ich würde mir z.B. voller Respekt von Boris Becker den Aufschlag erklären lassen, nicht aber "das Leben an sich".
Ja, die zwei Punkte widersprechen sich etwas, da muß jetzt noch ein wirklich Intelligenter ran
(Ist Intelligenz etwas, auf das man stolz sein kann?)
Zitat von CalimeroGanz heimlich, für sich sozusagen, ja (eine gewisse Grundeitelkeit gestehe ich da jedem zu) ... aber die Gefahr der Selbstüberschätzung ist dabei immens groß. Calimero
Wie kann man auf etwas stolz sein, für das man nichts gemacht hat?
Zitat von CalimeroAber sie haben da m.E. durchaus Recht und auch der Quervergleich zu Schönheit passt. Nur ... beide Eigenschaften zu beurteilen liegt im Auge des Betrachters. Wenn man sich da selbst beurteilt, kann man z.B. gnadenlos falsch liegen, oder ob der herausgestellten Arroganz jede Menge Sympathiepunkte einbüßen.
Nun, von der Schönheit und der Intelligenz, die im Auge des Betrachters liegt, wollte ich gar nicht reden. Sondern von der, die gemessen werden kann :-) . Und Sie wollen vielleicht auch darüber reden, denn wenn man z.B. gnadenlos falsch liegen kann, muß es sich ja um eine objektivierbare Eigenschaft handeln. Die Schönheit des Menschen wird ja inzwischen von Psychologen auch nach Kriterien gemessen, die für alle Betrachter Schönheit als Eindruck bedingen.
Zitat von Calimero Wenn er mir geistig etwas vorraus hat, oder mir zumindest ebenbürtig ist. Das muss nicht nur die IQ-Intelligenz sein, auch Bauernschläue, Listigkeit, Gewitztheit oder Altersweisheit können mich staunen machen. ... steigert der Umgang mit intelligenten Menschen (oder ihren Werken) ja unmittelbar meine eigene geistige Leistungsfähigkeit und erweitert meinen Horizont ... Reflexionsfähigkeit ... Zurückhaltung in Diskussionen, bis eine eigene formulierbare Meinung entstanden ist ... Tja, also ich finde schon, dass der Intelligenz Respekt gebührt.
Das alles finde ich auch gut. Das meiste wirkt bei mir eher im emotionalen Bereich, ich empfinde Zuneigung zu solchen Menschen. Ich glaube, wenn Sie und ich von Intelligenz und Respekt reden, meinen wir mit diesen Begriffen leicht unterschiedliche Dinge. Es ist interessant, wie Worte verschieden behaftet sind.
Liebe Grüße
Kaa
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Zitat von Ungelt Ich halte es schon für problematisch, es auch nur in einem Nebensatz zu erwähnen - jedenfalls im Rahmen einer Auseinandersetzung,
Unbedingt, das ist unmöglich. Und bringt auch gar nichts. Weil eine Behauptung der eigenen Intelligenz im selben Rahmen stattfindet. Boris Becker könnte durchaus sagen: "Jetzt hör mal auf mich, schließlich habe ich wirklich mehr Erfahrung im Aufschlag als du" - Tennis und Behauptungen über die eigenen Tennisfähigkeiten sind in verschiedenen Rahmen. Ich meinte, es zu erwähnen als Sachverhalt der zum diskutierten Gebiet einen Zusammenhang hat.
Wie schon im vorigen Beitrag erwähnt, ich rede nicht von der Intelligenz, die im Auge des Betrachters liegt, die soll auch dort bleiben, sondern von der Intelligenz, die eben da ist, Abstraktionsfähigkeit, Problemlösungsfähigkeiten (in den verschiedenen Bereichen), Erfassen von Zusammenhängen (widerrum in verschiedenen Bereichen) und von mir aus auch Sprachkompetenz, die ja von den Psychologen zur Intelligenz gerechnet wird.
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Zitat von KaaIch meinte, es zu erwähnen als Sachverhalt der zum diskutierten Gebiet einen Zusammenhang hat.
Es ist auch da kritisch, meiner Meinung nach. Es fällt mir einfach schwer, mir jetzt eine entsprechende Situation vorzustellen, auch wenn es die natürlich geben mag. Es ist ja eine Information, die nie isoliert als zu einem Thema dazugehörig betrachtet werden kann. Sie schwingt ab diesem Zeitpunkt bei allen anderen Themen mit, die man mit der betreffenden Person diskutiert.
Zitat von Kaa...sondern von der Intelligenz, die eben da ist, Abstraktionsfähigkeit, Problemlösungsfähigkeiten (in den verschiedenen Bereichen), Erfassen von Zusammenhängen (widerrum in verschiedenen Bereichen) und von mir aus auch Sprachkompetenz, die ja von den Psychologen zur Intelligenz gerechnet wird.
Diese Intelligenz mag schon "da sein", aber das, was "gemessen" oder "dazugerechnet wird" unterliegt heftigen Schwankungen und liegt auch sehr "im Auge des Betrachters". Es ist für mich jedenfalls problematisch genug, um darauf zu vezichten, es auch im direkten Zusammenhang zu erwähnen. Aber auch wenn es real messbar wäre und ich ein auf diese Weise zustandegekommenes Resultat kennen würde, und ich auch noch "stolz" darauf sein könnte, würde ich darauf aus oben geschilderten Gründen lieber verzichten.
PS: An einer Diskussion ob/wann die gemessenen Ergebnisse "real" sind/sein können, möchte ich mich auf keinen Fall beteiligen, das Thema ist aus meiner Sicht uferlos und ich kann dazu kaum sachlich beitragen. Es ist ja auch nicht der Punkt, der bei mir im Vordergrund steht.
Zitat von KaaWie kann man auf etwas stolz sein, für das man nichts gemacht hat?
Ganz einfach, unbegründbar aus dem Inneren heraus. Wobei Stolz da aber eine arg aufgeladene Vokabel ist. Ihre Frage ist ja z.B. eine Standart-Wortstanze, wenn es darum geht, ob man stolz auf seine Nationalität sein darf. Ich sage einfach mal, dass ich auch stolz darauf bin, das Kind meiner Eltern zu sein - obwohl ich zu meiner Entstehung nun wirklich nichts beigetragen habe.
Zitat von KaaNun, von der Schönheit und der Intelligenz, die im Auge des Betrachters liegt, wollte ich gar nicht reden. Sondern von der, die gemessen werden kann :-) . Und Sie wollen vielleicht auch darüber reden, denn wenn man z.B. gnadenlos falsch liegen kann, muß es sich ja um eine objektivierbare Eigenschaft handeln.
Nein, darüber möchte ich lieber nicht reden, weil man sich bei IQ-Testergebnissen ganz schnell in einem Minenfeld wiederfindet. Mir genügt die offensichtliche Intelligenz, die ich bei bestimmten Personen selbst erkenne (oder auch nicht) vollkommen. Und, mit dem "gnadenlos falsch liegen können" meine ich tatsächlich Selbstüberschätzung. Wenn man sich und seinen eigenen Intellekt über andere erhebt, kann man ganz fix als dummer August dastehen - irgendwer ist immer cleverer, ne?
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- ... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.
Zitat von Zettel Respekt basiert auf der Anerkennung von Überlegenheit.
Da ging mir ein Lichtlein auf. Ich glaube, das ist tatsächlich meistens so.
Ich respektiere in diesem Sinne die Überlegenen schon auch, bei einem LKW der gegen die Verkehrsregeln fährt, beharre ich nicht auf meiner Vorfahrt. Und einem schlechtgelaunten Gorilla sage ich nicht, er soll höflich sein.
Es gibt aber noch eine moralische Form von Respekt, etwas, das man an einem anderen gut findet und ihm anerkennt. Wenn jemand trotz Schmerzen freundlich ist, wenn jemand 20 Jahre die Schwiegermutter pflegt.
Ja, es gibt diese zweite Form von Respekt, liebe Kaa. Dazu gehört zB auch der Respekt, den heutzutage Minderheiten einfordern; der ein wesentliches Moment der Political Correctness ist.
Wie sich die beiden Formen des Respekts zueinander verhalten, ist mir nicht ganz klar. Ich vermute aber, daß der Respekt vor dem Höhergestellten, dem Stärkeren und Klügeren die ursprüngliche Variante ist - sowohl evolutionär als auch in der kulturellen Entwicklung.
Daß auch Niederrangige, Schwache und Dümmere unter Umständen - oder auch überhaupt grundsätzlich - Respekt verdienen, ist wohl eine Erfindung der Aufklärung. Nicht des Christentums, das zwar, vor allem ganz am Anfang, viel für die Armen, auch die im Geiste, übrig hatte - aber nicht in Form von Respekt, sondern in Form von Mitleid, von Agape.
In der Aufklärung entstand der Gedanke, daß jeder Mensch als freies, autonomes, selbstverantwortliches Individuum seinen Wert hat und insofern Respekt verdient. Und zwar jetzt nicht mehr in dem Sinn, daß man zu ihm aufschaut oder sich ihm unterordnet, sondern als reziprokes Verhältnis: Ich respektiere dich, so wie ich von dir verlange, daß du mich respektierst.
Das ist im Grunde die Aussage des Kategorischen Imperativs: Wenn ich so handeln soll, daß die Maxime meines Handelns Grundlage eines allgemeinen Gesetzes sein könnte, dann heißt das ja, daß mein Handeln sich an derselben Maxime orientiert wie das Handeln aller anderen es sollte; daß wir also gleichberechtigte Bürger sind.
Du hast allerdings noch etwas anderes im Auge: Respekt nicht vor dem anderen qua autonomes Individuum, sondern aufgrund bestimmter Eigenschaften, die nur eben nicht begründen, daß er höherrangig usw. ist. Ich glaube, das ist eine Zwischenform. Es ist ein in gewisser Weise nivellierter Respekt, der zB auf Gegenseitigkeit beruhen kann. Aber es ist letztlich doch die Anerkennung eines Rangs - nur eben nicht in der Macht- oder Intelligenzhierarchie, sondern in einer moralischen Hierarchie, oder vielleicht einer der Persönlichkeitsstärke.
Freilich kommen wir da in schwieriges Terrain. Verdienen dann nicht vielleicht auch Islamisten Respekt, die sich für ihre Religion opfern? Wenn jemand trotz Schmerzen freundlich ist - ist das besonders moralisch, oder will der Betreffende vielleicht nur seine Stärke zeigen?
In meiner Jugend wurde das ausgiebig am Beispiel Albert Schweitzers diskutiert. Der galt lange Zeit als lebender Heiliger, Wenn man um 1955 Jugendliche fragte, wer ihr Vorbild sei, dann war unweigerlich Albert Schweitzer die Nummer eins. Dann begann eine Diskussion:
Wollte dieser Intellektuelle und Schöngeist nicht vielleicht nur sich selbst und anderen beweisen, daß er sogar als Urwalddoktor seinen Mann stehen konnte? Verbarg sich hinter der Nächstenliebe nicht vielleicht Egoismus, auch Egozentrik?
Zitat von Ungelt Ich bin bibeltechnisch ein Volltrottel, kann mir da jemand weiterhelfen? Insbesondere mit dem Begriff "wuchern" komme ich nicht zurecht.
Weil heute immer nur die schlechten Sachen wuchern? Das Unkraut, das Geschwür und die Zinsen, die man bezahlen muß.
Matthäus 25, 14-30. Das Gleichnis aus meiner Erinnerung. Wie es wirklich ist, kann man ja nachlesen. Ein Herr geht auf eine Reise und vertraut seinen Dienern Geld an. (Aus den erklärenden Predigten nach meiner Erinnerung: Talente sind Münzen). Zwei verdoppeln das Geld durch ihren Einsatz, der dritte vergräbt es. Als der Herr zurückkommt, lobt er die ersten zwei und schimpft den dritten, weil man die Talente nicht vergraben soll, sondern vermehren (mit ihnen wuchern).
Ich glaube, die Protestanten wuchern mit ihren Pfunden. Und "wuchern mit" verstehe ich in diesem Zusammenhang als "etwas stark vermehren".
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt
Zitat von KaaWie kann man auf etwas stolz sein, für das man nichts gemacht hat?
Liebe Kaa,
über dieses Thema gab es ja schon mal eine ausführliche Diskussion hier im Forum, und ich neige auch der umgekehrten These zu, dass man das sehr wohl kann.
Wenn man Ihre These auf die Intelligenz anwendet, kommen gar wunderliche Sachen heraus. Eine Gesellschaft, in der der Typus "Streber" die höchste Respektsstufe erreicht, anstatt - wie üblich und völlig zu Recht - am Schulhof verdroschen zu werden.
Ich gebe offen zu, ich empfinde wahnsinnige Bewunderung für Menschen, die sich eben nicht jeden Erfolg im Schweiße ihres Angesichts an der Grenze ihrer geistigen Leistungsfähigkeit erarbeiten müssen, sondern denen es einfach locker von der Hand geht, und die ihre intellektuellen Reserven nur nach Lust und Laune einsetzen. Weil diese Leute einfach eine anregende Gesellschaft sind, man viel mehr von ihnen lernen kann (wenn sie in einem Gespräch noch eine Schippe drauflegen), und weil sie meist anderen Menschen, egal ob von niedriger oder höherer Intelligenz, wesentlich gleicher begegnen als die, die sich immer durchsetzen müssen.
In Antwort auf:Angeborene Intelligenz ist keine Leistung, ihr gebührt kein Respekt.
In anderen Gebieten wird das nicht so gesehen. Da gibt es Frauenquoten, weil Frau sein anscheinend eine extrem scwierige Leistung darstellt, ein "Schwarzer" wird US-Präsident, eben weil er dunklere Hautfarbe hat, ... Meiner Erfahrung nach fordern gerade jene Respekt ein, die sich selber höchst respektlos verhalten.
Zunächst sollte geklärt werden, ob Intelligenz nur auf den Menschen beschränkt ist, oder ob es vielleicht auch eine Art künstliche Intelligenz gibt (Siehe Beitrag von Techniknörgler hier im Forum). Sollte es eine künstliche Intelligenz geben. so würde es mir persönlich schwer fallen, einer Maschine Respekt zu zollen. Die Auswirkungen einer all zu großen Huldigung der Intelligenz könnten fatale Folgen für die Menschheit haben. So befasste sich Prof. Grizmek in einer seiner TV-Sendungen einst mit der Spezialisierung im Tierreich.Giraffen mit überlangen Hälsen, Tiger mit besonders langen Zähnen (Säbelzahntiger)u.a. Sein Fazit: Alle Tierarten, die zu sehr spezialisiert waren sind ausgestorben. Die Menscheit hat sich mit der Spezialisierung auf die Intelligenz zu einem derzeit überlegenen Lebewesen entwickelt. Wird ihr das gleiche Schicksal drohen? Aussterben aufgrund zu hoher Spezialisierung? Daher mein Fazit: Respekt mit Einschränkungen - Huldigung nein!
Zitat von Manni der Libero im Beitrag #16Zunächst sollte geklärt werden, ob Intelligenz nur auf den Menschen beschränkt ist, oder ob es vielleicht auch eine Art künstliche Intelligenz gibt (Siehe Beitrag von Techniknörgler hier im Forum).
Die Anfangsthese von Kaa bezog sich eindeutig nicht auf KI. Warum "sollte" man dann "zunächst klären", ob es eine "Art Künstliche Intelligenz" gibt? Den Zusammenhang sehe ich nicht.
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