Als Fidel Castro krank wurde und dann sein Bruder Raúl die Macht übernahm, war Cuba häufig in den Schlagzeilen. Manche dachten, Raúl werde sich als ein Reformator erweisen, sozusagen ein zweiter Gorbatschow.
Er ist aber eher ein zweiter Honecker. Und Cuba steckt wirtschaftlich in einer ähnlichen Misere wie die DDR 1989. Dazu dieser Artikel, der sich, was die Fakten angeht, hauptsächlich auf eine ausgezeichnete Arbeit des Stellvertretenden Direktors der "Stiftung Wissenschaft und Politik" Günther Maihold stützt. Dank an C.K., der mich auf diesen Aufsatz aufmerksam gemacht hat.
Die Fakten also stammen aus diesem Artikel; die Bewertung habe hingegen ich zu vertreten.
In Antwort auf:Sodann arbeiten 40.000 Cubaner als Lehrer, Ärzte und "Berater" (nicht zuletzte im Militär und im Geheimdienst) in Venezuela. Sie erhalten nicht etwa selbst den Gegenwert ihrer Arbeit, sondern dieser - 4 Milliarden Euro im Jahr - wird an die cubanische Staatskasse überwiesen.
Das würde bedeuten, dass jeder Cubaner im "Auslandseinsatz" pro Jahr 100.000 EUR erwirtschaftet. Ist das realistisch?
In Antwort auf:Sodann arbeiten 40.000 Cubaner als Lehrer, Ärzte und "Berater" (nicht zuletzte im Militär und im Geheimdienst) in Venezuela. Sie erhalten nicht etwa selbst den Gegenwert ihrer Arbeit, sondern dieser - 4 Milliarden Euro im Jahr - wird an die cubanische Staatskasse überwiesen.
Das würde bedeuten, dass jeder Cubaner im "Auslandseinsatz" pro Jahr 100.000 EUR erwirtschaftet. Ist das realistisch?
Jedenfalls ist - wenn die Zahlen von Maihold stimmen - Venezuela bereit, so viel zu zahlen.
Was zum einen daran liegen könnte, daß Chávez diese Leute - vor allem in der Polizei, im Militär, im Geheimdienst - unbedingt braucht. Zum anderen dürften die betreffenden Verträge zu einer Zeit abgeschlossen worden sein, wo Venezuela vermeinte im Ölgeld zu schwimmen.
Ich erinnere mich an einen Bericht, wonach der Finanzminister damals Geldforderungen gar nicht prüfte, sondern unbesehen akzeptierte - mit der Begründung, er habe jede Menge Geld zur Verfügung.
Also Fernseher, Dampfkocher, Videorecorder etc durften die Kubaner schon immer privat besitzen - und so ziemlich jeder kubanischer Haushalt mit Stromanschluss verfuegt uber diese Dinge. Es war verboten bzw wurde mit hohen Zoellen belegt wenn man diese Dinge (und alle anderen Elektroartikel bspw) privat einfuehren wollte. In Kuba gab es sie allerdings ganz legal fuer jedermann zu kaufen, importiert von einer Staatsfirma die natuerlich nochmal rund 200% auf den Preis aufschlug.
Was die Aerzte und Lehrer in Venezuela betrifft, mag sein dass sie nicht den "vollen Gegenwert" ihrer Arbeit dort erhalten, aber diese Jobs sind dennoch begehrt - in Venezuela koennen sie sich mit vielem eindecken das es in Kuba nicht gibt oder schwer zu bekommen ist und nachdem sich die Aerzte etc in 'mision oficial' in Venezuela befinden duerfen sie alles ohne Zoll und Gebuehren nach Kuba einfuehren.
Lebensmittelmarken, die sog. 'libreta' gibt es auch schon seit Jahrzehnten, das ist nix Neues.
Zitat von john jAlso Fernseher, Dampfkocher, Videorecorder etc durften die Kubaner schon immer privat besitzen - und so ziemlich jeder kubanischer Haushalt mit Stromanschluss verfuegt uber diese Dinge. Es war verboten bzw wurde mit hohen Zoellen belegt wenn man diese Dinge (und alle anderen Elektroartikel bspw) privat einfuehren wollte. In Kuba gab es sie allerdings ganz legal fuer jedermann zu kaufen, importiert von einer Staatsfirma die natuerlich nochmal rund 200% auf den Preis aufschlug.
Meine Quelle, lieber John, ist ein Artikel von Manuel Roig-Franzia in der Washington Post vom 29. März 2008. Darin heißt es unmißverständlich:
Zitat von Washington PostSince succeeding his ailing brother Feb. 24, Raúl Castro has set about legalizing products and services that Cubans have been forced to acquire through stealth and guile on the black market. Besides lifting the cellphone restrictions, Castro has quietly ended a ban on personal purchases of some electronic items, including computers, video players, all sizes of televisions, pressure cookers, electric rice cookers, electric bicycles and car alarms. The ban will be lifted Tuesday, according to a commerce ministry resolution that has not been mentioned in the state-run media.
Das widerspricht dem, was Sie schreiben. Könnten Sie bitte Ihre Quelle angeben? Allerdings hatte ich im Blog geschrieben, es sei verboten gewesen, diese Waren zu besitzen. Es war aber laut Washington Post nur verboten, sie zu kaufen. Möglicherweise wurde also der Besitz eines solchen Geräts, wenn man es sich auf dem Schwarzen Markt besorgt hatte, nicht verfolgt. Ich habe das in dem Artikel jetzt präzisiert.
Zitat von johnjWas die Aerzte und Lehrer in Venezuela betrifft, mag sein dass sie nicht den "vollen Gegenwert" ihrer Arbeit dort erhalten, aber diese Jobs sind dennoch begehrt - in Venezuela koennen sie sich mit vielem eindecken das es in Kuba nicht gibt oder schwer zu bekommen ist und nachdem sich die Aerzte etc in 'mision oficial' in Venezuela befinden duerfen sie alles ohne Zoll und Gebuehren nach Kuba einfuehren.
Ja, das kann ich mir gut vorstellen. In einem Land auf dem Weg in den Sozialismus lebt es sich halt immer noch besser als in einem Land, das den Sozialismus schon erreicht hat.
Zitat von johnjLebensmittelmarken, die sog. 'libreta' gibt es auch schon seit Jahrzehnten, das ist nix Neues.
Da haben Sie Recht, und ich danke Ihnen für die Korrektur. Mir ist da ein Irrtum unterlaufen. Es hätte heißen müssen, daß die Zuteilungen auf Lebensmittelkarten halbiert wurden. Ich werde das ändern.
Kuba stärkt privatwirtschaftliche Elemente in der Landwirtschaft.
Zitat von St. Petersburg TimesCuba is hoping that private farmers can literally plow the island out of a huge $11 billion trade deficit this year caused by rising food import costs and falling exports. The policy marks a major shift away from inefficient state farms that once occupied the lion's share of the island's agricultural land.
...
Cuba produces barely 30 percent of the food it needs, due to an acute lack of resources and the inefficiency of its state farm sector. About 250,000 small family farms and 1,100 cooperatives till only about one-quarter of the land, yet still manage to outperform the state farms, producing almost 60 percent of crops and livestock, according to official figures.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von GorgasalKuba stärkt privatwirtschaftliche Elemente in der Landwirtschaft.
Zitat von St. Petersburg TimesCuba is hoping that private farmers can literally plow the island out of a huge $11 billion trade deficit this year caused by rising food import costs and falling exports. The policy marks a major shift away from inefficient state farms that once occupied the lion\'s share of the island\'s agricultural land. ... Cuba produces barely 30 percent of the food it needs, due to an acute lack of resources and the inefficiency of its state farm sector. About 250,000 small family farms and 1,100 cooperatives till only about one-quarter of the land, yet still manage to outperform the state farms, producing almost 60 percent of crops and livestock, according to official figures.
Es gab das ja auch einmal in der DDR. NÖSPL hieß das glaube ich - "Neue ökonomische Politik der Planung und Leitung" oder so ähnlich.
Immer, wenn der Kommunismus ökonomisch aus dem letzten Loch pfeift, hat jemand diese Idee, ein bißchen mehr Privatinitiative zu erlauben. Nur bedeutet das natürlich immer auch, daß der Staat ein Stück Macht verliert.
Und das können sich die cubanischen Kommunisten gerade jetzt nicht leisten. Wenn Fidel Castro stirbt, wird es natürlich erst eine gewaltige Trauer um den Comandante en Jefe geben, und dann wird es rund gehen. Ich denke, dann wird die Kommunisten nur noch der schiere Machterhalt interessieren.
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