Ich denke, über das US-Gesundheitssystem lässt sich trefflich diskutieren, und mache einfach einmal den Anfang, indem ich einen FAZ-Artikel fiske, der so ziemlich jedes Stück conventional wisdom bringt:
http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437B...tml?rss_politik
Zitat von FAZ
An der Notwendigkeit einer Gesundheitsreform kann freilich kein Zweifel bestehen. Das hat nicht nur mit jenen schätzungsweise 46 Millionen Menschen zu tun, die keine Krankenversicherung haben.
Diese gern kolportierte Zahl von 46 Millionen unversicherten Einwohnern ist problematisch:
http://spectator.org/archives/2009/03/20...-the-46-millionhttp://keithhennessey.com/2009/04/09/how...from-taxpayers/Hinzu kommt, dass auch Nichtversicherte gesetzlichen Anspruch auf Versorgung in den
Emergency Rooms der Krankenhäuser haben. Das ist dann sicher nicht besonders schön, und die Kliniken versuchen natürlich, ihr Geld zurückzuholen, aber immerhin.
Zitat von FAZ
Die Amerikaner sind auch nicht so gesund wie Bürger anderer Länder, obwohl sie mit Abstand am meisten Geld für Erhalt und Wiederherstellung ihrer Gesundheit ausgeben.
Die Gesundheit hängt massiv vom
lifestyle ab, und auch das beste Gesundheitssystem wird die Vorliebe für ungesunde Nahrung nicht bannen können (immerhin kommt die FAZ darauf noch zu sprechen). Darüber hinaus sind beispielsweise die Überlebenschancen nach Krebs in den USA höher als in vielen europäischen Ländern:
http://mjperry.blogspot.com/2009/08/us-v...and-cancer.htmlZitat von FAZ
Die Säuglingssterblichkeit in den Vereinigten Staaten beispielsweise ist höher als die im kommunistischen Kuba.
Glaubt die FAZ auch noch anderen Statistiken aus Kuba?
Die Säuglingssterblichkeit ist notorisch schwierig zu vergleichen, weil verschiedene Länder recht unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was eine Lebendgeburt ist, und die Anzahl der Lebendgeburten geht als Nenner in die Berechnung der Säuglingssterblichkeit ein - Totgeburten gehen umgekehrt nicht in den Zähler ein. Siehe das hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Infant_mort...mortality_ratesZitat von FAZ
Die Vorgaben Obamas an den Kongress weisen darum durchaus in die richtige Richtung: Nach Möglichkeiten zu suchen, wie Nichtversicherten der Schutz einer Krankenversicherung gewährt werden kann; und sicherzustellen, dass die Kosten für Behandlung und Arzneimittel wenn nicht fallen, so doch zumindest nicht mehr schneller klettern als die allgemeine Teuerung.
Wie oben schon geschrieben, werden auch Nichtversicherte behandelt. Und warum sollten die Gesundheitskosten nicht schneller steigen als die allgemeine Teuerung? Wenn andere Sachen billiger werden, haben wir mehr Geld für die Gesundheit, das ist nicht abnormal, sondern gut. Seit 1900 sind auch in Deutschland die Ausgaben für Strom deutlich schneller gestiegen als die Teuerung, und das liegt daran, dass es vorher einfach kaum Elektrifizierung gab.
Zum Vorschlag einer
Public Option, einer staatlichen Versicherung, die mit privaten Versicherungen konkurriert: Kritiker bemängelten, dass ein staatlich alimentiertes Unternehmen die Privatwirtschaft wegkonkurrieren würde, und Obama verwies darauf, dass UPS und FedEx ganz gut neben der US-Post existieren.
Zitat von FAZ
Sein Verweis auf den Paketdienst, wo seit Jahren private Anbieter mit dem U. S. Postal Service (USPS) um die Gunst der Kunden buhlen, taugte nicht als erfolgreiches Modell.
Die FAZ weist allerdings nicht darauf hin, dass UPS und FedEx wie in Deutschland keine Briefe (
first class mail) zustellen dürfen, ein Briefmonopol also. Dürfen dann irgendwann private Krankenversicherungen auch keine Grippeschutzimpfung zahlen, sondern nur noch die
Public Option?