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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 3 Antworten
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Reader Offline



Beiträge: 803

23.09.2006 20:14
Ian BURUMA über Theo van Gogh und Günter Grass Antworten

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THE WASHINGTON POST
BOOK WORLD
Sunday, September 24, 2006; Page BW03

Bitter Ironies
When a furious young Muslim slit the throat of a provocative Dutch filmmaker, Holland reeled with shock.
Reviewed by Peter Beinart, Page BW03

MURDER IN AMSTERDAM
The Death of Theo van Gogh And the Limits of Tolerance
By Ian Buruma
Penguin Press. 278 pp. $24.95

Link: http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/con...6092101244.html




Ian Buruma hat vor kurzem über Günter Grass im New Yorker geschrieben:

WAR AND REMEMBRANCE
Shrouded by the Günter Grass controversy is an extraordinary new memoir.
by IAN BURUMAIssue of 2006-09-18
Posted 2006-09-11

Link: http://www.newyorker.com/critics/content...918crat_atlarge

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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.09.2006 16:19
#2 RE: Ian BURUMA über Theo van Gogh und Günter Grass Antworten

Zitat von Reader
Ian Buruma hat vor kurzem über Günter Grass im New Yorker geschrieben:
WAR AND REMEMBRANCE
Shrouded by the Günter Grass controversy is an extraordinary new memoir.
by IAN BURUMA


Zitat aus der Rezension:
:By deliberately mixing the characters from his fictions and his real life, he gives us a glimpse into the mind of the novelist. It is as though little Oskar Matzerath of "The Tin Drum," who lived in Danzig and stopped growing at the age of three, were as real to him as little Günter Grass. And in a way, of course, he is. Sometimes, when describing himself in the past, Grass switches to the third person, as though his old self were just another figment of his literary imagination.


So ist es ja. Unsere Biographie ist eine Konstruktion, die eine Rekonstruktion zu sein versucht, wenn man ehrlich ist.

Wer exakte Memoiren schreiben will, der kann das nur, indem er alle Fakten anhand von Dokumenten nachprüft oder nachprüfen läßt. Sonst wird sich immer Fact und Fiction mischen. Gerade die klarsten Erinnerungen sind oft die objektiv fragwürdigsten - denn sie sind deshalb klar, weil man sie sich immer wieder vergegenwärtigt hat, und bei jeder Vergegenwärtigung ändert sich auch die Erinnerung.



Ein anderer interessanter Aspekt: Die Realität, die für den Romancier seine Figuren gewinnen. (Den Romancier, nicht jeden Erzähler - er muß lange genug mit den Figuren "gelebt haben").

Arno Schmidt hatte für sein nicht vollendetes Buch "Julia" laut Konzept ein Kapitel: "Begegnung mit den Gestalten meiner Bücher" vor (aus dem Gedächtnis zitiert, ergo ... ).

Martin Walser spricht auch oft von seinen Gestalten wie von lebenden Menschen. Er sagt, die Gestalt XYZ habe so und so handeln müssen - da konnte der Schriftsteller gar nichts daran ändern.



Übrigens ist es ja bei wissenschaftlichen Theorien ähnlich. Sie sind Kopfgeburten. Aber haben sie erst einmal den Kopf verlassen, dann stehen sie dem Wissenschaftler als etwas Reales mit seiner eigenen inneren Logik gegenüber.



Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.09.2006 21:01
#3 RE: Ian BURUMA über Theo van Gogh und Günter Grass Antworten

Zitat von Reader
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THE WASHINGTON POST
BOOK WORLD
Sunday, September 24, 2006; Page BW03
Bitter Ironies
When a furious young Muslim slit the throat of a provocative Dutch filmmaker, Holland reeled with shock.
Reviewed by Peter Beinart, Page BW03
MURDER IN AMSTERDAM
The Death of Theo van Gogh And the Limits of Tolerance
By Ian Buruma


Sehr interessant - ein Amerikaner, gebürtiger Holländer, nimmt den Mord an van Gogh zum Anlaß, um über Holland zu schreiben. Aus der Rezension:
He portrays a society that may seem bland and proper but has a thirst for vicious satire. When van Gogh, in shocking terms, accused Muslims of bestiality and claimed a Jewish antagonist was sexually aroused by the Holocaust, Buruma argues that he was tapping into a peculiarly Dutch tradition: a blend of venom and irony in which you can say virtually anything as long as you do so with a wink. It is partly that ironic culture -- politics less as persuasion than as theater -- that Buruma argues is being contested in Holland today.

Eine Gesellschaft ist Holland, schreibt, Buruma, in der man fast alles sagen kann - auch Anstößigstens -, solange man es mit einem Augenzwinkern tut, aus ironischer Distanz.

Ich kann das aus meiner Erfahrung bestätigen: Holland, so wie ich es jedenfalls kennengelernt habe, ist eine seltsam theatralische Gesellschaft. Nicht wie die italienische, mit Spaß an der Pose, an der spielerischen Selbstdarstellung. Sondern man befindet sich sozusagen gemeinsam in der Rolle des Theaterzuschauers - und sieht sich dieses Welttheater mit der distanzierten Gelassenheit desjenigen an, der ja selbst nicht mitspielt.

Mit Holländern kann man wunderbar blödeln, sehr schnell einen oberflächlichen Kontakt bekommen. Was sie wirklich denken, ist meist schwer herauszufinden.



Weiter heißt es in der Rezension:
For jihadist fanatics such as Bouyeri and the pursuers of Salman Rushdie, insulting Islam is a crime that merits death. But interestingly, it is not merely jihadists who distrust the Dutch ironic style. So do passionate anti-Islamists, such as the Somali-born feminist Ayaan Hirsi Ali, who denounce Dutch society for not taking politics seriously enough, for not acknowledging the life-or-death struggle between Enlightenment values and fanatical Islamism taking place on their soil.


Die Holländer werden beschuldigt, nicht ernsthaft genug zu sein, nicht zu erkennen, daß es beim Kampf gegen den Islamismus sozusagen um Leben und Tod gehe.

Ja, das ist so. Die Holländer sind halt nicht - wie viele Deutsche sich das denken - ein Volk von Käseherstellen und Tulpenzüchtern. Sie sind vor allem Händler - mit allen Wassern gewaschene Händler. Ein Händler, der ständig seine politischen und ethischen Überzeugungen verkündet, wird selten Erfolg haben. Hollands und Toleranz und Liberalität ist die natürliche Haltung eines Volks, das über Jahrhundert dadurch reich wurde, das es gekauft, gehandelt, verkauft hat.


Reader Offline



Beiträge: 803

25.09.2006 23:53
#4 Interview mit: Ian BURUMA Antworten


Auf der Suche nach jenem Artikel, den Buruma kurz nach dem Mord an van Gogh für das New Yorker Magazine geschrieben hat, bin ich auf dieses Interview gestoßen:

"Sie müssen anerkennen, dass die Taten im Namen des Islam begangen werden"
Rüdiger Suchsland 10.09.2006
Nach 9/11: Ian Buruma über "Fertig-Identitäten", die Zukunft der Demokratie und unser Verhältnis zum Islam

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23521/1.html

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