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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 13 Antworten
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 Pro und Contra
Wolfgang63 Offline



Beiträge: 2

06.09.2009 14:56
Abschaffung der Steuerklasse 5 Antworten

Im FDP Wahlprogramm steht, dass die Steuerklasse 5 abgeschafft werden soll. Kein FDPler hat mir bisher überzeugend erklären können, warum das sinnvoll sein soll.

Bei Steuerklasse 3 und 5 einerseits und 4 und 4 andererseits geht es nur um die monatlichen Steuervorauszahlungen des Arbeitnehmers.
Einen besonderen Vorteil der Steuerklasse 3 und 5 haben Alleinverdiener oder wenn ein Partner relativ wenig verdient.

Das FDP-Modell kennt keine Steuerklasse. Bei einem kinderlosen Ehepaar bekommen beide 8004 Euro Freibetrag. Wenn beide annähernd gleich viel verdienen, ist das in Ordnung. Wenn aber beispielsweise nur einer verdient, bekommt er nur seine eigenen Freibeträge und nicht die Freibeträge des Ehepartners. Die gehen bei den monatlichen Steuerzahlungen verloren. Erst mit dem Lohn- oder Einkommensteuerausgleich im nächsten Jahr werden die Freibeträge des Ehegatten angerechnet.
Die FDP argumentiert, dass mit dem Fortfall der Steuerklasse 5 die Arbeitsaufnahme von nichtverdienenden Ehepartnern angereizt werden soll. Dafür sollen Alleinverdiener so bestraft werden?

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2009 17:46
#2 RE: Abschaffung der Steuerklasse 5 Antworten

Zitat von Wolfgang63

Die FDP argumentiert, dass mit dem Fortfall der Steuerklasse 5 die Arbeitsaufnahme von nichtverdienenden Ehepartnern angereizt werden soll. Dafür sollen Alleinverdiener so bestraft werden?



Hm, Steuern sollten eigentlich überhaupt nicht bestrafend, oder alimentierend wirken. Ich verstehe dieses Ehegattensplitting eh nicht. Verheiratet zu sein bedeutet ja nun keine persönliche Leistung.
Steuern sollten lediglich den Beitrag eines Bürgers für den Erhalt des Allgemeinwesens darstellen, nicht mehr. Die unsinnigen "Steuererleichterungen", die die Politik nach jeweiligem Gusto verteilt, zementiert nur die "gefühlte Wichtigkeit" der gerade Regierenden. Sorry, ich präferiere die "Flat-Tax" für alle und würde am liebsten "den Zehnten" wieder eingeführt sehen.

Dann hätten die Politkasper auch endlich weniger "Gestaltungsspielraum".

Beste Grüße, Calimero

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... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.09.2009 18:07
#3 Das Ehegatten-Splitting ist vernünftig Antworten

Zitat von Calimero
Ich verstehe dieses Ehegattensplitting eh nicht. Verheiratet zu sein bedeutet ja nun keine persönliche Leistung.


Nein, aber es bedeutet, lieber Calimero, eine persönliche Verpflichtung. Der Verheiratete ist zum Unterhalt des Ehepartners verpflichtet. Die beiden "Ehegatten", wie das juristisch heißt, werden also als eine wirtschaftliche Einheit behandelt. Das gilt insbesondere dann, wenn - was die Regel ist - mit der Heirat eine Zuerwerbsgemeinschaft vereinbart wird. Alles, was jeder verdient, gehört dann zu gleichen Anteilen beiden.

Wenn das so ist, dann erscheint es mir auch logisch, daß die Ehegatten auch steuerlich als eine Einheit behandelt werden. Beide haben gleichen Anteil am gemeinsam erwirtschafteten Einkommen. Beide zahlen also einen gleichen Anteil an den darauf entfallenden Steuern.

Allenfalls wenn Gütertrennung vereinbart ist, könnte man an eine andere Regelung denken. Aber selbst dann besteht ja die Unterhaltspflicht unverändert fort. Jeden gehört dann zwar das, was er verdient; aber er muß dem anderen soviel davon abgeben, wie dieser als "angemessenen Unterhalt" benötigt. Also auch da werden die beiden Ehegatten vom Gesetz als eine wirtschaftliche Einheit behandelt.

Herzlich, Zettel

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2009 18:53
#4 RE: Das Ehegatten-Splitting ist vernünftig Antworten

Das Prinzip, lieber Zettel, ist mit durchaus bekannt. Aber es stammt aus einer Zeit, als die Ehe noch die einzig gesellschaftlich anerkannte Form des Zusammenlebens darstellte.
Heute wird ohne Trauschein zusammengelebt, oder man trennt sich nach ein paar Ehejahren durchaus wieder. Eine Zugewinngemeinschaft vom Altar bis zur Bahre ist ja heute doch eher eine Seltenheit. Das Modell: Vati verdient und Mutti hütet die Kinder, ist ja glücklicherweise obsolet. Zudem müssen in den meisten Familien beide Partner arbeiten, weil sonst das Geld nicht reicht.

Was unterscheidet denn mich in meiner Paarbeziehung von einem Ehemann? Die Steuerklasse! Ich bestreite den Unterhalt mit Steuerklasse 1 derzeit allein und könnte durch Heirat ein paar hundert Euro im Monat an Steuern sparen. Meine Freundin studiert und arbeitet derzeit für kleines Geld nebenbei (ist finanziell nicht nötig, mehr, weil es ihr Spaß macht).

Wenn sie ihr Studium abgeschlossen hat, und wir verheiratet wären, würde sie schon beim Einstiegsgehalt mit extremer Steuerbelastung starten. Das ist doch ungerecht und motiviert nicht unbedingt!
Zudem würde sie dadurch in einer gewissen Abhängigkeit von mir gehalten, der sie aber flugs durch Scheidung entgehen könnte (staatliche Lohnerhöhung).

Ich will beides nicht. Keine Abhängigkeit und keine finanzielle Motivation die Ehe zu beenden (Unterhaltspflichtig wäre ich danach ja trotzdem).

Beste Grüße, Calimero

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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.09.2009 19:20
#5 RE: Das Ehegatten-Splitting ist vernünftig Antworten

Zitat von Calimero
Was unterscheidet denn mich in meiner Paarbeziehung von einem Ehemann? Die Steuerklasse!


Die auch, lieber Calimero. Vor allem aber unterscheidet Sie vom Verheirateten, daß sie nicht unterhaltspflichtig sind und daß Ihr Gehalt Ihnen gehört und nicht zur Hälfte Ihrer Freundin bzw. dann Frau.

Wenn man das Splitting abschaffen will, dann wäre es konsequent, nur noch Gütertrennung zuzulassen und jede Unterhaltsverpflichtung zu streichen. Verheiratete hätten dann denselben Status wie Ledige. Die Heirat wäre nur noch eine Zeremonie, wie heute schon die Verlobung, die keine rechtlichen Folgen hat (oder gibt es noch das Kranzgeld?).

Ich weiß, daß bei einer "eheähnlichen Gemeinschaft" bei der Beantragung von Sozialhilfe eine gegenseitige Unterhaltspflicht als gegeben angesehen wird. Aber das gilt eben nur für diesen Fall. Bei einer Trennung hat zum Beispiel kein Partner Unterhaltsansprüche gegenüber dem anderen Partner.

Jedenfalls nach meiner Kenntnis; ich habe jetzt nicht recherchiert. Falls ich mich irre, bitte ich um Korrektur.

Herzlich, Zettel

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2009 20:00
#6 RE: Das Ehegatten-Splitting ist vernünftig Antworten

Zitat von Zettel

Wenn man das Splitting abschaffen will, dann wäre es konsequent, nur noch Gütertrennung zuzulassen und jede Unterhaltsverpflichtung zu streichen. Verheiratete hätten dann denselben Status wie Ledige. Die Heirat wäre nur noch eine Zeremonie, wie heute schon die Verlobung, die keine rechtlichen Folgen hat (...).



Richtig, lieber Zettel, das wäre die Konsequenz. Und so fände ich es okay.

Wir leben doch, zum Glück, in einer Gesellschaft der Individuen. Egal ob Männlein oder Weiblein - jeder hat alle Chancen offen. Von der Bildung über die Berufs- bis zur Partnerwahl. Alles kann, nix muss.

Wenn sich jetzt zwei Individuen zusammentun, dann machen die das aus freien Stücken. Was hat der Staat damit zu tun? Wenn sie sich jetzt wieder trennen, tun sie das auch aus freien Stücken. Was hat der Staat damit zu tun?
Die Gütertrennung wird doch mittlerweile ganz normal per beidseitiger Vereinbarung gehandhabt; wer will, kann es auch mittels Vertrag regeln.

Außer für konfessionell gebundene Paare ist die Ehe doch eh nur noch eine Zeremonie mit Vertragsabschluss, welcher jederzeit widerrufen werden kann. Steuervorteile locken, Unterhaltsverpflichtungen schrecken (vor allem die Männer) ab. Was soll der Quatsch eigentlich noch, und was hat der Staat da zu schaffen?

Ich habe jetzt bewusst polemisiert, weil ich die Ehe immer noch als etwas sehr Schönes und Erhaltenswertes ansehe ... aber gesellschaftlich gesehen ist sie eigentlich ein Atavismus, der vom Staat mit Zuckerbrot und Peitsche reguliert wird.

Um es nicht zu lang zu machen: Wir sind eine Gesellschaft von Individuen, wo nicht Fräulein Eva X durch Heirat zu Frau Adam Y wird und das finde ich gut so. Aber dann muss man auch konsequent die Individuen betrachten (besteuern) und nicht irgendwelche temporären Zugewinngemeinschaften.

Beste Grüße, Calimero

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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.09.2009 20:17
#7 Ist die Ehe ein Atavismus? Antworten

Zitat von Calimero
Ich habe jetzt bewusst polemisiert, weil ich die Ehe immer noch als etwas sehr Schönes und Erhaltenswertes ansehe ... aber gesellschaftlich gesehen ist sie eigentlich ein Atavismus, der vom Staat mit Zuckerbrot und Peitsche reguliert wird.

Um es nicht zu lang zu machen: Wir sind eine Gesellschaft von Individuen, wo nicht Fräulein Eva X durch Heirat zu Frau Adam Y wird und das finde ich gut so. Aber dann muss man auch konsequent die Individuen betrachten (besteuern) und nicht irgendwelche temporären Zugewinngemeinschaften.


Ich weiß nicht, lieber Calimero.

Ich weiß nicht, ob die Entwicklung wirklich in diese Richtung geht. In der gesellschaftlichen Enwicklung gibt es ja oft eher ein Pendel, das hin- und herschwingt, als einen andauernden Trend in eine Richtung. Vielleicht ist in zwei, drei Generationen die Ehe wieder angesagt, wer will das wissen?

Und ich weiß zweitens nicht, wie ich das beurteilen soll. Es gibt so gut wie keine Kultur, die nicht das Institut der Ehe kennt. Warum ist das so? Ist eine Gesellschaft stabil, in der es nur noch für sich selbst und niemanden sonst verantwortliche Individuen gibt? Ist eine Gesellschaft stabil, in der den biologischen Unterschieden zwischen Männern und Frauen keine Rechnung mehr getragen wird?

Und von solchen funktionellen Überlegungen abgesehen: Würde die Mehrheit der Menschen in einer solchen Gesellschaft des "jeder für sich selbst" glücklich werden?

Mir ist immer wieder aufgefallen, daß bei Befragungen von Jugendlichen nach ihren Zielen ganz oben steht, eine Familie zu gründen. Ob sie das dann wirklich tun und ob die Ehe hält, ist eine andere Frage. Jedenfalls wünschen sie es sich. So wie alle jungen Menschen zu allen Zeiten, in allen Kulturen.

Wer sind wir eigentlich, daß wir das abschaffen wollen, was alle anderen Kulturen offenbar für sinnvoll halten und gehalten haben?

Herzlich, Zettel

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2009 21:06
#8 RE: Ist die Ehe ein Atavismus? Antworten

Lieber Zettel,

sie sprechen mir da aus der Seele. Diese Geschichte ist ein Fall für meinen persönlichen "liberal-konservativen Vermittlungsausschuss".

Der Konservative in mir sieht, dass es gewisse Werte gibt, die sich über Jahrtausende bewährt haben, und die man nicht leichtfertig auf dem Altar des Zeitgeistes opfern sollte. Der Liberale in mir sieht, dass kein Individuum benachteiligt, oder über Gebühr gefördert werden sollte ... schon garnicht durch ein Staatswesen, welches "mit Geld von anderen" agiert.

Wenn ich mir das Konstrukt "Ehe" so angucke, dann ist es (ohne jetzt Recherche betrieben zu haben) ein Konstrukt, in dem "der Patriarch" seine Tochter einem Mann übergibt (um die Hand anhalten), damit sie ihrem Mann (in jeder Hinsicht) zu Diensten ist, und er wie auch seine Familie, der Familie der Braut fürderhin freundschaftlich verbunden ist.

Die Frau war da immer Verfügungsmasse. Es gibt genug Geschichten (Homer et. al.) darüber, und man kann es heute noch in Echtzeit in islamischen Familien sehen. Soetwas muss ich ablehnen, es widerstrebt meinem liberalen Weltbild.

Andererseits ist die Verbindung von zwei Menschen die Keimzelle einer Familie und damit der kleinsten Gruppe von Bürgern. Diese sollte geschützt und "ganz konservativ" auch gegenüber Gesellschaftsexperimenten verteidigt werden.

Wir haben in Deutschland das Patriarchat ausgemerzt (und holen es uns unsinnigerweise aus dem nahen Osten wieder rein) und den Schutz der Frauen staatlicherseits garantiert. Hier wird keine "verstoßene Ehefrau" betteln müssen, weil sie auch aus der Familie verstoßen wurde. Hier wird Frau staatlich geschützt und zusätzlich per Unterhaltsverpflichtung alimentiert.

Da ist was aus dem Lot ... entweder man will die patriarchalische Ehe mit der Frau als (in unseren Breiten) schützenswertem Weibchen, oder man will verantwortungsvolle Bürger (m/w) mit allen Pflichten, die zur Vertragserfüllung gehören, aber auch allen Rechten, die ihnen als (gleichberechtigtem) Bürger zustehen.

Ich, für meinen Teil, möchte selbstbewusste, starke Frauen, die wissen, was sie wert sind ... und - sich als Individuum sehen.

Beste Grüße, Calimero

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Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

06.09.2009 21:47
#9 RE: Das Ehegatten-Splitting ist vernünftig Antworten

Zitat von Calimero
Wir leben doch, zum Glück, in einer Gesellschaft der Individuen. Egal ob Männlein oder Weiblein - jeder hat alle Chancen offen. Von der Bildung über die Berufs- bis zur Partnerwahl. Alles kann, nix muss.
Wenn sich jetzt zwei Individuen zusammentun, dann machen die das aus freien Stücken. Was hat der Staat damit zu tun? Wenn sie sich jetzt wieder trennen, tun sie das auch aus freien Stücken. Was hat der Staat damit zu tun?
Die Gütertrennung wird doch mittlerweile ganz normal per beidseitiger Vereinbarung gehandhabt; wer will, kann es auch mittels Vertrag regeln.


Mit Verlaub: diese Ansicht ist meiner ganz persönlichen und völlig unmaßgeblichen Meinung nach gefährlicher Unsinn.

Männer und Frauen sind unterschiedlich und werden es immer sein, allen Umerziehungsmaßnahmen linker Gutmenschen zum Trotz. In eine Ehe oder längere Beziehung gehen Männer und Frauen anders hinein, und spätestens sobald Kinder kommen und vielleicht ein paar Jahre alt sind, ist die Frau fast immer in einer schwächeren Position (Ausnahmen bestätigen die Regel): fast immer hat sie beruflich zurückgesteckt und sich mehr um die Kinder gekümmert, im Vertrauen darauf, dass der Mann sie mitversorgt. Die Feministen werden jetzt einwenden, dass das das böse Patriarchat, die fiese Kultur und das falsche Bewusstsein der Frauen ist, aber ich bin bekennend konservativ und muss das deswegen nicht ernst nehmen

Die völlige Freiheit und Selbstverantwortlichkeit sowie die Möglichkeit des Ehevertrags sind natürlich Liberalismus in Reinkultur, und entsprechend weit weg von der Realität. Derzeit mögen Sie Ihre Freundin und sich als völlig gleichberechtigt sehen, aber wird Ihre Freundin wirklich sagen "Kinder nur, wenn Vertrag"? Oder wenn das zweite Kind unterwegs ist, Ihnen einen Ehevertrag abverlangen? Ich denke nein - und wenn ja, dann ist sie nicht repräsentativ.

Gerade hat in meiner entfernteren Bekanntschaft jemand kurz nach der Geburt des zweiten Kindes Frau und Kinder verlassen und sich eine jüngere kinderlose Arbeitskollegin angelacht. Ohne Ehe und Unterhaltspflicht stünde die Frau jetzt recht dumm da, wenn sie sich nicht um einen Ehevertrag gekümmert hätte. Und in Fällen wie diesem soll der Hund nicht dadurch davonkommen, dass die Frau in jugendlicher Verliebtheit keinen Ehevertrag verlangt hat. Zahlen soll er, und jeden Monat zumindest beim Blick auf den Kontoauszug vielleicht daran denken, was er für ein Lump ist.

Da bin ich ganz illiberal, und das völlig ohne schlechtes Gewissen.

So, genug polemisiert

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

califax Offline




Beiträge: 1.502

07.09.2009 00:37
#10 RE: Das Ehegatten-Splitting ist vernünftig Antworten

Ich bin jetzt etwas verwundert. Vielleicht habe ich einfach zu schlampig gelesen. Aber Sie scheinen doch schon genau das zu haben, was sie wollen. Wenn Sie nicht verheiratet sind, haben Sie keine gegenseitige Fürsorgeverpflichtung, die über die zwischen Fremden hinaus ginge. Und Sie haben keine Steuerklasse 5.
Was stört Sie also? Sie müssen ja nur nicht heiraten.
Es gibt aber sehr viele Menschen, die eben anders ticken als Sie.
Diese Menschen betrachten eine feste Liebesbeziehung als eine gegenseitige rechtliche Verpflichtung auf Lebenszeit. Die Heirat ist nach dem Rechtsverständnis dieser Menschen keine Folklore sondern eine Art bindender Gerichtsakt.
Für diese Menschen sind die Instrumente des deutschen Heiratsrechts inklusive Ehegattensplitting gedacht.
Hier haben wir nun in Deutschland einen der nicht allzu häufigen Fälle, wo das Rechtsverständnis der Adressaten und die Rechtslage sehr eng beieinander liegen. Ich halte diesen Fall für einen Glücksfall.

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The Outside of the Asylum

califax Offline




Beiträge: 1.502

07.09.2009 01:48
#11 RE: Abschaffung der Steuerklasse 5 Antworten

Zum Anreiz für den Zweitverdienst:

Ich weiß nicht, welcher FDPler damit argumentiert.
Ich lese auch Parteiprogramme nur selten, weil sie bei seriösen Parteien eh Makulatur sind.
Das Argument ist aber auf jeden Fall unsinnig.
Zum einen besteht der angeblich zu schaffende Anreiz bereits. Er wird sogar durch das Splitting verstärkt,
weil man eben die Steuerlast auf den schlechteren Lohn abwälzen kann.
Das ist ja der ganze Sinn und Zweck des Splittings.

Tatsächlich hätte die Abschaffung aber stark negative Auswirkungen.
Viele Paare, bei denen bisher ein Partner in der Lage war, die Familie allein zu ernähren, müßten
sich wegen einer drastischen Steuererhöhung nach einem Zweitverdienst oder Wohlfahrtsbeihilfe umsehen.
Das heißt oft: Kindergrippe suchen, Kindergarten suchen, Schikanen vom Amt ertragen, Notrücklagen im Alltag verkonsumieren, dauerhaft Sozialbeihilfen.
Soll das eigentlich liberal sein?
Tja, und das ganze überhaupt erstmal bezahlen können mit deutlich weniger Geld im Portemonaye.
Der Arbeitsmarkt wird übrigens für Arbeitssuchende nicht lukrativer, wenn man noch mehr Arbeitssuchende hineinzwängt.

Also: Was soll das Argument? Es ist unsinnig. Die Idee schikaniert Menschen ohne einen Nutzen zu erzielen.

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Inger Offline



Beiträge: 296

07.09.2009 11:00
#12 RE: Das Ehegatten-Splitting ist vernünftig Antworten

Das Ehegatten-Splitting wurde eingerichtet, um den Frauen einen eigenen Wirkungsbereich zu schaffen.
Ich habe zum Beispiel 30 Jahre lang bei meinem Mann als mitarbeitende Ehefrau gearbeitet- mit einem Lohn, auf den nur 10% Pauschalsteuer entfielen. Mein Gewinn war, daß ich in aller Ruhe die Kinder betreuen konnte, die nicht herumgeschubst wurden. In meinem Beruf hätte ich toll verdient und wahrscheinlich auf Kinder verzichtet.
Das, was da andauernd von Abhängigkeit geredet wird, ist ausgesprochener Quatsch, mit dem gewisse Kreise solche Ehefrauen klein machen wollen.
Von Zeit zu Zeit kommt aber immer wieder die Begehrlichkeit auf, das Ehegattensplitting aufzugeben. Neulich habe ich gehört, daß die Linken da ganz groß sind. Das sind Leute ohne Bewußtsein, die nur auf kurzfristige Sparmaßnahmen aus sind. Aber davon gibt es immer mehr.
Grüßchen,
Inger

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

07.09.2009 11:28
#13 RE: Das Ehegatten-Splitting ist vernünftig Antworten

Lieber Gorgasal,

ich bin da völlig bei ihnen. Vielleicht haben wir etwas aneinander vorbei geredet. Ich schätze die Ehe sehr hoch und freue mich über jedes Paar, das diesen Schritt tut. Auch sehe ich die "antifeministische" Lastenverteilung als natürlich und von beiden Partnern gewollt an.

Nur bedeutet eine Vermählung nicht gleich, dass Kinder geboren werden. An diesem Punkt fängt für mich Familie an. Vorher ist es eine Partnerschaft von zwei gleichberechtigten und gleich zu behandelnden Individuen, denen alle Wege offen stehen (einschließlich dem der Scheidung).

Ich unterscheide da halt zwischen Ehe und Familie. Eine Ehe ist noch keine Leistung. Sie muss sich erst bewähren. Dann verdient sie auch besonderen Schutz und steuerliche Bevorzugung, da den Partnern jetzt unterschiedliche Aufgaben aus ihrer (jetzt) Familie(nsituation) erwachsen.

Nichts für ungut ... Calimero

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Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

07.09.2009 11:57
#14 RE: Das Ehegatten-Splitting ist vernünftig Antworten

Zitat von califax
Was stört Sie also? Sie müssen ja nur nicht heiraten.



Ich werde aber heiraten und dann dank Steuerklasse 5 'n paar Hunnis mehr am Monatsende haben als jetzt. Ohne irgendeine Leistung erbracht zu haben. Die Abwrackprämie habe ich ja auch mitgenommen, obwohl ich sie für bescheuert halte.

Zitat von califax
Es gibt aber sehr viele Menschen, die eben anders ticken als Sie.



Das mit Sicherheit.

Zitat von califax
Diese Menschen betrachten eine feste Liebesbeziehung als eine gegenseitige rechtliche Verpflichtung auf Lebenszeit. Die Heirat ist nach dem Rechtsverständnis dieser Menschen keine Folklore sondern eine Art bindender Gerichtsakt.



Das sehe ich ganz genau so wie diese Menschen. Aber warum sollte eine nach vier, oder fünf Jahren geschiedene, kinderlose Ehe in diesen Jahren steuerlich so gefördert werden, dass für den Partner mit dem eh schon geringeren Einkommen am Ende noch weniger übrigbleibt?
Das demotiviert doch und bringt einen evtl. dazu, nur einen 400 €-Job, oder irgendwas Teilzeitmäßiges zu machen. Die Abhängigkeit vom besser verdienenden Partner steigt, die Rentenanwartschaft sinkt.

Dies wäre ja alles kein Problem, wenn die Zugewinngemeinschaft von Dauer wäre - aber das ist sie halt immer seltener.

Wie ich schon Gorgasal geschrieben habe ... ich unterscheide strikt zwischen Ehe und Familie. Aus einer Ehe kommt man ja locker raus (und sollte daher auch nicht in Abhängigkeiten geraten), aber in einer Familie übernimmt man ganz andere Verantwortung.

Beste Grüße, Calimero

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