Keiner hat sie gewählt, nichts legitimiert sie. Aber Journalisten wie Plaßberg und Illner benehmen sich wie eine Mischung aus Volkstribun und Großinquisitor. Dazu, aus gegebenem Anlaß, diese Meckerecke.
Da scheine ich ja nichts versäumt zu haben, wenn ich meinen durchgedrehten Sohn beruhigt habe, statt die Debatte anzuschauen...
Zitat von ZettelNur, wer traut sich, sie in ihre Schranken zu weisen? Sie, die Politiker hochschreiben oder fertigmachen können?
Das Kontrastprogramm liefern beispielsweise Hauptstadtkorrespondenten: wer Politikern zu unangenehme Fragen stellt, für den ist irgendwann bei der Pressekonferenz bedauerlicherweise kein Stuhl mehr frei, tut uns sehr leid. Die resultierende Symbiose kann man sehr schon im Press Room des Weißen Hauses beobachten, unabhängig von der Partei des Präsidenten.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von GorgasalDa scheine ich ja nichts versäumt zu haben, wenn ich meinen durchgedrehten Sohn beruhigt habe, statt die Debatte anzuschauen...
Fürwahr, lieber Gorgasal. Der Jahrmarkt journalistischer Eitelkeiten hätte auch ohne Merkel und Steinmeier stattfinden können.
Zitat von Gorgasal
Zitat von ZettelNur, wer traut sich, sie in ihre Schranken zu weisen? Sie, die Politiker hochschreiben oder fertigmachen können?
Das Kontrastprogramm liefern beispielsweise Hauptstadtkorrespondenten: wer Politikern zu unangenehme Fragen stellt, für den ist irgendwann bei der Pressekonferenz bedauerlicherweise kein Stuhl mehr frei, tut uns sehr leid. Die resultierende Symbiose kann man sehr schon im Press Room des Weißen Hauses beobachten, unabhängig von der Partei des Präsidenten.
In Pressekonferenzen sollen Journalisten natürlich alles fragen dürfen. Aber dies war eben keine Pressekonferenz.
Es sollte eine Debatte sein, ein Duell gar. Es war aber eher so etwas wie in der Tat eine joint press conference; nur daß die Journalisten nicht aufgerufen wurden, sondern sich nach Belieben selbst das Wort erteilen konnten.
Ich hab nur ab und zu mal reingezappt (glücklicherweise hat 1 Privatsender sich getraut, einen guten Film zu senden). Was ich in den Werbepausen gesehen habe: Ja, Sie haben absolut recht. Liegt vielleicht aber daran, dass 2 Spitzenkandidaten, die im Moment noch in einer Regierung sitzen, nicht wirklich streiten können; die Moderatoren haben halt mit Gewalt versucht, gegenteilige Positionen aus den beiden rauszuquetschen. Der Rest war nur 'Image'.
übrigens: Ich fand den Klöppel am schlimmsten: Stellt eine Frage, die Antwort gefällt ihm nicht, dann stellt er sie einfach nochmal. Das ist Michel Friedman Niveau. Furchterregend.
Politisch interessant fand ich heute Abend eigentlich nur die Debatte zwischen Westerwelle und Trittin (nach dem 'großen Duell'), das hatte Unterhaltungswert und tatsächlich auch politische Inhalte.
Politisch interessant fand ich heute Abend eigentlich nur die Debatte zwischen Westerwelle und Trittin (nach dem 'großen Duell'), das hatte Unterhaltungswert und tatsächlich auch politische Inhalte.
Meine Zustimmung, ich habe das Duell eigentlich nur angemacht, um erstens überhaupt danach mitreden zu können und zweitens die nachfolgende Sendung mit Trittin und Westerwelle nicht zu verpassen. Morgen (heute) kommt ja dann noch die Alibiveranstaltung in der ARD, in der dann nochmal Westerwelle, Trittin und Lafontaine diskutieren dürfen. Schon ein komisches Format: Ein Duell der Regierung und eine Sendung in der sich die Opposition gegenseitig bekämpfen darf...
Und dass die Moderatoren, wenn sie schon so auftreten wie sie aufgetreten sind, nicht mal nach der vergangegenen Mehrwertsteuererhöhung, der Abwrackprämie oder anderem Mist der Regierung kritisch nachfragen...
In Antwort auf:übrigens: Ich fand den Klöppel am schlimmsten: Stellt eine Frage, die Antwort gefällt ihm nicht, dann stellt er sie einfach nochmal. Das ist Michel Friedman Niveau. Furchterregend.
Lieber Alfonzo meine volle Zustimmung. Es ist an Überheblichkeit nicht zu überbieten. Was uns seit einiger Zeit mit steigender Tendenz an Journalismus geboten wird, auch von Plaßberg (den ich zu Anfang mit hart aber fair mal sehr geschätzt habe) und auch erst recht von Frau Illner, dient allenfalls der Selbstdarstellung.
Wie oft werden spannende "Duelle" in politischen Sendungen unterbrochen, wenn sie nicht den gewünschten Verlauf der Meinung des Journalisten nehmen. Bestes Beispiel "hart aber fair" bei Plaßberg und die Debatte um Afghanistan.
Auch die Unsitte, den eingeladenen Gast in seinen Ausführungen stets mit Nachdruck zu unterbrechen und niederzureden erfährt allumgreifend eine Normalität, die mich verwundert. Es ist ja nun nicht so, daß es nötig wäre, weil das Gegenüber sich in Nichtigkeiten und Abschweifungen verliert. Also diese Art des Journalismus ist einfach als grottenschlecht zu bezeichnen.
Es ist schon eine Leistung, daß Frau Merkel in der Sendung nicht ausgerastet ist. Eigentlich können die Journalisten von Glück sagen, das sie vor den Wahlen Narrenfreiheit haben. Rhetorisch ist Merkel den Journalisten mindestens ebenbürtig, wenn nicht überlegen und diesen Rundumschlag hätte ich der arroganten "Vierer-Bande" gewünscht.
Ansonsten zeigt diese Veranstaltung nur, wie sehr die Medien und ihre Mitarbeiter sich anmaßen die wahre Politik in unserem Lande steuern zu wollen und die Richtung vorzugeben. Vorlaut und frech bedeutet noch lange nicht Qualitätsjournalismus. Herr Daniel Goffert vom Handelsblatt hat hier auch sehr treffende Worte gefunden in Bon(n)jour Berlin.
Diese Art Journalismus mußte zwangsläufig zur "Verbrüderung" von Merkel und Steinmeier führen, indem beide erkannt haben, auf welchem Niveau die Vernehmung hier stattfand.
Schade, das wir als Gebührenzahler und Finanzierer der ÖR überhaupt kein Mitspracherecht haben.
auf der "achse" wird eine praktisch identische these nochmal näher ausgeführt, titel "vier duellanten, zwei moderatoren". der ablauf dieser sendung war allerdings kaum anders zu erwarten, daher habe ich sie überhaupt nicht gesehen. ungefähr so interessant wie länderspiele gegen aserbaidschan.
Och na ja ... mir hats geholfen. Wenn ich montags um 04:00 Uhr aufstehen muss, tue ich mich sonst immer etwas schwer mit dem Einschlafen, da kam mir dieses "Duell/Duett" gerade recht. Wie angedacht - ein voller Erfolg!
Lustig fand ich ja, dass die Kanzlerin, immer wenn sie auf die "Erfolge" der GroKo zu sprechen kam, mit der Hand auf Steinmeier gewiesen hat. Da haben ihre Coaches hinter den Kulissen garantiert Magenkrämpfe bekommen.
Eine wirklich überflüssige Veranstaltung, bei der Steinmeier seriöser rüberkam.
---------------------------------------------------- ... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.
Alter Schwede! Bettina Röhl redet Tacheles in der "Welt".
Zitat von Bettina RöhlDas Leben der Deutschen wird in wenigen Jahren erkennbar mit dem Gefasel, das hier zwei Kanzlerkandidaten abgeliefert haben, nichts mehr zu tun haben. Deren Gequatsche bildet weder die Gegenwart noch gar irgendeine Auseinandersetzung der Gestaltung der Zukunft ab.
Wer es noch nicht gelesen hat, hier der ganze Text. Prädikat: Äußerst lesenswert.
---------------------------------------------------- ... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.
Die Medienmisere in Deutschland hat zwei Seiten. Zum Einen die von Zettel richtig dargestellten Mängel bei den "Moderatoren", die sich hier als eitel und inkompetent präsentieren und eine Diskussion de facto verhindertn.
Zum Anderen aber gibt es eine beklagenswerte Unterwürfigkeit der Redaktionen bei der Wahl der Formate. Im wesentlichen ist es da der jeweilige Kanzler, der die Spielregeln bestimmen kann - unabhängig davon, was eigentlich journalistisch geboten wäre.
Blenden wir mal zurück: Über Jahrzehnte war es in Deutschland üblich, daß es vor einer Wahl die sogenannte "Elefantenrunde" gab, eine Fernsehdiskussion mit den Spitzen aller Bundestagsparteien. Das war auch die angemessene Präsentation für eine Wahl, in der Parteien in ein Parlament gewählt werden (und eben nicht eine Personenwahl zum Kanzler stattfindet). Diese Elefantenrunden waren immer der Höhepunkt des Wahlkampfs mit oft wirklich sehr guten Auftritten und Redewechseln.
1994 befand dann Kohl, daß diese Runde (in der er meist wenig gut aussah) ihm nicht genehm sei. Und deswegen wurde sie abgesetzt! Eine selbstbewußte Redaktion hätte die Diskussion normal angesetzt, mit einem leeren Stuhl dort, wo sich der CDU-Vorsitzende verweigert. Und natürlich wäre er dann lieber gekommen, wenn ihm eine solche Blamage gedroht hätte. Auch 1998 sagten die Sender den Wünschen des Kanzleramts folgend die Diskussion ab.
2002 kam dann Schröder auf die Idee, daß ein Sendeformat wie in den US-Präsidentenwahlen sehr geeignet sein könnte, weil er in der direkten Konfrontation mit Stoiber gut aussehen würde. Und kaum hatte das Kanzleramt entsprechende Order erteilt, folgten die Redaktionen und verkündeten, das Hauptevent des Wahlkampfs wäre die Diskussion nur der Kanzlerkandidaten, ohne "kleine" Parteien. Die Verlogenheit dieser Ausrede zeigte dann Westerwelle auf, als er sich ebenfalls als "Kanzlerkandidat" einklagen wollte. Er scheiterte juristisch, aber die Argumentation der Sender vor Gericht war völlig kläglich.
2005 hatte Schröder das Handtuch geworfen, er war nicht mehr stark genug, seine Vorstellungen komplett durchzusetzen. Also gab es sowohl ein "Duell" als auch eine Elefantenrunde.
Und nun haben wir mit Merkel wieder eine starke Kanzlerin, und da parieren die Sender wieder in gewohnter Demut.
Obwohl es diesmal offenkundig ist, daß die gewählten Formate journalistischer Unfug sind: Erst eine Diskussion der beiden Regierungsvertreter, dann in getrennter Runde die drei Oppositionsvertreter - auf so etwas muß man erst einmal kommen!
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