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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 3 Antworten
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 Pro und Contra
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.09.2006 15:19
György Konrád zur Lage in Ungarn Antworten

In der heutigen FAZ.Sonntagszeitung steht ein lesenswertes Interview mit György Konrád über die Situation in Ungarn. Auszüge (Hervorhebungen von mir):


FAZ: Ist die etatistische Erwartung ein altes Erbe?

Konrád: Ja, aus der sozialistischen Zeit. Es gibt diese Haltung: Man bekommt alles vom Staat und übernimmt selbst keine Verantwortung. Das sitzt in Ungarn deswegen so tief, weil hier der Sozialismus weniger rigide war als anderswo, er war erträglicher. (...) Oppositionsführer Orbán hat im Wahlkampf das Kádár-Regime gelobt. Er hat den damaligen Interventionsstaat verteidigt und gar der Willkürherrschaft Positives abgewonnen. (...)

FAZ: Kennen Sie Ministerpräsident Gyurcsány persönlich?

Konrád: Nur oberflächlich, ich habe einmal mit ihm geplaudert. Ich glaube, er ist ein begabter Politiker und endlich einer, der nicht mehr diese furchtbare Politsprache aus der Kádár-Zeit spricht. (...)

FAZ: Steckt in der gegenwärtigen Krise die sprichwörtliche Chance?

Konrád: Ja. Es nutzt immer, wenn die Wahrheit auf den Tisch kommt. Es ist aber auch gut, daß die extreme Rechte zeigt, wer sie wirklich ist. Jeder kann jetzt sehen, daß es eine Verbindung zwischen „Fidesz“ und den Randalierern gibt. Wir haben in Ungarn leider keine konservative Partei der Art, wie sie in Westeuropa üblich ist: eine gemäßigte bürgerliche Rechtspartei, die einen klaren Trennstrich zwischen sich und den Rechtsradikalen zieht. In Ungarn gibt es eine latente Allianz zwischen der Mitte und der extremen Rechten - das ganze garniert mit linken Losungen und einer Verklärung des Kádár-Regimes. Ein schreckliches Gemisch.


Es ist interessant, daß die extreme Rechte eher die Tradition des Kommunismus fortsetzen will, während ein ehemaliger Kommunist wie Gyurcsány eher bereit ist, damit Schluß zu machen.

Reader Offline



Beiträge: 803

27.09.2006 09:40
#2 RE: György Konrád zur Lage in Ungarn Antworten

Zitat von Zettel
In der heutigen FAZ.Sonntagszeitung steht ein lesenswertes Interview mit György Konrád über die Situation in Ungarn.


In Antwort auf:
Zitiere aus dem FAZ-Artikel:
Ist das ein gezielter politischer Protest? Oder war die Rede des Ministerpräsidenten nur ein Anlaß, um auf den Putz zu hauen?

Es war nur ein Anlaß. Dahinter steht aber auch eine Strategie der politischen Rechten, also von Victor Orbán und seiner Partei „Fidesz“.



Ein Schriftsteller wirft der Opposition vor, Ministerpräsidenten Gyurcsány Täuschung vorzuwerfen?
Ja, wenn es keine Täuschung war, was war es?
Interessant der Hinweis in einem der Leserbriefe auf eine Parteispende aus dem benachbarten Ausland. Ist das üblich in Europa, andere Parteien über die Grenzen hinweg zu finanzieren?




Sparrowhawk ( Gast )
Beiträge:

27.09.2006 12:39
#3 RE: György Konrád zur Lage in Ungarn Antworten

War es zumindest mal... die SED hat ja auch, soweit mir bekannt, wie westdeutsche DKP unterstützt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.09.2006 15:32
#4 RE: György Konrád zur Lage in Ungarn Antworten

Zitat von Sparrowhawk
War es zumindest mal... die SED hat ja auch, soweit mir bekannt, wie westdeutsche DKP unterstützt.


Die DKP war ja nichts als die westdeutsche Dependence der SED; was man übrigens daran sehen kann, daß in Westberlin, wo die SEW existierte, es (meines Wissens) keine DKP gab.

Zur Frage von Reader: Ja, es ist in Europa durchaus üblich, daß Parteien anderer Länder unterstützt werden. Meist wohl über Stiftungen wie Friedrich-Ebert-Stiftung und Konrad-Adenauer-Stiftung.

Manchmal war das auch gut so. In Portugal standen ja nach der Nelken-Revolution die Kommunisten schon ziemlich kurz vor der Machtergreifung; den Alentejo beherrschten sie faktisch.

Die demokratischen Parteien waren weit schlechter organisiert als die Kommunisten. Aber dank massiver Hilfe u.a. von der SPD und der CDU konnten sie den Kommunisten standhalten.

Auch der Übergang zur Demokratie in Spanien nach Francos Tod und in Griechenland nach dem Sturz der Obristen wurde wesentlich durch die Unterstützung demokratischer Parteien aus Europa ermöglicht.


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