Wenig wahrscheinlich, daß Herr Steinmeier all das nicht weiß oder nicht sieht. Wenn es ihm aber klar ist, daß seine Position nunmehr zeitlich befristet ist und von ihm lediglich noch übergangsweise eine Rolle als Verkörperung der Niederlage zu spielen ist, dann - spontane Assoziation - hätte seine Bereitschaft, sie gleichwohl zu spielen, schon ein wenig etwas von einem (homöopathisch verdünnten) Rubaschow ...
Eigentlich ist es doch egal was die SPD machen wird. Geht sie nach links verliert sie zu Gunsten der Union und vielleicht auch noch der Grünen. Bemüht sie sich ums Bürgertum frißt die Linkspartei und wohl auch die Grünen weiterhin an ihrem Rand. Für das bürgerliche Lager wäre die zweite Option natürlich nett, da sich auf diese Weise prima Redundanzen im linken Spektrum ergeben.
Zitat von HajoEigentlich ist es doch egal was die SPD machen wird. Geht sie nach links verliert sie zu Gunsten der Union und vielleicht auch noch der Grünen. Bemüht sie sich ums Bürgertum frißt die Linkspartei und wohl auch die Grünen weiterhin an ihrem Rand.
Und genau diese Wahl zwischen Scylla und Charybdis hätte die SPD seit 1990 vermeiden können, indem sie konsequent die Koalition mit der SED ausgeschlossen hätte - wie die CDU seit Jahrzehnten nicht mit DVU, NPD und Republikanern zusammenarbeitet, auch um den Preis, mancherorts keine Rechts-Regierung bilden zu können. Letzten Endes verliert die Demokratie aufgrund der Machtgeilheit und der Kurzsichtigkeit der SPD.
-- Las ideas tontas son inmortales.
Cada nueva generación las inventa nuevamente. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalUnd genau diese Wahl zwischen Scylla und Charybdis hätte die SPD seit 1990 vermeiden können, indem sie konsequent die Koalition mit der SED ausgeschlossen hätte - wie die CDU seit Jahrzehnten nicht mit DVU, NPD und Republikanern zusammenarbeitet, auch um den Preis, mancherorts keine Rechts-Regierung bilden zu können. Letzten Endes verliert die Demokratie aufgrund der Machtgeilheit und der Kurzsichtigkeit der SPD.
Ich sehe das ein wenig anders. Auf alles, was da rechts vom Seeheimer-Kreis blüht, schlagen bürgerliche wie linke Presse und der ÖR gemeinsam ein. Da gibt es niemanden, der auch nur ansatzweise neutral oder gar positiv berichten würde. Folglich würden sich selbst Erzkonservative lieber die Hand abhacken, als eines der Schmuddelkinder zu wählen. Bei den Ausfransungen am linken Rand ist das anders. Da wird nicht stigmatisiert, sondern offen diskutiert, weswegen sich bizarre Gebilde wie die Grünen oder jetzt die Piraten überhaupt erst etablieren können.
Würde wenigstens das linke Pressespektrum damit aufhören in einen hysterischen Singsang zu verfallen, sobald es um konservative, christliche und nationale Politik geht, und diese mit dem Makel des Rechtsextremismus zu belegen, würde auch die Union ein wenig in die Verlegenheit geraten sich zwischen Stammkundschaft und "Neuer Mitte" entscheiden zu müssen. So aber ist die Union alternativlos. Das bürgerliche Pressespektrum, vulgo der Springerverlag, macht es dagegen genau richtig. Sie haben Piraten und, wenn auch unter anderen Vorzeichen, Grünen stets Raum gegeben, um ihre Kritik unter das Volk zu bringen und damit den Splitterbewegungen Vorschub geleistet.
Die Konsequenz daraus ist, daß die linke Bewegung zerfasert, während das bürgerliche Lager wohl bis zum Sankt Nimmerleinstag sich bestenfalls zwischen Union und FDP entscheiden muß. Eine Balkanisierung halte ich für völlig ausgeschlossen, weswegen es auch keine häßlichen Redundanzen zwischen dein einzelnen Parteien des Lagers geben wird.
Zitat von GorgasalUnd genau diese Wahl zwischen Scylla und Charybdis hätte die SPD seit 1990 vermeiden können, indem sie konsequent die Koalition mit der SED ausgeschlossen hätte
Völlig richtig. Hajo hat zwar recht, daß dies wegen der linken Medienlandschaft etwas schwieriger gewesen wäre als am rechten Rand - aber immerhin hat die SPD auf diese Medienlandschaft erheblich Einfluß.
Aber der entscheidende Fehler ist eben schon damals bei den Grünen gemacht worden, seitdem hat die SPD nicht mehr die Kraft, ihre Position als einzige demokratische Partei im linken Spektrum zu behaupten.
Zitat von GorgasalUnd genau diese Wahl zwischen Scylla und Charybdis hätte die SPD seit 1990 vermeiden können, indem sie konsequent die Koalition mit der SED ausgeschlossen hätte
Völlig richtig. Hajo hat zwar recht, daß dies wegen der linken Medienlandschaft etwas schwieriger gewesen wäre als am rechten Rand
Hier stimme ich auch Hajo zu, das stimmt natürlich.
Zitat von R.A. - aber immerhin hat die SPD auf diese Medienlandschaft erheblich Einfluß.
O ja. Nicht nur direkt über die DDVG, sondern eben auch dadurch, dass die Medien ihr wohlgesonnen sind. Hätten SPD-Exponenten von 1990 an bei jeder medialen Gelegenheit auf die Vergangenheit der SED hingewiesen, dann hätte sie die Diskussion zumindest teilweise steuern können.
Zitat von R.A.Aber der entscheidende Fehler ist eben schon damals bei den Grünen gemacht worden, seitdem hat die SPD nicht mehr die Kraft, ihre Position als einzige demokratische Partei im linken Spektrum zu behaupten.
Gleich kommt Zettel mit dem Mehrheitswahlrecht
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Zitat von R.A.Hajo hat zwar recht, daß dies wegen der linken Medienlandschaft etwas schwieriger gewesen wäre als am rechten Rand - aber immerhin hat die SPD auf diese Medienlandschaft erheblich Einfluß.
Ich glaube gar nicht mal, daß man damals den Aufstieg der Grünen hätte verhindern können.
Die richtige Reaktion der Linken, insb. in der Presse, wäre gewesen, ihrerseits den zeitgleich entstehenden Republikanern Raum für ihre Ansichten zu geben. Dann bestünde heute weitestgehend Waffengleichheit zwischen den Lagern. Gut, dafür hätte man sich realpolitisch verhalten müssen, was den Linken ja wesensfremd ist. Wäre dem anders, wären sie keine Linken...
Auf der anderen Seite muß man wohl festhalten, daß selbst das bürgerliche Lager, aufgrund der drückenden Linkslastigkeit und der wachsenden Homogenität der Meinungen in der Presselandschaft insgesamt, ziemlich rot geworden ist. Sich offen gegen die Absurditäten des Klimaschutzes zu stellen, auf die Eigenverantwortung des Individuums für sein Leben hinzuweisen bzw. daraus Konsequenzen abzuleiten usw. usf. traut sich heute niemand mehr.
Zitat von HajoSich offen gegen die Absurditäten des Klimaschutzes zu stellen, auf die Eigenverantwortung des Individuums für sein Leben hinzuweisen bzw. daraus Konsequenzen abzuleiten usw. usf. traut sich heute niemand mehr.
Zitat von GorgasalHätten SPD-Exponenten von 1990 an bei jeder medialen Gelegenheit auf die Vergangenheit der SED hingewiesen, dann hätte sie die Diskussion zumindest teilweise steuern können.
Richtig. Die SPD hätte dazu sogar eine exzellente Ausgangsbasis gehabt, weil sie im Osten eine echte Neugründung gemacht hat. Ich halte es zwar für vernünftig und vertretbar, daß Union und FDP mit den Blockparteien fusioniert haben, aber in Einzelfällen wurde wohl schon etwas zu wenig geprüft.
Die SPD hatte dagegen eine lupenreine moralische Basis (auch vor dem Hintergrund der Zwangsvereinigung), um die SED anzuprangern und damit auch Punkte zu machen. Und sie hätte damit die Wählerbasis der SED mittelfristig weitgehend für sich sichern können.
Sehr oft sind Moral und Erfolg eben kein Gegensatz. Sondern unmoralisches Handeln versaut den Erfolg.
In Antwort auf:Gleich kommt Zettel mit dem Mehrheitswahlrecht
Oh je - das wäre angesichts der vielen kommunistischen Direktmandate aber jetzt besonders deplatziert
Zitat von GorgasalGleich kommt Zettel mit dem Mehrheitswahlrecht
Oh je - das wäre angesichts der vielen kommunistischen Direktmandate aber jetzt besonders deplatziert
Hm.
Nach dem vorläufigen Endergebnis hat die CDU/CSU 194+45 Sitze (38,4%), SPD 146 (23,5%), FDP 93 (15,0%), Linke 76 (12,2%), Grüne 68 (10,9%).
Nur bei Direktmandaten hätte die CDU/CSU 219 Sitze (73,0%), SPD 64 (21,3%), Linke 16 (5,3%), Grüne 1 (0,3%).
Natürlich wäre es schade um die FDP, und eine übermächtige CDU/CSU ist nicht gar so schön. Aber dann könnte die CDU wieder nach rechts rücken, die SPD auch, und Deutschland könnte sich vielleicht wieder eine konservative und eine sozialdemokratische Partei leisten statt wie jetzt eine sozialdemokratische und eine sozialistische (light)...
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Zitat von GorgasalAber dann könnte die CDU wieder nach rechts rücken, die SPD auch, und Deutschland könnte sich vielleicht wieder eine konservative und eine sozialdemokratische Partei leisten statt wie jetzt eine sozialdemokratische und eine sozialistische (light)...
Ich wüßte nicht, warum es so kommen sollte. Bei zwei Parteien ist der Median-Wähler entscheidend, und der scheint mir gesamtgesellschaftlich in den letzten Jahren eher nach links gerückt zu sein. Wahrscheinlich käme es sogar noch mehr auf den Median-Wähler in umkämpften Wahlkreisen an. Nachdem der konservativere Süden auch in bitteren Zeiten fast durchgehend Direktkandidaten von der Union gewählt hat, lägen diese Wahlkreise wahrscheinlich tendenziell in Kreisen mit einem linkeren Median.
In Antwort auf:Die neue Regierung aus CDU/CSU und FDP ist eine Mitte-Rechts-Regierung. SPD, Grüne und Linkspartei haben zusammen keine Mehrheit. Was hilft es also, wenn die SPD sich weiter nach links öffnet, hin zur Linkspartei, von der uns außenpolitisch Vieles trennt, mit der uns innenpolitisch wenig verbindet. Worte können darüber nicht hinwegtäuschen.
Die SPD steht für Demokratie und eine soziale Ordnung, die sich nicht durch Klassenkampf, sondern durch gerechte Teilhabe der arbeitenden Menschen, durch Mitbestimmung und starke, solidarische Sozialsysteme auszeichnet.
Bei der Linkspartei gibt es viele Menschen, die ähnlich denken. Mit ihnen können und wollen wir zusammenarbeiten, wenn und wo es sich anbietet. Es gibt aber auch jene, die ganz andere Ziele verfolgen. In einem vom Vorstand der Linkspartei in NRW im Frühjahr dieses Jahres beschlossenen Papier lesen wir z.B.: „Die politische Legitimationskrise ist noch keine Krise der kapitalistischen Klassengesellschaft. Wir müssen die Erstere vertiefen, dass sie zur Letzteren wird.“ Das ist nicht die Position der SPD. Es ist ganz gewiss nicht meine.
Die Volkspartei SPD ist die Mitte-Links-Partei. Nur sie kann auf Dauer sicherstellen, dass Demokratie und soziale Marktwirtschaft die Politik prägenden Leitbegriffe bleiben, theoretisch und praktisch. Für diese SPD stehe ich, werde ich arbeiten.
Ich danke allen, die mich gewählt haben. Ich werde mir Mühe geben.
sehe ich genauso. Steinmeier ist Platzhalter, bis man den nächsten Kandidaten gefunden hat.
Wird übrigens spannend: Im Gegensatz zu vielen anderen denke ich nicht, dass diese Partei eine grundsätzliche Richtungsentscheidung braucht, die könnten genauso weitermachen wie bisher. Was wirklich fehlt ist m.E. ein charismatischer Spitzenkandidat, der Parteivorsitz, Fraktionsvorsitz übernimmt und bei der nächsten Bundestagswahl als Kanzlerkandidat auftritt, eine Art Schröder. Sehr viele Menschen wählen nicht Parteien, sondern deren Vorzeigepolitiker. Das konnte man nach Schröders Abgang bei der SPD beobachten und seit Lafontaines Zugang auch bei den Linken. Was diese Leute reden und was im Parteiprogramm steht interessiert doch, wenn wir ehrlich sind, fast niemanden.
Da gibt's im SPD-Lager aber eigentlich nur den Wowereit. Wenn der Mann in 4 Jahren Kanzlerkandidat wird und gegen Merkel antritt, könnten beide Parteien, unabhängig von ihren Programmen, etwa gleich viele Zweitstimmen bekommen. Der Gabriel ist m.E. zu arrogant. Ähnlich arrogant wie Schröder, dabei aber nicht im Mindesten überzeugend oder gar witzig. Die Nahles als Kanzlerkandidatin dagegen wäre der Traum eines jeden Unions- und FDP-Wählers. Die Dame vereint einfach alle Eigenschaften in ihrer Person, die ein Kanzlerkandidat nicht haben darf. Wenn die jemals Kanzlerin wird, fress ich einen Besen und stelle das Video von meinem Mahl hier online. Eine Möglichkeit wäre, dass Nahles als Parteivorsitzende die Strippen zieht und Wowereit als Marionette vorschickt. Ob der sich das gefallen lässt, ist die andere Frage.
Auf jeden Fall interessant; ich finde diese Überlegungen im Moment sogar politisch interessanter als das, was die mit meiner Unterstützung gewählte Regierung vorhat
Steinmeier hat jetzt also auf den Parteivorsitz verzichtet. Damit hat er gezeigt, dass er ein Einknicker ist - super Vorraussetzung für einen Fraktionschef. Sigmar Gabriel als Parteichef? Auweia - der wäre bestimmt ein guter Generalsekretär gewesen und hätte Schwarz-Gelb ordentlich attackiert, aber Parteichef? Muss man da nicht eine Linie vorgeben können? Und dann dieser Opportunist? Und dann noch Andrea Nahles als General ... na, die wird aber Sympathiepunkte beim Wähler sammeln. Lol, die sind wirklich komplett desorientiert.
---------------------------------------------------- ... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.
Zitat von MarriexWer so redet, ist wohl eher nicht optimistisch
Danke für den Hinweis auf Klose, lieber Marriex.
Er gehört zu den letzten aufrechten Demokraten in der SPD. ein brillanter Kopf, der aber nie Minister werden durfte. Ein Befürworter der transatlantischen Freundschaft. Ein Antikommunist.
Steinbrück bereitet jetzt seinen Rückzug vor. Wer bleibt eigentlich noch übrig aus dieser SPD von Kurt Schumacher, Ernst Reuter, Willy Brandt, Helmut Schmid; von Heinz Kühn, Adolf Arndt, Fritz Bauer und Wolfgang Clement, in der ich einmal Mitglied gewesen bin?
Ich sehe keinen mehr. Klose ist der letzte der Mohikaner.
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