Besonders beachtenswert ist der letzte Absatz, der mir aus der Seele spricht. Da zerschreddert sich die traditionelle linke Seite der Politik selbst und keiner schreitet ein. Is ja auch keiner mehr da ... ein Trauerspiel sich gegenseitig abschießender Grüppchenführer.
---------------------------------------------------- ... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.
Und diese junge Generation hat in ihrem Machiavellismus die Strategie zugunsten taktischer Manöver aufgegeben. Kurzfristig wurde mit albernen, unrealistischen Wahlkampfversprechen zu punkten versucht. Dabei geriet die langfristige Orientierung völlig aus dem Blickfeld. Wie bei einer einzigen Lüge, die dann, um sie nicht einzugestehen, immer weitere Not-Lügen erforderlich machen. (Schlimm, wenn der Adressat der Lüge man selber ist, dann wird man nach und nach zum Spießer. Und das sind die verbliebenen Typen in der SPD. Die Karrieristen, die andere belügen und die Spießer (Ottmar Schreiner und Co), die sich selber betrügen)
Warum braucht es in einer Demokratie eine starke Links-der-Mitte Partei? Warum nicht eine starke Liberale und eine starke Konservative? Oder zwei starke Liberale Parteien?
Oder nur noch Liberale? Klassische Industriearbeiter gibt es ja auch nicht mehr.
Zitat von HajoOhne groß darüber nachgedacht zu haben, erscheint es mir auf den ersten Blick wohl möglich, ähnliches auch über die CSU zu sagen.
Das ging mir, lieber Hajo, beim Schreiben auch durch den Kopf. Allerdings scheint mir - soweit ich das als Nordlicht beurteilen kann -, daß es bei der bayerischen Fingerhakelei doch nicht ganz so ungehemmt zugeht wie heute in der Spitze der SPD. Mehr Folklore vielleicht als ein Achtundsechiger-Politikverständnis.
Und dann scheint mir, daß die Bayern, im Herzen noch immer Monarchisten, dann wieder ruhig und zufrieden sind, wenn sie einen demokratischen Kini an der Spitze haben - Goppel d. Ä., Strauß, Stoiber. Im Interregnum geht es dann ans Hakeln. - Ob Seehofer trotz einschlägigen Gehabes ein neuer Kini wird, erscheint mir zweifelhaft. Da fehlt doch die Substanz.
Zitat von HajoEdit: Ach, also irgendwie verwirrt mich dieses Forum ohne die Baumstruktur. Könnte man die nicht wieder zum Standard machen?
Ich wechsle sehr oft zwischen beiden Ansichten. Flat ist gut, wenn man schnell nachsehen will, was es in einem Thread Neues gibt. Threaded brauche ich, um zu sehen, wer auf wen antwortete und wie die Teildiskussionen verlaufen.
Vor allem brauche ich Threaded, wenn mir jemand geantwortet hat und ich darauf reagieren will. Denn dann möchte ich mir immer erst noch einmal meinen Beitrag ansehen, auf den hin die Antwort erfolgte.
Zitat von DagnyWarum braucht es in einer Demokratie eine starke Links-der-Mitte Partei?
Weil große Teile der Gesellschaft mitte-links denken und fühlen. Einen Teil dieser Leute sprechen heute Union und FDP an, wie die Wählerwanderung gezeigt hat. Die meisten sind zuhausegeblieben.
Die klassische Sozialdemokratie ist ja nicht ausgestorben. Sie ist mit den Kumpels und Facharbeitern zu Eigenheimbesitzern und Daimlerfahrern aufgestiegen und mit den niedrig qualifizierten und Langzeitarbeitslosen in den Bodensatz abgesackt.
Die SPD ist heute die Partei der Geisteswissenschaftsstudenten. Genaugenommen jener Studenten in diesen Fächern, die das studieren, weil sie keine Lust auf die normale Arbeitswelt haben.
Zwischen der SPD und der Sozialdemokratie in Deutschland klafft ein Spalt, der sich immer weniger überbrücken läßt.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
"Ohne groß darüber nachgedacht zu haben, erscheint es mir auf den ersten Blick wohl möglich, ähnliches auch über die CSU zu sagen."
Grundsätzlich richtig.
Allerdings dazu eine Anmerkung (als nicht parteigebundener Bayer):
Die CSU stand ja bzgl. innerparteiliche Demokratie und allgemeines Demokratie-Verständnis im Jahr 1991 vollkommen anders da als die SPD.
Auch die CSU hat in den letzten 20 Jahren ihren politischen Stil gewandelt. Allerdings (anders als die SPD, wie sie Zettel richtig beschrieben hat) zum "Besseren". Die monarchistischen Allüren und das Gepoltere eines Strauss gibt es nicht mehr. Und auch die "Amigo-Wirtschaft" gibt es so nicht mehr.
Für diesen Prozess ganz entscheidend war m.E. Edmund Stoiber.
Nach dem Tod von Strauß war ja erst einmal Streibl Parteivorsitzender und Ministerpräsident geworden. Dieser meinte, das altbewährte Amigo-Konzept weiterführen zu können.
Als Stoiber dann übernahm, hat er in dieser Hinsicht recht brutal reinen Tisch gemacht. Er war im Gegensatz zu seinen Vorgängern peinlich darauf bedacht, die demokratischen Spielregeln korrekt einzuhalten. Er war vom ganzen Habitus und von seinem Politikverständnis her eher ein effizienter Manager und nicht mehr der selbstherrliche Patriarch. Insofern hat er Bayern in die bundesrepublikanische Moderne geführt.
Natürlich gibt es auch in der CSU nach wie vor Intrigen etc. CSU und SPD sind da mittlerweile sehr sehr ähnlich geworden. Aber sie kamen eben aus unterschiedlichen Ecken und haben sich in den letzten 20 Jahren angenähert.
Zitat von HajoOhne groß darüber nachgedacht zu haben, erscheint es mir auf den ersten Blick wohl möglich, ähnliches auch über die CSU zu sagen.
Das ging mir, lieber Hajo, beim Schreiben auch durch den Kopf. Allerdings scheint mir - soweit ich das als Nordlicht beurteilen kann -, daß es bei der bayerischen Fingerhakelei doch nicht ganz so ungehemmt zugeht wie heute in der Spitze der SPD. Mehr Folklore vielleicht als ein Achtundsechiger-Politikverständnis. Und dann scheint mir, daß die Bayern, im Herzen noch immer Monarchisten, dann wieder ruhig und zufrieden sind, wenn sie einen demokratischen Kini an der Spitze haben - Goppel d. Ä., Strauß, Stoiber. Im Interregnum geht es dann ans Hakeln. - Ob Seehofer trotz einschlägigen Gehabes ein neuer Kini wird, erscheint mir zweifelhaft. Da fehlt doch die Substanz.
Die CSU-Wählerschaft erwartet von der Parteispitze eine gewisse Kunst im Intrigieren und Kaltstellen. Das ist ein wichtiger Unterschied. "A Hund issa scho!" ist im Biergarten eine Anerkennung für intrigierende Politiker. Aber: Die Intrige wird zwar als Werkzeug akzeptiert, aber der Hammer macht noch keinen Zimmermann. Das Spitzenpersonal muß auch klare Ansichten und ein erkennbares Weltbild haben, aus dem dann vorhersehbare Politik resultiert. Die Mittel mögen verschleiert und verklüngelt werden, die Ziele müssen offen liegen. Vor allem müssen sie überhaupt existieren. Weitere Anforderungen an bairische Spitzenpolitiker: Hochintelligent, zumindestens mit einem breiten und in die Tiefe gehenden Allgemein- und Fachwissen ausgestattet. Wer nicht wie Musterschüler Strauß alles im Kopf behalten kann, muß es sich wie das Arbeitstier Stoiber abends am Schreibtisch einpauken. Das Spitzenpersonal muß hochseefähig sein: Im Bierzelt wird neben deftigen klaren Worten und Späßen immer noch messerscharfe Analyse und abrufbereites Detailwissen verlangt. Idealerweise auch noch nach der dritten Maß. (Der von Stoiber kultivierte Limonadentrick läuft unter Intrige.) Sehr gut fürs Image ist eine klassische Bildung mit fließend beherrschtem Altgriechisch oder Latein. Geschichtskenntnisse sind nicht wie bei den Jusos so ein langweiliges Dingens für Streber, sondern Grundlage jedes soliden politischen Denkens. Demonstrativ vorgetragenes Christentum gehört auch noch dazu, verliert aber an Priorität, wie Seehofers Affaire zeigt. Und dann muß der Spitzenpolitiker auch Format haben, d.h. er muß eine Bühne mit Ausstrahlung und Charme ausfüllen können, damit ihm die Leute überhaupt zuhören. Es muß jemand sein, mit dem man sich gerne auch emotional identifiziert, eine Führungsfigur, ein Rockstar wie Strauß.
Soweit der Wunschzettel. Huber und Beckstein waren an diesem Katalog gemessen irgendwie erbärmlich. Eher mitleiderregend als mitreißend. Dazu kommt das panische Vor-dem-Wind-Kreuzen seit dem Aufkommen der Freien Wähler. Die CSU-Wähler wissen seitdem einfach nicht mehr, wofür die CSU steht. Ist sie die Klientelpartei der Bauern? Dann verliert sie die urbanen Wähler. Ist sie pro Gentechnik? Dann verliert sie die Schöpfungsbewahrer. Die CSU hat sich zur Klientelpartei gemacht und kann mit der hektischen Suche nach Geschlossenheit die verschiedenen Machtkämpfe in der bairischen Gesellschaft nicht mehr integrieren. Bei der alten CSU haben die Münchner Nationalisten wegen Gauweiler CSU gewählt, die Bauern hatten ihre Bauernführer, wegen denen sie CSU gewählt haben. Die Akademiker hatten ihre Professoren und Doktoren, wegen denen sie CSU gewählt haben. Die Separatisten haben die bairische Stimme in Berlin gewählt. Die Nationalen haben die bairische Stimme in Berlin gewählt. Die Christen hatten ihre Bibeltreuen. Die Progressiven hatten ihre High-Tech-Förderer. Es gab Law-and-Order-Personal ebenso wie die Libertas Bavaria. Man hatte sittenstrenges Personal, aber in den Puff gegangen sind sie doch alle. Jeder, der CSU wählen wollte, fand in der CSU seine Leute, seine Meinungen und konnte mit seiner Stimme bei Wahlen und mit seiner Wortmeldung bei Versammlungen die eigene Position im CSU-internen Machtkampf stärken.
Das hat sich zum Teil erledigt. Die CSU reitet heute einen alles-oder-nichts-Kurs, bei dem sie ständig die Richtung wechselt. Machtkämpfe, bei denen die verschiedenen Positionen und Gruppen in der Partei sichtbar werden, werden zugunsten einer imaginären Geschlossenheit unterdrückt. Die Stimmabgabe bei Umfragen scheint den Parteikurs heute stärker zu beeinflussen als die an der Urne oder im Lokal. Der Wendehals Seehofer ist die Personifikation dieses Vor-dem-Wind-Kreuzens.
Wenn Guttenberg seine marktwirtschaftlichen Positionen knallhart durchhält und dabei auch massivem Gegenwind aus der eigenen Partei standhält, könnte er die Truppe wieder nach oben führen. Er ist jetzt schon die groß Hoffnung.
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Danke für diesen Hinweis! Ihr Artikel gefällt mir ausgezeichnet; wohl auch, weil er manches bei mir "zum Klingen bringt".
Zitat von HerrDie Wahlniederlage und den verheerenden Zustand der SPD habe ich nicht ohne Schadenfreude aufgenommen. Und doch ist da so etwas wie Trauer und Sorge. Es ist wie mit der ersten Liebe: Man vergisst sie nicht. Es bleibt ein Gefühl der Verbundenheit auch noch Jahre und Jahrzehnte nach der Trennung.
So geht es mir auch. Ich bin in den siebziger Jahren in der SPD aktiv gewesen und danach noch viele Jahre passives Mitglied. Ausgetreten bin ich am Tag nach Lafontaines demagogischer Rede in Mannheim. Nicht wegen Lafontaine, sondern weil die gewählten Delegierten dieser Partei ihm begeistert Beifall geklatscht und ihn gewählt haben. Da war mir endgültig klar, daß das nicht mehr meine Partei ist.
Zitat von HerrObwohl ich damals Vorstellungen hegte, die auch aus SPD-Sicht eher "links" anzusiedeln waren - ich war der Meinung, dass die Währungsunion und die deutsche Einheit zu schnell gekommen waren -, meine ich doch im Rückblick, dass ich an mindestens zwei Stellen Recht hatte.
Meines Erachtens gab es keine Alternative zur schnellen Währungsunion und Wiedervereinigung. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens wollte man in der DDR die D-Mark; hätte man sie nicht bekommen, dann hätte es einen Exodus Richtung Westen gegeben. Und zweitens - weit wichtiger - wußte im Jahr 1990 niemand, wie lange Gorbatschow noch an der Macht sein würde. Ein Putsch von Hardlinern gegen ihn, wie er bald danach ja auch versucht wurde, hätte alle Träume von der Wiedervereinigung zerplatzen lassen.
Zitat von HerrNun: meine Abneigung gegen Lafontaine ist über die Jahre geblieben, er hat ihr schließlich auch immer wieder neue Nahrung gegeben.
Zitat von HerrDie zweite Stelle, die ich, meine ich, richtig gesehen habe, war der verfehlte Umgang der SPD mit der früheren SED. Es gab damals eine Aufnahmesperre für ehemalige SED-Mitglieder. Das war gut gemeint: als Abgrenzung gegen kommunistische Unterwanderung und Instrumentalisierung. Und es stand dafür, dass die SPD als einzige Partei unbelastet von DDR-Altkadern auftreten konnte - auch im Unterschied zu den schnell von CDU und FDP assimilierten DDR-Blockparteien. Beide Konzepte sind nicht aufgegangen. CDU und FDP wurden auch im Osten sehr schnell mit den Westparteien, ihren Personen und Programmen identifiziert. Und den früheren SED-Genossen blieb im Wesentlichen ihre zur PDS gewendete Altpartei.
War die Gefahr einer Unterwanderung durch SED-Leute damals nicht real? Die PDS konnte damals ja nicht wissen, daß sie einen solchen Aufschwung nehmen würde. Hätte es nicht sein können, daß die kommunistischen Strategen sich für eine Strategie des massenhaften Eintretens in die SPD entschieden, mit der PDS als einer kleinen Kaderpartei, die der SPD Beine macht?
Und dann, lieber Herr, bin ich der Meinung, daß jemand, der mehr als nur ein passives Mitglied der SED war, in eine demokratischen Partei nichts verloren hat. Niemand wurde ja dazu gezwungen, Funktionär zu werden. Wer es tat, der unterstützte bewußt die Diktatur. Er mag erkennen, daß er sich geirrt hatte. Er mag inzwischen demokratisch denken. Aber in einer demokratischen Partei ist er fehl am Platz. - Übrigens sehe ich das genauso in Bezug auf ehemalige Nazis nach 1949. Dort wurde es weitgehend so gehandhabt. Kein ehemaliger Nazi-Funktionär hat meines Wissens in einer demokratischen Partei eine führende Rolle gespielt; auch wenn die SED-Propaganda das Gegenteil zu suggerieren versuchte.
Das generelle Aufnahmeverbot für Ex-SED-Mitglieder ging vielleicht wirklich zu weit. Aber man hätte dann strenge Kriterien für eine Aufnahme formulieren müssen. Was natürlich wieder den Nachteil gehabt hätte, daß man eine Art Spruchkammer-Verfahren hätte veranstalten müssen; auch keine schöne Vorstellung.
Herzlich, Zettel
PS: Herzlich willkommen im kleinen Zimmer! Auf weitere Beiträge von Ihnen freue ich mich.
PPS: Ich dachte bisher, alle Pastoren Ihrer Generation seien links.
Zitat von FlorianEr war im Gegensatz zu seinen Vorgängern peinlich darauf bedacht, die demokratischen Spielregeln korrekt einzuhalten. Er war vom ganzen Habitus und von seinem Politikverständnis her eher ein effizienter Manager und nicht mehr der selbstherrliche Patriarch.
Leider hat er aber wenig getan, um das auch nach außen hin sichtbar werden zu lassen.
Bei mir hat es lange gedauert, bis ich ihn zu schätzen gelernt habe. Übrigens bin ich inzwischen heilfroh, daß er nicht Bundeskanzler geworden ist. Kein Mann für das internationale Parkett, noch nicht einmal für Berlin.
Ich habe einmal einen seiner Auftritte in Berlin gesehen: Gehemmt, übersteuert, unsicher, sich in Satzungetümen verlierend. Zufällig habe ich dann am Abend im BR gesehen, wie er mit dem Flugzeug ankam, ausstieg, ein paar Worte sprach. Ein anderer Mann. Gelöst, lachend, sogar leicht witzig. Wieder daheim!
"Übrigens bin ich inzwischen heilfroh, daß er nicht Bundeskanzler geworden ist. Kein Mann für das internationale Parkett, noch nicht einmal für Berlin."
Zustimmung. Ich bin auch kein unbedingter Stoiber-Fan und werde ihn auch hier nicht verteidigen. Zur Politik gehört eben nicht nur Intelligenz und Fleiß - man muss vor allem auch in der Lage sein, zu kommunizieren. Und das ist bei Stoiber sicher eine unverzeihliche Schwäche.
"Leider hat er aber wenig getan, um das auch nach außen hin sichtbar werden zu lassen. "
Wenn man sich ein wenig mit der bayrischen Landespolitik beschäftigt hat, dann war einem das eigentlich von Anfang an klar. Kann aber natürlich sein, dass man das durch den Filter der nicht-bayrischen Presse nicht so mitbekommen hat.
Zitat von califaxWenn Guttenberg seine marktwirtschaftlichen Positionen knallhart durchhält und dabei auch massivem Gegenwind aus der eigenen Partei standhält, könnte er die Truppe wieder nach oben führen. Er ist jetzt schon die groß Hoffnung.
Ja, eine seltsame Sache scheint mir das zu sein. Dieser Guttenberg taucht plötzlich aus dem Nichts der fränkischen Provinz auf und die Presse, insbesondere Springer, geben ein dreifaches "Hip Hip Hurra" aus. Wieso ist das so? Handfeste Leistungsnachweise können es jedenfalls kaum sein, denn die gibt es schlichtweg nicht. In diesen zwei Punkten erinnert er mich stark an Obama...
Danke für Ihre wohlwollende Kenntnisnahme meines Artikels!
In Antwort auf:Meines Erachtens gab es keine Alternative zur schnellen Währungsunion und Wiedervereinigung.
D'accord. Das habe ich inzwischen auch so sehen gelernt.
In Antwort auf:War die Gefahr einer Unterwanderung durch SED-Leute damals nicht real? Die PDS konnte damals ja nicht wissen, daß sie einen solchen Aufschwung nehmen würde. Hätte es nicht sein können, daß die kommunistischen Strategen sich für eine Strategie des massenhaften Eintretens in die SPD entschieden, mit der PDS als einer kleinen Kaderpartei, die der SPD Beine macht?
Schwer einzuschätzen. Mein Eindruck war - und ich musste das damals einigen erklären -, dass es einzelne waren, die ernsthaft eine neue politische Heimat suchten. Jetzt haben wir eine Volkspartei (jedenfalls im Osten), die der SPD Beine macht.
In Antwort auf:Und dann, lieber Herr, bin ich der Meinung, daß jemand, der mehr als nur ein passives Mitglied der SED war, in eine demokratischen Partei nichts verloren hat. Niemand wurde ja dazu gezwungen, Funktionär zu werden. Wer es tat, der unterstützte bewußt die Diktatur. Er mag erkennen, daß er sich geirrt hatte. Er mag inzwischen demokratisch denken. Aber in einer demokratischen Partei ist er fehl am Platz.
Das kann ich nun nicht so sehen. Die SED hatte über 2 Mio. Mitglieder, und leider war es so, dass man großteils aus Karrieregründen der Partei beitrat. Eine große Zahl, wenn nicht die Mehrheit, haben sich nicht wirklich mit der Politik der SED identifiziert. - Wobei mir diese Mitläufer nun auch nicht gerade sympathisch sind. Was ich für SED wie Blockparteien aber durchaus akzeptieren kann, ist, wenn jemand meinte, auf betrieblicher oder örtlicher Ebene durch die Mitarbeit in der Partei die eine oder andere Verbesserung erreichen zu können. So wie Tillich in der Ost-CDU und beim Rat des Kreises. Solche Menschen kenne ich. Die waren nicht in der Partei, um die Diktatur zu stärken, sondern um unter den Bedingungen der Diktatur Kleinigkeiten zu bewegen. Natürlich waren das keine Widerstandskämpfer. Aber solche Leute wären mir in der SPD willkommen gewesen. Und solche, nicht die Mitläufer, haben damals auch bei uns angefragt. Aber vielleicht schlägt ja an dieser Stelle bei mir auch das "Pastorale" durch: dass ich jedem Menschen eine Lebensänderung und Neuanfang zutraue und das dann auch akzeptiere ("Buße" nennt man das unter Christen).
In Antwort auf:PPS: Ich dachte bisher, alle Pastoren Ihrer Generation seien links.
Bin aus Versehen konservativ geworden Und bei uns in Sachsen ist man sowieso etwas schwärzer.
In Antwort auf:Die CSU-Wählerschaft erwartet von der Parteispitze eine gewisse Kunst im Intrigieren und Kaltstellen. Das ist ein wichtiger Unterschied. "A Hund issa scho!" ist im Biergarten eine Anerkennung für intrigierende Politiker. Aber: Die Intrige wird zwar als Werkzeug akzeptiert, aber der Hammer macht noch keinen Zimmermann. Das Spitzenpersonal muß auch klare Ansichten und ein erkennbares Weltbild haben, aus dem dann vorhersehbare Politik resultiert. Die Mittel mögen verschleiert und verklüngelt werden, die Ziele müssen offen liegen. Vor allem müssen sie überhaupt existieren. Weitere Anforderungen an bairische Spitzenpolitiker: Hochintelligent, zumindestens mit einem breiten und in die Tiefe gehenden Allgemein- und Fachwissen ausgestattet. Wer nicht wie Musterschüler Strauß alles im Kopf behalten kann, muß es sich wie das Arbeitstier Stoiber abends am Schreibtisch einpauken. Das Spitzenpersonal muß hochseefähig sein: Im Bierzelt wird neben deftigen klaren Worten und Späßen immer noch messerscharfe Analyse und abrufbereites Detailwissen verlangt. Idealerweise auch noch nach der dritten Maß. (Der von Stoiber kultivierte Limonadentrick läuft unter Intrige.) Sehr gut fürs Image ist eine klassische Bildung mit fließend beherrschtem Altgriechisch oder Latein. Geschichtskenntnisse sind nicht wie bei den Jusos so ein langweiliges Dingens für Streber, sondern Grundlage jedes soliden politischen Denkens. Demonstrativ vorgetragenes Christentum gehört auch noch dazu, verliert aber an Priorität, wie Seehofers Affaire zeigt. Und dann muß der Spitzenpolitiker auch Format haben, d.h. er muß eine Bühne mit Ausstrahlung und Charme ausfüllen können, damit ihm die Leute überhaupt zuhören. Es muß jemand sein, mit dem man sich gerne auch emotional identifiziert, eine Führungsfigur, ein Rockstar wie Strauß.
Besser kann es auch ein Bayer nicht zusammenfassen, selbst wenn die CSU nicht die politische Heimat ist. Guttenberg hat diesbezueglich grosses Potential.
Eine sehr schöne Analyse, Califax. Volle Zustimmung (ich frage mich nur, ob da nicht z.T. die früheren Zeiten etwas romatisiert werden).
Die alten Zeiten der (im Wortsinne) Volkspartei CSU sind wohl für immer vorbei. Das ist sicher von Fehlern der handelnden Personen beschleunigt worden, war aber wohl auch nicht aufzuhalten. Eine zunehmend pluralistischere Gesellschaft kann eben immer schwerer von EINER Partei bedient werden. Früher war eben klar, dass ein Bauer CSU wählt. Bei einem Ökobauern ist das schon nicht mehr so klar, bei seiner Tochter die Verkäuferin oder Arzthelferin wird noch weniger.
Im Rückblick muss man sich eigentlich eher umgekehrt fragen, wie es die CSU eigentlich so lange geschafft hat, eine so hervorragende Intergrationsleistung zu vollbringen, dass sie von allen Schichten wählbar war. Califax hat das ja ganz richtig beschrieben: Vom Nationalgesinnten bis zum Separatisten, vom Bauer bis zum Akademiker, vom Arbeiter bis zum Unternehmer: die CSU wurde von allen gewählt. Bis vor kurzem gab es im Landtag eine unglaubliche 2/3-Mehrheit. Eine wirklich epochale Leistung.
Zitat von HajoOhne groß darüber nachgedacht zu haben, erscheint es mir auf den ersten Blick wohl möglich, ähnliches auch über die CSU zu sagen.
Warum nur die C*S*U? Bei der CDU geht es doch seit jeher ganz genau so, zumal diese Partei eigentlich immer nur ein Programm hatte. nämlich die Sozis zu verhindern. Wenn die Programmdebatten entfallen bzw. die Programme beliebig wechseln, kann sich der Politiker auf das konzentrieren, was die eine Hälfte seiner Kunst ausmacht: das Intrigieren.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von Florian Volle Zustimmung (ich frage mich nur, ob da nicht z.T. die früheren Zeiten etwas romatisiert werden).
Natürlich werden sie das. Aber wenn man das Thema CSU ernsthaft betrachten will, ist es völlig irrelevant, ob mich diese Partei anekelt. Es ging ja um die Sicht der Wähler und Anhänger auf eine Partei. Und da gehört diese Romantik natürlich dazu. Zu FJS' Zeiten war die heute heilige Geschlossenheit in der CSU tatsächlich ein Treppenwitz. FJS war ständig damit beschäftigt, innerparteiliche politische Gegner abzukanzeln. Da wurden Kneipenabende manchmal zum donnernden Strafgericht. Und genauso heftig sin die Genossen über ihn hergezogen. Da floß viel Alkohol und es wurde viel geflucht, gebetet und gegrantelt. Das hat der Durchschnittswähler verstanden. Da waren engagierte Leute, die sich über wichtige Themen fast die Köpfe einschlagen und doch mit viel Arbeit gemeinsam für das Land eintreten. Und wenn da einer besoffen dahergeschimpft hat, dann war er halt ein Mensch und ein Beweis für eine Meinung und Anschauung. Heute wäre das undenkbar. Man stelle sich nur mal vor, der Guttenberg würde bei einer Kerwa kurz vor Ausschankschluß fiese Attacken gegen den Seehofer und seine Quelleaktion gröhlen. Undenkbar.
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
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