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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 625 mal aufgerufen
 Pro und Contra
Nola ( gelöscht )
Beiträge:

23.10.2009 09:11
„Zweifel sollte ein Journalist grundsätzlich haben“ Antworten

In Antwort auf:
http://www.zeit.de/online/2009/08/guttenberg-bildblog-namensfaelschung?page=2

(…) „Zweifel sollte ein Journalist grundsätzlich haben“. (…)



Das sagte in einem Interview (hier genannt Anonysmus) – derjenige der, wie sich später herausstellte, dem neuen Wirtschaftsminister zu Guttenberg in der Wikipedia einen zusätzlichen Vornamen verpasst hatte.

Erstaunlich war, wie schnell dieser zusätzliche Name „Wilhelm“ von den meisten Medien sofort übernommen wurde. Da nutzte auch die Aufmerksamkeit der Macher von Wikipedia nichts, sie hatten diesen Namen schon entfernt und flugs hat ein wohlmeinender Wikipedia-Leser diesen wieder hinzugefügt bis zur nächsten Löschung.

Dieses Experiment, wie „Anonysmus“ diesen Vorgang selbst bezeichnet, offenbart aber nicht nur, dass auch bei Wikipedia mal ein Fehler unterlaufen kann, sondern – und das ist das wesentliche – dass die Journaille von einander abschreibt. Somit erklärt sich, die in vielen Bereichen seit Jahren an uns weitervermittelte gleichlautende Berichterstattung. Wenn X oder Y das geschrieben hat, dann muß es ja richtig sein und man schließt sich dieser Meinung an.

Wenn es dann noch – wie auch seit Jahren praktiziert – um den Transfer von politischen Überzeugungen geht (am besten anhand von „Gutmenschenthemen“) dann ist dieser gedankenlosen und zur Trivialschreiberei verkommenen Journaille eine Volksverdummung anzulasten. Allenfalls ein Toter (und sei es in Rio d. J.) reißt sie noch aus ihrer Mainstream-Lethargie.

Geschriebene und bebilderte Veröffentlichungen dieser Tage zeigen, mit wie wenig Mitteln ein gewünschter Eindruck entsteht. Da sieht man unser neues Dreigestirn überwiegend mit ablehnender Körperhaltung und einem noch miesepetrigerem Gesichtsausdruck. Der Tag hat 24 Stunden, derartige Bilder lassen sich also sicher bei jedem Menschen ablichten. Die jedoch auch vorhandenen freundlichen Ablichtungen (siehe in der "Zeit"), könnten ja eine positive Grundstimmung vermitteln, aber was nicht sein kann, das nicht sein darf …

Man kann nur hoffen, das die folgende Generation der Journalisten, (wie „Anonysmus“ sagt: (…) „Ich habe gerade eine Journalistenschule abgeschlossen und studiere derzeit noch“(…) und weiter feststellte: „Zum Problem aber wird es nicht, weil es ein Einzelner tut. Zum Problem wird es, wenn es strukturell bedingt ist“)sich ihrer Berufsehre wieder bewußt werden und dem Leser wieder recherchierte und eigenmeinungsfreie Berichterstattung zuteil wird.


Edit: Ich vergaß ein Lob für all diejenigen, die ihre Berichterstattung neutral und zur Information veröffentlichen und sich nicht ausschließlich dem Mainstream beugen. Herzlichen Dank an die Journalisten, die standhaft jedes Verbiegen ablehnen und Klartext schreiben.

♥lich Nola

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

23.10.2009 13:23
#2 RE: „Zweifel sollte ein Journalist grundsätzlich haben“ Antworten

Liebe Nola,

was diese "Wilhelm"-Geschichte angeht, würde ich die Journalisten sogar in Schutz nehmen wollen. Ich weiß nicht, wie es in einer Zeitungsredaktion so zugeht, aber ich kann mir vorstellen, dass man dort mächtig gehetzt und getrieben wird.
Man hat ja erstens keinen Exklusivstatus mehr, da jede Nachricht sofort im Netz veröffentlicht wird, und zweitens wurden ja in den letzten Jahren jede Menge Zeitungen von ihren Eigentümern zusammengefasst und Redaktionen zusammengelegt (sowie ausgedünnt).

Früher, wenn ich mal einen besonders schönen Bericht gelesen habe, oder nachdem ich selbst mal einen tollen Text verfasst hatte, keimte in mir auch der Wunsch auf, journalistisch tätig sein zu wollen. Damals war ich mir aber nicht sicher, ob ich das auch könnte. Heute bin ich mir sicher, dass ich das nicht möchte.

Zum Schreiben getrieben? Nee, echt nicht. Ich weiß ja nicht, wie lange sie und andere hier in diesem Forum an einem Text feilen, aber bei mir dauert das durchaus länger ... und dabei antworte ich hier meist nur.
Wenn ich selbst einen längeren Eröffnungsbeitrag publiziere, ist da mindestens eine zweitägige Gedankenarbeit zuvor erfolgt. Schreiben auf Befehl könnte ich nicht.

Wenn jetzt eine DPA-Mitteilung in der Redaktion reinkommt, oder der Chef sagt: "Hey, zu diesem neuen Typen müssen wir was bringen - schreib was!", würde ich wahrscheinlich auch auf die nächsten greifbaren Quellen zurückgreifen.
Es gilt, wie auch in der Wirtschaft "sorgfältig arbeiten" gegen "Quick & dirty" ... und, machen wir uns nix vor - heute ist vor allem Schnelligkeit gefragt. Was ich heute veröffentliche, ist morgen meist schon vergessen.

Manchmal allerdings nicht. Dann haben wir einen Fall "Wilhelm".

Dieser ganze DPA-und-Wikipedia-Abschreibe-Hype im Netz ist erstens dem Netz selbst, und zweitens den Sparmaßnahmen der Eigentümer geschuldet. Die Journalisten sind da auch nur arme Hamster im Laufrad.
Was mich viel mehr aufregt, ist der penetrant gutmenschliche Linksdrall der Journaille, den sie liebe Nola, ja auch kritisieren.

Das Gute daran ist aber der Platz, den die MSM dadurch kleinen, rebellischen Publikationen lassen. Ich habe also Hoffnung (und mittlerweile drei Zeitschriftenabos, die mir echt Spaß machen - monatlich veröffentlicht und mit durchdachten Beiträgen gefüllt).

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

16.11.2009 19:44
#3 RE: „Zweifel sollte ein Journalist grundsätzlich haben“ Antworten

Lieber Calimero, hat ein bißchen länger gedauert meine Antwort , aber bitte hier:

Und sie schreiben doch alle voneinander ab.
Wie ich finde ohne „Not“ nämlich das es schnell gehen müsse und man keine Zeit zur Recherche hat und etwa unter dem Druck stünde, eine hochbrisante Neuigkeit mitteilen zu müssen. Nein sie (die Medien) wollen sich diesen (Auf)Reißer nicht entgehen lassen und man vergisst nicht nicht zu erwähnen, das dieses so der Spiegel berichtet.

http://www.rp-online.de/politik/deutschl...aid_783410.html

http://www.sueddeutsche.de/H5m38k/314676...Lafontaine.html

http://www.rp-online.de/politik/deutschl...aid_783410.html

http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/da-geht-doch-was/

♥lich Nola

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