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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 5 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

31.10.2009 16:38
Zitat des Tages: "Obama muß entscheiden" Antworten

Vor gut einem halben Jahr hat Präsident Obama nach, wie er sagte, eingehenden Beratungen eine "umfassende, neue Strategie" für Afghanistan und Pakistan verkündet. Jetzt gibt es wieder eingehende Beratungen - hoffentlich mit dem Ergebnis, daß der Präsident den Unterschied zwischen counterinsurgency und counterterrorism nicht nur begreift, sondern daß er auch einsieht, daß man nicht counterinsurgency mit Truppen betreiben kann, die allenfalls für counterterrorism ausreichen.

Laut dem Artikel, aus dem das Zitat stammt, überlegt der Präsident, ob man nicht vielleicht in einem Teil Afghanistans die eine und in einem anderen Teil die andere Strategie versuchen könnte.

Es gehört angesichts solcher Überlegungen nicht viel prophetische Gabe zu der Vorhersage, daß in einem weiteren halben Jahr Obama erneut nach "eingehenden Beratungen" eine "umfassende, neue" Strategie verkünden wird.

Juno Offline



Beiträge: 332

01.11.2009 19:48
#2 RE: Zitat des Tages: "Obama muß entscheiden" Antworten


David Ignatius argumentiert in der Washington Post, dass es um eine gemischte Strategie gehe, die schon jetzt praktiziert werde:

As Obama has deliberated Afghanistan strategy, the debate has tended to polarize between "CI" and "CT" advocates. But this is a false argument. What the United States actually has in Afghanistan is a mixture. Obama must now decide whether to provide the resources -- and take the risks -- to test whether this combined strategy can succeed.

http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/con...9103002862.html

Lesenswert.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.086

01.11.2009 21:34
#3 RE: Zitat des Tages: "Obama muß entscheiden" Antworten

Robert D. Kaplan weist darauf hin, dass Obamas Regierung schon allein durch den öffentlichen Selbstfindungsprozess das Standing der USA sowohl in Afghanistan als auch im Rest der Welt beschädigt:

Zitat von Robert D. Kaplan
Even if Obama does end up making the correct decision on Afghanistan strategy (by which I mean adding troops, since counterinsurgency is manpower-intensive), the public agony over his deliberations already may have done incalculable damage.

The Afghan people have survived three decades of war by hedging their bets. Now, watching a young and inexperienced American president appear to waver on his commitment to their country, they are deciding, at the level of both the individual and the mass, whether to make their peace with the Taliban -- even as the Taliban itself can only take solace and encouragement from Obama's public agonizing.

Meanwhile, fundamentalist elements of the Pakistani military, opposed to the recent crackdown against local Taliban, also are taking heart from developments in Washington. This is how coups and revolutions get started, by the middle ranks sensing weakness in foreign support for their superiors.

Obama's wobbliness also has a corrosive effect on the Indians and the Iranians.

...

So, too, other allies far and wide -- from the Middle East to East Asia, and Israel to Japan -- will start to make decisions based on their understanding that Washington under Obama may not have their backs in a crisis.


http://www.oregonlive.com/opinion/index....ision_time.html

Via: http://cominganarchy.com/2009/11/01/kapl...-decision-time/

--
La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.11.2009 00:09
#4 RE: Zitat des Tages: "Obama muß entscheiden" Antworten

Zitat von Juno

David Ignatius argumentiert in der Washington Post, dass es um eine gemischte Strategie gehe, die schon jetzt praktiziert werde:

As Obama has deliberated Afghanistan strategy, the debate has tended to polarize between "CI" and "CT" advocates. But this is a false argument. What the United States actually has in Afghanistan is a mixture. Obama must now decide whether to provide the resources -- and take the risks -- to test whether this combined strategy can succeed.
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/con...9103002862.html


Es ist, lieber Juno, natürlich sehr schwierig, solche strategischen Fragen zu beurteilen, wenn man nur die Informationen hat, die dem interessierten Leser zur Verfügung stehen.

Also mit allem Vorbehalt gesagt: Mir scheint, daß Fred Kaplan, den ich seinerzeit zitiert hatte, das Problem richtiger sieht. CI und CT sind verschiedene strategische Ziele. Im einen Fall will man das Land befrieden und - jedenfalls in der Perspektive - zu einem demokratischen, dem Westen verbundenen Land machen; so wie im Irak. Im anderen Fall wird das nicht angestrebt, sondern man begnügt sich damit, die militärische und terroristische Bedrohung in Schach zu halten. Die Strukturen des Landes können sein, wie sie denn sind oder wohin sie sich entwickeln.

Ich glaube nicht, daß man einen Mittelweg gehen kann. Was Ignatius beschreibt, ist CI. Daß man dabei gegen die Aufständischen militärisch vorgeht, ist ja in CI eingeschlossen. CI ist die weitergehende Strategie, die CT impliziert.

In der Washington Post stand allerdings, daß Obama eine andere Art von Mischung erwäge: In einigen Provinzen CI, in anderen CT. Wie da etwas Gescheites herauskommen soll, ist mir nicht klar.

Ignatius schreibt auch dies:

Zitat von Robert Ignatius
But there's a danger: A strategy that combines stroking your friends and pounding your enemies runs the risk of sending mixed messages. The public, here and around the world, may conclude that for all their new talk about drinking tea, the Americans are ruthless killers. Meanwhile, the enemy may conclude that whatever its firepower, the United States is impatient and will eventually go away. The wires may get crossed, in other words, with people getting the opposite message from the one intended.


Das scheint mir plausibel zu sein. Nach allem, was ich über die afghanischen Stammesgesellschaften weiß, geht es ihnen darum, in Ruhe gelassen zu werden - von Kabul, von den Taliban, vor allem von Fremden, ob Russen oder Amis.

Sie werden sich immer mit dem zu arrangieren versuchen, den sie als den Stärkeren - vor allem dem langfristig Stärkeren - sehen. Nach der erfolgreichen Invasion und der vernichtenden Niederlage der Taliban haben sie sich nach Kabul orientiert und waren bereit, die westlichen Truppen zu unterstützen. Jetzt sehen sie die Taliban im Vordringen und den Westen zunehmend unsicher und zweifelnd.

Der Autor, den Gorgasal zitiert, trifft es genau: Je mehr Obama zögert und unsicher wird, umso mehr werden die Stämme zu der Bewertung kommen, daß es besser ist, sich mit den Taliban zu arrangieren. Dann ist mit allen den schönen freundlichen Maßnahmen kein Blumentopf mehr zu gewinnen.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.086

12.11.2009 20:51
#5 RE: Zitat des Tages: "Obama muß entscheiden" Antworten

Zitat von Zettel
Vor gut einem halben Jahr hat Präsident Obama nach, wie er sagte, eingehenden Beratungen eine "umfassende, neue Strategie" für Afghanistan und Pakistan verkündet. Jetzt gibt es wieder eingehende Beratungen


Der Messias lehnt beide Strategien ab:

Zitat von MSNBC.com
President Barack Obama does not plan to accept any of the Afghanistan war options presented by his national security team, pushing instead for revisions to clarify how and when U.S. troops would turn over responsibility to the Afghan government, a senior administration official said Wednesday.

...

In strongly worded classified cables to Washington, [Botschafter] Eikenberry said he had misgivings about sending in new troops while there are still so many questions about the leadership of Afghan President Hamid Karzai.


http://www.msnbc.msn.com/id/33864508/ns/...d_central_asia/

Karzai ist also zu korrupt, als dass man weitere Truppen schicken könnte... aber nicht, als dass man ihm nicht gleich das ganze Land anvertrauen könnte. Muss ich das verstehen?

Via neo-neocon, die Obama ob seiner zerebralen Herumeierei, seiner dauernden Introspektion, seiner ständigen neuen Untersuchungen und Studien, seiner völligen Abwesenheit von Entscheidungen immer häufiger mit Hamlet vergleicht. Passt immer besser:
http://neoneocon.com/2009/11/12/hamlet-i...name-of-action/

--
La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.11.2009 21:21
#6 RE: Zitat des Tages: "Obama muß entscheiden" Antworten

Zitat von Gorgasal
Via neo-neocon, die Obama ob seiner zerebralen Herumeierei, seiner dauernden Introspektion, seiner ständigen neuen Untersuchungen und Studien, seiner völligen Abwesenheit von Entscheidungen immer häufiger mit Hamlet vergleicht. Passt immer besser:
http://neoneocon.com/2009/11/12/hamlet-i...name-of-action/


Er merkt halt jetzt, daß Präsident sein nicht nur darin besteht, vor einem begeisterten Publikum tolle Reden zu halten.

Er hat dieses erste Amtsjahr überwiegend mit dem Halten solcher Reden verbracht - in Prag, in Kairo, bei seinen unzähligen Auftritten in den USA.

Offenbar glaubte er wirklich, damit etwas bewirken zu können, so wie er durch Reden schließlich Präsident geworden ist. Und nun muß er feststellen, daß seine Gegenspieler weniger leicht zu beindrucken sind als die amerikanischen Wähler; daß die objektiven Probleme bleiben, auch wenn man wunderbare Visionen entwirft.

Zu handeln, in schwierigen Situationen harte Entscheidungen zu treffen hat Obama nie gelernt. Er ist von seinem jetzigen Job so überfordert, wie das kaum je ein amerikanischer Präsident war. Selbst Jimmy Carter war dagegen ein Gigant an Entscheidungsstärke.

Herzlich, Zettel

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