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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 30 Antworten
und wurde 1.974 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Hias Offline



Beiträge: 138

07.11.2009 18:18
#26 RE: Marginalie: Wieder bestätigt sich das Zettel'sche Gesetz ;-) Antworten

Das kommt darauf an. Kann gut sein, dass man sich bei den Amis sicherer gefühlt hat. Immerhin hat man ja deren Städte nicht bombardiert, im Gegensatz zu den Briten (ich sach nur Coventry). Aber ich denke es gab viel pragmatischere Gründe.

In der direkten Nachkriegszeit flohen viele Firmen vor den Russen in die nächstgelegenen Gebiete, meist aber auch dorthin, wo es bereits große Werke gab. Fürs Beispiel Siemens:

Siemens bestand früher mehr oder weniger aus zwei großen Unternehmensteilen: Die Schwachstromsparte (Siemens & Halske, S&H) und die Starkstromsparte (Siemens-Schuckertwerke, SSW). Die SSW war eine Fusion mit den Nürnberger Schuckertwerken, einem großen ehemaligen Konkurrenten. Da die Firma jetzt schnell in den Westen musste, sind sie zunächst dahin, wo sowieso schon Werke zumindest eines Teils der Firma standen, eben nach Franken. Erst als feststand, dass die SBZ von Dauer sein wird, haben sie den Hauptsitz von Hof nach München verlegt.


Ich denke mal die Zonenrandförderung ab 1965 zählt dann zu der besseren Politik? Bayern hat keine schlechte Politik betrieben, aber anders als in NRW hatte es eben nicht mit einem Strukturwandel zu kämpfen. Dafür gabs jede Menge Gelder aus der ganzen Republik für das arme, rückständige Bayern. Hinzu kam, dass das Land enorm von der Flucht der Industrie aus Berlin und Mitteldeutschland sowie der Flucht der Sudetendeutschen profitiert hat. Dazu die Bildungsexpansion, die aus bettelarme ostbayerische Städte (bspw. Regensburg und Passau) interessante Investitionsobjekte gemacht hat. Nur, das war halt ein langer Prozess. Das hat 40 Jahre gedauert, bis Bayern zum Laptop und Lederhosen Land wurde. Und wie gesagt, Bayern wurde es auch dank der Solidarität der anderen Bundesländer und der Republik.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

07.11.2009 18:59
#27 RE: Marginalie: Wieder bestätigt sich das Zettel'sche Gesetz ;-) Antworten

Zitat von Zettel
Aber in der britischen waren sie nicht weniger sicher.
Übrigens waren die britischen Besatzer hervorragend darin, uns Deutschen die Demokratie beizubringen. Es ist ja kein Zufall, daß Hamburg eine Pressemetropole wurde und daß der "Spiegel", bevor er nach Hamburg umzog, in Hannover erschien.
Herzlich, Zettel



Ich schrieb ja, dass ich es irgendwo mal gelesen habe. Ich könnte keine Quelle angeben. Aber es erschien mir durchaus logisch, da im amerikanischen Sektor eher weniger mit reparationsbedingtem Abbau von Industrieanlagen gerechnet werden müsste.
Das hat mit Demokratie und britischer Fairness eigentlich garnichts zu tun. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man den fern beheimateten US-Amerikanern eher traute, als den europäischen Nachbarn, deren Territorien man ja angegriffen hatte.

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.044

07.11.2009 19:11
#28 RE: Marginalie: Wieder bestätigt sich das Zettel'sche Gesetz ;-) Antworten

Zitat von Meister Petz
Ich weiß von einer Firma aus der nördlichen OPf, wo der Firmenchef nur mit Mühe daran gehindert werden konnte, seine Zentrale aus Angst vor dem Iwan in eines der Werke im Allgäu zu verlegen


Wenn Sie von der Zeit von, sagen wir, 1945-1955 sprechen, dann finde ich den Firmenchef gar nicht so , sondern recht rational.

--
La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.044

07.11.2009 19:15
#29 RE: Marginalie: Wieder bestätigt sich das Zettel'sche Gesetz ;-) Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Calimero
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass die Firmen sich in der amerikanischen Besatzungszone auch sicherer gefühlt haben und deshalb dorthin gezogen sind.


Aber in der britischen waren sie nicht weniger sicher.



Naja, man erinnere sich an die Verstaatlichungen der Regierung Attlee in Großbritannien nach 1945. Ich kann schon nachvollziehen, dass manche Firmen sich nicht sicher waren, was in der britischen Besatzungszone kommen würde.

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La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

08.11.2009 10:06
#30 RE: Marginalie: Wieder bestätigt sich das Zettel'sche Gesetz ;-) Antworten

Zitat von Hias
meist aber auch dorthin, wo es bereits große Werke gab


Eben - und das ist nun genau das Gegenteil Ihrer ersten Aussage, daß Siemens nach Bayern gegangen wäre, weil da nur ländliche Pampa gewesen wäre.

In Antwort auf:
anders als in NRW hatte es eben nicht mit einem Strukturwandel zu kämpfen.


Wirtschaft ist beständiger Strukturwandel.
Das Problem in NRW war, daß die SPD diesen Wandel bekämpfen, d.h. verhindern wollte. Und viel zu lange die alten Strukturen subventionierte - das Geld fehlte dann für die Zukunft.

In Antwort auf:
Dafür gabs jede Menge Gelder aus der ganzen Republik für das arme, rückständige Bayern.


Das wird überschätzt. Die Transfers waren in der eigentlichen Wiederaufbauzeit so groß nicht, insgesamt gesehen ist Bayern ohnehin Geberland.
Wenn auch nur, wie NRW, nur in der zweiten Reihe, die Hauptgeldgeber im Finanzausgleich waren und sind BaWü und Hessen.

Der Knackpunkt ist aber: Bayern ist das EINZIGE Bundesland, daß den Finanzausgleich vernünftig verwendet hat. D.h. das Geld wurde zukunftsfähig investiert und Bayern wandelte sich eben zum Geberland.
In den SPD-Ländern dagegen wurden und werden die Transfers konsumiert, da entwickelt sich nichts.

In Antwort auf:
Hinzu kam, dass das Land enorm von der Flucht der Industrie aus Berlin und Mitteldeutschland sowie der Flucht der Sudetendeutschen profitiert hat.


Neben Bayern die meisten Flüchtlinge aufgenommen haben Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Hat dort offenbar nichts gebracht.

In Antwort auf:
Dazu die Bildungsexpansion, die aus bettelarme ostbayerische Städte (bspw. Regensburg und Passau) interessante Investitionsobjekte gemacht hat.


Auch hier: Unis gegründet haben andere Bundesländer auch. Aber mit weniger Qualität und deswegen weniger Erfolg.

Unterm Strich: Es waren nicht gute Rahmenbedingungen in Bayern, sondern eine gute Politik, die für die heutigen Erfolge gesorgt hat. Wobei die heutige CSU m. E. nicht mehr die Qualität hat, diese Erfolgsgeschichte weiterzuführen. Was man auch an den Wahlergebnissen sieht.

Hias Offline



Beiträge: 138

08.11.2009 18:54
#31 RE: Marginalie: Wieder bestätigt sich das Zettel'sche Gesetz ;-) Antworten

In Antwort auf:
Eben - und das ist nun genau das Gegenteil Ihrer ersten Aussage, daß Siemens nach Bayern gegangen wäre, weil da nur ländliche Pampa gewesen wäre.



Hier müssen Sie unterscheiden zwischen unmittelbaren Kriegsende (da verlagerte man die Werke aus Berlin dorthin wo man schon welche hatte) und dem Neubau von Werken Ende der 1950er Jahre, als man die neuen Werke dorthin baute, wo eben das Arbeitskräftepotential hoch und die Löhne niedrig waren.

In Antwort auf:
Wirtschaft ist beständiger Strukturwandel.
Das Problem in NRW war, daß die SPD diesen Wandel bekämpfen, d.h. verhindern wollte. Und viel zu lange die alten Strukturen subventionierte - das Geld fehlte dann für die Zukunft.



Aha und andere Regierungen tun das nicht? Ich sach nur Agrarsubventionen, oder die CSU-Mißwirtschaft bei der Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg. Es kann gut sein, dass die SPD in NRW den Wandel verhindern wollte. Aber das wollten andere auch, auch Schwarz(-gelbe) Regierungen.

In Antwort auf:

Der Knackpunkt ist aber: Bayern ist das EINZIGE Bundesland, daß den Finanzausgleich vernünftig verwendet hat. D.h. das Geld wurde zukunftsfähig investiert und Bayern wandelte sich eben zum Geberland.
In den SPD-Ländern dagegen wurden und werden die Transfers konsumiert, da entwickelt sich nichts.



Hm, da entwickelt sich nichts? Abwarten. Bayern hatte immerhin 40 Jahre gebraucht.

In Antwort auf:
Unterm Strich: Es waren nicht gute Rahmenbedingungen in Bayern, sondern eine gute Politik, die für die heutigen Erfolge gesorgt hat. Wobei die heutige CSU m. E. nicht mehr die Qualität hat, diese Erfolgsgeschichte weiterzuführen. Was man auch an den Wahlergebnissen sieht.


Ich bin und bleibe da skeptisch. Die Regierung kann gute Politik machen, aber gerade einen zukunftsfähigen Strukturwandel positiv zu unterstützen ist unheimlich schwer. Dabei macht man zwangsläufig Fehler und versenkt jede Menge Geld. Und dann muss man das bei den Arbeitern und Angestellten der "Dino"-Betriebe verantworten, warum man deren Betriebe nicht weiter subventioniert. Ich bin ehrlich, lieber subventioniert man ein paar Jahre länger ältere Betriebe, als dass man den Kahlschlag zulässt. Die Deindustrialisierung der ehemaligen DDR und auch in GB zeigt, dass dies längerfristige Probleme mit sich bringt.

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