In Antwort auf: In Antwort auf: Aber das Problem ist, was ist die bessere Alternative? Wär aber mal ne interessante Sache. Welche Governance-Strukturen könnte man an einer Uni aufbauen um eine sinnvolle Interessenvertretung zu gewährleisten und eine wirkliche Demokratisierung?
Zunächst mal möchte ich sagen, dass eine Uni per se keine demokratische Veranstaltung ist und nach meinem Dafürhalten auch nicht demokratisiert werden muss oder sollte. Studentenvertretungen sollten demokratisch organisiert sein, aber das ist eben auch nur ein Teil des Ganzen. Was diese allerdings angeht, so stimme ich zu, es wäre wirklich interessant darüber nachzudenken, wie bessere Strukturen aussehen würden.
Nicht falsch verstehen. Natürlich halte ich nichts davon, dass man über Noten abstimmt, oder ähnliches. Allerdings bin ich schon der Meinung, dass Studenten bei der Besetzung bspw. von Lehstühlen ein Wörtchen mitzureden haben sollten (wie es ja auch der Fall ist). Aber ich meinte ntürlich die Studentenvertretungen bzw. den Einfluß auf die Politik der Universität (Ausrichtung, größere Investitionen etc).
In Antwort auf:Es ist nicht weniger Aufgabe der Asten. Die Asten werden genauso von den Studenten finanziert und müssten genauso nahe am Studenten sein. Sie sind es aber nicht, weil sie eben politisch sind und sich auch so verstehen. Fachschaften sind, zumindest im Regelfall, nicht politisch. Und das gestattet ihnen ihre Aufgabe auch wahrzunehmen. Extrem versimpelt könnte man sagen: An meiner Uni war der Asta so sehr damit beschäftigt die Weltrevolution vorran zu treiben, dass man für so nichtige Dinge wie studentische Belange nun wirklich keine Zeit haben kann.
Das ist aber immer das Problem von repräsentativen Strukturen, dass man ab einer gewissen Ebene das nicht mehr machen kann. Oder mit anderen Worten, wenn Asten Informationsangebote für Studenten vorhalten, größere Aktionen organisieren oder aber sich um so Sachen wie Umsetzung von StuPa Beschlüssen kümmern müssen, kann man nicht so nah an den studentischen Belangen sein, wie die Fachschaften, die auf einer Ebene agieren, wo jeder jeden kennt und wo man auch ma was zwischen Tür und Angel besprechen kann. Das die Konzentration auf die Weltrevolution nicht darunter fällt ist natürlich klar.
In Antwort auf:Das habe ich, unabhängig davon wie gross die Zahlen nun wirklich sind, auch so erlebt. Aber ich halte auch das für eine indirekte Folge der falschen Zielsetzung. Als wir protestiert haben, ging es mehrere Tage lang vor allem um die Studienbedingungen. Um Bibliotheken, Seminare und Wartezeiten. Aber nach mehreren Tagen kam mehr und mehr "Asta" hinzu, die von der "Demokratisierung der Uni", der freien Bildung und ähnlichem Spökes anfingen. Und dahinter stellt sich dann eben genau der Anteil der Studenten, der solche Verbindungen auch in den SP-Wahlen stützt und das sind dann keine 15% der Studentenschaft. Alle anderen gehen nach Hause. Originalplaket im Protestzug als es mir gereicht hat: "Freie Bildung für alle. Sondersteuern für Millonäre.". Dahinter marschier ich nicht. Und viele andere eben auch nicht.
Hm, das war bei uns nicht der Fall. Dazu war der Unterstützerkreis zu groß und der Asta zu klein um die Demos umzudeuten. Mag sein, dass das noch in den 90er der Fall war, allerdings hatte bei uns der Asta nen schwereren Stand. Ich hab zumindest kein Plakat gesehen, dass ne Sondersteuer für Millionäre oder die Demokratisierung der Uni gefordert hat. Dennoch ließ das Interesse schnell nach.
Zitat von Hias Aber das besondere Problem in der BRD bei den Studiengebühren war, dass sie schlicht und einfach als notwendige Finanzierungsquelle herhalten mussten. Daher hat man sich keine Gedanken über die soziale Absicherung gemacht. Eine Möglichkeit wäre Stipendien gewesen, wobei ich da allerdings skeptisch bin, dass ein massiver Ausbau zum einen viel geholfen hätte, zum anderen auch die notwendige soziale Absicherung gebracht hätte. Mir ist aufgefallen, dass bei den Assesmentcentern schon strukturell die eher selbstsicheren und von sich überzeugten Studenten bevorzugt werden. Nur, dazu gehören leider in den seltensten Fälle gerade diejenigen, die das Geld bräuchten. Viel sinnvoller halte ich nachlaufende Studiengebühren, aber die haben wiederum das Problem, dass die Universitäten massiv Personal aufstocken müssten, um dieses Geld einzutreiben.
In Bayern gibt es ohne Ansehen der Person einen Kredit von der Landesbank über die Gebühren. Die Rückzahlungsmodalitäten sind äußerst locker gefaßt, so daß der Kredit tatsächlich kein Risiko darstellt. Allerdings weiß man in vielen Studiengängen gar nicht, was man mit den Mitteln eigentlich anfangen soll. Da, wo wirklich massive Investitionen gebraucht werden (Bausubstanz z. B.), dürfen sie nicht verwendet werden.
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Zitat von Hias Allerdings bin ich schon der Meinung, dass Studenten bei der Besetzung bspw. von Lehstühlen ein Wörtchen mitzureden haben sollten (wie es ja auch der Fall ist).
Ein Wörtchen ja, lieber Hias, aber auch nicht mehr.
Die Probleme der deutschen Hochschulen haben auch etwas mit der Zusammensetzung von Berufungskommissionen zu tun. Vor den "Reformen" der siebziger Jahre (von denen einige notwendig und viele unsinnig waren) wurden die Mitglieder einer Berufungskommission von der Fakultät gewählt, also den Professoren und sonstigen Habilitierten. In jede Kommission entsandte außerdem die Fachschaft und der Mittelbau je einen Vertreter.
Deren Stimme wurde gehört; sie brachten oft wichtige Argumente ein. Aber entschieden haben die von der Fakultät gewählten Mitglieder.
Was aus meiner Sicht auch das einzig Richtige ist. Denn warum gibt es überhaupt Berufungskommissionen? Warum werden Professoren nicht so angeheuert wie andere Führungskräfte, nämlich durch den Vorstand und/oder den Aufsichtsrat? Bei den Unis also durch die Hochschulleitung oder das Ministerium?
Weil das Prinzip des Kooptierens eine alte Uni-Tradition ist: Nur Professoren können die Qualifikation derer beurteilen, die an der betreffenden Uni Professor werden wollen.
Studenten können das aber nicht. Mittelbauern können es manchmal und manchmal nicht; das hängt u.a. davon ab, wie nah der Betreffende an der Habilitation ist.
In den Kommissionen, so wie sie jetzt zusammengesetzt sind, müssen zwar die Professoren aus verfassungsrechtlichen Gründen eine Mehrheit von mindestens einer Stimme haben. Aber wenn sich Mittelbauern und Studenten zu einer Koalition zusammentun und einen einzigen Professor für ihre Position gewinnen, dann können sie damit jeden Kandidaten für die Liste blockieren.
Und selbst wenn die Professoren sich einig sind und eine Liste gegen Mittelbauern und Studenten verabschieden, dann hat diese, so wie die politischen Verhältnisse in vielen Bundesländern sind, kaum eine Chance, durch die Fakultät zu kommen. Und wenn sie durch die Fakultät kommt, wird sie in der Regel spätestens im Senat gestoppt.
Die Folge ist, daß nicht selten die Qualifiziertesten nicht auf die Liste kommen. Die Studenten und ein Teil der Mittelbauern kennen viele der Bewerber oft gar nicht und haben nicht die Kenntnisse, um ihre Schriften zu beurteilen. Sie entscheiden also zwangsläufig nach anderen Kriterien. Die Studenten rufen bei den Kommilitonen an der Heimatuni eines Bewerbers an und fragen, ob der denn auch nett ist. Den Mittelbauern ist meist wichtig, daß er keine eigenen Leute mitbringen wird, was sie um ihre Stellen bringen könnte.
Wenn es um eine Position mit Schwerpunkt auf Lehre geht, ist das ja auch legitim. Wenn eine Universität aber im Wettbewerb um die beste Froschung steht, dann ist es von erheblichem Nachteil.
Zitat von Gansguoter1. Warum die Einführung von BA und MA erforderlich gewesen sein soll, wie Sie, lieber Zettel, schreiben, kann ich nicht nachvollziehen. Die deutsche Abschlüsse seonst nichts mehr wert seien, kann ich nicht sehen - etwa die Ingenieure haben ja lange den dt. Dipl.-Ing. verteidigt damit, dass er international angesehen war. Und deutsche Ärzte mit deutschem Abschluss wurden und werden in GB und Skandinavien mit Handkuss genommen.
Noch. Aber wenn ganz Europa sich auf Bachelor- und Masters- Studiengänge umstellt, dann werden diese deutschen Abschlüsse allmählich exotisch werden. Manche werden dann denken, ein Diplom-Psychologe oder ein Diplom-Ingenieur hätte dasselbe Ausbildungsniveau wie eine Diplom-Kosmetikerin.
Nein, einem allgemeinen europäischen Trend können wir uns auf Dauer nicht verweigern.
Und es geht, lieber Gansguoter, ja auch nicht nur um díe Abschlüsse. Es geht viel mehr noch um die Struktur des Studiums. Die Humboldt'sche Universität war vorbildlich für die ganze Welt in einer Zeit, in der - man kann das in der Titelgeschichte des aktuellen "Spiegel" nachlesen - ein Prozent eines Jahrgangs das Abitur machte. Heute sind es in Deutschland mehr als ein Drittel; in manchen Bundesländern mehr als 40 Prozent.
Da ist es absolut vernünftig, der Masse der Studenten einen Studiengang anzubieten, der nach sechs Semestern bereits berufsqualifizierend ist; mit der Möglichkeit für die besonders Qualifizierten, anschließend über Master und Promotion eine höhere, jetzt wissenschaftliche Qualifikation zu erwerben. Wir brauchen für unterschiedliche Tätigkeiten auch unterschiedliche Arten von Universitätsabschlüssen.
Bisher haben das im wesentlichen die deutschen Fachhochschulen geleistet. Meines Erachtens sollte man sie zu Colleges ausbauen, die den Bachelor verleihen dürfen, aber keinen der höheren Abschlüsse.
Zitat von Zettel Da ist es absolut vernünftig, der Masse der Studenten einen Studiengang anzubieten, der nach sechs Semestern bereits berufsqualifizierend ist...
Ähem ... die meisten Facharbeiterausbildungen laufen mittlerweile so über drei bis viereinhalb Jahre. Was soll da an einer sechssemestrigen Theorieausbildung berufsqualifizierend sein? Bisher habe ich nur Entscheider kennengelernt, die beim Bachelor grinsend abgewunken haben (okay, ist jetzt mein kleiner Informationsausschnitt).
Ich persönlich würde auch keinen Bachelor einstellen, denn entweder ist er zu dumm für den Master gewesen, oder er hat nicht genug Biss erwiesen.
Herzlich, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von ZettelNein, einem allgemeinen europäischen Trend können wir uns auf Dauer nicht verweigern.
1. Wieso? Ein gesunder Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Ansätzen hat noch nie geschadet. 2. Das machen alle so, also müssen wir das auch so machen ... war noch nie ein gutes Argument, wenn es denn überhaupt eines ist. 3. Deutschland ist kein so ungewichtiger Teil Europas. Ein "allgemeiner europäischer Trend" ohne Deutschland ist noch gar keiner. Der Entschluß der Deutschen, mit ihrem nicht ganz geringen Gewicht auf diesen Zug aufzuspringen, konstituiert dann möglicherweise erst einen solchen "allgemeinen Trend".
Nein, die Frage, ob denn ein "Bachelor" (hat das eigentlich wirklich etwas mit Wildsauen zu tun, wie das seltsame Wort nahelegt?) besser sei als ein Diplom, muß schon in der Sache beantwortet werden.
Zitat von FAB.Nein, die Frage, ob denn ein "Bachelor" (hat das eigentlich wirklich etwas mit Wildsauen zu tun, wie das seltsame Wort nahelegt?) besser sei als ein Diplom, muß schon in der Sache beantwortet werden.
Man hätte die alten europäischen Titel Baccalaureus und Magister verwenden sollen, von denen ja Bachelor und Master abgeleitet sind.
Beides akademische Titel, die viel älter sind als das Diplom. Insofern ist das also ein back to the roots; etwas, das einen Konservativen eigentlich freuen sollte.
Zitat von HiasDie addierten Einnahmen der deutschen Asten liegen im dreistelligen Millionenbereich, da kommen nicht mal die großen Industriebetriebe mit?
Llarian und Gorgasal haben ja schon ausführlich geantwortet: Außerhalb Bayerns haben die ASten tatsächlich sehr viel Geld. Und mein Vergleich waren nicht die Industriebetriebe (deren Etats für Öffentlichkeitsarbeit auch übersichtlich sind), sondern die Industrie-Lobbyverbände.
Und wichtig ist natürlich der Konjunktiv: Die Studentenvertreter KÖNNTEN eine sehr starke Lobbyarbeit machen - sie tun es aber nicht ansatzweise. Was man ja auch daran sieht, daß die regelmäßigen Protestwellen der letzten Jahrzehnte nie etwas erreicht haben.
Ich war ja selber jahrelang Studentenvertreter und habe "Lobbying" betrieben (z. B. als geladener Experte bei Landtagsanhörungen). Und dabei gemerkt, wieviel erfolgreicher u. a. die Professorenverbände sind (von den Wirtschaftsverbänden zu schweigen). Und diese Verbände sind nicht reich - aber professionell. Denn langfristig erfolgreiche Lobby-Arbeit geht nicht per Streik oder Vollversammlungs-Resolutionen. Da braucht man einen professionellen Vertreter in der Landeshauptstadt, der regelmäßigen Kontakt zum Ministerium und den Fraktionen hält, der immer wieder Informationen gibt (im Sinne seiner Leute natürlich), der bei jedem Gesetz und Erlaß präsent ist und einen Millimeter weiter im Brett bohrt. Die Studenten könnten so etwas problemlos organisieren und finanzieren (jede der fünf großen hessischen Unis könnte das im Alleingang!) - wenn die ASten nicht (wie hier schon beschrieben) lieber Weltrevolution machen würden als für die Studenteninteressen arbeiten.
In Antwort auf:Den gemeinen deutschen Politiker interessiert es einen Scheißdreck, was die Studenten machen.
Richtig. Wieso sollte es ihn auch interessieren? Denn die Studenten wählen (auch bei den für die Unis wesentlichen Landtagswahlen) nicht an ihren eigenen Interessen orientiert. Sie wählen links, liberal oder rechts, wie es ihrem allgemeinen Weltbild entspricht. Völlig unabhängig davon, ob die jeweiligen Parteien etwas für die Unis tun.
In Antwort auf:Die einzigen, die ein bisschen empfänglich sind, sind die linken Parteien
Falsch - genau die sind am wenigsten empfänglich. Weil sie aus Erfahrung wissen, daß gerade die linken Studenten noch weniger als der Schnitt bei ihrer Wahlentscheidung auf Studienbedingungen achten. Eine linke Landesregierung kann eigentlich fast nach Belieben Mittel zusammenstreichen - die Stimmen der linken Studenten bekommt sie trotzdem. Wehe aber, sie tritt den Arbeitern einer Branche, oder den Bauern, oder den Lehrern, oder anderen gut organisierten Gruppen auf die Füße - das spürt sie dann an der Wahlurne.
Wenn der typische linke Student bereit wäre, bei einer guten Uni-Politik von CDU/FDP oder einer schlechten Uni-Politik von rot/grün die Konsequenz zu ziehen, und entsprechend zu wählen - dann würde er von den Politikern aller Lager ernst genommen (ähnliches gilt für "rechte" Studenten, die sind aber schon heute wechselbereiter).
Zitat von Hias Ich hab von 2002 bis 2007 an ner bayerischen Uni studiert und war in diversen Foren teilweise politische teilweise unpolitisch aktiv. Aber so wie es hier behauptet wird, da muss ich ja auf nem anderen Planeten gelebt haben. Und um mal selbst was zu den Protesten zu sagen. Ich war mit dabei, als es gegen die Studiengebühren ging, hab mitdemonstriert gegen die Schließung diverser Studiengänge, mich aber nie an (in meinen Augen) kontraproduktiven Aktionen beteiligt.
Nach meinem Dafürhalten waren alle Proteste an meiner (bayerischen Provinz-)Uni gegen die Schließung bestimmter Studiengänge letzten Endes kontraproduktiv, indem sie ineffiziente Strukturen konserviert haben. Forschung und Lehre würden profitieren, wo man die Ressourcen für kleinere Studiengänge besser auf weniger Universitäten konzentriert hätte. Ein Kunstgeschichte- oder Pädagogie-Student bzw. -Doktorand nimmt in der Breite seiner Ausbildung sicher deutlich mehr mit, wenn er in seinem Studium anstelle von drei Professuren und drei Assistenten sechs Professuren und sechs Assistenten hätte. Insofern sind in meiner Erinnerung eigentlich in der Regel die Studenten am strukturkonservativsten gewesen.
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