Es erscheint mir kurios und allerdings auch aufschlußreich, daß die Redaktion von FAZ.Net die Rezension eines Buchs zur Intelligenzforschung ausgerechnet in der Rubrik "Politik" veröffentlicht.
Zitat von ZettelAber viele glauben offenbar, man könne über wissenschaftliche Fakten politische Mehrheitsentscheidungen herbeiführen.
Da habe ich wohl zuwenig Kaugummi gekaut, lieber Zettel.
Welche politische Mehrheitsentscheidung sollte denn, ihrer Meinung nach, mit dieser Buchrezension herbeigeführt werden können, oder sollen?
Anscheinend gerade etwas schwer von Begriff ... Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Könnte es sich vielleicht um eine verspätete Reaktion auf das Sarrazin-Interview handeln? In diesem Text erregten ja u.a. seine Bemerkungen über den hohen IQ osteuropäischer Juden Anstoß.
Zitat von MarriexKönnte es sich vielleicht um eine verspätete Reaktion auf das Sarrazin-Interview handeln? In diesem Text erregten ja u.a. seine Bemerkungen über den hohen IQ osteuropäischer Juden Anstoß.
Es ist ja kaum zu glauben, lieber Marriex, daß viele - auch gebildete - Menschen immer noch fest überzeugt sind, daß Intelligenz ausschließlich umweltbedingt sei. Eines der für mich unbegreiflichsten Vorurteile.
Zitat von Zeit-Magazindi Lorenzo: Wenn Sarrazin sagt, osteuropäische Juden hätten einen um 15 Prozent höheren Intelligenzquotienten als der Rest der Bevölkerung, wenn er sagt, dass Türken »Kopftuchmädchen produzieren« – das ist doch nicht tischunfein, das ist diffamierender Unsinn, wenn auch im Falle der osteuropäischen Juden positiv diskriminierend!
Schmidt: Die Sache mit der Intelligenz wollen wir doch mal genau untersuchen (holt das Originalinterview hervor): Sarrazin wünscht sich Einwanderung nicht durch Türken und Araber, er sagt, es würde ihm gefallen, »wenn es osteuropäische Juden wären mit einem um 15 Prozent höheren IQ als dem der deutschen Bevölkerung«. Was auch immer, ich halte die sachliche Aussage für richtig.
di Lorenzo: Sie glauben, dass Menschen von Geburt an intelligenter oder dümmer sind, weil sie einem bestimmten Volk oder gar einer Religionsgemeinschaft angehören?
Schmidt: Es spielen bei der Intelligenz natürlich zwei Dinge eine Rolle: die Begabung, das sind die Gene. Und es spielt das soziale Umfeld eine Rolle, die Schule, die Familie und all das, was man braucht, um aus der Begabung etwas zu machen. Das würde die moderne Wissenschaft heute ähnlich sehen und dafür ihre Fachausdrücke haben. Es gibt ja gar keinen Zweifel daran, dass die hohe geistige Bedeutung von Wissenschaft und Kunst in Berlin zur Zeit der Weimarer Republik ganz wesentlich den Juden zuzuschreiben war.
Das mußte der Herausgeber seinem Cheredakteur tatsächlich erklären.
Zitat von CalimeroWelche politische Mehrheitsentscheidung sollte denn, ihrer Meinung nach, mit dieser Buchrezension herbeigeführt werden können, oder sollen?
Viellleicht war der Satz in dieser Kürze mißverständlich. Die Rezension habe ich ja ausdrücklich gelobt. Was ich kurios finde, ist der Umstand, daß ein wissenschaftliches Buch in der Rubrik "Politik" rezensiert wird.
Was die Vermutung begründet, daß man das Thema Intelligenz nicht als ein wissenschaftliches, sondern ein politisches Thema ansieht. Also eines, bei dem nicht die objektiven Fakten entscheidend sind, sondern die Meinung der Mehrheit.
Vielleicht lässt sich die Kuriosität mit Hanlon's razor erklären:
In Antwort auf:Never attribute to malice that which can be adequately explained by stupidity.
Ich weiß zwar nicht, wie bei FAZ.net Artikel veröffentlicht werden, wage aber eine Spekulation: Es existiert ein Ausklappmenü mit dem die Rubrik ausgewählt wird. Der Redakteur sich verklickt und es wurde bisher übersehen.
Dass der Artikel seit Donnerstag nicht in eine andere Rubrik verschoben wurde, spricht allerdings entweder für Ihre These oder eine blinde Redaktion ;)
Zitat von Zettel Was die Vermutung begründet, daß man das Thema Intelligenz nicht als ein wissenschaftliches, sondern ein politisches Thema ansieht. Also eines, bei dem nicht die objektiven Fakten entscheidend sind, sondern die Meinung der Mehrheit.
Die Mehrheit wird das anders sehen als die Journalisten. Jeder wird aus eigener Anschauung Familien kennen, deren Sprösslinge allesamt im unteren Leistungszehntel zu finden sind, während andere Familien verstärkt Leistungsträger hervorbringen. Wieviel davon genetisch bedingt, und wieviel davon der jeweiligen Sozialisation geschuldet ist, lasse ich mal dahingestellt.
Nur - die Mehrheit kann sehen ... und sie sieht, dass die Journaille blind ist (sofern sie deren Erzeugnisse überhaupt konsumiert).
Beste Grüße, Calimero
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Zitat von Zettel Was die Vermutung begründet, daß man das Thema Intelligenz nicht als ein wissenschaftliches, sondern ein politisches Thema ansieht. Also eines, bei dem nicht die objektiven Fakten entscheidend sind, sondern die Meinung der Mehrheit.
Die Mehrheit wird das anders sehen als die Journalisten. Jeder wird aus eigener Anschauung Familien kennen, deren Sprösslinge allesamt im unteren Leistungszehntel zu finden sind, während andere Familien verstärkt Leistungsträger hervorbringen. Wieviel davon genetisch bedingt, und wieviel davon der jeweiligen Sozialisation geschuldet ist, lasse ich mal dahingestellt.
Ja, solche Beispiele besagen folglich überhaupt nichts. Das kann immer Pseudoheredität sein. Aussagekräftig ist im wesentlichen der Vergleich zwisch getrennt aufgewachsenen eineiigen und zweieiigen Zwillingen.
Aber es scheint, lieber Calimero, mir wirklich diesmal schwerzufallen, zu erklären, was ich meine: Daß wissenschaftliche Fakten davon bestimmt werden, wie die die Welt beschaffen ist und nicht davon, wie Leute wollen, daß die Welt beschaffen ist.
In Antwort auf:di Lorenzo: Sie glauben, dass Menschen von Geburt an intelligenter oder dümmer sind, weil sie einem bestimmten Volk oder gar einer Religionsgemeinschaft angehören?
Dazu fällt mir ein Scherz ein, der vor einigen Jahren in den USA kursierte.
“Can you describe a math department at an American university?” “Yes, this is a place where Russian professors teach Chinese students.”
Wobei diese 'Russian professors' in aller Regel Juden sind.
Zitat von ZettelJa, solche Beispiele besagen folglich überhaupt nichts. Das kann immer Pseudoheredität sein. ... Aber es scheint, lieber Calimero, mir wirklich diesmal schwerzufallen, zu erklären, was ich meine: Daß wissenschaftliche Fakten davon bestimmt werden, wie die die Welt beschaffen ist und nicht davon, wie Leute wollen, daß die Welt beschaffen ist.
Wobei auch Ergebnisse zur Pseudoheredität politisch unliebsam sein können. Nehmen wir an, Kinder von klassischen Vater-Mutter-Familien würden sich als intelligenter herausstellen als alleinerzogene oder Eingetragene-Partnerschafts-Kinder. Der resultierende Aufschrei hätte weniger mit der Wissenschaft zu tun als mit etwaigen politischen Implikationen.
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
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