-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Und wenn man das ganze in formaler Sprache ausdrückt und die optimale Geschwindigkeit berechnet, mit der der Anbieter die Preise senken sollte, dann hat man ein ökonomisches Paper geschrieben.
mir ist das zum ersten Mal klargeworden, als ich bei Ryanair gebucht habe. Da ist es mir passiert, daß ich während des Buchungsvorgangs nach meiner Kreditkarte gesucht habe, und als ich sie gefunden und alle Daten eingegeben hatte, war der Flug dreimal so teuer geworden.
Das Verfahren ist vollkommen rational. Ich bin ein ausgesprochener Fan von Ryanair.
Ich finde es auch richtig, daß man in Hotels völlig verschiedene Preise für dasselbe Zimmer zahlt. Wenn jemand hinfährt und zur Rezeption geht und fragt, was das Zimmer kostet, dann zahlt er vielleicht 198 Euro. Wenn er über HRS bucht, dann zahlt er vielleicht 78 Euro. Und wenn er abends anruft und fragt, ob noch ein Zimmer frei ist und was das kosten soll, dann zahlt er vielleicht 39 Euro.
So weit, so gut. Das ist ökonomische Vernunft. Für den Hotelier ist es abends immer noch günstiger, sein Zummer zu einem Spottpreis zu belegen, als daß es leer bleibt. Er hat ja seine Fixkosten.
Aber ich vermute, lieber Gorgasal, daß das viele Menschen empört. Sie haben ein irrationales Gerechtigkeitsgefühl.
Ohne es untersucht zu haben, vermute ich: Wenn man Leute fragt, was sie denn von Preisdiskriminierung halten (ohne ihnen den Begriff naeher zu erlaeutern), wird eine grosse Mehrheit tatsaechlich absolut empoert darueber sein. Fragt man sie anschliessend zum Beispiel, ob sie es in Ordnung finden, dass Kinder im Kino ermaessigten Eintritt haben (was ein anderes klassisches Beispiel fuer Preisdiskriminierung ist), werden sie absolut einverstanden sein.
Ich habe (natürlich) keine "ethisch/moralischen" Bedenken gegen Preisdiskriminierung. Aber ganz ohne Wertung möchte ich festhalten: Preisdiskriminierung ist für Konsumenten i.d.R. nicht vorteilhaft.
Begründung: Im Falle "perfekter Preisdiskriminierung" schafft es der Anbieter, von jedem Konsumenten genau so viel zu verlangen, wie dieser gerade noch zu zahlen bereit ist. Der Nutzen jedes Konsumenten aus dieser Transaktion ist daher jeweils Null.
Würde hingegen nur ein Standard-Preis gelten, gäbe es immer Konsumenten, die einen höhreren Nutzen aus dem Produkt ziehen als es kostet. Es verbleibt somit bei etlichen Kunden ein Netto-Nutzen. Natürlich gibt es etliche andere, für die überhaubt kein Geschäft zustande kommt (weil sie nicht so viel zu zahlen bereit sind wie der Preis ist). Diese werden aber durch das geplatzte Geschäft nicht schlechter gestellt: ihre Nutzensteigerung ist so oder so Null.
@Florian: Deine These würde nur stimmen, wenn es keinen Wettbewerb gäbe und damit der Verkäufer seinen Anteil der Transaktion maximieren könnte. Das ist aber praxisfremd, im Wettbewerb mehrerer Verkäufer werden dann alle Seiten ihren Nutzen ziehen.
Der Nutzen des Käufers ist ja zweierlei: Der Premiumkäufer bekommt sein geliebtes Produkt oft nur, weil die Aussicht auf Massenverkauf den Verkäufer in die Produktion einsteigen läßt. Und der Billigkäufer profitiert davon, daß der Premiumkäufer die Hauptpreislast trägt.
Zitat von FlorianPreisdiskriminierung ist für Konsumenten i.d.R. nicht vorteilhaft. Begründung: Im Falle "perfekter Preisdiskriminierung" schafft es der Anbieter, von jedem Konsumenten genau so viel zu verlangen, wie dieser gerade noch zu zahlen bereit ist. Der Nutzen jedes Konsumenten aus dieser Transaktion ist daher jeweils Null.
Das würde ich so nicht unterschreiben. Die Argumentation zieht ja nur im Falle "perfekter Preisdiskriminierung". Das ist ja gerade nicht die Regel (weder in meinem Beispiel, noch bei Flugreisen). Sie gilt also gerade nicht "i.d.R.".
Wenn Sie im ersten Satz das "i.d.R." durch "im Extremfall" ersetzen, stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Aber dann stellt sich die Frage, wie hilfreich diese Aussage dann noch ist...
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Nur zur Klarstellung: Das ist nicht "meine These" sondern volkswirtschaftliches Standardwissen.
In Antwort auf:Deine These würde nur stimmen, wenn es keinen Wettbewerb gäbe
Das ist (vereinfacht gesagt) richtig. Und Preisdifferenzierung ist auch grundsätzlich nur möglich, wenn es keinen perfekten Wettbewerb gibt. (In der Realität gibt es natürlich Abstufungen zwischen Monopolen, Oligopolen und perfektem Wettbewerb. Und neben perfekter Preisdifferenzierung gibt es auch grobere Vorstufen. Grundsätzlich gilt aber schon: je perfekter ein Markt, desto weniger Preisdifferenzierung ist möglich).
Kurze Zitate daraus: "Vorraussetzung ist das Vorhandensein eines unvollkommenen Marktes, meist ist diese Art der Preispolitik nur für Unternehmen mit Monopolstellung möglich. " "Ziel der Preisdiskriminierung ist die Abschöpfung der (möglichst gesamten) Konsumentenrente und somit die Erzielung eines maximalen Gewinns."
Zitat von R.A.Deine These würde nur stimmen, wenn es keinen Wettbewerb gäbe und damit der Verkäufer seinen Anteil der Transaktion maximieren könnte. Das ist aber praxisfremd, im Wettbewerb mehrerer Verkäufer werden dann alle Seiten ihren Nutzen ziehen.
Im Prinzip ja, lieber R.A., mit Radio Eriwan gesagt.
Es gibt aber einen anderen Aspekt. Bis in die sechziger Jahre (ich habe das genaue Datum jetzt nicht nachgesehen) galt die sogenannte "Preisbindung der zweiten Hand". Der Hersteller legte den Preis fest, und davon durfte (von gewissen Rabatten abgesehen) der Wiederverkäufer nicht abweichen.
Die Tütensuppe von Maggi kostete also dasselbe - und dieser Preis war aufgedruckt - , egal, ob man sie im Supermarkt oder bei Tante Emma kaufte. Die Folge war, daß Tante Emma ihr Auskommen hatte.
Als wir Anfang der achtziger Jahre in das Bauernhaus zogen, das Sie in ZR sehen können, gab es im Dorf eine Kirche, ein kleine Post, ein Edeka-Geschäft und eine Dorfkneipe.
Dann wurde die Post geschlossen, und das Edeka-Geschäft fungierte als "Agentur". Der Inhaber und seine Frau versuchten alles, um das Geschäft zu halten. Sie ließen Flugbblätter mit Sonderangeboten drucken und sie im Dorf verteilen. Aber wer sich ins Auto setzen kann, der ist in zwanzig Minuten im Einkaufszentrum, wo es Aldi, Real usw. gibt. Also ging der Dorfladen pleite.
Als nächstes erwischte es die Dorfkneipe. Vorübergehend wurde sie noch von Türken betrieben; vorn das Bier für die Dörfler, hinten die Teestube für die Türken. Auch sie ist längst geschlossen.
Der Bus fährt auch nicht mehr durchs Dorf. Wer ihn benutzen will, der muß zwanzig Minuten laufen. Geblieben ist noch die Kirche, aber sie hat längst keinen eigenen Pfarrer mehr. Vielleicht wird sie demnächst auch geschlossen.
Was ich damit sagen will? Gar nichts, lieber R.A., außer dem, was ich halt sage.
R.A. begeht hier übrigens einen m.E. verbreiteten Denkfehler.
Viele Leute glauben ja, dass z.B. das Prinzip des orientalischen Basars mit der Möglichkeit zu feilschen den Konsumenten einen höheren Nutzen bringt als die deutsche Standardmethode mit Läden mit festen Preisen. Das Gegenteil ist richtig. Das deutsche System ist für den Konsumenten wesentlich günstiger.
Beim Feilschen kann der Basarhändler mit etwas Geschick die "Schmerzgrenze" seines Kunden herausbekommen und von ihm genau diese Schmerzgrenze verlangen. Es verbleibt dann im Extremfall keine Konsumentenrente.
Zitat von FlorianNachtrag: R.A. begeht hier übrigens einen m.E. verbreiteten Denkfehler. Viele Leute glauben ja, dass z.B. das Prinzip des orientalischen Basars mit der Möglichkeit zu feilschen den Konsumenten einen höheren Nutzen bringt als die deutsche Standardmethode mit Läden mit festen Preisen. Das Gegenteil ist richtig. Das deutsche System ist für den Konsumenten wesentlich günstiger. Beim Feilschen kann der Basarhändler mit etwas Geschick die "Schmerzgrenze" seines Kunden herausbekommen und von ihm genau diese Schmerzgrenze verlangen. Es verbleibt dann im Extremfall keine Konsumentenrente.
Aber auch nur, wenn die Schmerzgrenze höher liegt als der deutsche aufgedruckte Preis. Möglicherweise könnte mein Lebensmittelhändler mir einen Haufen Ware über Einstandspreis verkaufen, wenn er vom aufgedruckten Preis auf meine Schmerzgrenze herunterginge.
Kategorische Aussagen "System X ist besser" sind in dieser Schärfe immer falsch. Sage ich jetzt mal ganz kategorisch
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Zitat von ZettelWas ich damit sagen will? Gar nichts, lieber R.A., außer dem, was ich halt sage.
Wahrscheinlich hatte Ihr Dorf auch einmal einen Schmied, der die Pferde beschlug, wenn das auch vielleicht ein wenig vor Ihrer Ankunft war. Der ist auch weg. Und bevor der Edeka kam, gab es einen Hausierer, der alle zwei Wochen vorbeikam und mit dem man immer so ein schönes Schwätzchen halten konnte. Weiß Gott, was der versucht hat, als plötzlich ein Laden öffnete, bei dem man immer einkaufen konnte und nicht nur alle zwei Wochen.
Nein, damit will ich auch nicht mehr sagen, als ich halt sage.
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Warten Sie's ab. Spätestens wenn Sie zu alt sind, um Auto zu fahren, sind so viele andere im selben Zustand, daß sich Dorfläden und (kleine) Busse wieder lohnen.
Im Nachbardorf weigert sich ein kleiner, feiner Gemüseladen hartnäckig einzugehen. Er lebt von den Leuten, die im Nahbereich einkaufen wollen oder müssen. (Und von einer Qualität, die ich im Supermarkt nur tiefgefroren bekomme...)
Dasselbe gilt für einen aufs Landvolk spezialisierten Baumarkt, der gerade erst expandiert ist, eine Postagentur (im Videoladen), eine Papierwarenhandlung, etc.
Wir sind von Supermärkten umzingelt. Es gibt immer noch ein paar gute Bäcker und Fleischer. Es sind deutlich weniger als früher, aber das Aussieben der Kundschaft nach Konfession und Symphatie hat aufgehört. Der Getränkemarkt meiner Wahl liegt im Dorf neben der Kaufhalle des Vaters vom Eigentümer. Sind ein wenig teurer als auf der grünen Wiese, aber ich springe wie in einem schlechten Film nur kurz am Ladeneingang vorbei, sage, welches Bier und welche Limo ich will, und gehe dann weiter in die Kaufhalle. Derweile lädt mir der Getränkehändler mit der Sackkarre meinen Einkauf ins Auto. Und die Fleischverkäuferin von der Kaufhalle hat meiner Frau erklärt, warum ich viel besser abnehme, wenn ich saftige, eiweißreiche, richtig gut abgehangene Rindersteaks esse statt irgendwelcher Diätwürste. Und warum das sogar billiger ist. Und beim Bezahlen bekomme ich wie die Nachbarskinder einen Duplo zugesteckt. Das ist eben Service. Das ist mein Laden!
In meiner Geburtsstadt sind vor ein paar Jahren erst alle Lebensmittelhändler in der Innenstadt gestorben. Lohnte sich für die Betreiber nicht mehr wegen der Supermärkte und der autofreien Innenstadt. Jetzt sind dort überall Vietnamesen drin mit riesigen Gemüse- und Obstregalen, Fischen, bei denen es sich um neuentdeckte Arten handeln muß, und allerlei Leckereien. Die Läden sind mit (deutscher) Kundschaft prall voll und laufen gut.
Es geht also auch in der Provinz und im Dorf. Allerdings sind wohl nicht alle Gewerbetreibenden in der Lage, einen Laden zur Institution zu machen oder durch wandelnde Zeiten zu führen.
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Wenn der Anbieter von Kunden A 400 Euro nimmt und von Kunden B 200 Euro, dann ist die Konsumentenrente präzise Null. (Der Produzentengewinn ist dann 100+300=400 Euro)
Wenn er hingegen nur einen Preis nehmen darf (z.B. aufgrund Gesetz), sieht die Sache so aus:
Bei Preis=100: es werden 2 Stück verkauft Konsumentenrente=400 Produzentengewinn=0
Bei Preis=200: es werden 2 Stück verkauft Konsumentenrente=200 Produzentengewinn=200
Bei Preis=300: es werden 1 Stück verkauft Konsumentenrente=100 Produzentengewinn=200
Bei Preis=400: es werden 1 Stück verkauft Konsumentenrente=0 Produzentengewinn=300
Bei Preis=500 es werden 0 Stück verkauft Konsumentenrente=0 Produzentengewinn=0
Welcher Preis nun genau genommen werden kann, hängt von der Wettbewerbssituation ab. In jedem möglichn Fall ist jedoch die Konsumentenrente höher als im Preisdifferenzierungsfall (nur in einigen Extremfällen ist sie gleich hoch, nämlich 0). Und in jedem Fall ist der Produzentengewinn niedriger als im Preisdifferenzierungsfall.
Wie gesagt: Es gibt hier nichts moralisch zu werten. Die Gesamt-Wohlfahrt des Landes leidet (in diesem Beispiel zumindest) nicht unter der Preisdiskrimierung. Die Summe aus Konsumenten- und Produzentennutzen bleibt mindestens auf dem Wettbewerbsniveau. Aber man sollte halt schon zur Kenntnis nehmen, dass Preisdifferenzierung für den Konsumenten keinen Nutzen bringt.
Zitat von FlorianDas deutsche System ist für den Konsumenten wesentlich günstiger.
Ich gehe noch ein Stückchen weiter als Gorgasal mit seinem "Kategorische Aussagen 'System X ist besser' sind in dieser Schärfe immer falsch." Ich behaupte zusätzlich, daß es "den Konsumenten" überhaupt nicht gibt! (Als Laie darf ich daß.)
Ein geschickter "Konsument" mit genügend Zeit wird im Basar nicht schlecht abschneiden, bei dem typischen Turisten wird der Händler dann aber wieder richtig zuschlagen. Dleichzeitig kann der gleiche "Konsument" heute geschickt sein, und morgen nicht. Für mich ist das eine weitgehend künstliche Regel, die kaum mit der Wirklichkeit etwas zu tun hat. Glücklicherweise, denn sonst würde es ja reichen irgendwelche Regeln zu befolgen - z.B. "kaufe nie im Basar ein". So ist aber "optimierendes Denken" angesagt.
Zitat von FlorianAber man sollte halt schon zur Kenntnis nehmen, dass Preisdifferenzierung für den Konsumenten keinen Nutzen bringt.
Gut, da argumentieren Sie aber anders als oben - da hatten Sie noch als Begründung angeführt, dass die Konsumentenrente komplett durch den Produzenten abgeschöpft wird, und das gilt nun einmal nur bei "perfekter Preisdiskriminierung".
Dass die gesamte Konsumentenrente bei Preisdiskriminierung niedriger ist als bei Festpreisen, will ich Ihnen auch gerne zugestehen. Aber um von "die Konsumentenrente ist niedriger" auf "weniger Nutzen" zu kommen, bauen Sie implizit eine Nutzenfunktion ein und summieren über den Nutzen der Konsumenten. In meinen VWL-Vorlesungen durfte ich das noch nicht...
Ganz dummes Beispiel: ich kaufe eigentlich nie Weihnachtssüßigkeiten (Schokolade-Weihnachtsmänner, Weihnachtsmandeln und dergleichen) zum vollen Preis, sondern erst nach dem Fest, wenn ich sie 50% günstiger bekomme. Das ist natürlich auch Preisdiskriminierung. Dennoch glaube ich, dass der Gesamtnutzen der Konsumenten höher ist, wenn der Einzelhändler nach dem Fest die Preise halbieren darf (Preisdiskriminierung) als wenn ihm das verboten wäre (Festpreise über die Zeit hinweg). Wo ist da mein Denkfehler?
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Nachtrag zur Illustration: bei "nicht perfekter Preisdiskriminierung" kann der Anbieter den exakten Schmerzpunkt des Konsumenten nicht erkennen. Im Beispiel verkauft er vielleicht die Konsole an A für 350 Euro, an B für 150 Euro, weil er dort (nichtperfekt) die Schmerzgrenzen zu finden glaubt. Sein Gewinn ist 300 Euro, A hat eine Konsumentenrente von 50 Euro, B auch.
Was passiert dagegen bei Festpreisen? Ehrlicherweise müssen wir hier auch von unvollkommenem Wissen des Produzenten ausgehen. Wenn er die Schmerzgrenzen wie oben bei 350 bzw. 150 Euro verortet, dann wird er 350 Euro verlangen, eine Konsole an A und keine an B verkaufen. Sein Gewinn ist 250 Euro, die Konsumentenrente ist 50 Euro bei A und Null bei B.
Ist da ein Fehler drin?
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Zitat von GorgasalWahrscheinlich hatte Ihr Dorf auch einmal einen Schmied, der die Pferde beschlug, wenn das auch vielleicht ein wenig vor Ihrer Ankunft war. Der ist auch weg. Und bevor der Edeka kam, gab es einen Hausierer, der alle zwei Wochen vorbeikam und mit dem man immer so ein schönes Schwätzchen halten konnte. Weiß Gott, was der versucht hat, als plötzlich ein Laden öffnete, bei dem man immer einkaufen konnte und nicht nur alle zwei Wochen.
Jaja. Tout est au mieux dans le meilleur des mondes possibles, sagt - aus dem Gedächtnis zitiert - der Professeur Pangloss.
Alle diese Mechanismen der Anpassung sind wunderbar; jedenfalls für die meisten. In unserem Dorf wohnen aber auch Rentner, die kein Auto haben und die sich kein Taxi leisten können. Auf der Straße zum Einkaufszentrum sieht man sie, wie sie die Kilometer gehen, mit ihren Tüten von Aldi und von Real. Wir halten dann an und nehmen sie mit.
Kürzlich hat eine Rotte solcher alter Leute tatsächlich so etwas wie eine Demo gemacht; immerhin kamen sie damit in die Zeitung. Das war, als die Buslinie verlegt wurde, wie schon beschrieben.
Mag sein, lieber Gorgasal, daß ich immer ein Stück Sozialdemokrat bleibe.
Zitat von FlorianR.A. begeht hier übrigens einen m.E. verbreiteten Denkfehler.
Richtig, ich habe von mir auf andere geschlossen ;-) Denn ICH profitiere vom Basar, das liegt mir, habe ich schon einige Male mit Vergnügen ausprobieren können. Über allgemeine Nutzenfunktionen sage ich als Nicht-Ökonom lieber nichts - mir reicht die liberale Gewissheit, daß der Markt schon irgendwie auch für die sorgen wird, die lieber ein Festpreisgeschäft hätten
Da habe ich mir jetzt die Dorf-Diskussion mit Vergnügen durchgelesen, und dann ist mir plötzlich aufgefallen, daß da wohl am Anfang etwas nicht stimmt.
Zitat von ZettelBis in die sechziger Jahre (ich habe das genaue Datum jetzt nicht nachgesehen) galt die sogenannte "Preisbindung der zweiten Hand". Der Hersteller legte den Preis fest, und davon durfte (von gewissen Rabatten abgesehen) der Wiederverkäufer nicht abweichen. Die Tütensuppe von Maggi kostete also dasselbe - und dieser Preis war aufgedruckt - , egal, ob man sie im Supermarkt oder bei Tante Emma kaufte. Die Folge war, daß Tante Emma ihr Auskommen hatte.
M. E. hatte Tante Emma ihr Auskommen nicht der Preisbindung der zweiten Hand zu verdanken. Sondern schlicht der Tatsache, daß a) genügend Leute bei Ihr eingekauft und Umsatz gemacht haben und b) Tante Emma ziemlich genügsam war und bereit war, auch bei geringem Verdienst 60 Wochenstunden und mehr zu arbeiten.
Sicherlich war ihr das Wirtschaften mit vom Hersteller garantierten Gewinnspannen einfacher als heute, wo die Margen im Einzelhandel auf einem historischen und weltweiten Tiefstpunkt sind. Der Knackpunkt bei diesem Preiswettbewerb war aber nicht der Wegfall der Preisbindung, sondern die Konkurrenz durch andere Hersteller, deren gleichwertige Produkte mit niedrigeren Preise sich einige Händler in den Laden geholt haben.
Aber daß Tante Emma die Supermärkte so viele Kunden abspenstig gemacht haben, das hat wohl gar nicht so viel mit den Preisen zu tun (sind man eindrucksvoll am vergeblichen Versuch des Edeka-Kaufmanns, mit Sonderangeboten einen Preiskampf zu gewinnen).
Die Wahrheit ist doch schlicht, daß in den Supermärkten viel besser einkaufen war. Nämlich bequem und schnell (ohne obligatorisches Schwätzchen), mit einer ungleich größeren Auswahl - und anonym. Was man kaufte, ausprobierte, nicht mehr kaufte - das blieb Privatsache. Es gab und gibt Leute, die finden das ganz toll, wenn sie in "ihrem" Geschäft immer ihr gewohntes Produkt schon angeboten bekommen, wenn sie zur Tür reinkommen. Und als Stammgäste mit Belegschaft und anderen Stammgästen den Rest des Dorfs durchhecheln können. Es gibt aber wohl mehr Leute, die darauf gar keine Lust haben, die sehr froh waren, dieser Art Dorfromantik entkommen zu können. Wen bitte schön geht es etwas an, wenn man aus Finanz- oder Gesundheitsgründen weniger Steak ißt, oder mal vorübergehend für zwei Leute einkauft, oder ein paar Flaschen Rotwein mehr einkauft?
Das Lebensmodell "Dorfidylle" ist zusammengebrochen, als gute Verkehrsverbindungen nach draußen verfügbar wurden. Dann sind Läden, Wirtschaften etc. wie von Ihnen beschrieben weitgehend eingegangen. Nicht aus Preisgründen, sondern weil die Mehrzahl der Leute die Idylle satt hatten, die soziale Kontrolle nicht mehr wollten, andere Kontakte, Möglichkeiten, und eben auch Einkaufsoptionen suchten. Dieselben Leute mögen nun im Alter gegen die Folgen ihrer Entscheidungen von damals demonstrieren, das ist halt ein bißchen spät.
Im übrigen:
In Antwort auf:in das Bauernhaus zogen, das Sie in ZR sehen können
Ich sehe da nirgends ein Bauernhaus - wo soll das sein?
für Ihr Argument vernachlässigen Sie zwei Dinge. Dynamik und Fixkosten.
Wenn es Fixkosten in Höhe von 300 Euro gibt, dann geht der Produzent nur in den Markt, wenn er einen Preis von mindestens 400 verlangen kann (in dem Fall Produzentenrente=Konsumentenrente=0). Kann er den Preis aberzusätzlich differenzieren, kann er noch eine weitere Einheit an Kunde B verkaufen, und die Rente von 200 Euro mit ihm teilen. Wenn es noch einen Kunden C mit Vorbehaltungspreis 151 Euro gibt, dann wird der Monopolist den Preis auf 151 legen und gewinnt zusätzliche 2*51 Euro hinzu. Während bei den Konsumenten jetzt durch B eine Rente von 49 Euro anfällt.
Bei ökonomischen Erkenntnissen ist es leider so, dass nur wenige Resultate unabhängig von den detaillierten Voraussetzungen sind.
Zitat von R.A.Aber daß Tante Emma die Supermärkte so viele Kunden abspenstig gemacht haben, das hat wohl gar nicht so viel mit den Preisen zu tun (sind man eindrucksvoll am vergeblichen Versuch des Edeka-Kaufmanns, mit Sonderangeboten einen Preiskampf zu gewinnen).
Hervorhebung für Gorgasal.
Er konnte ihn, lieber R.A., vermutlich nicht gewinnen, weil er, von diesen paar Sonderangeboten abgesehen, deutlich teurer sein mußte als die zwanzig Autominuten entfernte Konkurrenz.
Wenn ich mal dort etwas eingekauft habe, dann war ich immer erstaunt, wie teuer alles war. Ich habe dann doch Dies und Jenes gekauft, weil es schäbig ausgesehen hätte, nur das bei Real vergessene halbe Pfund Butter bei im zu kaufen.
Natürlich spielte auch das kleinere Sortiment eine Rolle, da haben Sie Recht.
Zitat von R.A.Das Lebensmodell "Dorfidylle" ist zusammengebrochen, als gute Verkehrsverbindungen nach draußen verfügbar wurden.
Die gibt es halt nur, wenn man ein Auto hat oder sich das Taxi leisten kann. Oder wenn die Kinder auch noch im Dorf wohnen, statt längst nach München gezogen zu sein.
Zitat von R.A.Dieselben Leute mögen nun im Alter gegen die Folgen ihrer Entscheidungen von damals demonstrieren, das ist halt ein bißchen spät.
Die meisten wohnen seit Generationen da. Andere sind die Nachkommen von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen. Inzwischen gibt es auch eine türkische Gemeinschaft.
Zitat von R.A.Im übrigen:
In Antwort auf:in das Bauernhaus zogen, das Sie in ZR sehen können
Ich sehe da nirgends ein Bauernhaus - wo soll das sein?
Hier. Ich habe das Foto beim Einrichten von ZR im Juni 2006 dort hingesetzt, statt eines Selbstporträts, weil es eben "Zettels Raum" zeigt, wenn auch von außen. Wie "Dän's Cottage", wenn Sie so wollen. Es ist von Süden her aufgenommen, und von meinem Arbeitszimmer gucke ich auf das Feld, das den Vordergrund ausfüllt.
Das kleine weiße Gebäudlein ist unsere Garage. Früher einmal war es ein Haus mit einem Zimmer, in dem "Häusler" wohnten. Das größere weiße Haus dahinter ist "unseres". Wir haben es aber nur gemietet, weil es seit siebzehnhundertirgendwas im Besitz der Familie unseres Vermieters ist und er nie auf den Gedanken käme, es zu verkaufen, für welchen Preis auch immer.
Er selbst und seine Familie - drei Generationen - wohnen in einem zweiten Haus daneben, das auf dem Bild nicht zu sehen ist. Ihnen gehören alle Felder rund um das Haus.
Das rote Gebäude ist die einstige Scheune, in der jetzt die landwirtschaftliche Technik untergebracht ist und wo es kleinere Ställe gibt.
Das Bild war, lieber R.A., jahrelang rechts oben in ZR zu sehen. Seit zu meiner großen Freude Gorgasal und Kallias das Team verstärken bzw. zu einem solchen machen, müssen Sie auf meinen Namen klicken, um es zu sehen.
Im Falle "perfekter Preisdiskriminierung" schafft es der Anbieter, von jedem Konsumenten genau so viel zu verlangen, wie dieser gerade noch zu zahlen bereit ist. Der Nutzen jedes Konsumenten aus dieser Transaktion ist daher jeweils Null.
Man sollte jedoch beachten, dass, wenn durch die Preisdiskriminierung tatsächlich genug neuen Kunden der Marktzugang ermöglicht wird, sich auch das Gesamtwohl der Kunden erhöht. Diesfalls profitiert sowohl der Produzent, welcher die gesamte Konsumentenrente abschöpft, als auch jene Konsumenten, die das Gut gar nicht kaufen hätten können, wenn der Produzent nicht ihre niedrigere Zahlungsfähigkeit bzw. Zahlungsbereitschaft berücksichtigt hätte.
In Antwort auf:Zitat von Florian Im Falle "perfekter Preisdiskriminierung" schafft es der Anbieter, von jedem Konsumenten genau so viel zu verlangen, wie dieser gerade noch zu zahlen bereit ist. Der Nutzen jedes Konsumenten aus dieser Transaktion ist daher jeweils Null.
Man sollte jedoch beachten, dass, wenn durch die Preisdiskriminierung tatsächlich genug neuen Kunden der Marktzugang ermöglicht wird, sich auch das Gesamtwohl der Kunden erhöht. Diesfalls profitiert sowohl der Produzent, welcher die gesamte Konsumentenrente abschöpft, als auch jene Konsumenten, die das Gut gar nicht kaufen hätten können, wenn der Produzent nicht ihre niedrigere Zahlungsfähigkeit bzw. Zahlungsbereitschaft berücksichtigt hätte.
Neenee, da hat Florian schon recht. Bei perfekter Preisdiskriminierung verlangt der Anbieter von jedem einzelnen Kunden gerade so viel, dass er indifferent ist zwischen Kauf und Nichtkauf - der Kauf schafft also keinen Nutzen bei jedem einzelnen Kunden (kann man auch gerne mathematisch mit Epsilons betrachten).
Deswegen geht es mir ja auch so darum, dass der "perfekte" Fall erstens wenig interessant und zweitens (sehr) wenig realistisch ist.
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