Politische Amateure verkünden lauthals, was sie wollen. Profis tun so, als hätten sie gar keine politischen Ziele, sondern als ginge es ihnen beispielsweise um die Sprache
Ich kann in diesem Zusammenhang nur emfehlen sich einmal den Film "Wall Street" anzusehen, wo Michael Douglas in seiner Rolle als Spekulant eine grandiose Rede über die Gier hält. Nicht nur thematisch, es geht wirklich explizit um dieses Wort. Ich fand das schon immer sehr überzeugend, deswegen würde ich Gier auch nicht als diffamierend betrachten, auch wenns meistens so gemeint ist.
Allerdings finde ich die Liste der Unwörter geradezu schockierend, vor allem wenn man sich die Erläuterungen dazu ansieht. Nicht nur das einiges geradezu absurd falsch ist, das ist ja eine so eiskalte Links-Agenda, da könnte sich da selbst das Neue-Deutschland was von Abschneiden.
Zitat von LlarianAllerdings finde ich die Liste der Unwörter geradezu schockierend, vor allem wenn man sich die Erläuterungen dazu ansieht. Nicht nur das einiges geradezu absurd falsch ist, das ist ja eine so eiskalte Links-Agenda, da könnte sich da selbst das Neue-Deutschland was von Abschneiden.
So ist es, lieber Llarian. Aber der Öffentlichkeit wird es als Linguistik verkauft.
Elementary, my dear Watson. So arbeiten Kommunisten nun mal; immer in der meist berechtigten Erwartung, daß es schon keiner merken wird.
Zitat von LlarianAllerdings finde ich die Liste der Unwörter geradezu schockierend, vor allem wenn man sich die Erläuterungen dazu ansieht. Nicht nur das einiges geradezu absurd falsch ist, das ist ja eine so eiskalte Links-Agenda, da könnte sich da selbst das Neue-Deutschland was von Abschneiden.
Um so erstaunlicher, daß sie 2007, als sie die "Herdprämie" geißelten, der Rechten gegen die Vereinigte Linke von PDS bis von der Leyen beigesprungen sind.
Interview mit Hans-Olaf Henkel, wo es anfangs auch um die Gier als angebliche Ursache der Finanzkrise geht, dann aber auch um den Weg der Kanzlerin nach Links und seine Erwartungen an Wolfgang Schäuble: http://www.cicero.de/klare_worte/.
Mit der hierzulande immer mehrheitsfähigen Verdammung der Gier (natürlich immer nur die der anderen) habe ich auch so meine Schwierigkeiten. Mit hat sehr gut gefallen, was Dickens seinen Protagonisten in 'A Christmas Carol' hierzu sagen ließ:
There is nothing on which it is so hard as poverty; and there is nothing it profess to condemn with such severity as the pursuit of wealth
Gegen nichts ist die Welt so hart wie gegen Armut, und nichts verdammt sie mit mehr Strenge als das Streben nach Reichtum.
Ich finde, schöner kann man die Verlogenheit dahinter nicht auf den Punkt bringen.
Zitat von ruhestörungMit der hierzulande immer mehrheitsfähigen Verdammung der Gier (natürlich immer nur die der anderen) habe ich auch so meine Schwierigkeiten. Mit hat sehr gut gefallen, was Dickens seinen Protagonisten in 'A Christmas Carol' hierzu sagen ließ: There is nothing on which it is so hard as poverty; and there is nothing it profess to condemn with such severity as the pursuit of wealth Gegen nichts ist die Welt so hart wie gegen Armut, und nichts verdammt sie mit mehr Strenge als das Streben nach Reichtum. Ich finde, schöner kann man die Verlogenheit dahinter nicht auf den Punkt bringen.
Ja, Dickens ist einer meiner Lieblingsautoren. Er war ein kalter Realist ohne Sentimentalität, wie meine anderen Lieblingsautoren Zola, Keller und Fontane.
Heute scheint es das kaum noch zu geben. Der einzige deutschsprachige Autor, der noch so etwas wie Realismus versucht, scheint mir Martin Walser zu sein. Aber er blickt auf die Welt mit dem Auge der Liebe.
"Gegen nichts ist die Welt so hart wie gegen Armut, und nichts verdammt sie mit mehr Strenge als das Streben nach Reichtum."
diesen Widerspruch hat dieses Jahr ja auch die PDS im BT-Wahlkampf sehr schön aufgegriffen: Ihre beiden Haupt-Plakate lauteten: - "Reichensteuer" und - "Reichtum für Alle"
Die ganze "Unwort"-Aktion ist ja ohnehin ein (allerdings sehr PR-mächtiger) Witz.
Oft genug hat man vor seiner Kür vom gewählten Unwort ja noch gar nichts gehört. Da wird einfach ein Popanz aufgebaut, auf den man dann einprügeln kann.
schöne Beispiel: Unwort 2005 "Entlassungsproduktivität" Ich (als BWLer) kannte den Begriff nicht, bevor er zum Unwort wurde. Er war auch kein in der damaligen politischen Diskussion auffällig gewordenes Wort. Und wenn man den Begriff ergoogelt, sind von den ersten 10 Fundstellen 6 unmittelbare Berichte über die Unwort-Wahl und die restlichen 4 lexikalische Einträge etwa in Wikipedia (bei denen jedesmal auf die Unwort-Wahl Bezug genommen wird und bei denen ich nicht sicher bin, ob der Eintrag nicht erst NACH der Wahl überhaupt erst angelegt wurde).
Teilweise hat man auch den Eindruck, dass die Unwort-Juroren einfach einem Beißreflex erlegen sind und sich gar nicht klar gemacht haben, was der Begriff eigentlich bedeutet.
Etwa 2004 "Humankapital" (Begründung: "degradiert Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen"). Das tut der Begriff "Humankapital" nämlich überhaupt nicht. Wer diesen Begriff verwendet, sagt ja keineswegs, dass Menschen NUR Kapital sind, er sagt lediglich, dass sie AUCH ein Kapital eines Unternehmens darstellen. Es ist also gerade der Versuch, Mitarbeiter nicht nur als Kostenfaktor zu begreifen (mit der konkreten Folgerung, Mitarbeiter nicht zu entlassen, nur weil es kurzfristig eine Auftragsdelle gibt). Ein Unternehmen, dass das "Humankapital-Konzept" beherzigt, handelt also gerade so, wie es von den Juroren vermutlich gewünscht ist. Die Juroren zeigen also lediglich, dass sie den Begriff nicht verstanden haben.
Dass es hier v.a. um eine politische Agenda geht, wird ja ohnehin schon bei der offiziellen Zielsetzung deutlich: "Die Aktion Unwort des Jahres definiert Unwort als „[…] Wörter und Formulierungen aus der öffentlichen Sprache, die sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen". Von "schlechtem Sprachstil" ist hier nicht die Rede. Entsprechend kann man die bisher 19 Unwörter auch wie folgt in die 4 wichtigsten Linken Themen kategorisieren:
"Kapitalismuskritik" (incl. Kritik an "neoliberaler Politik") (Begriffe wie "Peanuts"): 10 mal "Bekämpfung Fremdenfeindlichkeit" (Begriffe wie "ausländerfrei"): 4 mal "Pazifismus" (Begriffe wie "Kollateralschaden"): 4 mal "Umweltschutz": 0 mal (einzig das Unwort 1995 "Diätenanpassung" passt nicht so recht in eines dieser Schubladen).
Auffallend ist in dieser Liste eigentlich nur, dass das linke Lieblingsthema "Umweltschutz" überhaupt nicht vertreten ist.
Aber der Trick funktioniert ja. Man macht Politik, verkauft das aber als Linguistik. Und die Medien kaufen es, denn solche Meldungen unter "Vermischtes" werden immer gern gelesen.
Zitat Warum immer gleich Kommunisten? Dahinter können auch links-romantisch-esoterische Volks-Erzieher stecken.
Ich sehe da keinen grossen Unterschied. Mag sein, dass die einen ihre Vorstellungen mit Gewalt durchzusetzen suchen, die anderen eben nicht, das Weltbild und was schlimmer ist, das Menschenbild, ist aber das selbe. Ich finde man sollte die Ergebnisse diese links-romantischen Verklärung nicht weniger geisseln als das, was die sich selbst so nennenden Kommunisten mit Waffengewalt erreicht haben. Und entsprechend finde ich das Zusammenwerfen in der Sache zutreffend.
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