Heute ist mir wieder einmal aufgefallen, daß - jedenfalls, wenn es um Berichte aus Asien geht - Al Jazeera ungleich mehr journalistische Möglichkeiten hat als CNN. Für CNN berichtete fast nur ein einsamer Reporter in Kabul. Al Jazeera hatte ein halbes Dutzend Gesprächspartner in Kabul anzubieten; teils per Video, teils per Telefon zugeschaltet.
Wie sich danach im Augenblick die Lage darstellt, berichte ich in dieser Marginalie.
Die Washington Post hat jetzt einen detaillierten Bericht über den Ablauf der Attacken; auch ein Video.
Danach waren nicht 20 Terroristen beteiligt (diese Zahl hatten die Taliban per Email verbreitet), sondern nur sieben. Alle sind inzwischen tot. Ihre Opfer sind zwei Zivilisten und drei Angehörige der Sicherheitskräfte; außerdem gab es 71 Verwundete, darunter 35 Zivilisten.
Außer den schon berichteten Angriffen auf ein Hotel und ein Einkaufszentrum gab es einen Selbstmordanschlag, bei dem sich ein Terrorist vor dem Schulministerium in die Luft sprengte; bei diesem gingen lediglich Fenster zu Bruch.
Zuvor hatte sich ein Terrorist vor der Zentralbank und nah einem (nicht benutzten) Eingang zum Palast des Präsidenten in die Luft gesprengt. Er hatte zu einer Gruppe von drei Terroristen gehört, die das Einkaufszentrum gestürmt und dort wild um sich geschossen hatten.
Dieser Ablauf zeigt nach Einschätzung afghanischer Behörden, daß die Angriffe ausschließlich gegen Zivilisten gerichtet gewesen seien. Es gebe außerdem Hinweise, daß ein Teil der Angreifer "über die Grenze" (also aus Pakistan) gekommen sei.
Kommentar: Aufgrund dieser Einzelheiten scheint mir jetzt viel dafür zu sprechen, daß diese Attacke in der Tat eher die Schwäche als eine Stärke der Terroristen zeigt.
Nur ändert das vermutlich nichts daran, daß sie das psychologische Ziel erreicht haben, die Regierung Karsai als schwach darzustellen.
Sieht tatsächlich nach einer eher schwachen Attacke aus. Und es ist selbstverständlich völlig unmöglich, eine Millionenstadt gegen das Einsickern von solchen Einzeltätern zu schützen - ich sehe daher auch kein echtes Problem für die Regierung.
Das Problem ist nur die übliche Wahrnehmung der Medien, die das zum großen Sicherheitsrisiko aufblasen.
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