Als Reaktion darauf, daß eine Mitarbeiterin des Sicherheitsdienstes auf dem Münchner Flughafen offenbar ihrer Pflicht nicht nachgekommen ist, fordert die GdP höhere Löhne.
Ungelt
(
gelöscht
)
Beiträge:
21.01.2010 18:18
#2 RE: Marginalie: Schlechte Arbeit? Dann mehr Lohn!
Sie waren schneller, ich hatte auch schon angefangen zu diesem Thema etwas zu schreiben. Einen Punkt kann ich aber noch nachliefern:
Der Sprecher der Bundespolizei sagte gemäß diesem Video der FAZ Online, daß "sich zu keinem Zeitpunkt tatsächlich Sprengstoff auf dem Flughafengelände befunden hätte". Soll das etwa beruhigend gemeint sein? Das Gegenteil ist ja der Falll, denn jetzt müssen wir auch noch annehmen, daß die Bundespolizei offenbar glaubt hellseherische Fähigkeiten zu haben.
Da hast du aber geschickt die Ebenen gewechselt, lieber Zettel
Die GdP will ja nicht der Frau, die den Fehler begangen hat, eine Gehaltserhöhung zukommen lassen, sondern sie will, dass mit höheren Entgelten qualifizierteres Personal angeworben wird. Bei der Diskussion über Abgeordneten-Diäten z.B. werden manchmal ähnliche Logiken bemüht.
Aber im Grunde ist das doch keine Neuigkeit. Für eine Gewerkschaft ist doch buchstäblich alles ein Grund, höhere Löhne zu fordern. Die haben bestimmt schon Textbaustein-Pressemitteilungen, wo am Schluss die Forderung nach höherer Bezahlung steht und am Anfang nur kurz etwas zum aktuellen Ereignis eingetragen werden muss.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von RaysonDa hast du aber geschickt die Ebenen gewechselt, lieber Zettel
Die GdP will ja nicht der Frau, die den Fehler begangen hat, eine Gehaltserhöhung zukommen lassen, sondern sie will, dass mit höheren Entgelten qualifizierteres Personal angeworben wird.
Bingo! Aber dieser kleine rhetorische Schlenker ändert ja nix daran, daß es überhaupt nicht um Qualifikation geht. Um jemanden nicht einfach sich trollen zu lassen, der möglicherweise ein Terrorist ist, braucht man keine hochwertige Ausbildung, sondern man muß nur seine Pflicht tun.
Das gilt für die gesamten Sicherheitschecks. Es würde - ich urteile nur nach meinen Erfahrungen als Passagier - genügen, wenn an der Sicherheitskontrolle jedes Flughafens vielleicht zwei oder drei Spezialisten rund um die Uhr zur Verfüng stehen, die gerufen werden, wenn ein Verdacht entstanden ist. Die Kontrollen selbst sind Routine und können von angelernten Kräften ausgeführt werden.
Nur müssen die halt ihre Pflicht tun. Und mir klingt die Intervention der GdP schon so, als wolle sie sagen: Für die paar Kröten kann man doch nicht erwarten, daß diese Leute sich pflichtgemäß verhalten.
In der "Tagesschau" hat vorhin ein Polizist gesagt, es sei erforderlich, das gesamte Sicherheitspersonal der Polizei zu unterstellen. Was à la longue darauf hinauslaufen dürfte, daß da überall Polizisten sitzen. Das ist natürlich schön für die GdP, denn das sind ja alles potentielle Mitglieder.
Zitat von RaysonFür eine Gewerkschaft ist doch buchstäblich alles ein Grund, höhere Löhne zu fordern. Die haben bestimmt schon Textbaustein-Pressemitteilungen, wo am Schluss die Forderung nach höherer Bezahlung steht und am Anfang nur kurz etwas zum aktuellen Ereignis eingetragen werden muss.
Das ist es ungefähr, was ich mit der kleinen Glosse sagen wollte.
Zitat von ZettelUnd mir klingt die Intervention der GdP schon so, als wolle sie sagen: Für die paar Kröten kann man doch nicht erwarten, daß diese Leute sich pflichtgemäß verhalten.
Richtig, das sagen die implizit. Aber wen wundert's in einer Gesellschaft, wo Manager neben ihrem Millionengehalt noch mit weiteren Millionen "angereizt" werden müssen, ihren Job richtig zu erledigen? Was da im Großen abläuft, findet sich hier im Kleinen wieder. Aber der Fisch stinkt immer vom Kopf her.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Jetzt fliege ich hin und wieder uber Muenchen, Frankfurt oder Amsterdam und habe immer den Eindruck, in Muenchen sei das Personal besonders professionell, kontrolliert besonders genau, und hat die Stufe, ab der die Geraete (Metalldetektor) anspringen immer besonders niedrig (ist dabei aber nie unfreundlich). Das einzige was mir unprofessionell erscheint, ist der Polizist, der alleine hinter der Sicherheitsschleuse steht und das ganze bewacht. Der macht regelmaessig den Eindruck, sein letztes Sportabzeichen habe er im letzten Jahrhundert abgelegt - einem Passagier nachlaufen.... puh.
Die Frage die sich mir dabei stellt, lautet: Kann in Deutschland nicht mal mehr jemand Mist bauen, ohne dass sich gleich mehrere gesamtgesellschaftliche Debatten anschließen?
Das scheint mir auch ein Symptom einer antiliberalen Geisteshaltung zu sein, die die Verantwortung des Einzelnen negiert.
Zitat von Meister PetzDie Frage die sich mir dabei stellt, lautet: Kann in Deutschland nicht mal mehr jemand Mist bauen, ohne dass sich gleich mehrere gesamtgesellschaftliche Debatten anschließen?
Das scheint mir auch ein Symptom einer antiliberalen Geisteshaltung zu sein, die die Verantwortung des Einzelnen negiert.
Sehr guter Punkt, lieber Petz. Wenn ein Jugendlicher ein Schulmassaker verübt, dann gibt es ja auch gleich eine Nabelschau, was denn alles in unserer Gesellschaft falsch gelaufen ist. Dabei ist vielleicht nur bei dem Betreffenden etwas falsch gelaufen.
Das vorherrschende Erklärungmuster ist offenkundig, daß der Einzelne nicht für sich selbst verantwortlich ist. Was er tut oder läßt, wird als gesellschaftlich determiniert verstanden. Jedes Verbrechen, jede Fehlleistung deutet ergo auf eine Unvollkommenheit der Gesellschaft hin, die natürlich stracks ausgebügelt werden muß.
Totalitäres Denken wird man das noch nicht nennen können, aber ein antihumanistisches, aufklärungsfeindliches Denken würde ich es schon nennen.
Herzlich, Zettel
Ungelt
(
gelöscht
)
Beiträge:
23.01.2010 11:24
#9 RE: Marginalie: Schlechte Arbeit? Dann mehr Lohn!
Zitat von Meister PetzDie Frage die sich mir dabei stellt, lautet: Kann in Deutschland nicht mal mehr jemand Mist bauen, ohne dass sich gleich mehrere gesamtgesellschaftliche Debatten anschließen?
Sehr geehrter Meister Petz,
ich weiß nicht, ob Sie mit "jemand" diese wenig beneidenswerte Frau meinen, die an diesem Gerät gerade gesessen ist, oder die Institution oder Firma, welche für das dor angewandte Konzept verantwortlich ist.
Die Frau ist an diesem "Mist" nach meiner Meinung eher nicht schuldig, auch wenn sie möglicherweise irgendwelche Anweisungen nicht korrekt befolgt hatte. Die Art aber, wie diese Sache offenbar organisiert ist, halte ich aber doch für diskussionswürdig.
Ich versuche es zu begründen: Man lernt ja schon in ganz jungen Jahren, wenn man z.B. Abenteuergeschichten liest, daß für den Erfolg einer solchen Auseinandersetzung der Überraschungsmoment ganz wichtig, ja entscheidend ist. In diesem Zusammenhang ist die Tatsache, daß bei dieser Gepäckkontrolle der "Kunde" offenbar mit als erster mitbekommt, daß sein Gepäckstück aufgefallen ist, für verheerend. Ein u.U. entschlossener und mit Adrenalin "vollgepumter" Terrorist steht plötzlich dem nach etlichen routinemäßig ablaufenden Arbeitsstunden naturgemäß abgeschlafften und nicht informierten Personal gegenüber. Er könnte, wenn er an sein Gepäckstück gelangt z.B. die Bombe auch an Ort und Stelle zünden, wenn er schon nicht ins Flugzeug kommt.
Ich bin kein Sicherheitstechniker, aber ich bin natürlich davon ausgegangen, daß ein Ansprechen eines solchen Gerätes natürlich unabhängig von der Reaktion des Personals am Gerät (das ja bereits bedroht sein könnte) zumindest einen Piepston im Ohr einiger dieser "unauffällig rumstehender Männer" erzeugt. Und der Zugriff auf das Gepäckstück natürlich verhindert wird. Ich kann wirklich nicht begreifen, daß ein solcher Aufwand getrieben wird, ohne daß der eigentliche Zweck der Geschichte genügend beachtet wird. Es entspricht aber natürlich schon der Art, wie bei uns sonst Probleme "gelöst" werden: die demonstrativ vorgetragene "gute Absicht" ist wichtiger als der Erfolg.
Zitat von Ungelt Ein u.U. entschlossener und mit Adrenalin "vollgepumter" Terrorist steht plötzlich dem nach etlichen routinemäßig ablaufenden Arbeitsstunden naturgemäß abgeschlafften und nicht informierten Personal gegenüber.
Und einem Personal, das ständig die Erfahrung macht, daß alles in Ordnung ist, dessen Wachsamkeit also auch deshalb nachläßt, und daß eventuelle Alarme sich meist als falsche Alarme erweisen; weil die Geräte eben eine so niedrige Schwelle haben, daß man auf Kosten der Sicherheit der Entdeckung eine hohe Rate falscher Alarme in Kauf nimmt. (Die Signal Detection Theory(SDT) formalisiert das).
Da schleicht sich, lieber Ungelt, zwangsläufig die Routine ein, eventuelle Alarme nicht allzu ernst zu nehmen.
Es gibt diese Probleme in vielen Arbeitsbereichen, zum Beispiel bei der Qualitätskontrolle. Man geht dort deshalb oft so vor, daß man absichtlich fehlerhafte Produkte "einschmuggelt", damit der Kontrolleur in seiner Vigilanz nicht nachläßt und nicht (in der Terminologie der SDT) für sein Entscheidungsverhalten (im Gegensatz zu dem der Geräte) einen unerwünscht strengen Wert von Beta wählt.
Vermutlich wäre es gut, bei der Passagierkontrolle etwas Ähnliches einzubauen; vielleicht tun es ja manche Sicherheitsfirmen schon.
Zitat von ZettelMan geht dort deshalb oft so vor, daß man absichtlich fehlerhafte Produkte "einschmuggelt", damit der Kontrolleur in seiner Vigilanz nicht nachläßt und nicht (in der Terminologie der SDT) für sein Entscheidungsverhalten (im Gegensatz zu dem der Geräte) einen unerwünscht strengen Wert von Beta wählt. Vermutlich wäre es gut, bei der Passagierkontrolle etwas Ähnliches einzubauen; vielleicht tun es ja manche Sicherheitsfirmen schon.
Genau das wird für die TSA schon vorgeschlagen, kann aber furchtbar nach hinten losgehen. Immerhin würden dann "Scheinterroristen" versuchen, Bomben, Waffen oder Attrappen durch die Sicherheitskontrolle zu schmuggeln, während auf der anderen Seite Kontrolleure mit scharfen Waffen stehen, die einen denkbar hohen Anreiz haben, einen vermeintlichen Selbstmordattentäter "proaktiv" in einen Zustand zu versetzen, in dem er beispielsweise einen Sprengsatz am Körper nicht mehr zünden kann.
Ich würde mich jedenfalls nicht freiwillig melden, hier einen Terroristen zu mimen.
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Ungelt
(
gelöscht
)
Beiträge:
23.01.2010 15:05
#12 RE: Marginalie: Schlechte Arbeit? Dann mehr Lohn!
Zitat von ZettelVermutlich wäre es gut, bei der Passagierkontrolle etwas Ähnliches einzubauen; vielleicht tun es ja manche Sicherheitsfirmen schon.
Es ist zu hoffen. Dann sagt aber der Durchsuchungsfachmann zum Terroristen: "Also, du kannst deinem Chef ausrichten, daß er dieses blöde Versteck bei uns nicht schon wieder zu testen braucht. Hau ab!"
Das mit der zu häufigen Alarmauslösung ist natürlich ein Problem. Ob dies unvermeidbar ist, kann ich natürlich nicht beurteilen - wahrscheinlich würde man gut getarnte Sprengstoffe bei geringerer Empfindlichkeit nicht zuverlässig angezeigt bekommen. Das man dann aber die Sache klärt, ohne daß dabei der "Kunde" genau beobachtet wird, halte ich für ein Unding.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.