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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 32 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

25.01.2010 13:21
#26 RE: Rekolonialisierung Antworten

Auch interessant:

Zitat von SpOn
US-Ökonom empfiehlt Deutschland als Kolonialmacht

Von Laura Himmelreich

Der Plan ist revolutionär: Der US-Ökonom Paul Romer will in der Dritten Welt ganze Städte neu gründen - die Verwaltung sollen ausländische Demokratien wie Deutschland übernehmen. Als Vorbild dient dem Wissenschaftler der Wirtschaftsboom in Hongkong. Kritiker warnen vor Kolonialismus.



http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziale...,668449,00.html

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.01.2010 13:47
#27 RE: Zitat des Tages: Wie kann man Haiti helfen? Antworten

Zitat von Hias
Zum Thema Einmischen:
Rayson hat Recht. Es ist ein Unterschied, ob man das mit Waffen oder mit Hilfsgütern macht.


Ja, natürlich ist das ein Unterschied, lieber Hias. Es gibt immer Unterschiede. Die Frage ist, ob sie für die jeweilige Argumentation relevant sind.

Ich hatte Rayson geantwortet; vielleicht haben Sie das überlesen:

Zitat von Zettel

Zitat von Rayson
Naja, lieber Zettel, einen kleinen Unterschied gibt es schon, und das ist der zwischen Krieg und Frieden.


Für die Argumentation, die ich kritisiere, ist das unerheblich, lieber Rayson. Wenn argumentiert wird, daß die Einwohner eines Landes sich selbst helfen müßten und daß niemand das Recht hat, sich von außen einzumischen, dann gilt das für militärische ebenso wie für sonstige Interventionen.




Zitat von Hias
Sie haben aus einem Wikipedia-Artikel zitiert, aber sie haben da etwas aus dem Zusammenhang gerissen.


Mit jedem Zitat reißt man etwas aus dem Zusammenhang; das ist das Wesen des Zitats.

Die Frage ist, ob man das so tut, daß beim Leser ein Eindruck entsteht, der durch den Gesamttext nicht begründet wird. Das ist bei meinem Zitat nicht der Fall gewesen. Sie zitieren jetzt andere Stellen, die Sie ebenso aus dem Zusammenhang reißen.

Ich habe mir jetzt den Artikel noch einmal angesehen. Mir scheint, daß Ihre Zitate und meines sich auf verschiedene Ebenen beziehen. Sie zitieren das, was an positiven Maßnahmen von der jetzigen Regierung in Gang gesetzt wurde. Ich zitiere das, was als die Realität in Haiti beschrieben wird.

Zitat von Hias
Nach dem Niedergang des Ostblocks hat man den osteuropäischen Ländern doch auch geholfen Recht und Institutionen an die Marktwirtschaft anzupassen und neu aufzubauen. Nur in Haiti sollen wir das jetzt nicht dürfen?


In die Länder des Ostblocks wurden nicht Milliarden an "Entwicklungshilfe" gepumpt. Sie kamen wieder auf die Beine, weil sie günstige Bedingungen für ausländische Investoren schufen. Genau das ist der Weg, den meines Erachtens auch Haiti gehen muß.

Es ist aus meiner Sicht wirklich so simpel, lieber Hias: "Entwicklunghilfe" wandert in die Taschen der Reichen und gut Vernetzten; sie schadet der Volkswirtschaft des betreffenden Landes und lähmt seine Initiative. Wenn sie einmal wirklich für Projekte ausgegeben wird, dann unterliegen diese keiner Regulierung durch den Markt; es herrscht also Verschwendung.

Nur private Investititonen können das vermeiden. Die Länder des ehemaligen Ostblocks sind den Weg der privaten Investitionen gegangen; und sie waren alles in allem erfolgreich. Am erfolgreichsten die Länder des Baltikums, die am radikalsten auf das freie Unternehmertum gesetzt haben.

Herzlich, Zettel

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

25.01.2010 14:06
#28 RE: Rekolonialisierung Antworten

Zitat von SpOn
Als Vorbild dient dem Wissenschaftler der Wirtschaftsboom in Hongkong.


Der Knackpunkt bei Hongkong war aber, daß es eigentlich gar nicht verwaltet wurde - sondern ein klassischer Nachtwächterstaat nur mit Polizei und Justiz etabliert wurde.
Eine deutsche "Kolonialherrschaft" würde völlig anders aussehen, da würde das betreffende Gebiet fürsorglich niederverwaltet.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

25.01.2010 14:40
#29 RE: Rekolonialisierung Antworten

Zitat von R.A.

Eine deutsche "Kolonialherrschaft" würde völlig anders aussehen, da würde das betreffende Gebiet fürsorglich niederverwaltet.



Darum fand ich diesen Vorschlag ja so interessant. Es geht ja nicht um ganze Länder, sondern um neu zu schaffendes urbanes Gebiet. Es wäre interessant zu sehen, inwieweit ein funktionierendes Rechtssystem die Menschen anzieht und ab wann die Überregulierung sie wieder abstößt.

Feinstaubverordnung, Mülltrennung, Dosenpfand, TÜV und ASU, Schornsteinfegerzwang, Meisterzwang, Zwangsmitgliedschaft in IHK und BG, laufende Meter Steuergesetzgebung, Zwang zur Erhebung statistischer Daten und, und, und...

Ab wann würden die Leute lieber wieder ins freie Umland ziehen?

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

25.01.2010 15:01
#30 RE: Rekolonialisierung Antworten

Zitat von Calimero
Es wäre interessant zu sehen, inwieweit ein funktionierendes Rechtssystem die Menschen anzieht und ab wann die Überregulierung sie wieder abstößt.
Feinstaubverordnung, Mülltrennung, Dosenpfand, TÜV...


Also das würde ich als ein total menschenverachtendes Experiment einordnen und mit aller gebotenen Schärfe aufs heftigste bekämpfen

Was haben sie Dir denn böses getan, die lieben Haitianer?

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

25.01.2010 15:08
#31 RE: Rekolonialisierung Antworten

Zitat von Ungelt

Also das würde ich als ein total menschenverachtendes Experiment einordnen und mit aller gebotenen Schärfe aufs heftigste bekämpfen
Was haben sie Dir denn böses getan, die lieben Haitianer?



Hehe! Ich schätze mal, das binnen kürzester Zeit keine Haarbürste eines deutschen Bürokraten mehr unbewacht bliebe, und abgeschnittene Fingernägel derselben auf dem Schwarzmarkt Höchstpreise erzielten (du weißt, was ich meine?).



Beste Grüße, Calimero

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Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

25.01.2010 15:23
#32 RE: Rekolonialisierung Antworten

Zitat von Calimero
Ich schätze mal, das binnen kürzester Zeit keine Haarbürste eines deutschen Bürokraten mehr unbewacht bliebe, und abgeschnittene Fingernägel derselben auf dem Schwarzmarkt Höchstpreise erzielten (du weißt, was ich meine?).

Lass mich mal raten - Woodoo?

Naja, möglicherweise könnte es auch Rückwirkungen geben, die Beamten müßten ja in einem ziemlich schnellen Takt immer durchgewechselt werden, und wohin dann mit den tausenden nicht mehr integrationsfähiger/-williger Beamten? Die in dem anderen Thread diskutierte Bevölkerungspolitik wäre damit möglicherweise auch auf einen guten Weg zu bringen (Ich muß es noch überdenken, vielleicht nehme ich das "menschenverachtende" doch zurück ;-)

Hias Offline



Beiträge: 138

25.01.2010 15:51
#33 RE: Zitat des Tages: Wie kann man Haiti helfen? Antworten

Zitat
Ja, natürlich ist das ein Unterschied, lieber Hias. Es gibt immer Unterschiede. Die Frage ist, ob sie für die jeweilige Argumentation relevant sind.

Ich hatte Rayson geantwortet; vielleicht haben Sie das überlesen:



Nein, das hatte ich nicht überlesen. Sondern mich auf Raysons zweiten Kommentar bezogen. Es ist nunmal ein qualitativer Unterschied, ob ich mit Panzer und Jets "Hilfe" bringe oder mit Experten helfe das Land aufzubauen, v.a. wenn die Anwesenheit letzterer gewünscht wird. Und ja, prinzipiell darf man sich nicht in die innere Angelegenheit von Staaten einmischen. Aber wenn Sie das so verabsolutieren wollen, dann sind sie wahrscheinlich auch gegen die Nothilfe für Haiti?

Zitat
In die Länder des Ostblocks wurden nicht Milliarden an "Entwicklungshilfe" gepumpt. Sie kamen wieder auf die Beine, weil sie günstige Bedingungen für ausländische Investoren schufen. Genau das ist der Weg, den meines Erachtens auch Haiti gehen muß.

Es ist aus meiner Sicht wirklich so simpel, lieber Hias: "Entwicklunghilfe" wandert in die Taschen der Reichen und gut Vernetzten; sie schadet der Volkswirtschaft des betreffenden Landes und lähmt seine Initiative. Wenn sie einmal wirklich für Projekte ausgegeben wird, dann unterliegen diese keiner Regulierung durch den Markt; es herrscht also Verschwendung.

Nur private Investititonen können das vermeiden. Die Länder des ehemaligen Ostblocks sind den Weg der privaten Investitionen gegangen; und sie waren alles in allem erfolgreich. Am erfolgreichsten die Länder des Baltikums, die am radikalsten auf das freie Unternehmertum gesetzt haben.



Oh, doch, in die ehemaligen Ostblockländer wurden Milliarden reingepumpt. Natürlich hieß es nicht Entwicklungshilfe, sondern es hieß:
Phare, IPA, ISPA, SAPARD, Strukturhilfe, Ziel-1-Region und Landwirtschaftshilfen. Es gab Hilfen für die Stilllegung von Kernkraftwerken, für den Umbau von Institutionen für Infrastruktur und und und. Zu viel und zu unübersichtlich um es hier jetzt aufzuzählen.
Vielleicht überzeugt sie diese Tabelle der Zahlungen im Jahre 2008:
http://www.cep.eu/menu-right/deutschland...ls-nettozahler/

Und das die baltischen Staaten so gut abgeschnitten hätten, dagegen spricht aber diese Tabelle:
http://www.cep.eu/typo3temp/pics/43b5a29c58.jpg
Tschechien und Slowenien sind deutlich besser, die baltischen Staaten ungefähr auf einer Höhe mit Ungarn oder Polen.

Wir argumentieren hier tatsächlich aneinander vorbei. Ich gebe Ihnen ja Recht, dass man günstige Rahmenbedingungen schaffen muss. Ich gebe Ihnen auch Recht, dass zuviel Hilfe an den falschen Stellen nunmal kontraproduktiv ist.
ABER
Erstens: Die Reichen und die Gutvernetzten holen sich immer ihren Anteil. In Haiti unter Aristide hat man sich halt auf das Rauschgiftgeschäft verlegt, zumindest nach der englischen Wikipedia. Ansonsten handelt man mit Waffen, verscherbelt Rohstoffe oder gibt den bösen Buben Unterschlupf, alles beliebte Maßnahmen in den failed states dieser Erde um den Geldbeutel zu füllen. Und jetzt neu im Angebot: Piraterie als neuer Geschäftszweig. Die Reichen und die Gutvernetzten finden schon ihre Möglichkeit, wie sie sich den Geldbeutel füllen.

Zweitens: Ich habe in meinem vorherigen Beitrag schon angemerkt, dass es mir nicht um massive Geldbeträge für Haiti geht, sondern hauptsächlich um Hilfe für den Aufbau von Institutionen. Sie verweisen auf die Ostblockstaaten. Nunja, vielleicht haben diese Staaten auch deswegen soviele private Investitionen angezogen, weil die EU ihnen relativ schnell eine Mitgliedschaft in Aussicht gestellt hat und ihnen bei der Modernisierung und beim Umbau des Rechtssystems geholfen hat. Politische Stabilität und Rechtssicherheit sind nunmal einer der wichtigsten Faktoren für ausländische Direktinvestitionen. Und Haiti hat beides nicht.

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