Bei der Exportweltmeisterschaft stimmt die Reihenfolge China, Deutschland seit Ende 2009. Wo Indien genau steht weiß ich nicht. Vielleicht sollen die USA wieder mehr zu industriellen Wurzeln zurückkehren.
Zitat von MartinBei der Exportweltmeisterschaft stimmt die Reihenfolge China, Deutschland seit Ende 2009. Wo Indien genau steht weiß ich nicht. Vielleicht sollen die USA wieder mehr zu industriellen Wurzeln zurückkehren.
Das einzige, was in der US-Industrie geschrumpft ist, ist die Anzahl von (gewerkschaftlich organisierten) Arbeitnehmern. Daher haben die Gewerkschaften den größten Anreiz, die Industrie als kranken Mann darzustellen, um staatliche Unterstützung einzufordern.
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalUnd der Tod der US-Industrie ist ein gern kolportiertes Gerücht.
Interessant - da wüßte ich gerne mehr.
Zitat Nur ein Beispiel: im November 2009 beliefen sich die Lieferungen von manufactured durable goods auf 175.9 Milliarden US$. Zum Vergleich: das gesamte BIP etwa von Chile für 2008 war 169.5 Milliarden US$.
Mit Verlaub - das ist ein völlig unbrauchbarer Vergleich. Wesentlich wäre der Vergleich (inflationsbereinigt) mit dem Liefervolumen von vor 10 oder 20 Jahren - und das jeweils in Relation zum Weltvolumen.
Zitat Nur ein Beispiel: im November 2009 beliefen sich die Lieferungen von manufactured durable goods auf 175.9 Milliarden US$. Zum Vergleich: das gesamte BIP etwa von Chile für 2008 war 169.5 Milliarden US$.
Mit Verlaub - das ist ein völlig unbrauchbarer Vergleich.
Das sehe ich anders. Auch wenn die Industrieproduktion zurückgegangen ist, ist sie noch immer auf einem dermaßen hohen Niveau, dass die populären Unkenrufe einfach unberechtigt sind.
Zitat von R.A.Wesentlich wäre der Vergleich (inflationsbereinigt) mit dem Liefervolumen von vor 10 oder 20 Jahren - und das jeweils in Relation zum Weltvolumen.
Auf die Schnelle: 2000 bis 2009 sind die Final products and nonindustrial supplies von 2815 auf 2700 Milliarden US$ (konstante 2000-$) zurückgegangen. Inwieweit die Relation zum Weltvolumen relevant ist, sehe ich nicht - dass die Chinesen jetzt mehr produzieren, zeigt nicht auf, dass die US-Industrie ein Problem hat.
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Zitat von GorgasalAuch wenn die Industrieproduktion zurückgegangen ist, ist sie noch immer auf einem dermaßen hohen Niveau, dass die populären Unkenrufe einfach unberechtigt sind.
Schwer zu sagen, ab welchem Ausmaß an Rückgang Unkenrufe angebracht sind. Aber der Vergleich mit einem - sehr ehrenwerten - Dritte-Liga-Staat wie Chile ist für eine Beurteilung der USA schlicht irrelevant.
Zitat Inwieweit die Relation zum Weltvolumen relevant ist, sehe ich nicht
Ist vielleicht nicht der geschickte Bezug. Aber äquivalent zum relevanten Faktor: Wie war die "normale" Entwicklung im Rest der Welt. Wenn der allgemeine Trend nur leichte Zuwächse hat (weil das Wachstum in anderen Branchen stattfindet), ist eine leichte Schrumpfung nicht so dramatisch. Wenn aber andere Staaten massiv wachsen, und die USA nicht etwa mithalten, sondern sogar abbauen - dann kann das auf ein großes Problem hindeuten.
Zitat von GorgasalAuch wenn die Industrieproduktion zurückgegangen ist, ist sie noch immer auf einem dermaßen hohen Niveau, dass die populären Unkenrufe einfach unberechtigt sind.
Schwer zu sagen, ab welchem Ausmaß an Rückgang Unkenrufe angebracht sind. Aber der Vergleich mit einem - sehr ehrenwerten - Dritte-Liga-Staat wie Chile ist für eine Beurteilung der USA schlicht irrelevant.
Nu, darüber können wir uns streiten. Aber das wollen wir ja nicht... deswegen hier eine Grafik (die dritte von oben), die die Bruttoinlandsprodukte der fünf größten Industrienationen außer den USA mit dem US manufacturing output vergleicht.
Zitat If the U.S. manufacturing sector were a separate country, it would be tied with Germany as the world’s third-largest economy.
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Die State of the Union Adress ist eine der wichtigsten Amtshandlungen eines Präsidenten. Sie sind viel wichtiger als eine Regierungserklärung eines deutschen Kanzlers. Allein schon deshalb, weil der Präsident ja kein Mitglied des Kongresses ist und (anders als ein deutscher Kanzler) i.d.R. nur einmal im Jahr das Parlament aufsucht und pro Jahr nur diese eine Rede vor dem Parlament hält.
Diese Rede ist deshalb die am meisten beachtete Rede eines Präsidenten und wird vorab wirklich bis in die Nuancen feingeschliffen. Umso seltsamer, dass da bzgl. Deutschland so eine Unschärfe drin ist.
Vielleicht ein Erklärungsansatz: Ich habe mich diese Woche mit einem befreundeten Investmentbanker (mit Sitz in London) unterhalten. Er hat mir recht plausibel erklärt, dass in den letzten 20 Jahren Deutschland eigentlich aus angelsächsischer Sicht wirtschaftlich nicht mehr recht ernst genommen wurde: keine Dynamik, verkrustete Strukturen, hohe Arbeitslosigkeit, Bürokratie, hohe Steuern, sozialdemokratisch dominierter Mainstream, etc. etc.
Diese Betrachtung habe sich aber jüngst spürbar gewandelt: zum einen durch das (in Deutschland selbst gar nicht so wahrgenommene) Jobwunder der letzten Jahre. (Rund 3 Millionen zusätzliche Stellen wurde in 4 Jahren geschaffen. Eine gewaltige Leistung, für die Schröder selbst in der eigenen Partei keine Anerkennung bekommen hat). Zum anderen auch die relative Stabilität der deutschen Wirtschaft in der derzeitigen Krise.
Vielleicht spiegelt sich in der Rede Obamas also schlicht die sich in jüngerer Zeit geänderte angelsächsische Wahrnehmung Deutschlands wieder.
Zitat von Gorgasal... hier eine Grafik (die dritte von oben), die die Bruttoinlandsprodukte der fünf größten Industrienationen außer den USA mit dem US manufacturing output vergleicht.
Zitat If the U.S. manufacturing sector were a separate country, it would be tied with Germany as the world’s third-largest economy.
Hm, ist das nicht a bisserl ein seltsamer Vergleich? Ich würde gern zwei Grafiken sehen, eine mit den GDP-Daten für diese Länder und eine mit den Mfg.-Daten für diese Länder.
Ich zweifle, dass der manufacturing output sehr aussagekräftig ist. Wenn die gesamte Fertigung in China stattfindet und in den USA noch letzte Hand angelegt wird, dann mag zwar der manufacturing output hoch sein, der local content aber minimal. Das deuten auch die ersten beiden Graphiken an: So steigt natürlich die Produktivität eines US Arbeiters.
Gruß, Martin
vielleichteinlinker
(
gelöscht
)
Beiträge:
29.01.2010 00:04
#14 RE: Zitat des Tages: "China, Deutschland, Indien"
"They're putting more emphasis on math and science." Indien "They're rebuilding their infrastructure." China "They are making serious investments in clean energy because they want those jobs." Deutschland
Zitat von vielleichteinlinker"They're putting more emphasis on math and science." Indien "They're rebuilding their infrastructure." China "They are making serious investments in clean energy because they want those jobs." Deutschland Ist das so abwegig?
Nein, das wäre nicht abwegig, lieber Vielleichteinlinker, wenn der Text diese Interpretation hergäbe. Das tut er aber nicht (Hervorhebungen von mir):
Zitat von Präsident ObamaThese nations aren't playing for second place. They're putting more emphasis on math and science. They're rebuilding their infrastructure. They are making serious investments in clean energy because they want those jobs.
Das "they" bezieht sich eindeutig auf "these nations". Hätte Obama (dh sein Redenschreiber) das sagen wollen, was Sie in seinen Text hineinlesen, dann hätte er zB gesagt: "These nations aren't playing for second place. India is putting more emphasis on math and science. China is rebuilding its infrastructure. Germany is making serious investments in clean energy because it wants those jobs".
Zitat von vielleichteinlinker"They're putting more emphasis on math and science." Indien "They're rebuilding their infrastructure." China "They are making serious investments in clean energy because they want those jobs." Deutschland
Das hatte ich mir auch schon gedacht, aber das Zitat ist:
Zitat von ObamaChina's not waiting to revamp its economy. Germany's not waiting. India's not waiting. ... They're putting more emphasis on math and science. They're rebuilding their infrastructure. They are making serious investments in clean energy because they want those jobs.
Von den Reihenfolgen her gehört China zu math and science, Indien zur Infrastruktur und Deutschland zur "sauberen" Energie. Das könnte prinzipiell auch die intendierte Aussage sein, aber eher würde Ihre Reihenfolge passen.
Dieser Erklärung steht also entgegen, dass es schlechte Rhetorik wäre. Und dessen hat man Obama (mit Teleprompter) noch nicht bezichtigt
Zitat von vielleichteinlinkerIst das so abwegig?
Naja, um auf die Meta-Ebene zu gehen: in "saubere" Energie zu investieren, um Arbeitsplätze zu schaffen, ist abwegig. Was leider unsere Politiker nicht daran hindert.
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von ZettelNein, das wäre nicht abwegig, lieber Vielleichteinlinker, wenn der Text diese Interpretation hergäbe. Das tut er aber nicht
Na, mal sehen. Interpretation ist im wesentlichen eine Frage des Aufwandes.
Zitat von ZettelDas "they" bezieht sich eindeutig auf "these nations". Hätte Obama (dh sein Redenschreiber) das sagen wollen, was Sie in seinen Text hineinlesen, dann hätte er zB gesagt: "These nations aren't playing for second place. India is putting more emphasis on math and science. China is rebuilding its infrastructure. Germany is making serious investments in clean energy because it wants those jobs".
Man kann Obamas Text sogar auf zwei verschiedene Weisen im Sinne von vielleichteinlinker deuten.
1. Deutung:
"These nations" bezieht sich nicht ("nominalistisch") auf jedes einzelne dieser Länder, sondern ("konzeptualistisch") auf die Gruppe, bzw. auf die Menge {China, Deutschland, Indien}. So wie man ja auch beispielsweise sagen kann: "Ghana hat eine großartige Mannschaft: sie sind beinhart und stark in der Abwehr, sie sind schnell und gefährlich im Sturm." Was nicht heißen soll, daß die Abwehrspieler im Angriff schnell und die Angreifer in der Abwehr hart sind.
Indem Obama die drei Länder nicht jedes für sich, sondern als Gruppe behandelt, wirken sie eindrucksvoller im Verhältnis zu den USA. In Ihrer Formulierung, lieber Zettel, würden sich die Aussagen nämlich wechselseitig relativieren: "India is putting more emphasis on math and science (Germany, though, takes pride in her ignorance). China is rebuilding its infrastructure (India's infrastructure, though, remains the nightmare it always has been). Germany is making serious investments in clean energy because it wants those jobs (China, though, is the world's biggest polluter)." So gesehen, stünden die USA mit ihrer Infrastruktur (besser als die indische), Mathekenntnissen (besser als die Deutschen), Energiepolitik (grüner als die chinesische) noch ganz gut da. Das würde den rhetorischen Effekt, um den es Obama hier geht, schmälern, und deshalb hat er die klarere Formulierung vermieden.
2. Deutung:
"These nations" bezieht sich doch auf jedes einzelne dieser Länder. Jedes davon löst gerade sein Kernproblem: bei den Indern ist das die Schwäche in Mathematik und Naturwissenschaft, bei den Chinesen die schlechte Infrastruktur, bei den den Deutschen die nichtnachhaltige Energieversorgung. Die USA hingegen kümmern sich nicht um ihr Kernproblem (worunter vielleicht das Gesundheitswesen zu verstehen ist).
In diesem Fall wären Obamas Sätze als Ellipsen zu lesen: "They're (solving their most urgent problem, for instance India by) putting more emphasis on math and science. They're (solving their most urgent problem, for instance China by) rebuilding their infrastructure. They are (solving their most urgent problem, for instance Germany by) making serious investments in clean energy because they want those jobs. (And we, the USA? We elect a Republican from Massachusetts to the Senate.)"
Mit dem wiederholten "they" hält Obama ständig den Bezug zu "us", d.h. alles was er an Aussagen bringt, können die Hörer auf die USA und deren Versagen beziehen. Obama will ja keine Analyse Deutschlands oder Chinas vorlegen, sondern er spricht mit jedem Wort über den Zustand der USA, was der genaue Zweck seiner Rede ist.
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