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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.02.2010 15:39
Zitat des Tages: Kissinger über den Irak Antworten

Eigentlich wollte ich letzte Nacht nur nachsehen, was Charles Krauthammer in seinem aktuellen Kommentar schreibt. Aber da stand daneben die Kolumne von Henry Kissinger (inzwischen wird sie groß auf Seite 1 angekündigt). Und die hat es in sich, so nüchtern sie auch formuliert ist. Also lieferte sie das heutige Zitat des Tages.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

03.02.2010 18:20
#2 RE: Zitat des Tages: Kissinger über den Irak Antworten

Zitat
Sowohl Barack Obama als auch die Außenministerin Clinton - das möchte ich zu Kissingers Kommentar hinzufügen - waren ihr Leben lang Innenpolitiker, die außenpolitische Themen stets nur unter dem Gesichtspunkt gesehen haben, wie sie auf den amerikanischen Wähler wirken.



Ha, welch ein Satz, lieber Zettel. Genau das ist das Problem mit Westerwelle.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.02.2010 19:51
#3 RE: Zitat des Tages: Kissinger über den Irak Antworten

Zitat von Dagny

Zitat
Sowohl Barack Obama als auch die Außenministerin Clinton - das möchte ich zu Kissingers Kommentar hinzufügen - waren ihr Leben lang Innenpolitiker, die außenpolitische Themen stets nur unter dem Gesichtspunkt gesehen haben, wie sie auf den amerikanischen Wähler wirken.


Ha, welch ein Satz, lieber Zettel. Genau das ist das Problem mit Westerwelle.



Er hat immerhin den Vorteil, kein Sozialpolitiker zu sein wie Clinton; und kein gewesener Sozialarbeiter, wie Barack Obama.

Beide sind sicher ausgekochte Machtpolitiker, was die Innenpolitik angeht (das, was man im Amerikanischen politics nennt). Aber Außenpolitik ist eben keine politics, auch in der englischen Sprache nicht. Es ist policy.

In der Außenpolitik geht es nicht darum, den anderen zu überreden, indem man arm twisting betreibt; oder ihn mit Rhetorik einzudecken, wie Obama das offenbar versucht. Es geht um die nüchterne Analyse von Interessen, um die Kenntnisnahme der Entscheidungsspielräume, welche die Partner oder Gegenspieler haben, um Verläßlichkeit und Berechenbarkeit.

Das ist nicht Obamas Stil, und ich bin nicht sicher, daß er das jemals lernen wird. Westerwelle halte ich für sehr lernfähig. So, wie seinen Mentor Genscher, der ja auch aus der Innenpolitik kam und der sich sehr schnell in dieses diplomatische Denken eingearbeitet hat.

Herzlich, Zettel

lois jane Offline



Beiträge: 662

04.02.2010 10:47
#4 RE: Zitat des Tages: Kissinger über den Irak Antworten

Zitat von Zettel
Er hat immerhin den Vorteil, kein Sozialpolitiker zu sein wie Clinton; und kein gewesener Sozialarbeiter, wie Barack Obama.



Mmh ... ich dachte, wenn jemand keine Ahnung von seinem Ressort hat, dann spielt es eigentlich keine Rolle, wovon er Ahnung hat. Achja, in welchem Bereich hat sich noch mal Westerwelle ausgezeichnet bevor er Minister wurde?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.02.2010 10:56
#5 RE: Zitat des Tages: Kissinger über den Irak Antworten

Zitat von lois jane

Zitat von Zettel
Er hat immerhin den Vorteil, kein Sozialpolitiker zu sein wie Clinton; und kein gewesener Sozialarbeiter, wie Barack Obama.

Mmh ... ich dachte, wenn jemand keine Ahnung von seinem Ressort hat, dann spielt es eigentlich keine Rolle, wovon er Ahnung hat. Achja, in welchem Bereich hat sich noch mal Westerwelle ausgezeichnet bevor er Minister wurde?



Ich habe mich vielleicht nicht verständlich ausgedrückt, liebe Lois Jane. Wenn jemand Sozialpolitiker ist, dann sieht er die Welt aus einer bestimmten Perspektive. Er will helfen und ausgleichen, er identifiziert sich meist mit den Unterprivilegierten und ist gegenüber denen, die es besser haben, mehr oder weniger kritisch eingestellt.

Wenn so Außenpolitik gemacht wird, dann ist das problematisch; freundlich ausgedrückt. Dort gelten andere Kategorien, ich habe sie zu nennen versucht.

Westerwelle traue ich zu, sich diese Kategorien - nüchterne Abschätzung von Interessenlagen und Entscheidungsspielräumen, Verläßlichkeit, Nüchternheit und dergleichen - anzueignen. Bei Obama und Clinton habe ich erhebliche Zweifel. Die Art, wie Obama offenbar meinte, mit pathetischen Reden den Nahost-Konflikt lösen zu können; seine Vernachlässigung des Irak, seine weiche Politik gegenüber dem Iran lassen Böses erwarten.

Herzlich, Zettel

lois jane Offline



Beiträge: 662

12.02.2010 11:43
#6 RE: Zitat des Tages: Kissinger über den Irak Antworten

Zitat von Zettel
Ich habe mich vielleicht nicht verständlich ausgedrückt, liebe Lois Jane. Wenn jemand Sozialpolitiker ist, dann sieht er die Welt aus einer bestimmten Perspektive. Er will helfen und ausgleichen, er identifiziert sich meist mit den Unterprivilegierten und ist gegenüber denen, die es besser haben, mehr oder weniger kritisch eingestellt.



Ich habe so etwas schon befürchtet, war mir aber nicht ganz sicher.

Genau hier widerspreche ich Ihnen: helfen und ausgleichen wären doch gute Qualitäten für einen Diplomaten. Und auch in der Sozialpolitik gibt es harte Interessenskämpfe.

Nüchternheit im Sinne von "mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen stehen" ist sicherlich nötig, nicht jedoch wenn darunter Abgebrühtheit und Skrupellosigkeit (womit wir dann bei Herrn Kissinger wären) zu verstehen sind.

Wobei ich die Probleme obamischer Außenpolitik nicht in einem Sozialarbeiterhabitus sehe sondern in seinem Rhetorikerhabitus. Er meint, er könne die Welt durch seine Reden ändern wie er zuvor die Wahl gewonnen hat. Nur wenn darauf keine konkrete Detailarbeit folgt, dann hält die Wirkung so lange an wie die Rede dauert und dann ist alles wieder wie zuvor.

Bei Westerwelle sehe ich keinerlei Anzeichen einer positiven Außenpolitik - nur ein wiederholtes Nachgeben vor "politisch-korrekten" Ansprüchen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.02.2010 12:45
#7 RE: Zitat des Tages: Kissinger über den Irak Antworten

Zitat von lois jane

Zitat von Zettel
Ich habe mich vielleicht nicht verständlich ausgedrückt, liebe Lois Jane. Wenn jemand Sozialpolitiker ist, dann sieht er die Welt aus einer bestimmten Perspektive. Er will helfen und ausgleichen, er identifiziert sich meist mit den Unterprivilegierten und ist gegenüber denen, die es besser haben, mehr oder weniger kritisch eingestellt.


Ich habe so etwas schon befürchtet, war mir aber nicht ganz sicher.
Genau hier widerspreche ich Ihnen: helfen und ausgleichen wären doch gute Qualitäten für einen Diplomaten. Und auch in der Sozialpolitik gibt es harte Interessenskämpfe.
Nüchternheit im Sinne von "mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen stehen" ist sicherlich nötig, nicht jedoch wenn darunter Abgebrühtheit und Skrupellosigkeit (womit wir dann bei Herrn Kissinger wären) zu verstehen sind.



Ich versuch's nochmal, liebe Lois Jane: Was z.B. die Analysen bei Stratfor, vor allem die von Friedman auszeichnet, das ist die Darstellung der verschiedenen Perspektiven der einzelnen Akteure.

Diplomatie verlangt es, diese Perspektive der anderen nüchtern zu analysieren; zu erkennen, welches ihre Ziele sind, welche Spielräume sie haben, auf welche Interessen sie Rücksicht nehmen müssen usw. Wenn man das analysiert hat, dann überlegt man als Diplomat, wie man den eigenen Interessen am besten Geltung verschaffen kann.

So denkt ein Sozialarbeiter nicht, so denkt eine Sozialpolitikerin nicht. Sie sehen nur die Perspektive derer, denen sie meinen helfen zu müssen.

Das ist, was ich zu sagen versucht habe. Vielleicht sehe ich es ja falsch; aber ich wollte doch gern, daß Sie mich richtig verstehen.

Zitat von lois jane
Nüchternheit im Sinne von "mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen stehen" ist sicherlich nötig, nicht jedoch wenn darunter Abgebrühtheit und Skrupellosigkeit (womit wir dann bei Herrn Kissinger wären) zu verstehen sind.


Ich sehe bei Kissinger keine Skrupellosigkeit. Er - wie übrigens auch Condoleezza Rice - hat sich so verhalten, wie ich es für Diplomaten beschrieben habe.

Kissinger hat - soweit ich das kenne - im Zusammenhang mit Vietnam allerdings einen einzigen, freilich großen Fehler begangen:

Er war bei den Pariser Verhandlungen davon ausgegangen, daß die dort erzielten Vereinbarungen auch realisiert werden würden. Dazu wäre es unabdingbar gewesen, daß die USA auf unbestimmte Zeit die südvietnamesische Regierung unterstützen, ökonomisch und vor allem militärisch. Diese Mittel hat der damals von Demokraten dominierte Kongreß gestrichen, und damit war der Friedensvertrag von Paris das Papier nicht mehr wert, auf dem er geschrieben war.

Kissinger hatte die Skrupellosigkeit der Demokraten falsch eingeschätzt, die Millionen von Menschen den Kommunisten auslieferten. Gut dreißig Jahre später hätten sie beim Irak in Bezug auf die Kaida dasselbe gemacht, wenn sie es gekonnt hätten.

Herzlich, Zettel

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