Vergangenen Montag hat sich Phil Jones zu einem Teil der im Rahmen von Climagate gegen ihn erhobenen Vorwürfe geäußert. Das ist der Anlaß für diese Folge der Serie, in der es mir vor allem darum geht, wie IPPC-Wissenschaftler und Klimaskeptiker einander sehen und miteinander umgehen.
Die Geschwindigkeit von Temperaturanstiegen ist ja noch ein anderes Thema (m. E. nachgelagert).
Das Hauptproblem bei der mittelalterlichen (oder der antiken) Wärmeperiode ist, daß es für diese Klimaschwankungen im IPCC-Modell überhaupt keine Erklärung gibt. Die reine Existenz dieser Perioden belegt, daß es noch irgendwelche Faktoren gibt, die das Klima beeinflussen und die uns unbekannt sind.
Und damit fällt die zentrale IPCC-These mit den "Klimagasen". Denn die Kernargumentation lautet ja: Wir messen einen Anstieg, wir kennen alle das Klima beeinflussenden Faktoren, keiner davon erklärt den Anstieg => also muß das CO2 schuld sein.
Zitat von R.A.Wir messen einen Anstieg, wir kennen alle das Klima beeinflussenden Faktoren, keiner davon erklärt den Anstieg => also muß das CO2 schuld sein.
Yep. Dabei gab es vergleichbare Anstiege der Temperaturen auch vorher - ohne C02, wie mittlerweile auch Phil Jones einräumt. Damit sollte sich das Argument in einer rationalen Diskussion eigentlich erledigt haben.
Was bleibt sind die in Computersimulationen berechneten Rückkoppelungen.
Zitat von R.A.Eigentlich nicht - eigentlich hat das IPCC mit dem Hockeyschläger nachweisen wollen, daß es eigentlich überhaupt keine mittelalterliche Wärmeperiode gab.
Ernsthaft? Jedenfalls Jones bestreitet das nicht. Ich sehe auch nicht die Relevanz für die jetzige Diskussion.
Zitat von R.A.Das Hauptproblem bei der mittelalterlichen (oder der antiken) Wärmeperiode ist, daß es für diese Klimaschwankungen im IPCC-Modell überhaupt keine Erklärung gibt. Die reine Existenz dieser Perioden belegt, daß es noch irgendwelche Faktoren gibt, die das Klima beeinflussen und die uns unbekannt sind.
Und damit fällt die zentrale IPCC-These mit den "Klimagasen". Denn die Kernargumentation lautet ja: Wir messen einen Anstieg, wir kennen alle das Klima beeinflussenden Faktoren, keiner davon erklärt den Anstieg => also muß das CO2 schuld sein.
Hm, gibt es wirklich ernsthafte Klimatologen, die bestreiten, daß auch andere Faktoren als menschengemachte zu Klimaänderungen führen können? Ich kann mir das nicht vorstellen. Nach meinem Dafürhalten kann es nur darum gehen, ob over and above von diesen bekannten Faktoren (Sonnenaktivität, Präzession, Änderungen von Meeresströmen, Vulkanismus usw.) es einen menschengemachten Faktor gibt. Dafür wird der (angebliche) ungewöhnlich schnelle gegenwärtige Anstieg ins Feld geführt.
Zu behaupten, das Klima hätte sich vor der Industrialisierung nie geändert, wäre doch abenteuerlich. Dort, wo heute Deutschland ist, wuchsen mal Riesenschachtelhalme!
Zitat Die Vertreter dieser Theorie - ich nenne sie im Folgenden die IPCC-Theorie - benahmen sich oft so, als seien allein sie im Besitz der Wahrheit.
Die richtige Abkürzung für diese Theorie ist AGW (Menschengemachte Globale Erwärmung, aus dem Englischen: AGW: Anthropogenic Global Warming)
und wir können davon ausgehen, daß diese These sich erledigt hat.
Es ist tatsächlich so, daß die Wissenschaftler, die dieser Annahme anhingen den wissenschaftlichen Konsens eben nicht vertreten haben und eher eine Minderheit immer waren und mehr denn je sind, die halt von UN-Institution IPCC gemietet worden sind und - immer noch - Politik und veröffentliche Meinung auf ihre Seite ziehen konnten.
Und von Dr. Jones gibt es sogar eine noch weitergehende Stellungnahme:
In der Daily Mail ist ein Interview mit Dr. Phil Jones in dem er zugibt:
Zitat # there has been no statistically significant warming since 1995 # there have been natural periods of warming and cooling # MWP could have been warmer than the present # data supporting the hockey stick don't exist, at least not now.
Letztlich läßt sich die IPCC-These auf 6 Unwahrheiten zusammenfassen.
1. Es gibt bislang keinen nachvollziehbaren Ansatz wie CO2 Anstiege zu einer Erderwärmung führen sollen.
2. In der Erdgeschichte folgten Veränderungen des CO2 Anteils immer den Temperaturänderungen und nicht umgekehrt.
3. Der wissenschaftliche Nachweis, daß Klimaveränderungen mit menschlicher Aktivität (insbesondere CO2 Ausstoß) zu tun haben und durch den Menschen Klimaveränderungen herbeigeführt werden können, fehlt bislang völlig.
4. Die Darstellung eines konstanten Klimas für die letzten 1300 Jahre (Hockeyschlägerdarstellung) sind nachweislich falsch und igenorieren geschichtliche Ereignisse und Wetterphänomene. Die Hockeyschlägerdarstellung ist eine grobe Fälschung.
5. Die Katastrophenbeschwörungen sind eine Lüge: mehr CO2 und mehr Wärme sind gut für die Menschheit und das Weltklima und das war in der Vergangenheit immer so.
Zum Punkt 4 darf ich an einige Dinge erinnern, die wir in der Schule gelernt haben: Hannibal hat die Alpen im November überquert. Die Alpen waren in der römischen Warmzeit und dann auch wieder in der mittelalterlichen Warmzeit so gut zu überqueren, weil sie vollkommen Eis- und gletscherfrei waren - Der weltweite Rückzug der Gletscher für den Zeitraum zwischen etwa 900 bis 1300 -PDF Die Völkerwanderungen waren offenbar eine Reaktion auf die massive Abkühlung im Norden Europas. In der folgenden mittelalterlichen Warmzeit, wurde von 986 bis 1350 Grönland besiedelt, in Dänemark und England Wein angebaut und in Norwegen war Getreideanbau bis zum Polarkreis möglich. Die Anbaugrenze für Zitrusfrüchte in China hat niemals so weit nördlich gelegen hat, wie im 13. Jahrhundert. Demnach muss es dort zu der Zeit etwa 1 °C wärmer gewesen sein, als heute -Evidence for the existence of the medieval warm period in China In Kulturgeschichte des Klimas: Von der Eiszeit zur globalen Erwärmung: Amazon.de: Wolfgang Behringer: Bücher werden historische Überlieferungen von außergewöhnlicher Wärme aufgeführt.
Zitat Die 1180er Jahre brachten die wärmste bekannte Winterdekade überhaupt. Im Januar 1186/87 blühten bei Straßburg die Bäume. Und bereits früher stößt man auf längere Hitzephasen, etwa zwischen 1021 und 1040. Der Sommer 1130 war so trocken, dass man durch den Rhein waten konnte. Im Jahr 1135 führte die Donau so wenig Wasser, dass man sie zu Fuß durchqueren konnte. Dieser Umstand wurde dazu ausgenutzt, in diesem Jahr das Fundament für die steinerne Brücke von Regensburg zu legen [4].
Eindeutige Belege für die Warmphase des Hochmittelalters findet man auch bei den Anbaugrenzen der Kulturpflanzen. Die Baumgrenze in den Alpen stieg auf 2000 Meter und lag damit über heutigen Werten [5]. Weinanbau war in Deutschland an Rhein und Mosel bis zu 200 Meter oberhalb der heutigen Grenzen möglich, in Pommern, Ostpreußen, in England und im südlichen Schottland, sowie im südlichen Norwegen, also auch weit nördlicher als das heute der Fall ist
Zitat Die Anbaugrenzen in den deutschen Mittelgebirgen reichten etwa 200 m höher als gegenwärtig, so dass die Kulturlandschaft Deutschlands im Hochmittelalter ihre größte Ausdehnung erfährt. Der Flächenanteil des Waldes geht in dieser Phase auf unter 20 Prozent zurück.[4]
Das im Vergleich zur Völkerwanderungszeit wärmere Klima erlaubte den Weinanbau sogar in Ostpreußen, Pommern und Südschottland. Getreideanbau war in Norwegen bis fast zum Polarkreis möglich. Zeitgleich zog sich das Packeis im nördlichen Atlantik nach Norden zurück. Ebenso ermöglichte die Erwärmung den Skandinaviern die dauerhafte Besiedelung Islands (seit etwa 870) und Grönlands (seit 986, siehe Grænlendingar).
Weniger stark ausgeprägt verlief die Mittelalterliche Warmzeit in anderen Teilen der Welt, jedoch lässt sie sich sogar in Neuseeland nachweisen.[5] In anderen Teilen der Welt führte sie zu deutlich feuchterem Klima, etwa in der Wüste Namib, die während dieser Zeit besiedelt war.
Zitat Ab Mitte des 14. Jahrhunderts setzte eine „Klimawende“ ein, die insbesondere zwischen 1550 und 1850 ihren Höhepunkt fand. Dieses Neuzeitliche Klimapessimum wird als „Kleine Eiszeit“ bezeichnet. In nasskalten Sommern reifte das Getreide nicht mehr aus, häufig traten nach Missernten Hungersnöte auf. Verheerende Seuchen (wie die Pest) und Kriege (wie der Dreißigjährige Krieg) belasteten die Bevölkerung zusätzlich. Die einsetzende Landflucht sowie die spätere Abwanderung großer Bevölkerungsteile in die „Neue Welt“ wurde so zum Teil auch durch die Klimaverschlechterung verursacht.
Ja, und in diesen Zeiten fanden dann ab und an wegen der Mißernten auch die Hexenverbrennungen an. Ob man schon damals gedacht hat, daß durch den CO2 Ausstoß es zu einer Klimaerwärmung kommen würde? Es hat jedenfalls so nicht geklappt.
In jedem Fall muß man sich auf dieses Baumring-Voodoo nicht verlassen. Eigentlich hätte sich für jeden, der sich an das erinnerte was er in Historie in der Schule gelernt hat, sofort erschließen müssen, daß an der Hockeystickkurve was nicht stimmt.
Diese Dinge waren und sind natürlich auch Dr. Jones und seinen Kollegen bekannt. Ich würde die als Manipulationsversuche erkannten "geleakten" Mails eher in der Weise interpertieren, daß die Jungs etwas verzweifelt waren, daß ihre Daten sich nun so gar nicht mit den vom Auftraggeber (IPCC) bestellten Ergebnissen in Einklang bringen ließen.
Wie jeder von uns wollten auch die ihrem Kunden das Gewünschte liefern. Mit seinen neuen (eigentlich: alten) Erkenntnissen wird sich Dr. Jones nach neuen Kunden umsehen müssen.
Zur Frage ob sich nur "(Klima-) Wissenschaftler" zum Klima äussern dürfen: Zunächst gibt es niemand auf diesem Planeten, der alles über das Klima weiss. Die Klimawissenchaft setzt sich aus unzähligen wissenschatlichen Teilgebieten zusammen, von der Paleantologie über Chemie, Meteorologie bis zur Astrologie.
Daneben sind auch andere Wissenschaften mit einbezogen, insbesondere Mathematik und Statistik. Ein "Klimawissenschaftler" ist selten auch ausreichend in den höheren Sphären der Statistik bewandert. So wurde Michael Mann et al. vorgeworfen, bei der Temperaturrekonstruktion die Schwächen seiner statistischen Methoden nicht erkannt zu haben, nämlich dass seine Berechnungen auch bei Eingabe von Red Noise oder Börsenkursen einen Hockey Stick zu erzeugen. Das wurde von reinen Statistikern (McIntyre/McKitrick) anschaulich nachgewiesen, dann von einem weiteren Statistiker (Wegman) zuhanden des Congress bestätigt.
Aber auch für Überprüfung anderer Aussagen braucht man kein "Wissenschaftler" (was auch immer dieser Begriff bedeutet) zu sein. So lassen sich aufgrund vorliegender Messdaten zumindest Unstimmigkeiten bei der Berechnung der Temperaturanomalien auch von "Nicht-Wissenschaftlern" aufdecken und hinterfragen.
Zitat von vivendiZur Frage ob sich nur "(Klima-) Wissenschaftler" zum Klima äussern dürfen: Zunächst gibt es niemand auf diesem Planeten, der alles über das Klima weiss. Die Klimawissenchaft setzt sich aus unzähligen wissenschatlichen Teilgebieten zusammen, von der Paleantologie über Chemie, Meteorologie bis zur Astrologie.
Ja, das stimmt (wenn ich "-logie" als "-nomie" lese ). Die Klimatologie ist keine eigenständige Wissenschaft, sondern ein interdisziplinäres Unternehmen; ein ganz junges dazu. Deshalb ist es ja auch so bizarr, daß dieses wissenschaftliche Unternehmen, das in seinen Kinderschuhen steckt, sich in Gestalt führender Vertreter so benimmt, als könne es über jeden Zweifel gesicherte Erkenntnisse verkünden.
Zitat von vivendiDaneben sind auch andere Wissenschaften mit einbezogen, insbesondere Mathematik und Statistik. Ein "Klimawissenschaftler" ist selten auch ausreichend in den höheren Sphären der Statistik bewandert.
Wie die meisten Naturwissenschaftler; Gorgasal wird ein Lied davon zu singen wissen. Jede Arbeitseinheit sollte mindestens einen Mathematiker mit Fachrichtung Statistik in ihren Reihen haben. Leider glauben aber viele Fachwissenschaftler, sie könnten die Statistik mit links erledigen. Erstens haben sie ja im Studium mal einen Statistikkurs besucht, und zweitens gibt es die schönen Programmpakete, in die man nur noch die Daten einwerfen muß.
Zitat von vivendi So wurde Michael Mann et al. vorgeworfen, bei der Temperaturrekonstruktion die Schwächen seiner statistischen Methoden nicht erkannt zu haben, nämlich dass seine Berechnungen auch bei Eingabe von Red Noise oder Börsenkursen einen Hockey Stick zu erzeugen. Das wurde von reinen Statistikern (McIntyre/McKitrick) anschaulich nachgewiesen, dann von einem weiteren Statistiker (Wegman) zuhanden des Congress bestätigt.
Hier ist eine knappe, gut lesbare Zusammenfassung der Einwände. Aber natürlich haben Mann et al. geantwortet, und wie immer kann ich als Laie nicht beurteilen, wer im Recht ist.
Zitat von vivendiAber auch für Überprüfung anderer Aussagen braucht man kein "Wissenschaftler" (was auch immer dieser Begriff bedeutet) zu sein. So lassen sich aufgrund vorliegender Messdaten zumindest Unstimmigkeiten bei der Berechnung der Temperaturanomalien auch von "Nicht-Wissenschaftlern" aufdecken und hinterfragen.
Das schreibe ich ja auch so ähnlich in dem Artikel.
Nur darf man solche Unstimmigkeiten m.E. eben nicht überschätzen. Zu vielen Kontroversen gibt es ja sehr viele Daten und Publikationen; so daß sich an dem Gesamtbild durch die eine oder andere Unstimmigkeit nicht unbedingt etwas ändert.
Beim Hockey Stick sieht es auf den ersten Blick anders aus. Aber auch da ist die Logik ja nicht sehr zwingend: Auch wenn der jetzige Anstieg schneller sein sollte als seit zweitausend Jahren, könnte er natürliche Ursachen haben. Und wenn die jetzigen Werte denen in der MWP vergleichbar sind, könnten sie dennoch andere, nämlich menschengemachte Ursachen haben.
Wer hätte sich träumen lassen, daß Wissenschaft und Aufklärung eines Tages zum Gegensatzpaar würden? In solchen Zeiten leben wir.
Aufklärung, lehrt uns Kant, ist der Weg aus selbstverschuldeter Unmündigkeit, die Fähigkeit, sich seines Verstandes ohne Anleitung anderer zu bedienen. Heute jedoch werden wir fremdbedient von Wissenschaftlern, die uns gerade dies verwehren. Wie kann so etwas angehen? Durch Entfremdung, hätte Marx gesagt, ich sage: durch Zweckentfremdung. Eine an sich vernünftige Methode, ein begründetes Anliegen, ein sinnvoller Begriff wird stillschweigend seines ursprünglichen Zweckes beraubt und einem neuen Aberglauben dienstbar gemacht. Dem Historiker Martin Malia verdanke ich die Einsicht, den Sowjetkommunisten sei es gar nicht um die Arbeiterklasse gegangen, sondern um ein gedankliches Konstrukt, das sie nur (mehr oder minder zufällig) so genannt hätten. Und geradeso verhält es sich mit Nation, Rasse, Umwelt, Tierschutz, Gender, und jetzt ganz neu: Klima. Sapere aude? Bewahre - Gaia zürnt!
Ruckzuck ist dann auch die passende Priesterkaste da, und Wissenschaft verwandelt sich in Liturgie. Wissenschaftlicher Sozialismus, objektiver Standpunkt, the science is settled - Roma locuta, causa finita. Derlei Immunisierungsstrategien sollen nur vernebeln, wo die Wissenschaftliche Methode für etwas mißbraucht wird, für das sie sich nicht im entferntesten eignet, und das ist alles außer Wahrheitssuche. Sobald es dagegen ins Angewandte geht, kommen Meinungen und Mehrheiten ins Spiel. Warum soll gerade Kohlenstoffdioxyd der Menschheit als Geißel du jour gelten? Stimmen wie Bjørn Lomborg, die auch hier die Würde der Wissenschaft, ein Wägen und Überlegen einfordern, werden als Leugner verfemt. Verkleisterung statt Aufklärung, wohin man schaut.
Lieber Leugner als Lügner, möchte man da antworten, denn wer aus Wissenschaft Moral ableitet, ist nicht besser als das. O blieben die Theorienschuster doch bei ihrem Leisten, anstatt sich gleich zum Bürgermeister auszurufen! Ein wahrer Wissenschaftler wäre es zufrieden, sein Gedankengebäude zu entwerfen, zu begründen und zu verteidigen, punktum. Was sich heute so nennt, spielt lieber den Mächtigen die Schalmei. Nein, ich bin nicht damit einverstanden, daß Forscher für Drittmittel mit Stallgeruch, für vorgewärmte Lehrstühle und das Ohr der Regierenden über Lügen gehen. Ich bin dagegen, daß meine Wählerstimme entwertet wird, weil nur noch gleichgeschaltete Kandidaten einer Nationalen Schlechtwetterfront auf dem Zettel* stehen. Und ich protestiere, wenn das Handwerkszeug des Wissenschaftlers dazu zweckentfremdet wird, andere Meinungen niederzuknüppeln. Dagegen muß Widerspruch erlaubt sein, ob mit oder ohne Berufung. Und deshalb ist Aufklärung heute zumindest ebenso der Weg aus fremdverschuldeter Unmündigkeit, die Auflehnung gegen hohle, eitle und falsche Wissenschaft.
Um abschließend Ignazio Silone zu paraphrasieren: Der Aberglaube von heute wird nicht sagen, er sei der Aberglaube. Er wird sagen: Ich bin die Wissenschaft.
Danke, Sie haben auf den Punkt gebracht, was mir bisher nur als Gedankenwolke durch den Kopf schwirrte. Der Text kommt in meine kleine Sammlung, denn dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Zitat von AbendlaenderWissenschaft und Aufklärung heute
Wie Dirk und Ungelt habe auch ich, lieber Abendländer, Ihren Text mit Genuß gelesen. Ich habe mich nicht nur an der Klarheit der Argumentation und dem Deutsch erfreut, sondern ich stimme Ihnen auch zu - wenn ich den Beitrag als Philippika gegen bestimmte Entartungsformen von Wissenschaft verstehe.
Allerdings klingen mir einige Passagen so, als wollten Sie damit generell an der heutigen Wissenschaft Kritik üben; und da könnte ich Ihnen nicht folgen. Sie schreiben zum Beispiel:
Zitat von AbendlaenderWer hätte sich träumen lassen, daß Wissenschaft und Aufklärung eines Tages zum Gegensatzpaar würden? In solchen Zeiten leben wir.
Auch heute dient die Wissenschaft ganz überwiegend der Aufklärung. In vielen Disziplinen gibt es außerordentliche Fortschritte, die unser Wissen von der Welt (und auch von uns selbst) grundlegend ändern. Denken Sie nur an die Fortschritte der Astronomie seit dem Beginn der (unbemannten) Raumfahrt; an die immensen Fortschritte der Hirnforschung seit der Einführung bildgebender Verfahren; an das Vordringen evolutionärer Analysen in fast alle biologischen Wissenschaften und zunehmend die Humanwissenschaften überhaupt; an die Fortschritte der Physik (der Quantencomputer winkt am Horizont).
Die Klimaforschung ist durch ihre Verflechtung mit der Politik ganz untypisch. Ein anderers Beispiel, auf das Ihre Philippika zutrifft, ist die seit den siebziger Jahren in Teilen durch den Marxismus verdorbene Sozialwissenschaft.
Zitat von AbendlaenderAufklärung, lehrt uns Kant, ist der Weg aus selbstverschuldeter Unmündigkeit, die Fähigkeit, sich seines Verstandes ohne Anleitung anderer zu bedienen. Heute jedoch werden wir fremdbedient von Wissenschaftlern, die uns gerade dies verwehren.
Das sehe ich nicht. Wie will ein Wissenschaftler es jemandem verwehren, sich seines Verstandes zu bedienen? Wissenschaft ist in einer freien Gesellschaft öffentlich. Nur haben sich die meisten Wissenschaften halt so spezialisiert, daß man nur dann kompetent urteilen kann, wenn man mit einem immensen, sich ständig erneuernden Material an Informationen vertraut ist. Und zweitens kann man in der Regel nur dann kompetent urteilen, wenn man selbst im Forschungsprozeß steht.
Das hat verschiedene Gründe; und dazu möchte ich ein paar Worte sagen, auch gerade im Hinblick auf die Klimatologie.
Zum einen kann man Daten und theoretische Aussagen meist nur beurteilen, wenn man den Kontext kennt. Man muß bei Daten zum Beispiel über die Methodik Bescheid wissen, mit der sie gewonnen wurden, um ihren Aussagewert beurteilen zu können. Man muß die Fehlerquellen kennen, was man in der Regel durch eigene empirische Arbeit lernt. Die Plausibilität einer theoretischen Aussage kann man erst dann beurteilen, wenn man erstens einen guten Überblick über die Fakten hat und also weiß, welche Fakten die Theorie abdeckt und welche nicht; zweitens muß man beurteilen können, welche alternativen Erklärungsmöglichkeiten es gibt.
Sodann findet in der Forschung ja ein ständiger immanenter Diskussionsprozeß statt. Man diskutiert innerhalb einer Arbeitsgruppe eigentlich ständig; schon morgens beim ersten Kaffee, in der Mensa, manchmal bis in die Nacht hinein. Man trifft sich mit Fachkollegen zu vielen kleinen Treffen, die der Öffentlichkeit kaum bekannt sind. Man reist an andere Institute, um dort einen Vortrag zu halten, und diskutiert dort. Man geht natürlich zu den Tagungen und Kongressen.
Alles das ist dem Amateur weitgehend nicht zugänglich. Auch wenn er scharfsinnig ist, auch wenn er viel liest und vielleicht ein exzellenter Mathematiker ist, fehlen ihm die Voraussetzungen, um die Forschung richtig beurteilen zu können.
Das gibt in der Klimaforschung den Beiträgen von Leuten wie Keenan aus meiner Sicht diesen speziellen Charakter: Sie haben etwas gefunden und verbeißen sich nun da hinein. Es kann etwas Wichtiges sein. Es ist gut, daß es diese Amateure gibt, die den Wissenschaftlern auf die Finger sehen. Aber man darf aus meiner Sicht das, was sie leisten können, nicht überbewerten.
Zitat von AbendlaenderO blieben die Theorienschuster doch bei ihrem Leisten, anstatt sich gleich zum Bürgermeister auszurufen! Ein wahrer Wissenschaftler wäre es zufrieden, sein Gedankengebäude zu entwerfen, zu begründen und zu verteidigen, punktum. Was sich heute so nennt, spielt lieber den Mächtigen die Schalmei. Nein, ich bin nicht damit einverstanden, daß Forscher für Drittmittel mit Stallgeruch, für vorgewärmte Lehrstühle und das Ohr der Regierenden über Lügen gehen. Ich bin dagegen, daß meine Wählerstimme entwertet wird, weil nur noch gleichgeschaltete Kandidaten einer Nationalen Schlechtwetterfront auf dem Zettel* stehen. Und ich protestiere, wenn das Handwerkszeug des Wissenschaftlers dazu zweckentfremdet wird, andere Meinungen niederzuknüppeln. Dagegen muß Widerspruch erlaubt sein, ob mit oder ohne Berufung. Und deshalb ist Aufklärung heute zumindest ebenso der Weg aus fremdverschuldeter Unmündigkeit, die Auflehnung gegen hohle, eitle und falsche Wissenschaft.
Herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme meines Textes.
Zitat von Zettel... wenn ich den Beitrag als Philippika gegen bestimmte Entartungsformen von Wissenschaft verstehe.
Ich versichere Ihnen, so ist er gemeint.
Gottseidank leisten die meisten noch anständige Arbeit, wie ich immer wieder mit Freude und Gewinn nicht nur in diesem Blog feststellen darf. Schlimm wird es erst, wenn Politiker zur Wissenschaftskeule greifen, und dabei auch noch Komplizen aus der Forschung finden. Ich denke z.B. an die Indoktrination von Schulkindern, die als "Umweltdetektive" ausgesendet werden wie weiland Jungpioniere nach Westantennen. An indirekte Energiesteuern, die kein Parlament sich zu verhindern traut, und an weiteres mehr. Daß uns solcher untypische Größenwahn unter dem Falschnamen Wissenschaft untergejubelt wird, ist aber leider mehr als nur eine unbequeme Wahrheit.
Zitat von Zettel...Sodann findet in der Forschung ja ein ständiger immanenter Diskussionsprozeß statt. Man diskutiert innerhalb einer Arbeitsgruppe eigentlich ständig; schon morgens beim ersten Kaffee, in der Mensa, manchmal bis in die Nacht hinein. Man trifft sich mit Fachkollegen zu vielen kleinen Treffen, die der Öffentlichkeit kaum bekannt sind. Man reist an andere Institute, um dort einen Vortrag zu halten, und diskutiert dort. Man geht natürlich zu den Tagungen und Kongressen. Alles das ist dem Amateur weitgehend nicht zugänglich. Auch wenn er scharfsinnig ist, auch wenn er viel liest und vielleicht ein exzellenter Mathematiker ist, fehlen ihm die Voraussetzungen, um die Forschung richtig beurteilen zu können.
So ist es, diese Leute sind in der Regel darauf angewiesen, was ihnen die Medien als Wissenschaft präsentieren. Und dort tummeln sich "Wissenschaftsredakteuere", die teilweise nicht in der Lage sind eine Trägerrakete von der Nutzlast zu unterscheiden. Das war möglicherweise nur Extrembeispiel, aber in einer etwas abgeschwächten (und dafür in der Regel auch tendeziösen) Form ist es der Standard.
Dahinter steckt ja möglicherweise doch häufig eine solide wissenschaftliche Arbeit, für das Verhältnis der Normalkonsumenten zur "Wissenschaft" ist das aber unbedeutend. Für sie ist Wissenschaft das, was ihnen als solche präsentiert wird. Sie haben ja wirklich keine reale Chance die Berichte zu hinterfragen, sie sind ja in der Regel keine "exzellenten Mathematiker". Was bleibt, ist die Überzeugung, daß zumindest das, was in den Medien als Wissenschaft präsentiert wird, keine ist. Oder das Gegenteil davon, daß eben die manipulierten Ergebnisse kritiklos übernommen werden und später das Vertrauen in die Wissenschaft erschüttern.
Diese Situation führt nicht nur dazu, daß die von der Wissenschaft eigentlich erwartbare Orientierungshilfe fehlt. Gleichzeitig werden damit aber auch z.B. esoterische Glaubensrichtungen gestärkt. Ich bin in diesem Zusammenhang bereits öfters mit dem Hinweis konfrontiert worden, daß das, was als echte Wissenschaft präsentiert wird, ja oft ebenfalls zweifelhaft ist. Ich kenne auf diesen Einwand leider keine sehr überzeugende einfache Antwort. Soll man dann etwa anfangen zu argumentieren, daß all das, was einem als "Wissenschaft" verkauft wird, in Wirklichkeit keine ist? Un dahinter, unsichtbar, sich dann eine "echte" befindet, mit ganz anderen und richtigen Erkenntnissen?
Für die Mehrheit der Medienkonsumenten wirkt der beschriebene Zustand so leider wie eine "Gegenaufklärung".
Zitat von ZettelErnsthaft? Jedenfalls Jones bestreitet das nicht.
Jones hat dazu vielleicht nichts direkt gesagt, aber beim IPCC war das Ableugnen der Wärmeperiode schon ein Thema. Stichwort: "We must get rid of the Medieval Warm Period." http://epw.senate.gov/hearing_statements.cfm?id=266543
Zitat Ich sehe auch nicht die Relevanz für die jetzige Diskussion.
Das ist eigentlich ganz einfach: Jedes Prognosemodell ist doch nur ernst zu nehmen, wenn es auch den bisherigen Verlauf modellieren kann. Und das können die IPCC-Modelle nicht, da ist die Vergangenheit schlicht stabil.
Zitat Hm, gibt es wirklich ernsthafte Klimatologen, die bestreiten, daß auch andere Faktoren als menschengemachte zu Klimaänderungen führen können?
Nein, da habe ich mich wohl mißverständlich ausgedrückt. Selbstverständlich kennen und berechnen die eine Reihe anderer Faktoren. Aber das IPCC behauptet eben, ALLE diese Faktoren lückenlos zu kennen. Und nur damit können sie behaupten, der gemessene Anstieg können nur am CO2 liegen.
Zitat It is likely that there has been significant anthropogenic warming over the past 50 years averaged over each continent (except Antarctica) (Figure 2.5). {WGI 3.2, 9.4, SPM}
The observed patterns of warming, including greater warming over land than over the ocean, and their changes over time, are simulated only by models that include anthropogenic forcing. No coupled global climate model that has used natural forcing only has reproduced the continental mean warming trends in individual continents (except Antarctica) over the second half of the 20th century. {WGI 3.2, 9.4, TS.4.2, SPM}
Zitat Zu behaupten, das Klima hätte sich vor der Industrialisierung nie geändert, wäre doch abenteuerlich. Dort, wo heute Deutschland ist, wuchsen mal Riesenschachtelhalme!
Die großen Klimazyklen mit den Eiszeiten etc. bestreitet keiner. Obwohl es für deren Ursachen wohl auch nur vage Erklärungsversuche gibt, die fließen wohl auch nicht in die Klimamodelle ein. Ansonsten aber behauptet das IPCC, das Klima wäre konstant. Wenn es die menschenverursachten CO2-Emissionen nicht gäbe, müßte nach den IPCC-Prognosen das Klima im Jahre 2100 exakt so sein wie heute.
Zitat The observed patterns of warming, including greater warming over land than over the ocean, and their changes over time, are simulated only by models that include anthropogenic forcing. No coupled global climate model that has used natural forcing only has reproduced the continental mean warming trends in individual continents (except Antarctica) over the second half of the 20th century. {WGI 3.2, 9.4, TS.4.2, SPM}
Ich habe das hervorgehoben, was mir im jetzigen Kontext entscheidend erscheint: Das IPCC bestreitet nicht natural forcing - also die Einflüsse natürlicher Faktoren -, sondern behauptet nur, daß sie allein die beobachteten Daten nicht erklären können.
Zitat The observed patterns of warming, including greater warming over land than over the ocean, and their changes over time, are simulated only by models that include anthropogenic forcing. No coupled global climate model that has used natural forcing only has reproduced the continental mean warming trends in individual continents (except Antarctica) over the second half of the 20th century. {WGI 3.2, 9.4, TS.4.2, SPM}
Ich habe das hervorgehoben, was mir im jetzigen Kontext entscheidend erscheint: Das IPCC bestreitet nicht natural forcing - also die Einflüsse natürlicher Faktoren -, sondern behauptet nur, daß sie allein die beobachteten Daten nicht erklären können.
Nein, lieber Zettel, da sind Sie zu unpräzise. Das IPCC behauptet lediglich, dass die verfügbaren GCMs in bisherigen Simulationsläufen die beobachteten Daten nicht reproduzieren konnten.
Wenn man weiß, wieviele freien Parameter in den Modellen stecken, wieviele natürlichen Prozesse unverstanden oder unmodelliert sind und wie die Kalibrierung auf die Daten der Vergangenheit läuft, kommt man zum Schluss, dass das eine Nullaussage ist.
Zitat von ZettelLeider glauben aber viele Fachwissenschaftler, sie könnten die Statistik mit links erledigen. Erstens haben sie ja im Studium mal einen Statistikkurs besucht, und zweitens gibt es die schönen Programmpakete, in die man nur noch die Daten einwerfen muß.
Gerade habe ich wieder einen Psychologie-Artikel in den Händen gehabt, in dem die Autoren wichtige Einflussgrößen durch schrittweise Regression "bestimmt" und danach p-Werte ausgerechnet haben. Es ist zum .
Aber keiner mag Statistiker (und will dafür bezahlen), weil wir zwar in 25% der Fälle den Fachwissenschaftlern etwas liefern, was sie selbst noch nicht gefunden haben - aber in 75% der Fälle selbigen erklären, dass der Effekt, den sie gefunden zu haben glauben, nur auf falscher Statistik beruht.
Wir sind institutionalisierte Spielverderber.
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat The observed patterns of warming, including greater warming over land than over the ocean, and their changes over time, are simulated only by models that include anthropogenic forcing. No coupled global climate model that has used natural forcing only has reproduced the continental mean warming trends in individual continents (except Antarctica) over the second half of the 20th century. {WGI 3.2, 9.4, TS.4.2, SPM}
Ich habe das hervorgehoben, was mir im jetzigen Kontext entscheidend erscheint: Das IPCC bestreitet nicht natural forcing - also die Einflüsse natürlicher Faktoren -, sondern behauptet nur, daß sie allein die beobachteten Daten nicht erklären können.
Nein, lieber Zettel, da sind Sie zu unpräzise. Das IPCC behauptet lediglich, dass die verfügbaren GCMs in bisherigen Simulationsläufen die beobachteten Daten nicht reproduzieren konnten.
Das stimmt. Was ich paraphrasiert habe, scheint mir aber die Folgerung zu sein, die die IPCC-Leute gern ziehen möchten. Man kann die Aussage natürlich auch so paraphrasieren: "Wir waren bisher so schlecht, daß unsere Modelle die beobachteten Daten leider nicht unter der Annahme allein natürlicher Faktoren abdecken können. Aber wir arbeiten daran". Ich glaube nur nicht, lieber Hubersn, daß das gemeint ist.
Zitat von hubersnWenn man weiß, wieviele freien Parameter in den Modellen stecken, wieviele natürlichen Prozesse unverstanden oder unmodelliert sind und wie die Kalibrierung auf die Daten der Vergangenheit läuft, kommt man zum Schluss, dass das eine Nullaussage ist.
Man muß allerdings einräumen, daß es die übliche Ausdrucksweise in den Naturwissenschaften ist. Man sagt nicht, daß jemand falsche Daten publiziert hat, sondern man sagt "Unfortunately, we were unable to reproduce these results". Man sagt nicht, daß ein Modell nichts taugt, sondern man sagt: "We were unable to fit the model to our data".
Und man sagt eben auch nicht: Natürliche Faktoren allein können den beobachteten Klimaverlauf nicht erklären, sondern man sagt: "No coupled global climate model that has used natural forcing only has reproduced the continental mean warming trends". Aber man meint dasselbe. Denke ich jedenfalls.
Zitat von GorgasalGerade habe ich wieder einen Psychologie-Artikel in den Händen gehabt, in dem die Autoren wichtige Einflussgrößen durch schrittweise Regression "bestimmt" und danach p-Werte ausgerechnet haben. Es ist zum .
Und woran liegt's? Ein wesentlicher Faktor ist nach meiner Erfahrung die Ausbildung der Fachwissenschaftler in Statistik. Sie lernen alle möglichen Verfahren, aber sie lernen nicht, statistisch zu denken.
Sie sind auf der Suche nach "Signifikanzen", wie die Trüffelschweine nach Trüffeln wühlen, und glauben blind, daß das stimmt, was "signifikant geworden" ist, und daß alles nicht stimmt, was das nicht ist.
Ich hatte einmal eine Habil-Schrift (als Zweitgutachter) zu begutachten, deren Verfasser ein ganzes theoretisches Gebäude darauf aufbaute, daß er bestimmte Effekte nicht replizieren konnte. Also, so argumentierte er, hatte er deren Existenz widerlegt.
Er konnte sie nicht replizieren, weil er schlampig experimentiert hatte und deshalb die Fehlervarianz so groß war, daß der Effekt schon riesengroß hätte sein müssen, um "signifikant zu werden".
Nachdem ich das kritisiert hatte, bin ich mit dem Erstgutachter aneinandergeraten, der diese Argumentationsweise völlig in Ordnung fand. Wenn ein Unterschied nicht signifikant ist, dann gibt es ihn nicht. Also ist seine Existenz widerlegt. So argumentierte er.
Zitat von ZettelMan sagt nicht, daß jemand falsche Daten publiziert hat, sondern man sagt "Unfortunately, we were unable to reproduce these results".
Wenn wir schon eine Nebendiskussion über statistischen Unfug führen (an der ich nicht ganz unschuldig bin): dass man Ergebnisse nicht replizieren kann, muss nicht an falschen Daten liegen, sondern wird meines Erachtens fast immer daran liegen, dass selbige aus ausgiebigem data dredging stammen, bei dem den ursprünglichen Autoren nicht einmal klar war, dass sie hier Blödsinn betrieben haben.
Oder, noch viel schöner, es kann einfach am publication bias liegen. "Wir finden einen Zusammenhang zwischen X und Y" wird immer leichter zu publizieren sein als "wir finden keinen Zusammenhang zwischen X und Y". Der American Statistician hat gerade einen Artikel veröffentlicht, in dem etwas provokant die These aufgestellt wird, man könnte häufig getrost 90% der publizierten Ergebnisse gar nicht erst beachten, um diesem publication bias Rechnung zu tragen.
Wie ich schon häufiger geschrieben habe: ich glaube nur solchen medizinischen oder psychologischen Ergebnissen, die wiederholt repliziert worden sind.
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von ZettelWenn ein Unterschied nicht signifikant ist, dann gibt es ihn nicht. Also ist seine Existenz widerlegt. So argumentierte er.
Und das Faszinierende ist, dass die Wissenschaft trotzdem im großen und ganzen vorankommt. Nahezu unglaublich, wie robust sie gegenüber Verletzungen ihrer Voraussetzungen ist. Fast wie ANOVA und die Normalverteilung.
Ich wage dennoch schon gar nicht zu fragen, ob die Habilitation angenommen wurde und besagter Wissenschaftler seitdem wissenschaftlert. Ich fürchte, ich kenne die Antwort.
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalWie ich schon häufiger geschrieben habe: ich glaube nur solchen medizinischen oder psychologischen Ergebnissen, die wiederholt repliziert worden sind.
Meine Studenten kannten alle den Merkspruch, den ich ihnen eingebleut habe: "Ein Experiment ist kein Experiment".
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