So ungefähr würden heute die Schlagzeilen in der "Süddeutschen", bei "Spiegel- Online" usw. lauten, wenn es sich noch um Präsident Bush handelte und wenn die Demokraten im Aufwind wären.
Da aber der Präsident jetzt Obama heißt, erfährt der deutsche Medienkonsument wenig von dem dramatischen Umschwung in den USA, seit Barack Obama im November 2008 zum Präsidenten gewählt wurde.
Auf die aktuellen Daten von Rasmussen aufmerksam geworden bin ich durch den gestrigen Artikel von Thomas Lifson im American Thinker.
wenn man sich die Pollster-Auswertung der Meinungsumfragen ansieht, hat man nicht den Eindruck, dass sich in den letzten Monaten viel an der Wertschätzung Obamas durch die Amerikaner geändert hat: http://www.pollster.com/polls/us/jobapproval-obama.php
Danach sah es bis Ende letzten Jahres immer trüber für ihn aus, dann hat er sich auf relativ niedrigem Niveau stabilisiert und die Bewertungen schwanken nur noch ein bisschen hin und her.
Zitat Wie konnten diese Amerikaner mit deutlicher Mehrheit einen Präsidenten wählen, der offensichtlich versucht, das Land sozialdemokratisch umzugestalten? Die Antwort ist einfach: Weil er es ihnen vor der Wahl nicht gesagt hat.
Das sehe ich nicht so. Die Wählerpräferenz für Obama und McCain schwankte bis zur massiven Verschärfung der Finanz- und Wirtschaftskrise hin und her. Dann überholte Obama, weil mehr Wähler für staatliche Eingriffe in die Wirtschaft waren.
Auf der Website, zu der mich einer Ihrer Links geführt hat, habe ich übrigens noch eine andere in diesem Zusammenhang interessante Information gefunden. Nur 53% der Amerikaner sagen, dass Kapitalismus besser ist als Sozialismus, 27% wissen es nicht und 20% votieren sogar für Sozialismus (http://www.rasmussenreports.com/public_c..._than_socialism). Für annährend die Hälfte der Amerikaner ist Sozialismus also kein Schreckgespenst und eine Politik Obamas, die in diese Richtung geht, muss nicht auf ihre Ablehnung stoßen.
Mir wäre es auch lieber, wenn ich als Konservativ-Liberaler auf eine große Mehrheit der Amerikaner als zuverlässige Bundesgenossen setzen könnte, aber man darf Wusch und Wirklichkeit nicht verwechseln. Ich habe dort mehr Verbündete als in Europa, aber annähernd die Hälfte der Bevölkerung steht ziemlich stabil auch dort leider eher im anderen Lager.
Zitat von Abrahamwenn man sich die Pollster-Auswertung der Meinungsumfragen ansieht, hat man nicht den Eindruck, dass sich in den letzten Monaten viel an der Wertschätzung Obamas durch die Amerikaner geändert hat: http://www.pollster.com/polls/us/jobapproval-obama.php Danach sah es bis Ende letzten Jahres immer trüber für ihn aus, dann hat er sich auf relativ niedrigem Niveau stabilisiert und die Bewertungen schwanken nur noch ein bisschen hin und her.
Diese aggregierten Daten sehen in der Tat anders aus als die von Rasmussen.
Der Hauptunterschied dürfte sein, daß Rasmussen die beiden eindeutigen Beurteilungen ("strongly approve" und "strongly disapprove") gegenüberstellt, während bei den aggregierten Daten auch diejenigen Befragten der einen oder anderen Seite zugeschlagen werden, die nur eine Tendenz äußern ("somewhat approve" bzw. disapprove heißt das bei Rasmussen). Zweitens stammen die Daten von Rasmussen nur von Befragten, die wahrscheinlich wählen gehen.
Die Daten widersprechen sich also nicht:
Bei denjenigen, die eine deutliche Meinung haben, begann nach Rasmussen Obama nach seiner Wahl stark (44 Prozent "strongly approve", nur 16 Prozent "strongly disapprove"). Seither haben sich seine Werte kontinuierlich verschlechtert. Anfang Juli 2009 kreuzten sich die beiden Kurven. Jetzt überwiegen deutlich die negativen Beurteilungen (gestern 43 Prozent "strongly disapprove" und nur noch 22 Prozent "strongly approve"; man kanns sich die Daten Tag für Tag hier tabellarisch ansehen).
Die Daten unter Einschluß derer, die keine ausgeprägte Meinung haben, einschließlich der Nichtwähler, zeigen zwar ebenfalls den Abfall der positiven und den Anstieg der negativen Beurteilungen (Pollster); aber im Niveau liegen die positiven Antworten generell höher, so daß die Kurven erst seit ungefähr Ende Dezember 2009 dasselbe Niveau erreicht haben und sich in der Tat, wie Sie richtig schreiben, seither ungefähr auf diesem bewegen. (Wenn man genau hinguckt, dann sieht allerdings, daß auch hier bei den neuesten Daten die negativen Beurteilungen erstmals die positiven überwiegen, wenn auch hauchdünn (48,7 zu 48,0, also noch fern jeder Signifikanz)).
Fazit also: Bei den politisch interessierten Amerikanern mit einer deutlichen Meinung liegt Obama inzwischen deutlich im Minus; nimmt man aber auch diejenigen hinzu, die keine deutliche Meinung haben und/oder die gar nicht wählen gehen, dann halten sich positive und negative Beurteilungen ungefähr die Waage.
Dieser Unterschied ist in der Demoskopie nichts Außergewöhnliches. Wer sich nicht für ein Thema interessiert und/oder keine deutliche Präferenz hat, der neigt eher dazu, "ja" zu sagen als "nein". Im Zweifelsfalls stimmt man eher zu, als abzulehnen.
Zitat von Abraham
Zitat Wie konnten diese Amerikaner mit deutlicher Mehrheit einen Präsidenten wählen, der offensichtlich versucht, das Land sozialdemokratisch umzugestalten? Die Antwort ist einfach: Weil er es ihnen vor der Wahl nicht gesagt hat.
Das sehe ich nicht so. Die Wählerpräferenz für Obama und McCain schwankte bis zur massiven Verschärfung der Finanz- und Wirtschaftskrise hin und her. Dann überholte Obama, weil mehr Wähler für staatliche Eingriffe in die Wirtschaft waren.
Das ist eine mutige Behauptung, lieber Abraham. Zu der Entwicklung in den Wochen vor der Wahl dürften viele Faktoren beigetragen haben, u.a. die Kamagne gegen Sarah Palin. Was die Krise angeht, so dürfte sie in der Tat Obama genützt haben; aber - ich habe das damals analysiert - weniger, weil die Amerikaner sich von ihm mehr staatliche Eingriffe erwareten (Bush unternahm ja gerade massive staatliche Eingriffe), sondern weil sie sich von ihm erhofften, daß er die sozialen Folgen der Krise eher abmildern würde als McCain.
Zitat von AbrahamAuf der Website, zu der mich einer Ihrer Links geführt hat, habe ich übrigens noch eine andere in diesem Zusammenhang interessante Information gefunden. Nur 53% der Amerikaner sagen, dass Kapitalismus besser ist als Sozialismus, 27% wissen es nicht und 20% votieren sogar für Sozialismus (http://www.rasmussenreports.com/public_c..._than_socialism). Für annährend die Hälfte der Amerikaner ist Sozialismus also kein Schreckgespenst und eine Politik Obamas, die in diese Richtung geht, muss nicht auf ihre Ablehnung stoßen.
Danach, ob der Sozialismus ein Schreckgespenst ist, wurde nicht gefragt. Für die ungewöhnlich hohe Zahl der Unentschiedenen gibt es aber eine Erklärung:
Diese Umfrage ist schon ein Jahr alt; sie stammt vom April 2009, also vom Höhepunkt der Wirtschaftskrise.
In dem Text von Rasmussen gibt es des weiteren dazu Erläuterungen: "Kapitalismus" und "Sozialismus" wurden in der Umfrage nicht definiert. In einer anderen Umfrage (Dezember 2008) wurde gefragt, ob man eine "freie Marktwirtschaft" oder eine "staatlich gelenkte Wirtschaft" vorzieht (also dieselbe Frage, nur anders formuliert). Dort entschieden sich 70 Prozent für die freie Marktwirtschaft und nur 15 Prozent für eine staatlich gelenkte Wirtschaft.
Wenn die Zustimmung zu "Kapitalismus" geringer ist als die zu "freie Marktwirtschaft", dann dürfte - so Rasmussen - darin die Unzufriedenheit mit Auswüchsen des Kapitalismus zum Ausdruck gekommen sein, wie sie eben die Krise zeigte. Eine generelle Ablehnung der freien Marktwirtschaft kann man daraus nicht ableiten.
In der einen Umfrage waren 15 Prozent für eine staatlich gelenkte Wirtschaft, in der anderen 20 Prozent für den Sozialismus. Das ist die linke Wählerschaft, die mit Obamas Politik übereinstimmt.
Aber mit einem Fünftel der Wähler im Rücken kann man das Land nicht umgestalten.
Als ich jetzt für die Antwort an Abraham die Daten von Rasmussen noch einmal angesehen habe, bin ich auf eine aufschlußreiche Umfrage aufmerksam geworden, die, glaube ich, ein gutes Bild von der politischen Stimmung in den USA gibt.
Rasmussen legt den Befragten regelmäßig eine Liste mit zehn politischen Themen vor und fragt, wem sie mehr zu dem betreffenden Thema vertrauen (trust) - den Republikanern oder den Demokraten? Hier sind die aktuellen Ergebnisse vom 5. März. Ich gebe die Prozentzahlen für die Republikaner und die Demokraten in den in den USA üblichen Farben wieder; die Rechten sind dort die Roten! Die führende Partei ist jeweils hervorgehoben.
Befragung von 1000 wahrscheinlichen Wählern, 27. 2. bis 2. 3. 2010:
Nur bei zwei Themen (Bildungswesen und Regierungsethik) haben die Amerikaner also mehr Vertrauen in die Partei Barack Obamas. Bemerkenswert sind die vielen Themen, bei denen beide Parteien niedrige Zahlen haben, wo man also weder den einen nur den anderen vertraut. Am deutlichsten ist das bei der Regierungsethik.
Bemerkenswert ist, daß auch bei den klassischen linken Themen Gesundheit und Soziale Sicherheit den Republikanern mehr vertraut wird als den Demokraten. Und beim Thema Irak - wer hätte das vor drei Jahren vorhergesagt, als Bush im Irak gescheitert schien und als Obama seinen Gesetzentwurf einbrachte, der den bedingungslosen Abzug aus dem Irak vorsah!
Zitat Fazit also: Bei den politisch interessierten Amerikanern mit einer deutlichen Meinung liegt Obama inzwischen deutlich im Minus; nimmt man aber auch diejenigen hinzu, die keine deutliche Meinung haben und/oder die gar nicht wählen gehen, dann halten sich positive und negative Beurteilungen ungefähr die Waage.
Ich habe die Rasmussen-Daten grafisch ausgewertet, lieber Zettel - siehe beigefügte Excel-Datei. Rasmussen bietet ja auch "Total Approve"- und "Total Disapprove"-Daten. Nach meinem Verständnis entsprechen diese Daten den Pollster-Daten (Approve / Disapprove). Schauen Sie bitte Diagramm 1 an. In der grafischen Auswertung habe ich Trendlinien hinzugefügt. Danach ist tatsächlich ein deutlicher Abstand von zuletzt etwa 7% zwischen den Total-Werten zu sehen, während ja bei den Pollster-Werten Approve und Disapprove ungefähr gleichauf liegen. Mir war es aber in meinem Beitrag, den Sie kritisiert haben, gar nicht um diese Differenz gegangen. Ich habe nur darauf hingewiesen, dass sich nach den Pollster-Daten in 2010 nicht mehr viel verändert hat. Das ist nach den Total-Daten von Rasmussen auch so. Noch eindeutiger hat der Strongly-Disapprove-Trend in diesem Jahr stagniert. Nur der Strongly-Approve-Trend ist nach Rasmussen in 2010 weiter deutlich gesunken. Das könnte meiner Annsicht nach daran liegen, dass Obama auf einigen Gebieten von seiner ursprünglichen Politik erhebliche Abstriche gemacht und damit seine radikalen Anhänger enttäuscht hat.
Zitat Zu der Entwicklung in den Wochen vor der Wahl dürften viele Faktoren beigetragen haben, u.a. die Kamagne gegen Sarah Palin. Was die Krise angeht, so dürfte sie in der Tat Obama genützt haben; aber - ich habe das damals analysiert - weniger, weil die Amerikaner sich von ihm mehr staatliche Eingriffe erwareten (Bush unternahm ja gerade massive staatliche Eingriffe), sondern weil sie sich von ihm erhofften, daß er die sozialen Folgen der Krise eher abmildern würde als McCain.
Da könnten Sie Recht haben, lieber Zettel.
Zitat In dem Text von Rasmussen gibt es des weiteren dazu Erläuterungen: "Kapitalismus" und "Sozialismus" wurden in der Umfrage nicht definiert. In einer anderen Umfrage (Dezember 2008) wurde gefragt, ob man eine "freie Marktwirtschaft" oder eine "staatlich gelenkte Wirtschaft" vorzieht (also dieselbe Frage, nur anders formuliert). Dort entschieden sich 70 Prozent für die freie Marktwirtschaft und nur 15 Prozent für eine staatlich gelenkte Wirtschaft.
Wenn die Zustimmung zu "Kapitalismus" geringer ist als die zu "freie Marktwirtschaft", dann dürfte - so Rasmussen - darin die Unzufriedenheit mit Auswüchsen des Kapitalismus zum Ausdruck gekommen sein, wie sie eben die Krise zeigte. Eine generelle Ablehnung der freien Marktwirtschaft kann man daraus nicht ableiten.
Selbst wenn es zutreffen sollte, dass die Ergebnisse der Kapitalismus/Sozialismus-Befragung stark von der Krise beeinflusst wurden, ist kaum anzunehmen, dass in der heutigen, für sehr viele Amerikaner immer noch sehr ungünstigen Situation (Arbeitsplätze, Häuser) davon nichts mehr geblieben ist. Mag sein, dass nach einer längeren Phase positiver wirtschaftlicher Entwicklung andere Ergebnisse herauskämen. Aber davon sind wir heute noch weit entfernt.
Zitat In der einen Umfrage waren 15 Prozent für eine staatlich gelenkte Wirtschaft, in der anderen 20 Prozent für den Sozialismus. Das ist die linke Wählerschaft, die mit Obamas Politik übereinstimmt.
Aber mit einem Fünftel der Wähler im Rücken kann man das Land nicht umgestalten.
Nach Pollster stimmt etwa die Hälfte der Bevölkerung mit Obama überein, nach Rasmussen etwa 45% (Total Approval).
Ich glaube allerdings auch nicht, dass Obama jetzt noch viel umgestalten kann. Das liegt aber an der Verschiebung des Stimmenverhältnisses im Senat.
Auch climate change war und ist eines der klassischen Obama-Themen. Im Wahlkampf 2008 war es nicht ausschlaggebend, weil auch der republikanische Kandidat McCain sich im Prinzip der Argumentation der Al-Gore-Fraktion angeschlossen hatte. McCain war damit damit aber nicht repräsentativ für seine Partei. Inzwischen melden sich die Skeptiker bei den Republikanern wieder laut zu Wort, sie profitieren in diesem Punkt vom Stimmungswandel im Land. Obama hat sich auf eine Linie festgelegt, die im Herbst 2008 Mainstream war, die aber inzwischen eher zum Verliererthema wird.
Zitat von AbrahamIch habe die Rasmussen-Daten grafisch ausgewertet, lieber Zettel - siehe beigefügte Excel-Datei. Rasmussen bietet ja auch "Total Approve"- und "Total Disapprove"-Daten. Nach meinem Verständnis entsprechen diese Daten den Pollster-Daten (Approve / Disapprove). Schauen Sie bitte Diagramm 1 an. In der grafischen Auswertung habe ich Trendlinien hinzugefügt. Danach ist tatsächlich ein deutlicher Abstand von zuletzt etwa 7% zwischen den Total-Werten zu sehen, während ja bei den Pollster-Werten Approve und Disapprove ungefähr gleichauf liegen.
Könnten Sie bitte noch eine Legende hinzufügen? Mir ist nicht klar, welche Farbe für was steht.
Zitat von Abraham Mir war es aber in meinem Beitrag, den Sie kritisiert haben, gar nicht um diese Differenz gegangen. Ich habe nur darauf hingewiesen, dass sich nach den Pollster-Daten in 2010 nicht mehr viel verändert hat. Das ist nach den Total-Daten von Rasmussen auch so. Noch eindeutiger hat der Strongly-Disapprove-Trend in diesem Jahr stagniert. Nur der Strongly-Approve-Trend ist nach Rasmussen in 2010 weiter deutlich gesunken. Das könnte meiner Annsicht nach daran liegen, dass Obama auf einigen Gebieten von seiner ursprünglichen Politik erhebliche Abstriche gemacht und damit seine radikalen Anhänger enttäuscht hat.
Ja, das ist eine plausible Erklärung. Allerdings würde ich nicht unbedingt "radikale" Anhänger vermuten. Er hat viele Menschen für sich begeistert, indem er viel versprochen hat; ja nicht nur in der Innenpolitik.
In der Innenpolitik ist er auf den Widerstand gestoßen, den jeder erfahrere Politiker antizipiert hätte. In der Außenpolitik hat er keine der exorbitant hohen Erwartungen erfüllt, die er geweckt hatte - weder ist ein Frieden im Nahen Osten näher gekommen, noch hat Obama mit seiner Politik der ausgestreckten Hand den Iran von seiner Atomrüstung abgebracht, noch hat er überhaupt irgend etwas erreicht.
Viele dürfte das veranlaßt haben, von "strongly approve" zu "approve" zu wechseln. Sie sind enttäuscht, lassen aber Obama noch nicht im Stich.
Zitat von Abraham
Zitat In dem Text von Rasmussen gibt es des weiteren dazu Erläuterungen: "Kapitalismus" und "Sozialismus" wurden in der Umfrage nicht definiert. In einer anderen Umfrage (Dezember 2008) wurde gefragt, ob man eine "freie Marktwirtschaft" oder eine "staatlich gelenkte Wirtschaft" vorzieht (also dieselbe Frage, nur anders formuliert). Dort entschieden sich 70 Prozent für die freie Marktwirtschaft und nur 15 Prozent für eine staatlich gelenkte Wirtschaft.
Wenn die Zustimmung zu "Kapitalismus" geringer ist als die zu "freie Marktwirtschaft", dann dürfte - so Rasmussen - darin die Unzufriedenheit mit Auswüchsen des Kapitalismus zum Ausdruck gekommen sein, wie sie eben die Krise zeigte. Eine generelle Ablehnung der freien Marktwirtschaft kann man daraus nicht ableiten.
Selbst wenn es zutreffen sollte, dass die Ergebnisse der Kapitalismus/Sozialismus-Befragung stark von der Krise beeinflusst wurden, ist kaum anzunehmen, dass in der heutigen, für sehr viele Amerikaner immer noch sehr ungünstigen Situation (Arbeitsplätze, Häuser) davon nichts mehr geblieben ist.
Stimmt. Aber das habe ich, lieber Abraham, ja auch nicht behauptet. Wenn man die beiden Umfragen zusammennimmt, dann scheint ein Teil der Befragten sagen zu wollen: Wir sind für eine freie Marktwirtschaft, aber gegen die Auswüchse des Kapitalismus, wie sie sich in der jetzigen Krise gezeigt haben. Eine Mehrheit bejaht ja aber den Kapitalismus auch jetzt.
Zitat von Abraham
Zitat In der einen Umfrage waren 15 Prozent für eine staatlich gelenkte Wirtschaft, in der anderen 20 Prozent für den Sozialismus. Das ist die linke Wählerschaft, die mit Obamas Politik übereinstimmt. Aber mit einem Fünftel der Wähler im Rücken kann man das Land nicht umgestalten.
Nach Pollster stimmt etwa die Hälfte der Bevölkerung mit Obama überein, nach Rasmussen etwa 45% (Total Approval).
Stimmt. Ich hätte schreiben sollen "die mit Obamas Politik des Wegs zu einer sozialdemokratischen Gesellschaft übereinstimmt". Das ist ja nicht alles, was die Zustimmung zu Obama begründet. Viele stimmen zu, weil sie nun einmal der Demokratischen Partei nahestehen oder angehören. Viele stimmen zu, weil sie bestimmte Elemente der Politik Obamas begrüßen; sagen wir, auf den Gebieten Umwelt, Antirassismus, Bildung, Abtreibung.
Zitat Könnten Sie bitte noch eine Legende hinzufügen? Mir ist nicht klar, welche Farbe für was steht.
Das verstehe ich nicht, lieber Zettel. Am rechten Rand des Diagramms befindet sich doch eine Legende. Zur Sicherheit hänge ich die Grafik noch als pdf an.
Zitat In der Innenpolitik ist er auf den Widerstand gestoßen, den jeder erfahrere Politiker antizipiert hätte. In der Außenpolitik hat er keine der exorbitant hohen Erwartungen erfüllt, die er geweckt hatte - weder ist ein Frieden im Nahen Osten näher gekommen, noch hat Obama mit seiner Politik der ausgestreckten Hand den Iran von seiner Atomrüstung abgebracht, noch hat er überhaupt irgend etwas erreicht.
Ich denke, dass Sie da ein bisschen übertreiben, lieber Zettel. Obama hat erreicht, dass das Ansehen der USA in vielen Ländern de Welt dramatisch gestiegen ist, vor allem auch in Deutschland. Gerade die Politik, von der Sie und ich nichts halten, kommt z. B. bei der Mehrheit unserer Landsleute gut an. Auch wenn uns das nicht gefällt, wir müssen es zur Kenntnis nehmen.
Zitat Eine Mehrheit bejaht ja aber den Kapitalismus auch jetzt.
Schon, aber zumindest bei denen, die in der Krise nnicht einmal sicher sind, ob sie Sozialismus oder Kapitalismus vorziehen, kann man annehmnen, dass sie nicht unbedingt gegen eine "Sozialdemokratisierung" des Kapitalismus sind, die Herbeiführung "westeuropäischer Verhältnisse". Und nur darum geht es ja. Obama ist sicher kein verkappter Lenin. In Deutschland wäre er vielleicht ein gemäßigter SPDler. Übrigens ist auch in Deutschland die große Mehrheitder Bürger für den Kapitalismus (http://de.statista.com/statistik/daten/s...hlten-laendern/), aber mit allerlei Änderungen und Reformen. Um die streiten wir doch mit Sozialdemokraten und nichtkommunistischen Sozialisten.
Zitat Stimmt. Ich hätte schreiben sollen "die mit Obamas Politik des Wegs zu einer sozialdemokratischen Gesellschaft übereinstimmt". Das ist ja nicht alles, was die Zustimmung zu Obama begründet. Viele stimmen zu, weil sie nun einmal der Demokratischen Partei nahestehen oder angehören. Viele stimmen zu, weil sie bestimmte Elemente der Politik Obamas begrüßen; sagen wir, auf den Gebieten Umwelt, Antirassismus, Bildung, Abtreibung.
Sie haben dazu doch selbst Zahlen geliefert:
Zitat Rasmussen legt den Befragten regelmäßig eine Liste mit zehn politischen Themen vor und fragt, wem sie mehr zu dem betreffenden Thema vertrauen (trust) - den Republikanern oder den Demokraten? Hier sind die aktuellen Ergebnisse vom 5. März. Ich gebe die Prozentzahlen für die Republikaner und die Demokraten in den in den USA üblichen Farben wieder; die Rechten sind dort die Roten! Die führende Partei ist jeweils hervorgehoben.
Befragung von 1000 wahrscheinlichen Wählern, 27. 2. bis 2. 3. 2010:
(linke Zahl: mehr Vertrauen zu Demokraten, rechte Zahl: mehr Vertrauen zu Republikanern)
Somit halten etwa 40% die z. Zt. vor allem von Obama repräsentierten Demokraten für kompetenter auf den Feldern Wirtschaft, Gesundheit, Steuern, soziale Sicherheit. Das sind alles Gebiete, auf die sich die Bemühungen Obamas zur Sozialdemokratisierung besonders richten. Es stimmt also wohl (leider) nicht, dass Obama nur 20% der Bevölkerung hinter sich hat, wenn er für eine Sozialdemokratisierung eintritt. Es ist fast die Hälfte der Bevölkerung, was aus meiner Sicht immer noch viel besser ist als bei uns, denn hier befürwortet eine deutliche Mehrheit diese Politik, auch bei den Christdemokraten.
Zitat Könnten Sie bitte noch eine Legende hinzufügen? Mir ist nicht klar, welche Farbe für was steht.
Das verstehe ich nicht, lieber Zettel. Am rechten Rand des Diagramms befindet sich doch eine Legende. Zur Sicherheit hänge ich die Grafik noch als pdf an.
Danke! Ich hätte weiter nach rechts scrollen sollen.
Zitat von Abraham
Zitat In der Innenpolitik ist er auf den Widerstand gestoßen, den jeder erfahrere Politiker antizipiert hätte. In der Außenpolitik hat er keine der exorbitant hohen Erwartungen erfüllt, die er geweckt hatte - weder ist ein Frieden im Nahen Osten näher gekommen, noch hat Obama mit seiner Politik der ausgestreckten Hand den Iran von seiner Atomrüstung abgebracht, noch hat er überhaupt irgend etwas erreicht.
Ich denke, dass Sie da ein bisschen übertreiben, lieber Zettel. Obama hat erreicht, dass das Ansehen der USA in vielen Ländern de Welt dramatisch gestiegen ist, vor allem auch in Deutschland. Gerade die Politik, von der Sie und ich nichts halten, kommt z. B. bei der Mehrheit unserer Landsleute gut an. Auch wenn uns das nicht gefällt, wir müssen es zur Kenntnis nehmen.
Ja, er spricht "die Leute" an. Nur kann er sich davon nichts kaufen. Internationale Politik findet zwischen Regierungen statt. Obama hat es ja mit "direkter Diplomatie" gegenüber den arabischen Staaten versucht; siehe seine Kairoer Rede. Gebracht hat das nichts. Seine bisherige Außenpolitik ist ein Fiasko.
Was zählt, ist nicht, wie freundlich einer ist und wie schön er daherredet. Das hat eine Mehrheit der Amerikaner jetzt gemerkt, und das werden vermutlich auch allmählich unsere Landsleute merken. Gerade hat die Regierung Obama in einem groben Akt von Protektionismus ein schon so gut wie perfektes Geschäft mit Airbus ausgehebelt. So etwas dürfte bald auch in Deutschland das Bild mehr bestimmen, als wenn einer sich in Berlin vor die Freiheitsstatue stellt und, wie der Berliner sagt, Arien quatscht.
Zitat von Abraham
Zitat Eine Mehrheit bejaht ja aber den Kapitalismus auch jetzt.
Schon, aber zumindest bei denen, die in der Krise nnicht einmal sicher sind, ob sie Sozialismus oder Kapitalismus vorziehen, kann man annehmnen, dass sie nicht unbedingt gegen eine "Sozialdemokratisierung" des Kapitalismus sind, die Herbeiführung "westeuropäischer Verhältnisse".
Das ist, lieber Abraham, Ihre Vermutung. Vielleicht stimmt sie, vielleicht ist sie falsch. Ich halte es mit Rasmussen: Sie sind nicht gegen eine freie Wirtschaft, mochten sich aber angesichts der Krise nicht zum Kapitalismus zu bekennen.
Zitat von AbrahamObama ist sicher kein verkappter Lenin. In Deutschland wäre er vielleicht ein gemäßigter SPDler.
Ja, so würde ich das auch einschätzen. Als verkappten Lenin habe ich ihn, glaube ich, auch nicht bezeichnet.
Aber für amerikanische Verhältnisse ist er damit eben ein Linksaußen; einer, der - hätten die Wähler das gewußt - nicht mehr Stimmen bekommen hätte als der einzige andere am Rand des Spektrums, der bisher als Kandidat einer der beiden großen Parteien angetreten ist: Barry Goldwater.
Aber es ist gut möglich, daß er im Amt allmählich in die Mitte rückt. Charles Krauthammer hat heute einen überraschenden Kommentar geschrieben, in dem er die Entwicklung der Demokraten hin zu einer verantwortungsvolleren Politik lobt.
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