Ich habe mich a bisserl gewundert, daß es darauf keine Diskussionen gab, weil ja seinerzeit die Diskussion über diesen Fall hier im Forum sehr lebhaft gewesen war.
Inzwischen habe ich den sehr ausführlichen Artikel im "Spiegel" der kommenden Woche gelesen. Daraus geht unter anderem hervor,
- daß Kachelmann ein Casanova ist, der habituell à la "Boeing, Boeing" mehrere Verhältnisse mit Frauen hatte, die nichts voneinander wußten
- daß das tatsächliche oder vermeintliche Opfer "Simone" bei den Vernehmungen kräftig gelogen hat. Sie hatte beispielsweise von einer der anderen Freundinnen schon länger gewußt und ihr via Facebook nachspioniert
- daß die Gutachterin Greuel, die jetzt negativ über die Glaubwürdigkeit von "Simone" geurteilt hat, von der Staatsanwaltschaft bestellt gewesen war
- daß alle objektiven Tatspuren fragwürdig sind. Das gilt nicht nur für die DNA-und Blutspuren an dem Messer; sondern dieses wäre nach Ansicht eines Gutachters auch gar nicht geeignet gewesen, die vorliegende Halsverletzung zu erzeugen. Er hält ein Kratzen mit den Fingernägeln für wahrscheinlicher. Es fehlen auch die für Vergewaltigungen typischen, durch das Festhalten des Opfers erzeugten Druckspuren an den Oberarmen. Die Aussage von "Simone", Kachelman hätte ihr während fast der ganzen Vergewaltigung das Messer an den Hals gehalten, ist unplausibel. Man stelle sich einmal vor, wie das gehen soll.
Das heißt nicht, daß Kachelmann unschuldig sein muß. Es heißt aber, daß man ihn vorschnell in U-Haft genommen hat, bevor hinreichend ermittelt worden war.
Herzlich, Zettel
Leser2009
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06.06.2010 22:43
#27 RE: Zitat des Tages: Jörg Kachelmann verhaftet
Und so greift eins ins andere. Auch wenn meine Meinung über von der Leyen und deren Machenschaften als übertrieben angesehen wird, hier drängt sich uns ein Fall auf, der sehr wohl damit in Verbindung steht. Natürlich nicht unmittelbar; aber es ist ja abwegig zu anzunehmen, die Hetze des Gendermainstreaming würde ganz ohne Ziel betrieben.
Obwohl Kachelmann (Zettel hat das ja ausführlich dargelegt) nach normalem Dafürhalten nie verhaftet werden dürfen, sitzt er seit Wochen im Knast. Erst schießen und hinterher fragen. Und warum ist das so? Sicher gibt es mehrere Gründe, aber einer dürfte schon die Hetze des Gendermainstreaming sein. In den sattsam bekannten „wissenschaftlichen“ Arbeiten wurde tausendfach bewiesen: Gewalt ist männlich. Abweichende Ergebnisse werden (siehe GG Art. 5(3), Freiheit der Wissenschaft) unterdrückt (http://www.vafk.de/themen/aktuell/news/obrgemuenden.pdf).
Das unselige Gewaltschutzgesetz schlägt in die gleiche Kerbe. „Zum totalitären Arrangement braucht man letztlich auch die Büttel in Polizei und Justiz, die die schmutzige Arbeit machen. Wer mag, kann hierzu die Begründung zum Gewaltschutzgesetz studieren, mit denen der Rechtsstaat im Interesse von Frauen suspendiert wurde.“ schrieb Bock zutreffend in „Gender-Mainstreaming als totalitäre Steigerung von Frauenpolitik“ (http://www.kellmann-stiftung.de/beitrag/Bock_Gender.htm)
Wie Recht er damit hat, lesen wir in der Broschüre „„Häusliche Gewalt und polizeiliches Handeln, Information für die Polizei und andere Beteiligte“ des Innenministeriums von NRW. „In Zweifelsfällen wird die Polizei häusliche Gewalt annehmen. “ Zu Recht. Warum soll man sich mit rechtsstaatlichen Prozeduren belasten, wenn ja ohnehin wissenschaftlich bewiesen ist, dass der Beschuldigte schuldig ist?
An „Rote Karte für prügelnde Ehemänner“ oder „Stoppt Gewalt gegen Frauen“ in der medialen Dauerberieselung haben wir uns sowieso gewöhnt.
In dieser Atmosphäre reicht dann eben jede noch so schwachsinnige Anzeige, um den Denunzierten in den Knast zu bringen. Und es wird viel angezeigt. Warum nicht, ist doch vollkommen risikolos. In der Regel wird gegen die Lügnerinnen nicht mal ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, im ungünstigsten Fall wird sie (obwohl § 164 StGB eine Bestrafung bis zu 5 Jahre zulässt) zu einer Geldstrafe verurteilt. Keine, wirklich keine Lügnerin muss befürchten zu einer Strafe verurteilt zu werden, die im Bereich derer liegt, die dem Denunzierten im Fall des Denunziationserfolgs gedroht hätte.
Natürlich ist Kachelmann unschuldig. Das von der Justiz suggerierte Motiv „Vergewaltigung als Strafe“ liegt dermaßen neben der Realität, dass es schon besserer Beweise bedurft hätte als die Aussagen des angebl. „Opfers“. Die gibt es aber nicht!
Macht ja nichts. Auf seinen Anwaltskosten bleibt er trotzdem sitzen. OK, er ist reich und kann das verschmerzen. Aber jeder Normalverdiener kann sich fragen ob und wie er in der Lage wäre, mal eben so einige zehntausend Euro einzubüßen.
Das größte Problem Kachelmanns werden wohl eher weniger die Anwaltskosten sein, sondern seine zerstörte berufliche und private Situation. Selbst wenn er freigesprochen wird, hängt ihm das ein Leben lang nach.
Zitat von MichaelDas größte Problem Kachelmanns werden wohl eher weniger die Anwaltskosten sein, sondern seine zerstörte berufliche und private Situation. Selbst wenn er freigesprochen wird, hängt ihm das ein Leben lang nach.
Das wäre in seinem Fall noch abzuwarten. Bei einem normalen Bürger ist das wahrscheinlich. Aber bei Kachelmann könnte es glimpflich ausgehen, zumal er nicht wegen Mangel an Beweisen freigesprochen worden ist, offenbar ist an der ganzen Sache nichts dran. Könnte sein, zumal er auch einen Medienanwalt hat, daß er die Sache zu seinen Gunsten ausschlachten kann.
Das könnte natürlich auch ein möglicher Ausgang sein. Als ich meinen Beitrag schrieb, dachte ich an Andreas Türk, bei dem das Verfahren ja ähnlich verlief. Erst medial vorverurteilt ( wenn auch im kleineren Rahmen), dann wegen massiven Zweifeln an den Aussagen des Opfers freigesprochen.
Zitat von Leser2009Und so greift eins ins andere. Auch wenn meine Meinung über von der Leyen und deren Machenschaften als übertrieben angesehen wird, hier drängt sich uns ein Fall auf, der sehr wohl damit in Verbindung steht. Natürlich nicht unmittelbar; aber es ist ja abwegig zu anzunehmen, die Hetze des Gendermainstreaming würde ganz ohne Ziel betrieben.
Klar, auch die Finanzkrise und der Nahost-Konflikt sind irgendwie mittelbar auf Gendermainstreaming zurückzuführen. Ganz zu schweigen vom Regietheater und den Staus auf der Autobahn....
Zitat von Leser2009 Obwohl Kachelmann (Zettel hat das ja ausführlich dargelegt) nach normalem Dafürhalten nie verhaftet werden dürfen, sitzt er seit Wochen im Knast. Erst schießen und hinterher fragen.
Klasse, wie Sie ganz ohne Akteneinsicht und ohne nähere Kenntnisse vom Ermittlungsstand oder aller weiteren Umstände wissen, daß Kachelmann nie hätte verhaftet werden dürfen. Es mag sein, daß die Staatsanwaltschaft voreilig gehandelt hat. Der Umgang mit den Medien ist definitv verbesserungswürdig, aber es ist falsch, daß Kachelmann "nie hätte verhaftet werden dürfen". Die Entscheidung ist rechtlich sehr wohl vertretbar.
Zitat von Leser2009Und warum ist das so?
Lassen Sie mich raten, bestimmt hat Frau von der Leyen persönlich beim ermittelnden Staatsanwalt interveniert und die Verhaftung angeordnet.
Zitat von Leser2009Das unselige Gewaltschutzgesetz schlägt in die gleiche Kerbe.
Derartige unsachliche Verallgemeinerungen disqualifizieren sich und den Verwender. Nur weil es die Möglichkeit gibt, das Gesetz zu mißbrauchen, ist es nicht "unselig". Haben Sie schon mal eine Mandantin gehabt, die von ihrem besoffenen Ehemann regelmäßig verprügelt oder zum Geschlechtsverkehr gezwungen wird?
Wo haben Sie eigentlich Ihre profunden Kenntnisse des deutschen Rechtssystems her? Sind Sie Anwalt oder sonst in irgendeiner Weise beruflich mit diesen Dingen befaßt?
Nur der Fall Türk ist vergleichbar, die anderen Quellen beziehen sich auf das Umgangs- und Sorgerecht für Kinder bei geschiedenen Eltern, also auf das Familinerecht. Mit Kachelmann hat das überhaupt nichts zu tun.
Zitat von Leser2009 Natürlich ist Kachelmann unschuldig.
Ich schlage vor, Sie bewerben sich umgehend bei der Staatsanwaltschaft. Wie Sie locker-flockig aus der Ferne, ohne jede rechtliche und tatsächliche Kenntnis des konkreten Falls, schnell mal Schuld und Unschuld feststellen, das imponiert denen bestimmt. Da kann man jede Menge umfangreicher Ermittlungsverfahren einsparen!
Zitat von MichaelDas könnte natürlich auch ein möglicher Ausgang sein. Als ich meinen Beitrag schrieb, dachte ich an Andreas Türk, bei dem das Verfahren ja ähnlich verlief. Erst medial vorverurteilt ( wenn auch im kleineren Rahmen), dann wegen massiven Zweifeln an den Aussagen des Opfers freigesprochen.
Mir ist sofort Michel Friedman eingefallen, und der ist mW. sogar bestraft worden. Aber er hat die richtigen Beziehungen und ist - fast - schon wieder obenauf...
Sie argumentieren nicht auf dem gedanklichen Niveau, das in diesem Forum üblich ist. Pauschale, oft auch noch in einer affektgeladenen Sprache vorgetragene Behauptungen ersetzen keine Argumente zur Sache.
Das ist keine persönliche Kritik an Ihnen; anderswo werden Sie mit diesem Stil auf Resonanz treffen. Hier aber wird nun einmal auf eine andere Art diskutiert.
Ich will auf diesem Niveau nicht diskutieren und werde deshalb auf Ihre Beiträge in Zukunft nicht mehr eingehen; so wie ich auch schon auf Ihren neben der Sache liegenden Hinweis auf Spengler in einem anderen Thread nicht mehr geantwortet habe.
Herzlich, Zettel
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07.06.2010 18:39
#34 RE: Zitat des Tages: Jörg Kachelmann verhaftet
Zitat von Leser2009Auf seinen Anwaltskosten bleibt er trotzdem sitzen. OK, er ist reich und kann das verschmerzen. Aber jeder Normalverdiener kann sich fragen ob und wie er in der Lage wäre, mal eben so einige zehntausend Euro einzubüßen.
so schlimm ist es nicht: nach §467/1 StPO muß bei Freispruch oder Einstellung des Verfahrens der Staat alle für die Verteidigung notwendigen Kosten übernehmen, zumindest bis zu den festgelegten Rechtsanwalts-Tarifsätzen. Für die U-Haft müßte es auch eine Entschädigung für den Verdienstentgang geben bzw. eine (kleine) Haftentschädigung. Das Problem bei einem einfachen Bürger ist eher das Vorschießen der Anwaltskosten, da man sich hier auch nicht mit einer Rechtsschutzversicherung absichern kann, da die bei Vorsatzdelikten wie Vergewaltigung nicht zahlt. Notfalls muß man dann mit einem beigeordneten Verteidiger nach §140ff. StPO auskommen und der bekommt dafür dann auch noch weniger Gage als nach RA-Tarif.
Leser2009
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07.06.2010 23:38
#35 RE: Zitat des Tages: Jörg Kachelmann verhaftet
Zitat von Leser2009 Obwohl Kachelmann (Zettel hat das ja ausführlich dargelegt) nach normalem Dafürhalten nie verhaftet werden dürfen, sitzt er seit Wochen im Knast. Erst schießen und hinterher fragen.
Klasse, wie Sie ganz ohne Akteneinsicht und ohne nähere Kenntnisse vom Ermittlungsstand oder aller weiteren Umstände wissen, daß Kachelmann nie hätte verhaftet werden dürfen.
Aber bitte. Ich beziehe mich auf die mediale Darstellung. Was denn sonst? Im Gegenzug könnte man fragen, woher Sie wissen
Zitat von JeffDavisDie Entscheidung ist rechtlich sehr wohl vertretbar.
und das
Zitat von JeffDavisganz ohne Akteneinsicht und ohne nähere Kenntnisse vom Ermittlungsstand oder aller weiteren Umstände
Verstehe. Quod licet Iovi, non licet bovi. Vermutlich bin ich bovi.
Zitat von JeffDavisSie schon mal eine Mandantin gehabt, die von ihrem besoffenen Ehemann regelmäßig verprügelt oder zum Geschlechtsverkehr gezwungen wird?
Nein. Und Sie?
Zitat von JeffDavisWo haben Sie eigentlich Ihre profunden Kenntnisse des deutschen Rechtssystems her?
Aus der glaubwürdigen und plausiblen medialen Darstellung. Z.B. dieser: http://www.zeit.de/2007/03/Rueckert-Buch-03?page=all, ein eindeutig strafrechtlicher Fall, den Sie aus unerfindlichen Gründen dem Familienrecht (Seit wann werden im Familienrecht Freiheitsstrafen verhängt?) zuordnen. Wenn zwei nachweislich Unschuldige zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt werden, kann das evtl. noch ein Einzelfall eines verrückten Richters und Staatsanwalts sein. Werden jedoch die Schadensverursacher nicht zur Rechenschaft gezogen, dann hat der Wahnsinn wohl Methode. Oder nehmen wir den http://www.vonhermanni.de/. Obwohl es in keiner Phase des Verfahrens an der Unschuld des Geschädigten auch nur die geringsten Zweifel gab, wurde er jahrelang durch die Mühlen der Justiz gedreht und vom Landgericht verurteilt; bis dann der BGH freundlicherweise das absurde Urteil aufhob. Bezeichnend, dass die Protagonisten des Verfahrens (obwohl die lt. BGH-Entscheidung total versagt haben) in der Hierarchie aufgestiegen sind.
Irrtum? Von Irrtum kann wohl keine Rede sein, wenn das Urteil im Widerspruch zur dem Gericht bekannten Sach- und Aktenlage steht.
Nein, gegen diese menschenverachtenden Ansichten protestiere ich nicht, das hat keinen Sinn. Ich habe verstanden, dass Mitleid mit den Opfern der Justizwillkür unerwünscht ist. Mich wundert nur woher Sie die Sicherheit nehmen, dass Ihnen eines Tages nicht das gleiche widerfährt. Wo steht geschrieben, dass die Opfer Kachelmann, von Hermanni, Möllers oder Michelsen heißen müssen? Nirgends! Meyer, Müller, Schulze, Lehmann, Zettel oder JeffDavis kann es genauso treffen.
Zitat von Leser2009 Ich beziehe mich auf die mediale Darstellung. Was denn sonst?
Wenn Sie derart leichtgläubig gegenüber medialen Darstellungen sind, haben Sie noch einiges zu lernen. Die Entscheidung, ob K nach Aktenlage hätte verhaftet werden dürfen, kann man nur nach Kenntnis der Ermittlungsakte beurteilen. Das ist eine Selbstverständlichkeit, die keines näheren Kommentars bedarf.
Zitat von Leser2009 Im Gegenzug könnte man fragen, woher Sie wissen
Ganz einfach. Ich vertraue keinen medialen Darstellungen, sondern Fachleuten. Es gibt genug juristische Blogs, wo man sachkundig informiert wird. Ohne Bezug auf Gendermainstreaming. Im übrigen bin ich vom Fach.
Übrigens haben Sie eine Behauptung aufgestellt, nicht ich. Ich habe - wie es wohl jeder Jurist machen würde - die Entscheidung für die Verhaftung als vertretbar bezeichnet.
Zitat von Leser2009Vermutlich bin ich bovi.
Könnte ich erst beurteilen, wenn ich Ihre ärztliche Akte eingesehen habe.
Zitat von Leser2009 Nein. Und Sie?
Ja, ich habe schon einige Dutzend mißhandelte Frauen in der Kanzlei gehabt.
Zitat von Leser2009Aus der glaubwürdigen und plausiblen medialen Darstellung.
Warum hat mir das keiner vor dem Jurastudium gesagt? Was hätte ich nicht alles an Zeit und Mühe sparen können! Ein paar mediale Darstellungen lesen, und fertig ist der kleine Hausjurist. Woher wissen Sie eigentlich, daß die Medien glaubwürdig und plausibel sind? Weil sie Ihre Vorurteile bestätigen?
Der ganze weitschweifige Rest Ihres Beitrages hat mit dem Thema Kachelmann überhaupt nichts zu tun. Der Kriminalfall betrifft keine Vergewaltigung, sondern einen angeblichen Kindesmißbrauch. Ich folge jetzt Zettels Beispiel...
Wie lächerlich, aus bloßer Parteidisziplin auch gegen den fähigen Kandidaten des Gegners zu stimmen. (Klonovsky)
Leser2009
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09.06.2010 22:13
#37 RE: Zitat des Tages: Jörg Kachelmann verhaftet
Zitat von JeffDavisWenn Sie derart leichtgläubig gegenüber medialen Darstellungen sind, haben Sie noch einiges zu lernen. Die Entscheidung, ob K nach Aktenlage hätte verhaftet werden dürfen, kann man nur nach Kenntnis der Ermittlungsakte beurteilen. Das ist eine Selbstverständlichkeit, die keines näheren Kommentars bedarf.
Zitat von JeffDavis
Zitat von Leser2009 Im Gegenzug könnte man fragen, woher Sie wissen
Ganz einfach. Ich vertraue keinen medialen Darstellungen, sondern Fachleuten. Es gibt genug juristische Blogs, wo man sachkundig informiert wird.
Und so drehen wir uns im Kreis. Denn auch ohne zu wissen welche Blogs Sie meinen bin ich mir sicher, dass die Leute dort ebenfalls die Akten nicht gelesen haben (wenn doch, wäre das eine Schw. ohne gleichen). Woher diese Fachleute wohl ihre Kenntnisse haben. Die Akten haben die nicht gelesen, die mediale Darstellung ignorieren die ... dann ist´s wohl Telekinese (oder so).
Zitat von JeffDavisÜbrigens haben Sie eine Behauptung aufgestellt
Stimmt. Ich sage Kachelmann ist unschuldig. Dazu muss ich nicht seine Unschuld beweisen. Es reicht zu wissen, dass gegen ihn nichts vorliegt. Falls da was sein sollte das ich übersehen habe – gern lass ich mich berichtigen.
Zitat von JeffDavisdie Entscheidung für die Verhaftung als vertretbar bezeichnet.
Ohne Kenntnis der Akten, nur auf Basis der medialen Darstellung ... siehe Ihr Zitat ganz oben.
Zur medialen Darstellung: Auch ich habe nun begriffen, wie vorsichtig man da sein muss. Unsere Medien haben unterdessen ein Niveau, das einen glauben lässt Teilnehmer einer Zeitreise zu sein. Die Hetze unterscheidet sich nur noch marginal von dem aus DDR-Zeiten gewohnten. Aber einige Indikatoren gibt es schon. Da ist zum einen die Detailvielfalt oder –armut. Nehmen wir nur diesen Dreck: http://www.youtube.com/watch?v=-NyPeFX60Zs. Was man für Verrenkungen machen muss. In ganz Deutschland ein paar zerbrochene Fensterscheiben zusammenzustoppeln und so irgendwie das Schreckgespenst der rechten Gewalt aufrecht zu halten. Die couragierten Mainzer Reporter merken gar nicht, dass die mit ihrer Reportage das Gegenteil von dem beweisen, was die uns weis machen wollen. Noch schöner dieses Eigentor http://www.sueddeutsche.de/medien/eva-he...ht-gut-1.954805, so genial, dass es sogar die sonst nicht besonders helle SZ-Leserschaft bemerkte.
Den Medien allein vertraue ich grundsätzlich überhaupt nicht mehr. Bei allen Themen die mir wichtig sind informiere ich mich zuerst über die Blogs, und schaue danach was in der Zeitung steht. Im Fall Kachelmann haben die Zeitungen (die Online-Ausgaben) das gleiche berichtet wie die Blogs: Gegen Kachelmann liegt nichts vor. Aussagen einer Lügnerin - das sind neuerdings Beweise? Und ein Küchenmesse aus besagtem Haushalt, auf dem (Schock schwere Not) Kachelmanns DNA festgestellt wurde. Lieber JeffDavis, die haben nicht mal das schwarze unter den Fingernägeln.
Kann sein, die StA spielt ein raffiniertes Spiel, kann sein die haben den ultimativen Trumpf und wollen ihn irgendwann auf den Tisch knallen. Kann alles sein. Aber bis jetzt ist davon, selbst nach zwei Monaten U-Haft, nichts zu sehen.
Die aktuelle Entwicklung im Fall K. wirft ein Licht auf Probleme der Justiz, die dem Normalbürger idR verborgen bleiben. Wir haben über die möglicherweise voreilige Verhaftung diskutiert, über die StPO, die Taktik von K's Verteidigung uam., aber der sich herausschälende Kern des Falls ist mE ein anderer. Und das Problem ist beileibe kein Einzelfall.
Die Justiz (hier StA und Gerichte) gehört ohnehin zu den aufgrund ihrer Aufgabe konservativeren (unpolitisch gemeint) Institutionen des Staates. Bevor ein Verwaltungsgericht eine Behördenentscheidung aufhebt, muß schon sehr viel passieren. Der klagende Bürger kämpft in der Regel gegen Behörde und Gericht. Die Justiz hat außerordentlich viel Macht in der Sache (sie entscheidet letztlich über den Streit und das Schicksal eines Menschen), und wegen ihrer verfahrensrechtlichen Stellung viel Macht (sie ist den Parteien, dem Anwalt, und anderen Verfahrensbeteiligten klar überlegen). Sie unterliegt (zumindest der Richter) nahezu keiner Kontrolle.
Diese Position erfordert überdurchschnittliches Verantwortungsbewußtsein und Fingerspitzengefühl seitens der Richter und StÄ. Vor allem erfordert sie das Bewußtsein, daß sie - und zwar jeden Tag auf das Neue - den Rechtsstaat praktizieren und nicht bloß irgendeinen Fall abwickeln.
Leider fehlt es sowohl den Richtern als auch den StÄ oft an diesem Bewußtsein. Die Fälle werden ohne jedes menschliche Gespür behandelt und (bei Gericht) durchentschieden, der betroffene Bürger wird nicht mit seinem Anliegen, mit seiner Lage, sondern als fachlich inkompetentes und störendes Übel im Arbeitsalltag der Justiz wahrgenommen. Selbstkritik (auch Humor und Ironie) gehört auch nicht gerade zu den hervorstechenden Merkmalen der Justiz. Kombiniert mit der oa. Machtfülle und der closed shop - Mentalität der Richter und StÄ eine ernsthafte Gefahr für einen ordentlich funktionierenden Rechtsstaat.
Im Fall K möchte ich der StA nicht einmal eine voreilige Verhaftung zum Vorwurf machen, da mir ihr Informationsstand zum konkreten Zeitpunktn unbekannt ist. Ihr weiteres Vorgehen erweckt aber den Eindruck, als ob sie nun auf Biegen und Brechen nicht einsehen will, daß sich mittlerweile die Sachlage massiv zugunsten Ks verändert hat. Mit unangebrachter, aber justiztypischer Verbissenheit steht nun nicht mehr die Rechtmäßigkeit der fortdauernden Haft (also der Mensch K) im Mittelpunkt ihrer Überlegungen, sondern die Frage, wie sie ihr Gesicht wahren und den Eindruck vermeiden kann, ihre frühere Entscheidung sei falsch gewesen. Jetzt wird kleinkariert vorgegangen, die Sache in die Länge und alle Register gezogen, um am Ende doch noch sagen zu können, man habe Recht gehabt.
Möglicherweise hat Ks Verteidiger nicht sehr glücklich agiert, aber letztlich befindet er sich verfahrenstechnisch in der schwächeren Position, und es würde die StA auch nicht entlasten oder von ihrer Verantwortung befreien.
Diese Mängel der Justiz haben nach meiner Erfahrung mindestens ebensoviel Einfluß auf das Funktionieren des Rechtsstaates wie die zunehmend dilettantische Arbeit des Gesetzgebers.
People who are wise, good, smart, skillful, or hardworking don't need politics, they have jobs. (P.J.O'Rourke)
Der 3. Strafsenat des OLG Karlsruhe hat den Haftbefehl aufgehoben und Kachelmanns umgehende Freilassung angeordnet. Es besteht wohl kein dringender Tatverdacht mehr.
Für das Gericht liegt die Fallkonstellation der Aussage gegen Aussage vor. Bei dem mutmaßlichen Opfer könnten Bestrafungs- und Falschbelastungsmotive nicht ausgeschlossen werden, hieß es vom Gericht.
Uwe Richard
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Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben -- Uwe R.
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